Beiträge von sonnenschein im Thema „Gibt es Reinkarnation oder Wiedergeburt?“

    Karnataka:

    Sonnenschein,


    theoretisch kann ich verstehen, wovon du sprichst. Das „Jetzt“ ist das Realste und doch kein Begriff der Naturwissenschaft. Dazu möchte ich sagen, dass unser Geist ja von vornherein das Dauern der Zeit in unsere Wahrnehmung legt, wir also von uns heraus die Empfindung Zeit schaffen. Denken und Zeit sind daher gar keine so unterschiedlichen Dinge, sondern haben wohl den gleichen Ursprung. (In Verbindung mit unserem Thema der Wiedergeburt müsste man vielleicht die Wiedergeburt des ewig Gleichen… wie dem auch sei… Heidegger hat das zu denken versucht)


    praktisch sehe ich aber, dass ich ohne eine Reflexion meiner Gedanken in der Meditation nicht auskomme. Mein Geist ist eine Wunschmaschine und ein großer Prozentsatz meiner Gedanken gründet in ständigen Wünschen, Begierden, „Anhaften“ oder auch Ängsten, Ablehnung, Neid und so weiter. Diese Gedanken sind jedoch tatsächlich für meine Zufriedenheit nicht notwendig und vielmehr sehr oft eine Wurzel der Unzufriedenheit, des Leides, für mich und meine Umwelt, so interpretiere ich Buddhas Lehre.
    So gründet vielleicht jene Zufriedenheit, die mich im Alltag etwas mehr im Hier und Jetzt verweilen lässt, in der Reflexion meiner Gedanken, die in der ersten Phase der Meditation auftauchen und mein Geist kann sich schließlich, mit der Empfindung von Wahrheit, in einen meditativen Gedanken versenken.


    Du kannst es nicht theoretisch mit dem Verstand durch das Denken verstehen, dass es nur das jetzt gibt. Denn Das Denken bezieht sich immer auf Vergangenheit oder Zukunft. Alle Naturwissenschaften beziehen sich darauf und deswegen können wir durch diese Naturwissenschaften auch nie eine Wahrheit erkennen, die immer und überall gültig ist. Unsere westliche Kultur ist sehr stark durch ein rationales Weltbild geprägt bei dem der Glaube an Wissenschaft und Technik zu einer Art Ersatzreligion verkommen ist. Wissenschaft und Technik ist weder gut noch schlecht. Erst die Unbewusstheit unseres Egos erschafft dadurch so einen Wahnsinn wie Atombomben und Krieg. Der Krieg war schon immer einer der Gründe warum die Technik so schnell weiterentwickelt wurde. Wiedergeburt ist nicht alleine durch das Denken zu verstehen. Sondern es ist immer nur im jetzt erfahrbar. Alle Gedanken und Emotionen die jetzt gerade hochkommen wahren schonmal da und werden immer wieder geboren. Solange bis wir erkennen das es nur das jetzt gibt haften wir uns an diese Formen und erschaffen dadurch ein Illusorisches Ich. Bis wir Leid erfahren, dass dadurch entsteht, dass dieses Ich Gebilde nicht mehr mit dem jetzt übereinstimmt.


    Vielleicht noch ein paar Worte zum Thema Mediation:
    Viele trennen ihre Praxis vom Alltag. Wenn wir uns auf ein Kissen setzen und meditieren mag es uns leichter fallen unsere Gedanken und Emotionen zu beobachten. Aber es ist eben nichts aktives! Deswegen kann man auch nicht mehr oder besser meditieren. Es ist einfach das mühelose Verweilen im hier und jetzt. Wenn wir erkennen, dass nur dieses jetzt existiert und Vergangenheit und Zukunft konstrukte unseres Verstandes sind, dann können wir erst wirklich meditieren. Aber eben nicht nur auf dem Kissen sondern bei allem was wir machen oder nicht machen. Buddha erkannte dies als er die Meditation aufgab. Er erkannte, dass es etwas gibt was nicht bedingt ist von äußeren Umständen, auch nicht vom meditieren selbst.Dieses nicht bedingte in jedem Augenblick zu erkennen ist kein aktives tun was mit viel Übung und Wissen erreicht werden muss. Denn es ist schon immer da und wird es auch immer sein. Alle Praxis zielt darauf ab, die Emotionen und Gedanken die wie Schleier das verdecken was ist aus dem Weg zu räumen. Auch Buddha konnte es niemandem Gegen , da wir es bereits in uns haben und nie davon getrennt sind.
    Ein Hindernis ist vor allem die Vorstellung vom Geist. Im englischen auch mind bezeichnet haben wir im deutschen ja den Verstand. unser Verstand hält sich selbst für alles was es im Bewusstsein gibt, obwohl er die Wirklichkeit nur durch Gedanken und Emotionen erfahren kann. Dies sind aber nur Bilder im Spiegel während der Geit, oder Bewusstsein etwas Formloses ist wie der Raum oder die Stille, die immer im Hintergrund da ist und nie vergeht.

    Geronimo:

    Praktizierst du, Sonnenschein?


    Wenn Du mit praktizieren meinst, mühelos im hier und jetzt zu verweilen und zu versuchen in jedem Augenblick innere und äußere vergänglichen Formen zu erkennen und als Spiel des Geistes wahrzunehmen ja.
    Jede Praxis zielt darauf ab Befreiung zu erlangen- Und daran sollte sich jeder praktizierende selbst kritisch beobachten und schauen ob die Praxis, wie immer sie auch aussieht langfristig auch im Alltag zu halten ist. Man merkt es ja schnell auf der Arbeit oder bei Herausforderungen mit Menschen wie tief man in sich ruht. Wie reagiere ich auf Menschen auf der Strasse oder beim Einkaufen, wie gehe ich mit meinem Partner, Kollegen, meiner Familie und Freunden um wenn sich schwierige Situationen ergeben. Das ist die tägliche Praxis an der wir ermessen können wie tief wir die Natur des Geistes begreifen und wie weit Befreit wir sind von einem illosorischem Ich. Ich finde die Fragen die hier auftauchen alle wichtig da ich sie alle mühevoll immer wieder durchdacht und hinterfragt habe. Manche Fragen mögen einem als alten Hasen banal erscheinen aber jeder kennt die unsicherheit wenn man sich auf den Buddhismus einlässt. Das Haupthindernis als Zugang zum Buddhismus sehe ich im Westen vor allem an der Identifkation mit dem Denken. Di eigenen Gedanken beobachten zu lernen und zu erkennen, dass wir nicht unsere Gedanken sind halte ich für die beste Praxis, die man jederzeit und überall üben kann.

    Maybe Buddha:

    sonnenschein:

    Zitat

    Sonnenschein: Zu erkennen, dass man nicht die Form ist, sondern das Bewusstsein selbst,


    Man ist auch nicht das Bewusstsein. Da ist kein selbst, nur Form und Bewusstsein etc.
    Das selbst ist weder Bewusstsein noch Form. Das selbst ist nur eine Illusion aufgrund von Bewusstsein und Form etc.


    Jeder Versuch unsere wahre Natur in Worte zu fassen ist begrenzt. Es geht darum Worte zu finden, die wie ein Finger auf das Zeigen was nicht durch Worte zu erfassen ist. Das Selbst als dauerhafte zusammengesetzte Identität ist eine Illusion. Aber wozu führt diese Sichtweise? Dass wir in ein schwarzes Loch fallen, dass alles eine Illusion ist? Nein, egal was wir benennen, ob nun etwas existiert oder nicht es sind alles Vorstellungen die auf der eben der Gedanken sind, die wie Wolken nur den Himmel verdecken. Je nach spiritueller Tradition wird entweder von Ich oder Selbst gesprochen. Das eine ist unsere Buddhanatur, das was nicht Geburt und Tod unterworfen ist, das was sowohl in der Leerheit wie auch in den Formen zu finden ist. Das andere ist die Vorstellung eines selbst oder ich das ständig aufrecht erhalten werden muss und dass dem Kreislauf des Leidens unterworfen ist. Erkennen wir die Vergänglichkeit aller Dinge, so erkennen wir auch, dass es etwas geben muss das nicht vergänglich ist um die vergänglichkeit zu erkennen...

    Lanooo1:

    Was versteht ihr Lieben unter Reinkarnation, oder auch unter Wiedergeburt, weil ihr da Unterschiede zu machen scheint. :)


    Alle Formen werden aus dem Formlosen geboren und gehen dahin zurück. Dies kannst Du in Dir erkennen wenn Du in der Meditation Deine GEdanken und Emotionen beobachtest. Diese Formen werden solange wiedergeboren, bis sie sich selbst bewusst werden und dann sind sie befreit. Das bedeutet nicht, dass die Gedanken und Emotionen nicht mehr erscheinen und wahrgenommen werden können. Aber man hat eine Wahl ihnen eine neue Form, einen Raum zu geben. So ähnlich kann man sich eine menschliche Wiedergeburt vorstellen. Solange wir an unserer Form als Mensch, die vor allem durch Gedanken, Emotionen und unseren Körper sowie unseren Wahrnehmungen und Erfahrungen gekennzeichnet ist, festhalten werden wir auch wiedergeboren mit all unseren Anhaftungen. Aus diesem Kreislauf aussteigen zu können bedeutet nicht, dass man dafür erst sterben muss. Die Formen sterben in jedem Augenblick und werden wiedergeboren. Zu erkennen, dass man nicht die Form ist, sondern das Bewusstsein selbst, dass nicht nur aus Formen besteht bedeutet Befreiung in jedem Augenblick, im Jetzt. Die Frage ist also nicht ob es Wiedergeburt gibt, sondern ob Du den Kreislauf der Formen von Geburt , Alter Krankheit und Tod erkennst und erkennst, dass dies nicht alles ist was existiert. Wenn Du die Formlose Essenz erkennen kannst, das was Du in Deinem tiefsten inneren wirklich bist, Deine Buddhanatur, dann kannst Du Dich von diesem Leidenskreislauf frei machen und zugleich frei wählen ob Du wieder eine Form annimst als Mensch um anderen Wesen zu helfen sich selbst zu befreien.