Axel Benz:Hallo ekkhi,
ekkhi:Wenn es Menschenrechtsverletzungen im alten Tibet gab, müssen die konsequent aufgedeckt werden.
Ich finde, das ist wichtig, aber greift zu kurz. Jede(!) Tradition (und - weil ich diesen Einwand schon kommen sehe - natürlich auch jede säkulare, wissenschaftliche Kritik an Traditionen) muss sich fragen, ob es in ihr strukturell Dinge gibt, die Menschenrechtverletzungen, Autoritarismus, Frauenfeindlichkeit usw. begünstigen.
Dem stimme ich zu.
Man sollte sich z.B. auch Fragen, ob nicht die Leichtigkeit mit der z.Zt. pseudowissenschaftliche Fakten zusammengetragen
und relativ anonym verbreitet werden, nicht auch strukturell Diffamierung vorschub leistet.
Axel Benz:ekkhi:Das Problem ist, dass unabhängige Geschichtsforschung in Tibet zur Zeit nicht möglich ist.
Selbst wenn unabhängige Geschichtsforschung heute in Tibet mit Sicherheit nur eingeschränkt möglich ist, besteht doch die Möglichkeit unabhängiger Geschichtsforschung über Tibet. Dazu müssen aber Quellen (sowohl tibetische als auch chinesische) objektiv bewertet werden, eine Sache, mit der beide Seiten teilweise Schwierigkeiten haben.
Genau das Problem besteht doch zur Zeit.
Die Frage ist, was macht das mit mir und meiner spirituellen Praxis, baue ich vielleicht darauf, etwas Wahres gefunden zu
haben, was außerhalb von mir liegt. Das einzig "Wahre" findet sich meiner Ansicht nach in der eigenen Praxis, die man sicher gründet, z.B. im Mahayana, "Sei Dir selbst eine Insel"- auf tibetisch. Das heißt nicht, dass man nicht Respekt vor Authoritäten haben kann, aber es haut einen nicht um, wenn sie sich als fehlbar erweisen. Zu einer solchen Stabilität sollte die Praxis führen, auch das als Ziel, nicht etwas das man gleich können muss.
ekkhi