rosie:
Das Alter per se ist auch kein Leiden, gemeint ist doch die Gebrechlichkeit, also körperliches Leiden. In diesen Wahrheiten stimmt also die Perspektive einfach nicht, weil sie ständig wechselt.
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Alter ist eher körperliches Leiden für den Betroffenen. Ich empfinde die psychisch-mentale Komponente beim Älterwerden nicht als leidvoll, sondern als interessant (z.B., dass mich immer weniger Mainstreamunterhaltung interessiert, sprich TV, Musik, Film).
Wer sagt denn, dass Leiden nur psychisch ist? Wenn ich mir alte Menschen anschaue, die diese und jene Gebrechen/Krankheiten haben, die würden sich bestimmt bedanken wenn ich sag "ist doch nur physisches Leid, das ist nicht wirklich leidvoll". Leiden ist Leiden. Arthrose oder gebrochene Knochen oder Rheuma oder was weiß ich tut eben weh. Da kann man meditieren, soviel man will. Man kann nur seine eigene Einstellung zu den Schmerzen beeinflussen.
rosie:
Dann bleibt dennoch die Geburt. Ich habe Geburten gesehen, bei denen weder Mutter noch Kind geschrien haben.
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Die Geburt ist eher Leiden im Sinne von körperlichem Leiden (für die Mutter, also nicht für den Geborenen/Betroffenen).
1. Nicht schreien bedeutet aber nicht zwingendermaßen keine Schmerzen oder? Zeugt primär von großer Willensanstrengung seitens der Mutter (meiner Meinung nach). Eine weitere Frage hierzu ist auch - wurden eventuell Medikamente verwendet, die Schmerzen unterdrücken? In diesem Fall wäre ja die Geburt nicht von Natur aus "nicht leidvoll".
2. Woher weißt du, dass das Kind nicht auch leidet? Und wenn es eventuell nur psychisch ist, weil es doch viel lieber im Mutterbauch bleiben möchte? Weiß man's? Und wenn eine Geburt nur physisch leidvoll ist, wie erklärt man dann postpartale Depressionen? Hier sehe ich schon Kapazität für Leiden...
rosie:
Tod ist wiederum Leiden für Außenstehende, nicht für den Betroffenen (soweit wir davon ausgehen, dass er kein Leidensbewusstsein mehr haben kann). Tod ist ja gerade das Ende des Leidens, nach allem, was ich beobachte - jedenfalls für den Betroffenen.
Wenn ich mein ganzes Leben in Angst vor dem Tod verbringe, kann Tod aber doch aus leidvoll sein, oder? Je nachdem wie ich sterbe, kann der Tod selber auch leidvoll sein. Wenn ich dann mal tot *bin*, empfinde ich das Leiden sicherlich nicht mehr (geh ich zumindest davon aus, bestätigen kann es ja keiner), da stimme ich dir zu.
rosie:
Die meisten Buddhisten verstehen diese Inkongruenz der vier edlen Wahrheiten nicht.
Ich möchte behaupten, viele Buddhisten sehen dies nicht als Inkongruenz an. Ich tus zumindest nicht.
Aber es ging ja um eigene Erfahrungen. Ich bin sicher, einige dieser Erfahrungen werden sich im Laufe der Zeit noch einstellen. Wenn nicht - dann sei froh, dann hast du wohl gutes Karma!
Viele Grüße
Lotusbluete