Beiträge von CurtainCall im Thema „Missbrauch des Konzeptes der Wiedergeburt zur Rechtfertigung“

    Zunächsteinmal Danke für eure Antworten.
    Ich denke ich zeige euch ersteinmal das Zitat, das mich zu diesem Beitrag bewegt hat.
    Link: http://www.schmidt-salomon.de/buddhism.htm


    Zitat

    Die scharfe Kritik am Buddhismus ist in der Tat schwerlich von der Hand zu weisen: Die vom historischen Buddha dargelegte Karmalehre (wonach gute und schlechte Taten vermeintlich vorangegangener Inkarnationen das Schicksal im gegenwärtigen Leben bestimmen), die von ihm kolportierte Vorstellung, Leben sei gleichbedeutend mit Leiden, sowie die daraus gezogene Schlussfolgerung, man solle sich durch kontemplatives Nichthandeln dem schrecklichen Kreislauf der Wiedergeburten entziehen, wirkten unbestritten alles andere als emanzipatorisch. (Rechtsgerichtete Esoteriker z.B. haben konsequenterweise auf der Basis dieses Denkens ein neues, schreckliches Legitimationsargument für Auschwitz erfunden: Die gequälten, ermordeten Juden wollten ihrer Meinung nach im KZ nur ihr schlechtes Karma abarbeiten (!)). (1)


    Das hat mich ehrlich gesagt sehr entsetzt, da die Logik, wie ja auch der Autor dieses Textes als Religionskritiker, sagt, auf den ersten Blick tatsächlich aufzugehen scheint. Ich gebe zu, dass "Buddhisten" missverständlich formuliert war. Ich meinte damit nicht, dass es eine buddhistische Gruppe gibt, die den Holocaust gutheißt. Vielmehr ging es mir um das Problem, dass diese Holocaustverteidiger buddhistische Konzepte missbraucht haben.


    Ich habe diese relativ polemische Darstellung ja bereits in meinem ersten Beitrag relativert bzw. enttarnt. Trotzdem würde ich vielleicht grade diejenigen, die schon länger den Buddhismus studiert haben bitten, einmal meine Logik zu überprüfen oder diesen Missbrauch des Holocausts auf eigene Art zu widerlegen, da ich ehrlich gesagt mit dem Buddhismus nicht so vertraut bin.


    Zitat

    Re: Missbrauch des Konzeptes der Wiedergeburt zur Rechtferti


    Ungelesener Beitragvon Ellviral am 12.05.2012, 00:21
    Die Frage die mir einfällt ist: Wer bringt jetzt die ganzen Nazis, Stalinhörigen usw um? Was hätte es doch schon für ein Weltbewegendes Ereignis geben müssen um diese Masse an Karma abzubauen?
    Du weiss ganz genau was Karma ist!
    Was hast Du heute getan mit dem Du morgen mit einem miesen Gefühl in den Tag startest? Na ist Dir schon was eingefallen?
    Wiedermal eine Aufgabe nicht so erledigt wie sie hätte erledigt werden müssen? Trägheit, "Unlust"??


    Heißt das, dass das karmische Konzept nicht über Leben greift, sondern bereits in diesem Leben wirkt ?

    Hallo liebes Forum,


    wie ihr vielleicht sehen könnt ist das hier mein erster Beitrag und ich wollte zuersteinmal sagen, dass ich freue hiermit eine tolle Möglichkeit gefunden habe mich mit Gleichgesinnten austauschen zu können :)
    Prinzipiell geht es mir zunächst einmal darum, den Buddhismus so gut wie möglich zu kritisieren, denn gerade bei einer Religion, die einem letzlich ja ein Gefühl von Sicherheit und Zuflucht geben soll, ist es folglich wichtig ihr vertrauen zu können. Und dies geht meiner Meinung am besten dadurch, dass man sich eben mit der Kritik sehr intensiv auseinandergesetzt hat und somit vor ihr keine "Angst" mehr zuhaben braucht, erst dann kann man wirklich meiner Meinung nach über ein Bekenntnis zu ihr nachdenken. Und gerade hier finde ich den Buddhismus so interessant: Buddha begrüßt den Interessenten freundlich, stellt ihm seine Thesen vor und lässt ihn dann ganz entspannt selbst entscheiden, was er daran für gut befindet und in sein eigenes Leben integrieren will. Tatsächlich - so scheint es mir - wollte er gar keine radikalen Buddhisten die seine Worte nur glauben, weil sie von ihm stammen.


    Aber nun zum eigentlichen Thema dieses Beitrags:
    Ich habe letztens, als ich mich mit Kritik über den Buddhismus beschäftigt habe, gelesen, dass einige "Buddhisten" folgende These aufgestellt haben:
    << Ausschwitz war gut, da diese Juden in ihrem früheren Leben schlechtes Karma gesammelt haben. >>
    Das ist aus ethischer Sicht abscheulich.
    Leider ist es aber oberflächlich gesehen aus buddhistischer Sicht nachzuvollziehen, denn das Konzept der Wiedergeburt sagt ja auf den ersten Blick:
    Wer gutes tut, kriegt ein besseres Leben, wer schlechtes tut, ein schlechteres.
    Demnach müssten also die Juden tatsächlich schlechtes in ihrem vorherigen Leben getan haben. Als ich mich weiter mit dem Problem auseinandergesetzt habe ( ich denke niemand in diesem Forum, würde so eine Antwort einfach akzeptieren), fand ich mögliche Relativierungen.
    Die erste besagt, dass wir alle schon unzählbare Wiedergeburten hinter uns haben, sodass sogar der Buddha schoneinmal in der Hölle war. Das würde also die schlechten Taten der Juden im vorherigen Leben nicht leugnen, also sagen, dass sie es verdient haben, aber dass wir uns nicht überlegen fühlen dürfen, da wir alle schoneinmal so schlimme Dinge in unseren vorherigen Leben getan haben.
    Dies ist - wie ich finde - immer noch keine Lösung, da sie ja den Holocaust rechtfertigt.
    Eine zweite Antwort war die, dass ein Buddhist einen Menschen nie nach seinem alten Leben beurteilen darf, sondern immer nur nach diesem. So hat Buddha sich ja beispielsweiße nicht an das Kastensystem gehalten. Und hier kommt der springende Punkt:
    Abgesehen davon, dass ein Buddhist ja nicht töten darf, darf er Personen auch nicht für das alte Leben im jetztigen verurteilen. Das heißt selbst, wenn man wüsste, dass die Juden im alten Leben schlechtes Karma sammelten, so ist es eine Untat, sie mit dem Holocaust einfach zu verurteilen. Das heißt der Holocaust kann nach buddhistischer Sicht nicht moralisch sein, da man eben jene Ethik überhaupt nicht eingehalten hätte, wären die Nazis Buddhisten gewesen. Deswegen ist es aus buddhistischer Sicht also falsch, wenn ein Nazi sagt, dass der Holocaust eine faire Tat war, da er weder wissen konnte, dass das alte Leben schlecht geführt wurde, noch darf er nach dem alten Leben urteilen, noch darf er töten.
    Allerdings würde das dennoch nichts daran ändern, dass die Juden zurecht gelitten haben, soweit ich das verstanden habe, da es im Buddhismus ja kein Leid gibt, das karmisch gesehen unverdient ist. Sie müssen also in ihrem alten Leben schlecht gehandelt haben. Die Relativierung ist aber, dass wir aber nicht auf sie mit dem Finger zeigen können, oder uns gar anmaßen, besser gewesen zu sein, da wir bereits genauso schlimme Taten gemacht haben. Vielmehr müssten wir Mitgleid mit ihnen haben, da in dem neuen Leben ja, eine ganz andere "Karmabilanz" auftaucht und wir nur den aktuellen Menschen beurteilen dürfen, denn Mist haben wir alle gebaut. Das heißt obwohl es im Zusammenhang mit den bisherigen Leben fair war, ist es gegenüber dem aktuellen Leben unfair. Denn es war nicht im Ansatz so schlecht, dass es dieses Leid verdient hätte.
    Ist diese Logik richtig ? Wäre dass eine buddhistische Widerlegund dieser These ?
    Obwohl sie für mich Sinn macht, finde ich persöhnlich es doch extrem schrecklich, dass man den Holocaust irgendwie rechtfertigen
    kann. Ich freue mich wirklich auf eure Antorten bei dieser wie ich finde sehr interessanten Frage.


    Liebe Grüße
    Curtain Call


    P.S: Ich hoffe, dass niemand diesen Beitrag als Hetze gegen Juden versteht, das ist mir zutiefst zuwider und auch nicht meine Intention. Der Vorteil ist nur, dass dies ein Thema ist, dass bei vielen (wie auch bei mir) sehr viel Entsetzten gegenüber (vermeintlich buddhistischen) Ansichten weckt und somit viele Leute motiviert sich damit auseinanderzusetzten.