Beiträge von Joy im Thema „Satori = Erleuchtung?“

    brigittefoe:

    Erst als ich mit Jesus Christus bereit war zu sterben -
    nicht "nur", um aus einem Alptraum zu erwachen,
    nein, sterben, einfach nur sterben . . . sich hin- und dran-
    zugeben in das Unvermeidliche, dann scheint eine
    andere Wirklichkeit durch.


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    *mitseufz*


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    Onyx9:

    Nur eine Kleinigkeit: Ich seh es nicht unbedingt als Hinderniss daran zu glauben, dass nur ein Buddha Verwirklichung erreichen kann. Denn es kann umgekehrt ein größeres Hinderniss darstellen, zu wissen "es kann jeder". Ich seh viel Enttäuschung bei Leuten, die schon lange praktizieren und sich abmühen...


    Das ist ein wichtiger Hinweis, danke. Man stolpert im lockeren Daherreden doch oft über seine eigenen Worte und verdreht dabei einiges. Auch mir passiert das ständig.


    Gerade das Abmühen ist oft das größte und letzte Hindernis zur Realisierung des Bodhi-Geistes, der immer Gegenwärtig ist, aber in dem kein Ich-Gedanke mehr Platz hat. Daher ist allein schon die Idee "ICH übe, damit ICH dies und das erreiche" ein Hinderniss, denn dieses Ich ist genauso phänomenal wie alle anderen Vorstellungen auch. Wenn diese Idee des konstanten Ich-Seins wegfällt, dann wird das realisiert, was auch Buddha realisiert hat.


    Die Übungen (Sadhanas) zielen ja meist darauf hin, den Geist zu "leeren" indem sich beständig der Vergänglichkeit aller objektiven, mentalen Phänomene bewusst zu werden. Je größer die Bereitschaft ist, das Ich und die Welt als Phänomen (geistige Emanation) zu sehen, desto aufnahmefähiger ist der relative Geist für die absolute Wahrheit. Und ich sehe es genauso wie du, hier bringt es Zen einfach auf den Punkt: Sitzen - Eintauchen in die Gewahrwerdung der Phänomenalität allen Seins - Kensho (erster intuivitver Einblick) - weiter sitzen - Satori (glasklare Realisierung der Wahrheit).


    Die Menschen vor 2500 Jahren waren anders gestrickt als wir. Ich glaube, dass auch eine Lehre leben und sich der Entwicklung des menschlichen, relativen Geistes anpassen muss.


    Tradition gut und wichtig, aber irgendwann kommt der Punkt, wo man sich selbst sagt: "Und jetzt will ich auch". Dieser Impuls kommt aber von innen und das ist kein mentaler Willensakt. Aber mal reinhorchen in sich selbst und schauen, ob sich da schon Bereitschaft gefühlt werden kann, das kann nicht schaden. Meistens trifft man dann auf Angst. Angst davor, die Familie zu verlieren, den Job, alles wovon man vorher dachte, dass es (lebens)wichtig ist.


    Bei mir ist so viel schlimmes geschehen, dass ich eh die Freude am Leben verloren hatte damals und bevor ich mich selbst töte, habe ich dafür gebetet, dass ich aus diesem Alptraum aufwache. Irgendwo heißt es auch: "Nur wer schlecht träumt, entwickelt einen starken Wunsch, zu erwachen". Da ist schon was dran. Wenn das "normale" Leben gut läuft, wofür dann erwachen? Dann benutzt man vielleicht den Buddhismus zur Entwicklung einer persönlichen Ethik, mit der man gut über die Runden kommt und gut ist.


    Zen geht da sicher radikaler und entschlossener ans Werk. Sitzen, bis es knallt. :)


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    Bakram:

    Assoziatives Denken oder so was.


    Intuition, Bauchgefühl, Herzsehen ... irgendwie sowas ist es, durch dass es sich mitteilt, was vor dem Denken ist.


    Zitat

    Dabei ist aber, ich nenne es mal ein "Riss in der Persönlichkeit" nötig um den Panzer zu durchdringen. Allerdings darf es wirlich nur ein Riss sein, denn ansonsten droht bald einmal die Psychiatrie.
    ...
    Hierzu ein geflügeltes Wort eines an Schizophrenie erkrankten ...


    Ja. Ken Wilber erforschte das und nannte es "Prä-/Trans-Verwechslung". Persönlichkeitsverlust hat meist pathologische oder sogar letale Auswirkungen, während die Transzendierung der Persönlichkeit etwas ist, was mit der richtigen Begleitung durchaus in ein neues, wundervolles, klares, stabiles, friedliches Bewusstsein führen kann.


    siehe dazu "Die Verwechslung von 'prä' und 'trans'"
    Aus: Ken Wilber, Eros, Kosmos, Logos, S. 259ff
    http://www.praetrans.com/de/ptv.htm


    Ken spricht dort vom Problem der Integration spiritueller Erfahrungen wie Kensho und Satori in unserer von der klassischen Psychologie beeinflussten Gesellschaft: "Durch einen Denkfehler der ersten Art werden alle höheren und transrationalen Zustände auf niedrigere und prärationale reduziert." Das heißt, klare "bewusstseinserweiternde" Erfahrungen werde grundsätzlich erstmal pathologisiert, weil die klassische, schulmäßige, westliche Psychologie einfach alles pathologisiert, was nicht "normal" im Sinne eines normalen, gesellschschaftskonformen Bewusstsein ist. Es gibt bei uns eben keine Klöster wie früher in der Blütezeit des Zen in China, wo sich Menschen zurückziehen und einem Meister anvertrauen können.


    Zitat

    Um es gleich vorweg zu nehmen, das alles hat nichts übernatürliches an sich


    Auf keinen Fall und darum finde ich es gut, dass sich westliche Wissenschaft mehr und mehr mit diesem Thema beschäftigt und es demystifiziert. Die modernen Psychologen müssen ausgebildete und eingeweihte Zen-Meister und ihre Therapie sollte Sesshin und Dokusan heißen.


    Sowar gibt es bereits und die Menschen, die diesen Weg etablieren und vorantreiben sind durchaus vertrauenswürdig, siehe diese Videos von Willigis Jäger:


    Spirituelle Krise


    Was ist Intuition


    Zitat

    Ich glaube es ist einfach eine bewusste Reise ins eigene Gehirn


    Das ist eine prärationale Sicht auf Einheitserfahrungen wie Kensho, Satori, Bodhi oder Moksha (die westliche Psychologie hat dafür keinen Begriff). Ich glaube, dass es mehr ist, weil ich erfahren habe, dass es mehr ist. Was es ist weiß man leider erst, wenn es geschieht und es geschieht erst, wenn es geschehen soll. Das Leben kümmert sich selbst drum und das ist gut so.


    Zitat

    Meine kleine, unbedeutende persönliche momentane Meinung


    Danke für den Hinweis. Gute Einstellung!


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    sumedhâ am:

    nach meinem verständniss hat der "buddha in uns" - "buddhantur", nichts mit selbstkontrolle und oder ehtik zu tun.


    es geht darum unser über alles geliebte "kunstwerk" zu zerstören, um das "befreien" dessen was wir kunstvoll schicht für schicht bedeken - unsere wahre natur, mit unsere meine ich nicht, meine, deine, unsere, sondern das was frei davon ist.


    Sehr schön ausgedrückt!


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    sumedhâ:

    ich habe weiter oben bewusst von "gedankengut" geschprochen da ich "Satori" nicht erlebt habe und es auch nicht zu meinem ziel erkläre ;O)


    Ich habe es auch nicht als Ziel erklärt. Es hat mich einfach erwischt wie ein Schnupfen. Und nun läuft die Nase und mir gehen langsam die Taschentücher aus. :)


    :lol:


    Bitte nehmt mich nicht so ernst, ich habe ja schon gesagt hier im Forum "ich bin ein Träumer".


    Ich entschuldige mich vorsorglich auch bei allen Lehrmeister des Zen, dass ich so frech dazwischenfunke. Das ist ein gewisses Mitteilungsbedürfnis, was sich hier äußert. Ich möchte damit nicht Verwirrung reinbringen, vielleicht eher auflockern und erheitern. Buddha kann sicher auch lachen.


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    Onda:

    Was ist Satori wenn nicht Erleuchtung?


    Im Sinne eines in der Zeit erfolgten Geschehens ist Satori eine Erfahrung wie jede andere, die kommt und geht.


    In der Qualität des Satoris selbst (siehe Merkmale von D.T. Suzuki) ist es eine "spontane Einleuchtung von Wahrheit". Ein "Funken Wahrheit" trifft auf das relative Bewusstsein, nistet sich dort ein und reift zur absoluten Bewusstheit heran. Was vorher langweiliges Üben war, wird jetzt zur "lebenserhaltenden Maßnahme". Die Reifung der Einleuchtung von Wahrheit ins menschliche, relative Bewusstsein zum absoluten Buddha-Bewusstsein muss ab der Initiierung durch Satori beständig kultiviert werden, wie eine zarte Pflanze in einem rauhen Klima. Das geschieht durch Sitzen. Sitzen beruhigt den durch den "Blitzschlag des Satori" aufgescheuchten und verwirrten Geist.


    Aus dieser Perspektive gesehen ist Erleuchtung sowohl eine "Momentserfahrung" als auch ein Prozess und Satori ist die Initierung dieses Prozesses. Diese "Momentserfahrung" ist sozusagen die Geburt in ein neues Lebens und Satori der Zeitpunkt der Geburt eines neuen Buddhas. Menschen sind Tiere, die sich zu Buddhas entwickelt. Die biologische Evolution ist abgeschlossen, die geistige Evolution wird jetzt nachgeholt. Aber wo neues entsteht, muss altes sterben und das wird noch eine große Herausforderung für unsere egomanische Gesellschaftsstruktur. Darum werden viele Buddha-Anwärter gebraucht, die diesen globalen Prozess unterstützen. Und das findet statt.


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    sumedhâ:

    unter den Zen-meistern der vergangenheit und gegenwart gibt es einige die "Satori" keine große bedeutung beimessen..


    Als Erfahrung sicherlich nicht, da ist Satori nichts wert, weil alle Erfahrungen kommen und gehen. Aber Satori ist auch eine Initiierung in eine andere Bewusstheit und in dieser Bewusstheit ist das, was sich im Moment des Satori offenbart hat "immer wieder" *) erfahrbar. Anfangs nur in Versenkung, später mehr und mehr im alltäglichen Erleben.


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    *) "immer wieder" trifft es nicht ganz, weil hier das Konzept von Zeit implementiert ist, was in der Wachheit selbst nicht existiert. Sprache unterliegt eben vielen Eingeschränkungen, vor allem die intellektuelle Sprache, die wir benutzen.

    monikamarie:

    Denn letztlich liegt ES ja jenseits intellektueller Spekulationen


    Sehe ich auch so. Aber wenn Wacheit "hier" (bei mir) unmittelbar wahrgenommen wird gibt es eben die Tendenz in meinem menschlichen Geist, über das Gesehene zu berichten. Das es nie das ist, was Wachheit selbst ist, da sind wir uns absolut einig.


    Ich habe viele Leben lang gübt, Wachheit (Bodhi) zu realisieren. Jetzt funktioniert es, ich erfreue mich dran und meine Worte spiegeln diese Freude wieder.


    Zitat

    sorry, ich habe das mit Kensho verwechselt


    Darum habe ich die von Daisetz T. Suzuki beschriebenen Merkmale von Satori mit angefügt. Ich denke, die Lehrkompetenz von Suzuki im Bereich des Zen-Buddhismus ist hier unumstritten.


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    Ich habe gerade im Forum gelesen, dass Satoris "kleine Einblicke und keine Erleuchtung sind". Dazu möchte ich einen Beitrag verfassen.


    Zunächst möchte ich sagen, dass es mich immer wieder wundert, wie erleuchtet ein Mensch doch sein muss, der so viel über Erleuchtung weiß. Solche Aussagen wie "Satori ist keine Erleuchtung" haben vielleicht Bestand im Rahmen einer gewissen Glaubensrichtung, die etwas ganz anderes unter Erleuchtung versteht als es im Zen verstanden und als Satori beschrieben wird. Aber das sollte dann auch fairerweise in diesem "offenen Rahmen" hier mit sachlichen Argumenten unterfüttert werden. Das ist eine sachliche Kritik an dieser Aussage und keine persönliche. Ich bitte, das zu unterscheiden!


    Zur Erleuchtung aus Sicht des Chan/Zen:


    Im Chan/Zen ist Satori das, was im Buddhismus Bodhi, im Hinduimus Moksha und von den Mystikern "Gottesschau" genannt wird.


    Im Theravada wird da noch unterschieden zwischen "Erwacht sein" und "Einblick ins Erwachtsein". Das gibt es in manchen Zen-Richtungen auch, wo der Einblick ins Erwachen Kensho und das Erwachsen selbst Satori genannt wird.



    Daisetz T. Suzuki hat folgende Merkmale als wesentlich für die Satori-Erfahrung beschrieben:



    Palikanon schön und gut, aber die alten Palmblätter stauben schon über 2000 Jahre vor sich hin. Eine wirkliche Lehre des Erwachens lebt. Die gelebte Lehre ist meiner Ansicht nach die Entwicklung des Dharma von Theravada (Mönch) zu Mahayana (Bodhisattva bzw. Wandermöch), zu Chan (Bodhi-dharma ["erwachte Lehre"]), zu Zen (Zen und die Kunst des Spülens oder Autowaschens).


    Die Lehre des Buddha manifestiert sich z.Z. als "das Zen des 21. Jahrhunderts" in den USA und schwappt mehr und mehr zu uns rüber. Der Kreis der Lehre schließt sich.


    Eines von vielen Beispielen der erblühenden Lehre des Buddha ist Genpo Merzel, siehe http://bigmind.org/teachings


    Buddha lebt!
    In uns und ich bin sicher, dass er sich freut, wenn er dort nach so vielen Jahren mal wieder erwachen darf.


    Einer der größten Hindernisse auf dem Weg zum Erwachen ist der Glaube "nur ein Buddha kann erwachen". Jeder von uns kann zu einem Buddha erwachen und das ist der einzige Grund, warum Buddha 40 Jahre lang Erwachen gepredigt hat. Buddhismus ist der Glaube daran, noch in diesem Leben erwachen zu können und es nicht weiter aufzuschieben. Die Zeit dazu ist "reif", nutze sie! Die Welt wird es uns danken und das gesamte Universum wird vor Freude in den hellsten Farben strahlen.


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