Namaste!
Ich hatte heute ein Buch über die Briefe Rennyos weitergelesen, wo ich seit Wochen jeden Sonntag ein bis drei Briefe lese.
Das Gelesene möchte ich hier zusammen mit einigen anderen Überlegungen nutzen, um wieder zur Eingangs- bzw. Überschriftsfrage, "Warum gerade das Nembutsu?" zurückzukehren.
Rennyo Shonin (*25.02.1415 bis +25.03.1499), ein direkter Nachkomme von Shinran Shonin, und der Achte Monshu nach diesem [Erzabt und Oberhaupt der Jôdo Shinshû] erläutert in einem Brief an seine Gemeinde aus dem Jahr 1498:
„Das Wichtigste am Unerschütterlichen Geist unserer Tradition ist es, dass ungeachtet der Schwere unserer eigenen üblen Hindernisse, kein Zweifel, gleich welcher Art daran besteht, das Amida alle fühlenden Wesen retten wird, welche einfach damit aufhören, ihren Neigungen nach anderen allerlei Übungen nachzugehen, und welche stattdessen mit eins-gerichtetem Herzen Zuflucht zu Amida Tathagata nehmen, und sich ihm tief anvertrauen um von ihm gerettet zu werden, für die wichtigste Sache, die Erlangung der Hingeburt. Diejenigen, die uneingeschränkt in dieser Weise verstehen, werden in der Tat im Reinen Land geboren werden, 100 von 100.“
Und Shinran zitierte in gleicher Weise bereits vorher in seinem Kyôgyôshinshô hierzu Meister Shan-tao, welchen auch Hônen Shonin als höchste Authorität in Bezug auf die Amitabha-Verehrung ansah:
„Von Menschen die fortgesetzt, Äußerung auf Äußerung, Amida’s Namens wiederholen bis ans Ende ihres Lebens, werden 10 von 10 [hin-]geboren; wenn es 100 sind, dann werden 100 [hin-]geboren. Dies begründet sich darauf, dass es keine hinderlichen Bedingungen [für die Hingeburt] gibt. Es kommt daher, dass sie den Rechten Geist realisiert haben; sie sind in Übereinstimmung mit des Buddha’s Hauptgelübde; weil sie nicht von den Lehren [der Drei Sutren des Reinen Landes] abweichen; weil sie den Worten des Buddhas [in diesen Sutren] folgen.“
[von mir übersetzt aus „Rennyo – The second Founder of Shin Buddhism“ von Minor L. Rogers und Ann T. Rogers, Brief IV-12; Klammerzusätze von mir zum besseren Verständnis]
Bereits seit den Tagen Hônen Shonins besteht in der Jôdo Shinshû, der Jôdo Shû, und der Ji Shû (also jener drei größten japanisch-buddhistischen Schulen welche sich auf die Verehrung Amitabhas spezialisiert haben) die Auslegung von Shan-taos Worten, dass aufgrund des Hauptgelübdes (des 18. von Amitabhas 48 Gelübden) jene die Hingeburt erlangen, die vertrauensvoll zu Amitabhas rettender Kraft Zuflucht nehmen und seinen Namen anrufen. So erklärt Hônen beispielsweise in seinem „Ein-Seiten-Dokument“ [Ichimaikishômon]:
„Wer im Reinen Land wiedergeboren werden will, spreche einfach „Namu Amida Butsu“ und glaube ohne jeden Zweifel an diese Wiedergeburt. Weiter ist nichts erforderlich.“
Auch in China griffen große buddhistische Meister später Shan-taos Erkenntnisse auf, so etwa der Zen-Meister Yongming (*904 bis +975), der eine Kombination aus Zen und Nenbutsu aus den folgenden Gründen empfahl:
"Mit Zen aber ohne dem Weg des Reinen Landes, werden neun von zehn Menschen auf Abwegen geraten. Wenn der Tod plötzlich kommt, müssen sie ihm augenblicklich folgen.
Mit dem Weg des Reinen Landes aber ohne Zen, werden zehntausend von zehntausend die Hingeburt [ins Reine Land] erlangen. Wenn jemand [dann, im Reinen Land] Amida von Angesicht zu Angesicht schauen kann, warum sollte er sich darum Sorgen machen nicht die Erleuchtung zu erlangen?
Mit beidem, Zen und dem Weg des Reinen Landes, ist es wie mit einem Tiger dem Hörner gewachsen sind. Man wird ein Lehrer der Menschen in diesem Leben sein, und ein buddhistischer Patriarch im nächsten."
Später in der Ming-Ära war diese Auffassung bereits fester Bestandteil des chinesischen Buddhismus. So empfahl der Zen-Meister Han-shan Te-ching (*1546 bis +1623) mit Bezugnahme auf die Rezitation von Buddha Amitabhas Namen [Nenbutsu]:
„Obwohl es zahllose Kôans gibt, kannst du schon allein durch das Wato „Wer rezitiert den Namen Buddhas?“ ganz einfach Kraft inmitten irritierender Situationen gewinnen.“
Eine Generation später brachte der Zen-Meister Yin-Yüan Lung Ch’i (*1592 bis +1673, jap. Ingen Ryûki) diese Lehren nach Japan, wo sie nicht nur in der Ôbaku Shû fortgeführt wurden, sondern auch andere buddhistische Schulen bis in die heutige Zeit inspirierten.
Innerhalb des chinesischen Buddhismus gehören diese Lehren bis heute zum Kernbereich; eine Trennung zwischen Chan [Zen] und Nienfô [Nenbutsu] ist dort kaum ein Thema.
Aber obwohl es so verhält, zweifelte wohl keiner der vorgenannten Lehrer daran, dass man allein durch die vertrauensvolle Hinwendung zu Amitabhas rettender Kraft und die Anrufung seines Namens die Hingeburt ins Reine Land verwirklicht.
Soweit meine Antwort auf die Eingangsfrage unter Berücksichtigung der Ausführungen der Alten Meister.
< gasshô >
Benkei
Namu-Amida-Butsu