Mascha:...eines meiner größten Fragezeichen in den Jahren theoretischen Auseinandersetzung - wie geht das zusammen? Sich binden und dennoch nicht anhaften?
Liebe Meike,
diese Frage hat sich mir bei bestimmten Gelegenheiten auch immer mal wieder aufgetan. Gerade in Bezug auf meine Familie - hier insbesondere in Bezug auf meine Kinder- habe ich mich am Anfang, als ich mich mit dem Buddhismus beschäftigte, gefragt, wie hier ein "Nicht-Anhaften" funktionieren kann. Auch dem Buddha war dieser Zusammenhang sehr wohl bewußt, ansonsten hätte er seinen Sohn wohl nicht "Fessel"(Rahula) genannt...
Ich habe im Laufe der Jahre bemerkt, dass durch die Beschäftigung mit der Lehre meine Liebe zu meinen Kindern nicht weniger geworden ist, sich aber doch geändert hat: Je mehr sich mir das Wissen um das "Nicht-ich" erschließt, kann ich -stückchenweise- die Welt immer mehr von einer Warte aus sehen, die nicht beurteilt, die erst einmal wahrnimmt. In Bezug auf meine Mitmenschen und gerade auch in Bezug auf meine Kinder bedeutet dies, dass ich sie immer mehr einfach "sein lassen" kann, mich weniger aufdränge (um meine Vorstellungen durchzusetzen). Insoweit würde ich schon sagen, dass ich hier immer weniger "anhafte", "gebunden" bin ich aber natürlich an meine Kinder schon deswegen, weil diese aufgrund ihres Alters noch von mir in vielerlei hinsicht (auch emotional) abhängig sind (wobei ich es als eine wichtige Aufgabe von mir ansehe, sie in eine äußere und aber gerade auch innere Unabhängigkeit zu begleiten). Außerdem werde ich als Mutter meine Kinder sicherlich in diesem Leben -bei allem Bestreben nach weniger Anhaftung- immer lieben. Für dieses "Gebundensein" habe ich mich bei meinem Wunsch nach Kindern damals entschieden (auch wenn ich da noch nichts von der Lehre Buddhas wußte); Buddha hat diesbezüglich ja auch immer wieder zwischen "Haushälter" und "Hauslosigkeit" unterschieden.
LG peema