Beiträge von Grund im Thema „gier und buddhismus“

    Manchmal ists auch nur, dass man sich mit falschen Gedanken konditioniert. Also Gedanken, die zwar richtig sind, weil sie in Lehrreden oder anderen Texten drinstehen, die aber im eigenen "Innenleben" nicht "zünden" können.
    Ein Ansatz ist auch z.B. sich zu denken, dass Achtsamkeit immer da ist, also sozusagen ein "Basis-Gewahrsein", dass aber das Bewußtsein, welches wie Wellen auf diesem Gewahrsein ist, einfach zu unruhig ist, so dass man nicht mittels des Gewahrseins beobachten kann. Man beruhig dann das Bewußsein mittels Shamata ein bischen und im richtigen Augenblick entspannt man sich durch die nur mehr kleinen "Bewußtseinwellen hindurch" in das Gewahrsein hinein. Dann verweilt man darin, während man achtsam ist. Das passt IMO zur Beschreibung in MN10 wo es heißt "verweilt unabhängig und haftet an nichts in der Welt an". Die Achtsamkeit hat auf diese Art also "nichts" mit dem Bewußsein zu tun. Das Bewußtsein als Aggregat kann ja selbst "Gegenstand" (objekt) der Achtsamkeit, also dieses Gewahrseins, sein.

    mukti:
    TMingyur:


    Natürlich ist sie nicht immer gegenwärtig. Aber wenn du feststellst dass da Ablenkung oder "Trübung" ist, in dem Moment ist sie ja wieder da. 8)
    Und wenn du dich bemühst, dann sei halt achtsam, wenn Bemühung erscheint und wenn da Identifikation erscheint, weil Bemühung Wille ist und Wille mit Unwissenheit einhergeht und Unwissenheit mit Identifikation, dann sieh genau das und dann ist da nicht das geringste Problem ... ist da dieses "Ergreifen (wollen)", dann ergreif es und lass es sofort los wie eine heiße Kartoffel ;)


    Das Problem ist dass ich zwar feststelle dass da Ablenkung und Trübung ist, aber dass sie dadurch nicht verschwindet, und eine Bereitschaft besteht ihr nachzugehen. Ich beobachte die Bereitschaft und ihre Folgen, aber es ist schon geteilte Aufmerksamkeit - toll, ich fröne Vergnügungen und weiß dass ich gar nichts damit zu tun habe :? Das ist dann keine reine Achtsamkeit mehr. Was ich mache ist einfach dranbleiben am Rest der Achtsamkeit und durchtauchen, entweder stellt sich Frustration ein, dann wird der Spaß zur heißen Kartoffel die man fallen lassen kann oder der Kerl kommt durch irgendeine Inspiration wieder zur Vernunft :|


    Natürlich gibt es ein ganzes Arsenal an Methoden. "die heiße Kartoffel" klappt sehr gut in einem Zustand von Entspannnung. Mit dem kann man auch durch Sitzen sich etwas vertraut machen. Wenn man "die heiße Kartoffel" ne Weile erfolgreich praktiziert, dann wird man vielleicht irgendwann feststellen, dass sich das Problem schon im Keime erledigt (auflöst), dass man gar nicht mehr "kurz ergreifen" und dann sofort wieder loslassen muss. Da muss auch Raum dasein fürs loslassen, eine "innere Weite", man kann da auch zu Beginn den Atem zu Hilfe nehmen, indem man das blöde Zeug ganz einfach "ausatmet", das kann den nötigen Raum verschaffen.



    Wenn man angespannt ist und das Zeug an einem klebt "wie ein Kaugummi", es einen verfolgt (oder man es zwanghaft verfolgt), dann ist natürlich nichts mit "der keißen Kartoffel". Dann ist wohl eher ein konzeptuelles Gegenmittel angezeigt, indem man z.B. die Nachteile reflektiert, die es hat, wenn man den Impulsen nachgeht.


    Auf der anderen Seite, sollte man sich auch nicht Furcht einreden davor, dass es mal schiefgeht. Was "nur" Vergnügungen angeht, die anderen nicht schaden, kann man ja auch mal die Zügel locker lassen und das zum Anlass nehmen achtsam zu beobachten was eigentlich passiert. Wo, an welcher Stelle genau, tritt der "ich"-Impuls hervor? IMO ist der dann immer dabei. Und zwar ganz von Anfang an. Das ist der "Lüstling" :lol:
    Man sei sich aber bewußt, dass die absichtsvolle Bejahung des "Zügellockerlassens" nach dem Motto "man gönnt sich ja sonst nix" unweigerlich negative Spuren hinterlässt. Und wenn eine Haltung des Aufgebens dabei ist, ist es ebenso unheilsam. Dann besser spielerisch-forschend, in der Absicht, dem Ganzen an die Wurzel zu gehen, um damit Erkenntnisse zu sammeln und um es dann mit diesen Erkenntnissen zu bezwingen.

    mukti:
    TMingyur:

    Na ja, darüber könnte man nun diskutieren ob Achtsamkeit "Tun" oder "Nichts-tun" ist. Ich empfinde es eher als "Nichts-tun" denn als "Tun" ... also zumindest als sehr entspanntes "Tun" 8)


    Gratuliere, wenn es wirklich so ist.
    Bei mir ist die Achtsamkeit nicht immer gegenwärtig, es kommt immer wieder zur Trübung, und wenn ich mich dann nicht bemühe sie wiederzuerlangen siehts schlecht aus mit der Nicht-Identifikation. "Effektives Nichts-tun ist nicht einfach"...


    Natürlich ist sie nicht immer gegenwärtig. Aber wenn du feststellst dass da Ablenkung oder "Trübung" ist, in dem Moment ist sie ja wieder da. 8)
    Und wenn du dich bemühst, dann sei halt achtsam, wenn Bemühung erscheint und wenn da Identifikation erscheint, weil Bemühung Wille ist und Wille mit Unwissenheit einhergeht und Unwissenheit mit Identifikation, dann sieh genau das und dann ist da nicht das geringste Problem ... ist da dieses "Ergreifen (wollen)", dann ergreif das "Ergreifen (wollen)" und lass es sofort los "wie eine heiße Kartoffel" ;)

    mukti:
    TMingyur:


    Denn effektives Nichts-tun ist nicht einfach. Es setzt Nicht-Identifikation voraus, aber Identifikation ist gewohnheitsmäßig tief verwurzelt. Nicht-Identifikation mit allem und jedem das da kommen oder gehen mag, unterschiedslos.


    Und Nicht-Identifikation erreicht man durch Achtsamkeit. Also Nichts-tun erfordert das Tun der Achtsamkeit. Erst wenn die Achtsamkeit stetig und vollkommen ist, besteht Nichts-tun, man erreicht es nicht durch Nichts-tun, nur durch Übung in der Achtsamkeit, oder?


    Na ja, darüber könnte man nun diskutieren ob Achtsamkeit "Tun" oder "Nichts-tun" ist. Ich empfinde es eher als "Nichts-tun" denn als "Tun" ... also zumindest als sehr entspanntes "Tun" 8)

    Snake_Dance:


    ...was hat die Verwendung des Wortes "Vollkommenheit" mit Phantasterei zu tun? Verstehe den Zusammenhang nicht. Vielleicht interpretierst du da unnötigerweise was hinein was nicht hinein gehört. Vollkommen bedeutet hier eben ohne ein Rest von jeglicher Identifikation, was z.B. ja noch bei einem Nicht-Wiederkehrer vorhanden sein mag. Deshalb die Verwendung des Wortes Vollkommenheit in Zusammenhang mit Nibbana.


    Nun aus meiner Perspektive verhält es sich so: Von "vollkommen" redet man, wenn man sich was ausdenkt, von dem man denkt, dass es etwas "besseres" sei als das womit man vergleicht. Das womit man vergleicht erachtet man dann notwendigerweise als "verbesserungswürdig". Das bezeichne ich als "Phantasie".
    Aus deiner Perspektive mag es sich anders verhalten. Aber ich hoffe ich konnte klarstellen wie ich das gemeint habe.
    Meine Perspektive ist ferner:
    Wenn man nicht mehr der Gier ausgeliefert ist, dann ist man nicht mehr der Gier ausgeliefert. Welchen Sinn macht es da einen über- oder überübernächsten Schritt zu phantasieren. "ich" ist nie zufrieden und glaubt immer es müsse noch besser gehen. Aber wozu? Deswegen ist Achtsamkeit das probate Mittel Nicht-Identifikation zu praktizieren, praktizieren heißt ja "üben".
    "ich" neigt dazu, sich soweit von dem was ist weg-zuphantasieren, bis es dann letztendlich einen fiktiven Grund findet, sich der Entmutigung hinzugeben.

    Snake_Dance:
    TMingyur:


    Denn effektives Nichts-tun ist nicht einfach. Es setzt Nicht-Identifikation voraus, aber Identifikation ist gewohnheitsmäßig tief verwurzelt. Nicht-Identifikation mit allem und jedem das da kommen oder gehen mag, unterschiedslos.


    ...das ist absolut richtig oder noch anders ausgedrückt:
    "Dies ist nicht mein, dies bin nicht ich, dies ist nicht mein selbst" mit allem und jedem das da kommen oder gehen mag, unterschiedslos.
    Doch die vollkommene Nicht-Identifikation ist gleichzusetzen mit Nibbana, was zur Erinnerung.....das höchste Glück und Ziel jedes verständigen "Buddhisten" ist.


    "Doch die vollkommene Nicht-Identifikation"
    Nicht-Identifikation ist realisierbar durch Achtsamkeit ... da muss man nicht immer gleich gewohnheitsmäßig von "Vollkommenheit" phantasieren. Auch gegen derartige ich-bedingte Phantasien hilft Achtsamkeit 8)

    GaliDa68:

    Man kann schon mehr tun. Aber ist das effektiv?


    Ja, klar.


    Noch effektiver ist Nichts-tun. Aber das missverstehen manche als "bei den ersten x% 'tun' und dann, bei den restlichen 100-x% nichts mehr tun" also sone Art eigennütziges "Laisse faire".
    Denn effektives Nichts-tun ist nicht einfach. Es setzt Nicht-Identifikation voraus, aber Identifikation ist gewohnheitsmäßig tief verwurzelt. Nicht-Identifikation mit allem und jedem das da kommen oder gehen mag, unterschiedslos.

    Erdmaus:

    Jedes Lebewesen hat Instinkte. ... Es ist viel gesünder sein Menschsein einfach anzunehmen. Mit allen Stärken und Schwächen die naturgegeben dazugehören. :)


    Denkfehler. Nichts ist gegeben, weder von Natur noch von Gott 8)

    Mabuttar:

    Stimmt Buddha hat zwar Gegessen, weil es notwendig war, aber war sich des "Ekels " daran bewusst.


    So wie es oft heißt, der "Ekel der Nahrung", accinca du hattest ja glaub ich mal die Geschichte vom "Fleisch des Sohnes" wo das deutlich wird. Dieses Gleichnis hat mir da etwas näher gebracht.


    Ekel ist nur ein Antidot gegen Anhaftung an Geschmackreizen und die daraus folgende Nahrungsaufnahme zum Zwecke des Sinnesreizes.
    Die Kultivierung von Ekel ist nicht was der Buddha mittels des Gleichnisses "Fleisch vom Sohnes" empfiehlt. Denn da haben die Eheleute, das was ihnen allerliebst ist, getötet, um sich am Leben zu erhalten, und bringen wenn sie dann Essen vor lauter Leid, Trauer um ihren Sohn, fast keinen Bissen herunter.
    Wofür steht das?
    Das was jenen, die er mit diesem Gleichnis belehrt, allerliebst ist, ist die Befreiung von Samsara. Samsara aber ist bedingt durch Unwissenheit und diese Unwissenheit ist bedingt vom einem lebenden Körper. Der lebende Körper ist die Verkörperung von Unwissenheit, bringt kontinuierlich Unwissenheit hervor und droht so weiterhin an Samsara zu fesseln. Gleichzeitig gibt es ohne dass der Körper weiterlebt nicht die geringste Chance sich von Samsara zu befreien. Also hält man mittels Essen das am Leben, was einen mittelbar in Samsara festhält, obgleich man nichts sehnlicher wünscht als von Samsara befreit zu sein. Dieser Konflikt ist es, der jegliche Lust am Essen nimmt, die Nahrungsaufnahme zu einem Akt bloßer Notwendigkeit macht, da ist kein Streben nach Geschmackreizen, weil dies ja Kultivierung der Fessel der Sinnesbegierde wäre und auch kein Streben den Körper durch Essen besser aussehen zu lassen, weil der Körper ja nichts anderes ist als die Manifestation von Samsara.


    Man tut etwas, was man eigentlich nicht tun will, um ein übergeordnetes Ziel zu erreichen.

    accinca:

    Daher hat der Buddha auch nicht aus
    "natürlichen Instinkten" gegessen, sondern aus rationalen Erwägungen
    den Körper für seine Zwecke geeignet zu erhalten.


    Wenn kein Benzin mehr im Auto ist, dann füllt man welches nach 8)

    Erdmaus:

    Es ist durchaus legitim hier einen gewissen Widerspruch zu sehen.


    Wie könnte man Gedanken als "nicht legitim" bezeichnen? Wie könnte man sie als "legitim" bezeichnen? Sie kommen und gehen ...

    darkwave:

    es erscheint mir ein bischen fragwürdig, wenn man, eingebettet in errungenschaften die praktisch alle dem habenwollen entspringen, ständig predigt das das habenwollen des teufels ist...
    sauberes wasser,spitäler,häuser,soziale einrichtungen,demokratie, philosophie,bücher,wissenschaft usw. alles resultate des habenwollens!


    Wer dein Fragwürdigkeitsproblem hat, der kann auch den noblen Lebenswandel pflegen und dort betteln gehen wo's das alles nicht gibt.


    Wer dein Problem nicht hat, der hat dein Problem nicht. Warum sollte so einer sich dein Problem aufhalsen? 8)