Beiträge von Erdmaus im Thema „Wissen ist auch nur Bestiz“

    Zitat

    Naiv ist die Vorstellung
    zu glauben das der Frieden in Zukunft von dem blinden Glauben
    von etwas kernhaftes in allen falschen Lehren(Religionen) abhinge.


    Es ging mir überhaupt nicht um die Frage welche Religion richtig oder falsch ist. Diese Frage beantworte ich überhaupt nicht (steht mir auch nicht zu). Es ging mir um die Art und Weise wie Menschen (insbesondere Menschen die einer Religion angehören) miteinander umgehen. Ich selbst bin konfessionslos und sehe mich lediglich einer Welt gegenüber, in der Religionen die Warheit für sich beanspruchen und sich dabei jeweils von oben herab angucken. Ich persönlich fände es wichtig, dass die Religionen Respekt voreinander entwickeln. Auch und grade im Buddhismus geht es doch darum sein Ego zu überwinden. Warum aber machen so viele Menschen ihre buddhistische Religion/Glauben zu einer Bastion, die es zu verteidigen gilt und deren Anspruch auf die absolute Warheit wie eine Reviermarkierung zur Abgrenzung dient?


    Ich werfe dir das nichtmal vor lieber accina. Es ist sicherlich nur auf meine eigene Übersensibilität zurückzuführen, dass ich in deinen Zeilen sowas erkenne. Aber im Bezug auf das Topic geht es ja grade um den Umstand, dass Wissen zu einer Art von Besitz wird, an dem man hängt. Besitz wird u.a. dadurch gekennzeichnet, dass es verteidigt wird. Wenn Religionsverstreter abfällig über andere Religionen sprechen, dann ist das ganz typisch für ein Ego-Phänomen. Dieses Revierverhalten geht im Buddhismus ja schon intern los, wenn sich Anhänger unterschiedlicher Schulen untereinander vorwerfen die falsche Lehre zu verfolgen und dabei ganz schön giftig werden können. Ich frage überhaupt nicht danach, welche Schule nun die Richtige ist. Ich frage lediglich, ob es nicht möglich und wichtig ist, dass wir respektvoll miteinander umgehen.


    Mir persönlich ist jeder Absolutheitsanspruch im Bezug auf Warheit suspekt. Es muss doch möglich sein seiner Religion treu zu bleiben und ihre Lehren umzusetzen, ohne dabei abfällig über andere Glaubensrichtungen zu sprechen. Wenn meine (fiktiven Kinder) einmal groß sind, möchte ich, dass sie in einer Welt leben, in der religiöse Konflikte, welche auf mangelnder Achtung voreinander basieren, der Vergangenheit angehören. Das ist meine Vision für die Zukunft der Menschen.


    Gruß
    maus

    accinca:
    brigittefoe:

    Jede Religion ist nur ein Fingerzeig auf einen KERN.


    Ja, Wissen kann das niemals sein, ja das ist schon richtig.
    Und wer es glaubt wird selig sprach der Pfarrer in Unwissen und Verblendung.
    Ein Glück das der Buddha so einen Unsinn nicht nur nicht gelehrt. sondern sogar
    ausdrücklich verworfen hat.


    Findest du eine solche Rethorik denn sinnvoll? Ich denke wenn wir Menschen auf diesem Planeten in Zukunft in Frieden miteinander leben wollen, sollten wir Respekt und Achtung voreinander entwickeln (auch im Herzen und nicht nur im Wortlaut). Auch vor Menschen, die einen anderen Glauben vertreten als wir das tun. Ich finde aus deinen Zeilen spricht soviel Verachtung. Das finde ich sehr schade. Ich glaube nicht, dass der Buddha das gut gefunden hätte.


    lg
    maus



    Ich finde da hat Accina etwas Gutes gesagt. Ich denke auch, das die Lehre eher funktional als ein Mittel zum Zweck verstanden werden sollte. Wenn man anfängt sie zu verehren oder als etwas Heiliges zu verklären, dann hat man nur wieder ein "goldenes Kalb" entworfen, um welches man herumhüpfen kann.


    Die Lehre ist wie ein Schraubenschlüssel. Man kann damit was etwas tun/erreichen und sie ist praktisch nutzbar. Kein Mensch kommt auf die Idee einen Schraubenschlüssel oder die Bedienungsanleitung für einen Videorekorder zu verehren. Auch diese ganze Meister/Guru Geschichte ist mir bisweilen suspekt. Das sind alles Wege in neue Abhängigkeiten, die gar nicht nötig wären.


    lg
    maus

    Askan:

    Wie jeder gute Buddhsit weiß, ist Wissen der Schlüssel zur Wunschlosgkeit, denn das Leiden geht mit Nichtwissen einher.
    Nun, wenn Wissen aber auch Besitz ist, dann muss der Buddhismus doch zwangläufig auch ein Irrglauben sein.
    Wie seht ihr das?


    Edit: Ich glaube, dieser Gedankengang war falsch. Im Moment im Verschmelzen mit dem Buddhabewusstsein ist das Wissen kein Besitz mehr. Ab dieser Punkt ist es gleichermaßen vorhanden ohne einen Unterschied.


    Ob man etwas "besitzt" oder nicht, ist eine innere Einstellungssache und ist eng mit dem Ego-Begriff verknüpft. Wissen kann durchaus (wie alle anderen Sachen auch) zu einer Ego-Sache werden und "besessen" werden.


    In Diskussionen um ein Thema wird ein Standpunkt verteidigt. Häufig sind hierbei auch Emotionen im Spiel, welche das vom Diskutanten vertretene Wissen zur Ego-Sache machen. Ich glaube jeder von uns kennt das Gefühl in einer gewissen Situation Recht haben zu wollen. Ich denke, dass dieser Wille häufig darauf zurückzuführen ist, dass wir uns mit dem Wissen identifizieren, es besitzen und es somit verteidigen wollen. Jemand betritt mein Revier durch Anfechtung meiner Ansichten und da ich dieses Revier zu meinem Besitz zähle (häufig unbewusst und intuitiv) gehe ich in eine Verteidigungshaltung über. Dieses Revierverhalten kennt sogar den "Markierungsinstinkt". Ein Forum eignet sich beispielsweise hervorragend um in den Threads seine "Duftmarker" in Form von Posts zu hinterlegen, welche die eigenen Ansichten repräsentieren und somit die Verortung des eigenen "Besitzanspruches" kennzeichnen.


    Ich beobachte dieses Verhalten und die damit einhergehenden Emotionen jedenfalls bisweilen an mir selbst. Manchmal gerate ich einfach "in Fahrt" wenn es darum geht im Diskurs eine Sache zu verteidigen --> völlig typische, menschliche Verhaltensweise --> Ego-Phänomen.


    Ich finde es manchmal höchst amüsant mir selbst dabei zuzusehen, wie "mein" Ego-System anspringt und diverse Verteidigungssysteme hochgefahren werden (um beispielsweise ein Argument zu verteidigen). Ich denke nicht, dass man deshalb in Schwermut verfallen sollte. Sich selbst zu lieben (wichtig!) bedeutet auch die eigenen Schwächen liebevoll anzunehmen. Ein Kind zu erziehen bedeutet liebevoll zu sein. Wir alle (ich zähle mich jedenfalls dazu) sind Kinder.


    Gruß
    maus