Nur als Anmerkung: Ich finde es ganz ok zu hinterfragen wes Geistes Kind der Gesprächspartner ist, denn solche Sachen schwirren einem ja immer im Kopf herum und es ist besser sie einfach raus zu lassen. Falls man falsch liegt, macht das vieles im Dialog einfacher. Oller Psychotrick.
Benkei:
Es ist eine ganz andere Sache, den Dalai Lama, Thich Nhat Hanh, Ole Nydahl oder sonstwen als Lehrer zu verehren, wenn man persönlich Schüler von denen ist.
Die Verehrung von Shakyamuni Buddha (oder Kannon, Amida, Jizu, Yakushi, etc.) als Verkörperungen der Letztlichen Wahrheit ist etwas völlig anderes.
Ja, die Meister-Schüler-Befindlichkeits-Frage werden wir wohl nicht mehr klären. Persönlich halte ich den Dalai Lama, Ole, Tich & Co für genauso viel oder wenig Guru wie Ikeda. Auch für Leute, die nicht wie Richard Gere das Glück hatten, sich ihre „Schüler“ nennen zu dürfen. Aber hier liegt wohl mehr eine deutsche Befindlichkeit zu Grunde, keinem Führer nach zu laufen, als tatsächliche Umstände. Denn niemand fordert Ikeda als Guru anzusehen. Am wenigsten Ikeda selbst. Ist mir noch nicht untergekommen. Und jene, die sich für eine Meister-Schüler-Beziehung zu ihm entscheiden wählen immer noch ihre Frühstücksflocken selber aus. Will sagen, sind von ihm nicht mehr abhängig, als ein Maler, der solche Bilder malen will wie Dali und ihn zum Vorbild nimmt.
Im Übrigen denke ich persönlich, die „Verehrung“ von Shakyamuni ist ok, im Sinne davon dem Stifter des Buddhismus zu respektieren. Seine Statuen anzubeten finde ich mehr gaga, als einem lebenden Vertreter des Buddhismus nachzueifern, egal welchem von o.g.
Benkei:
Jaaaaa, ich habe das Lotos-Sutra gelesen. Diese Frage als getarnte Unterstellung gehört wohl in die Rubrik „Psycho-Gequatsche“. Egal. Ich habs gelesen. Ich fands schwer. Ich brauchte mehrere Anläufe und es zählt in seiner Ausführlichkeit auch nicht gerade zu meiner Bettlektüre. Aber ich wollte es mir nicht nehmen lassen, falls mich mal jemand fragt, ob ich es gelesen habe...
Nein. Ich habe es nicht mit anderen Sutren verglichen. Ich habe einen Job, Familie, Freunde, Hobbies und schreibe nachts Forum-Beiträge. Und?
Benkei:Darüber hat Nichiren sich eigentlich schon selbst genug ausgelassen und es teilweise auch praktiziert; ein Aspekt, den ich an ihm kritisieren würde. Manch einer würde ihm vielleicht jetzt unterstellen, er wäre verletzt worden
Der gute Nichiren ist sicher ordentlich verletzt worden. Jemand der so ausführlich seine verpaßte Hinrichtung bejammert und sein Exil auf einer Insel als großes Leiden schildert, konnte sich wohl niemals verletzt genug gefühlt haben.
Ich denke, wir haben hier zwei grundverschiedene Perspektiven – Achtung: Du-Botschaft – den Blickwinkel auf eine SG aus der Zeit der Abspaltung/oder Rauswurf und der Suche nach Fachwissen und dem auf eine heutige, nach Jahren gewachsene Organisation, mit ihren Stärken und Schwächen.
Ja, mein Verhältnis zu ordinierten Personen ist in jeder Hinsicht getrübt und durch eine christliche Prägung von starkem Mißtrauen durchzogen. Priester, jedweder Ausrichtung, sind nicht objektiv was die Darstellung ihrer Schule/Kirche angeht und schon gar nicht was deren Verhältnis zu anderen angeht. Da mag es Ausnahmen geben, aber gerade Fachpersonal wird ja in religiösen Kreisen auf Linientreue ausgebildet. Warum sollte es also von Vorteil sein, denen zu folgen? Mag sein, daß es die eine oder andere fundierte Antwort gibt, doch ist es ja in unserer Zeit kein Problem für einen Interessierten sich selbst die Fakten zu suchen und wenn ich so lese, was hier geschrieben wird, dann scheint ihr das ja auch ausgiebig getan zu haben. Dafür meinen aufrichtigen Respekt.
catflap08:Das was Ikeda hinterlässt ist also eine Lehre? Das wusste ich noch gar nicht … dachte es ginge um den Nichiren-Buddhismus als Lehre … aber okay
Hmmm, ich muß meine Worte besser abwägen, wenn „Lehre“ solch einen Impakt verursacht. Ikeda hinterläßt gewiß keine Lehre. Er hinterläßt eine Vielzahl von Aufzeichnungen zum Nichiren-Buddhismus, aus denen ich lesen kann oder nicht. An welcher Stelle wird eigentlich gefordert, man müsse Ikeda als Meister annehmen? Bin da wohl etwas lesefaul, denn so eine Passage habe ich noch nicht gefunden. Und ja: Ich bin wirklich lesefaul!
catflap08:Was hat das ganze nun schon wieder mit schwul zu tun?
Ich habe den Schwulenvergleich herangezogen, um einen Bezug zu einem aktuellen Ereignis herzustellen. Einige Deiner Vergleiche wirken für mich auch wie ein Kuon: Ich denke drüber nach und versteh' sie nicht wirklich. Vielleicht laß ich Erklärungsmodelle einfach weg?
catflap08:Nun denn interreligöser Dialog wird auch von anderen buddhistischen Schulen, auch Nichiren-Schulen, betrieben … sogar sehr ausführlich und auf höchster Ebene. Warum diese nicht oft zu sehen sind wenn die SG am Tisch sitzt sollte sich allerdings die SG fragen.
Heißt das, es reicht ein Laien-Vertreter der SG und ein Ordinierter erscheint nicht mehr zum Dialog mit den anderen Glaubensrichtungen? Sind nicht gerade Priester dazu da aufzuklären, präsent zu sein, sich ins Getümmel zu stürzen und zu berichten? Hab ich wohl falsch verstanden? Sind ja nicht nur ein paar SGI'ler da, auch Katholiken, Protestanten, Lutheraner, Aleviten, die DITIP, die Sikhs, usw. Also wenn es banale Gründe geben würde, wie knappe Zeitplanungen, Sprachbarrieren, ok. Aber unsere bloße Anwesenheit – jetzt kriege ich Angst vor uns selber.
Es geht sicher nicht darum, die Vergangenheit unter den Teppich zu kehren. Doch ist die Frage, wie sehr man sich von diesem Ereignis in seiner zukünftigen Entwicklung blockieren lassen will, oder ob man auf der Stelle tritt, bis man...ja, was eigentlich mit der Priesterschaft geregelt hat? Was wäre gewonnen, wenn sich NS und SG wieder vereinen würden? Und wie? Und bestimmt das den Inhalt der Lehre? In Europa hat man sinnlose Kriege und Konflikte um die Frage geführt, wer am Altar am Wein nippen darf (das war wieder so ein Beispiel!), statt sich auf die Botschaft eines Mannes zu konzentrieren. Klar worauf ich hinaus will?
Ob ich eine Mediationsform habe, oder fünf, ob ich dem Dalai Lama an den Lippen hänge, oder meinetwegen Ikeda, ob ich einen ordinierten Priester befrage, der sein Kloster nie verläßt oder einen studierten Laien der im Leben steht, sind doch alles nur Wege. Solange sie zu Glück, Frieden und Entwicklung führen und nicht mißbraucht werden, sind sie alle ok. Und für die SG kann ich aus eigener Erfahrung sagen, das ist so.
Nun zu den Fragen:
Vorab, ich habe keine buddhologische Ausbildung genossen, mein kleines Buddhimum nicht gemacht und keinen Sutra-Führerschein, was mir somit die Hosen runter läßt und mich als totalen Laien darstellt.
„Worin begründet sich die Position Nichirens als Buddha?“
Die Frage verstehe ich schon nicht. Gibt es eine Instanz, die einem zum Buddha ernennt? Oder fängt einem plötzlich an der Kopf zu leuchten? Nichiren bezeichnet sich selbst als Buddha. Und im übrigen jeden anderen Menschen auch. Somit ist er genauso Buddha wie Du und ich.
„Wo spricht Nichiren von den Meister-Schüler-Beziehung wie sie jetzt in der SGI gelebt wird?“
Nichiren wird gewiß vieles unterstellt, aber er konnte nicht die SG vorhersagen und die Meister-Schüler-Beziehung in der SGI. Späßle gemacht. Ich weiß, was Du meinst. Er hat sich schon in seinen Briefen so hingestellt, als wäre er derjenige, der weiß, wie es geht und das ihm deshalb die Leute nachlaufen. Ich weiß aber nicht mehr ob der Spruch auf seinem Mist gewachsen ist, daß der Schüler den Meister wählt und nicht anders herum. In der SG wird dies auch so gesagt, deshalb ist es ja kein Problem, wenn man Ikeda NICHT als Meister annimmt, sondern Toda, Nichiren, Shakyamuni oder den Typen, der einen zur Versammlung geschleppt hat, oder auch gar keinen.
„Wie steht die SG zum Dai-Gohonzon … Fake oder nicht?“
Dazu fällt mir nur das stille Gebet ein: „Ich verehre den Dai-Gohonzon...blah, blah, blah“ Das wird wohl bekannt sein?
So, und abschließend noch meine Worte zur vielgepriesenen "buddhologischen Ausbildung": Die mag wichtig sein, aber entscheidend ist, ob man den Buddhismus lebt und nicht, ob man alle Sutren mit einander abgeglichen hat. Und um Buddhismus zu leben braucht man kein Priester zu sein, keinen abgeschlossenen Studiengang und nicht alles gelesen zu haben, wo Buddhismus darauf steht. Zur Erreichung der Buddhaschaft schon mal gar nicht.
In diesem Sinne
Der Dude
PS: Ich werde bis nach Ostern auf keinen Beitrag mehr antworten können. Wenn ich mich nicht melde, nicht traurig sein.