Beiträge von think im Thema „Fragen zu Anatta und die Rolle des Karmas auf Myanmar“

    nikaya:


    Bei Kamma sollte man beachten dass es ein völlig unpersönliches Geschehen von Ursache und Wirkung (bedingtes Entstehen) ist,also nichts mit persönlicher Strafe oder Verdienst o.ä. zu tun hat.Andererseits gibt es nur Kamma wenn aus persönlichem Wollen eine Handlung (vor allem geistige Handlung) entsteht.Aus der Ich-Illusion entsteht dann der Eindruck es wäre "mein Kamma",obwohl es "nur" bedingtes Entstehen von unpersönlichen Prozessen ist.


    Vielen Dank für die Antwort! :) Dann bin ich ja sehr beruhigt - die Vorstellung, Leid wäre so etwas wie eine "gerechte Strafe" bzw. leidende Wesen hätten es "verdient" zu leiden, kann ich also hocherfreut in die Tonne kloppen :D.


    nikaya:

    Der Buddha hat jedoch geraten nicht das Gesetz von Kamma verstehen zu wollen,denn dieses versteht nur ein Befreiter der das bedingte Entstehen auch sieht.Alles andere sind nur Vorstellungen von Kamma und nicht die Wirklichkeit (=gewirktes Erleben).Vor allem in esoterischen Kreisen wird viel in Kamma hineingedacht ohne es zu verstehen.Da sollte man genau differenzieren.Auch ich maße mir nicht an Kamma zu verstehen,es sind auch nur gestaltete Vorstellungen darüber.


    Alles klar! Nachdem o.g. Punkt geklärt ist, muss ich ja auch nicht weiter darüber nachdenken. War wahrscheinlich ein Relikt meiner katholischen Erziehung (Sünden + Sündenstrafen und so) ;).


    Vielen Dank und liebe Grüße
    Think

    Vielen Dank an Mr_Aufziehvogel, Qi und nikaya für Eure Antworten bezüglich Karma! :) Langsam wird mir das ganze etwas klarer ...


    Darf ich nochmal kurz zusammenfassen? Wenn ich das richtig verstehe, bedeutet Karma im Grunde, dass jede Handlung viele Auswirkungen - sowohl auf die handelnde Person selbst als auch auf alle Wesen, die mit ihr verbunden sind - hat. Abgesehen von den direkten, sofort sichtbaren Auswirkungen, gibt es auch noch viele andere - wenn z.B. wie in Qi's Beispiel ein Mensch einen anderen schlägt, hat das logischerweise eine starke Wirkung auf den geschlagenen Menschen, aber auch auf den Schläger selbst (sowohl auf psychologischer als auch auf geistiger Ebene), und natürlich auch auf alle im Jetzt und in Zukunft lebenden Wesen, da das Weltgeschehen ja ein Zusammenspiel der Handlungen aller Wesen ist. Im Bezug auf die Reinkarnation bedeutet das, dass man also selbst an der Erschaffung der Welt beteiligt ist, in der man sich wieder manifestieren wird. Karma ist aber weder eine "Strafe", noch geht es dabei um eine Art "Auge um Auge"-Prinzip (man kassiert also keine Ohrfeige als "Strafe", weil man im letzten Leben eine Ohrfeige ausgeteilt hat, sondern eher, weil man eine Welt mitgestaltet hat, in der Ohrfeigen ausgeteilt werden) ... hmmm ... ist meine Zusammenfassung in etwa richtig?


    Vielen Dank und liebe Grüße
    Think

    Vinnana:


    "Unverdientes" Leiden ist mit der Lehre vom Karma ebenso unvereinbar wie "unverdientes" Glück. Ich habe "unverdient" bewusst in Anführungszeichen gesetzt, weil Karma nicht unbedingt immer mit unserem "Gerechtigkeitsempfinden" konform geht. Wir sehen nur einen Ausschnitt aus dem Ganzen, und fragen uns dann z. B., warum es schlechten Menschen gut und guten Menschen schlecht geht.


    Ojeoje, da muss ich aber jetzt wieder eine dumme Anfängerfrage anhängen ... gleich mal vorab - von mir aus können alle "schlechten" Menschen ihr ganzes Leben lang vor Freude und Glück tanzen, damit habe ich kein Problem.


    Aber wenn ich jetzt mal ein plakatives Beispiel bemühen darf und z.B. an die Opfer des NS-Regimes denke, die unvorstellbaren Grausamkeiten ausgesetzt waren und zu Millionen ermordet wurden - da fällt es mir wirklich EXTREM schwer, mir vorzustellen, dass diese Menschen dieses Leid "verdient" haben sollen. Und wenn man den Gedanken konsequent zu Ende denkt, würde es die Täter ja sogar teilweise ihrer Verantwortung entheben, weil die Opfer des Nationalsozialismus sozusagen "selbst schuld" an ihrem Schicksal waren, oder? Das bezieht sich natürlich nicht nur auf die Opfer des Nationalsozialismus, sondern auf alle Wesen, die Opfer von Gewalt, Unmenschlichkeit und Grausamkeit sind.


    OK., ich wäre wirklich überglücklich, wenn mir jetzt jemand antworten würde, dass mein Beitrag der totale Schwachsinn ist und dass ich das alles komplett falsch verstanden habe (ihr dürft auch gerne mit mir schimpfen).


    Liebe Grüße
    Think