Beiträge von malsehen im Thema „Buddhismus und das was zwichen den Menschen ist“

    Mir erscheint – durchaus im Vergleich zu Verhaltens-Kodizes abahamitischer Religionen – der achtfache Pfad … hmm … sagen wir mal »offen«.
    Im Vergleich zum Christentum: Dort findet sich schon mehr als die 10 Gebote.


    Für mich ist das kein Qualitätskriterium. Es verwundert mich schlicht, dass es da nicht konkreter wurde. Da mein Faktenwissen ausbaufähig ist, mag es sein, dass ich Hintergründe oder detailliertere Information schlicht nicht kenne. Aus diesem Blickwinkel die Frage.


    Allerdings ist es ja nicht nur die »regulierende« Qualität eines Kodex, der da mit klaren Anweisungen daherkommt. Auch schlicht Situationsbeschreibungen oder »Geschichten« als Quelle oder eine Quelle begleitender Text können ja »huckepack« solche Anweisungen im Sinne einer Vorbild-Geschichte haben.
    Aber es mag sein, dass Bambus’ Einwand, der Buddhismus sei keine »gewachsene« Religion, sondern stärker noch als eben die abrahamitischen »initiiert«. Auch die abrahamitischen Religionen haben ihre Gründerpersönlichkeiten und recht scharf gefasste Initiationszeitpunkte. Sie betten sich aber mglweise stärker in einen eigenen historischen Kontext (Christen AT + NT) ein, der schon viele eigene Verhaltensanweisungen und -beschreibungen kennt.
    Darüberhinaus (um wieder beispielhaft am uns wahrscheinlich am besten bekannten Christentum zu bleiben) sind z.B. in der Bibel schon viele Auslegungen und »interpretierte« Anweisungen aus den ersten ein- zweihundert Jahren (so genau weiß ich es dann doch nicht) n.C. enthalten.


    Wie schon gesagt, ich bin da sammelnd neugierig…

    Bambus:

    malsehen: Du bist mit Deinem letzten Beitrag bei individueller und Verantwortung als Gruppe angekommen. Hier nur der Randaspekt "Wie (re-)präsentiere ich den Buddhismus für Nicht-Buddhisten". Ich bin sehr gespannt darauf wie sich diese Diskussion (hoffentlich) weiter entwickelt. Mich interessiert diese Fragestellung sehr.


    Jep, Bambus wo Du das sagst: sehr interssanter Gedanke, magst Du einen neuen Thread aufmachen, oder soll Axel das abspalten?
    Nicht, weil ich eitel um »meinen« Thread wäre 8) , sondern weil die Themen als Titel erkennbarer bleiben.

    Promi, ah, OK.


    der interreligiöse Gedanke war in dem Post von Ji’un Ken ja nur der Aufhänger gewesen. Da ein interreligiös immer auch ein intermenschlich bedeutet, habe ich aus Interesse die Frage nach diesen »Regeln« der Zwischenmenschlichkeit aufgemacht. Dabei tauchte naturgemäß (u.a. bei Bambus’ Posting) auch die Selbstbezogenheit an der Grenze zum Begriff des Egoismus auf.
    Diese Idee habe ich »weitergesponnen«.


    Ich halte es schon für nicht unwichtig, ob der Buddhismus in einem Dialog die Chance wahrnehmen kann (da gehören immer Sender und Empfänger zu…) dieser Verwechslungsgefahr zu begegnen. Soll meinen, die Linie zwischen – hier gehen mir auch gerade die Begriffe aus – Selbstbezug und Egoismus (erstes positiv, zweites negativ) klar zu stellen. Dass das Begrifflich schwieirig sein mag, zeigt dieser und Ji’un Kens Thread, allein weil es für abendländische Religionen typische Befgriffe nicht gibt, weil mglweise die ganze Denkungs- und Vorstellungswelt dahinter fehlt oder nicht vergleichbar ist.
    Ich habe aber leider Gespräche (nicht auf einem Podium) erlebt, in denen Buddhisten dem verführerisch-elitären »das versteht man halt so nicht« verfallen sind.
    Ich meine, selbst wenn der Satz von seinem Wahrheitsgehalt her evtl. richtig sein mag, ist er im Dialog mit wem auch immer eine in meinen Augen unsouveräne Postition.


    Daher finde ich die Suche nach Begrifflichkeiten und Sprachelementen, die beim Überbrücken dieses Unverständnisses hilfreich sein können, für mich sehr interessant.
    Nicht, weil man eine einfache Eselsbrücke bauen will, oder sich unterwürfig anschmeicheln will.
    Um beim Bild der Brücke zu bleiben: Ich halte auch das freundliche Zuwinken von der anderen Seite eines durchaus unüberbrückbar bleibenden Verständnis-Grabens für fruchtbarer, als die Geste das kaltherzig-abschätzenden Schulterzeigens eines »besseren« oder »tieferen« Verständnisses der Dinge.

    Promi,


    ich weiß nicht, ob Du mich meinst. Ich halte meine eigene Ausrichtung auf das, was Andere über mich sagen, für durchschnittlich ausgeprägt.
    Inklusive eines mir möglicherweise nicht bewussten Anteils an Gefallenszwang.
    Der Spiegel meines sozialen Umfelds hat mir bis jetzt keine übermäßige Ausprägung weder in Gefallenssucht noch in die Gegenrichtiung »provokantes Gegen-Alles-Sein« attestiert.


    Ich bin mir allerdings gerade nicht sicher, worauf Deine Frage hinausgeht.
    Kannst Du das deutlicher machen, wenn es im Kontext des Thread-themas hilfreich ist?

    Ich denke, es geht ein wenig um Eigen- und Fremdwarhnehmung. Das war ja auch in Ji'un Kens Frage zu dem interreligiösen Dialog sehr zentral. Man trifft auf Menschen »anderer Prägung« und ist dadruch aufgefordert, deren Fremdwahrnehmung zu begegnen.
    Ich sag mal aus meiner eher weit außenstehenden Sicht:
    Der Buddhist kreist in seinen nach außen erkennbaren Agieren stark um sich selbst.
    Meditation ist – Gruppenmedi hin oder her – mindestens für den Außenstehenden etwas sehr in sich versenktes, nicht nach Außen kommunizierendes.
    Selbst wenn man ein wenig weiter reinschnuppert, bekommt man gerne einen großen Haufen Ich-Botschaften zu hören.


    Diese Selbstrefrenziertheit kann nun gerne verwechselnd mit Egoismus übertitelt werden.
    Ich denke schon, dass auch die Gefahr, die Bambus beschreibt, besteht: sich aus dieser Referenziertheit ein ganz kleines, immerwährend um sich selbst kreisendes Universum und damit auch letztlich egoitsisches Universum zurechtzuzimmern.


    Spätestens, wenn der Außenstehende hört, dass all die Selbstreferenziertheit das Ziel hat, dieses Selbst auszu-Xen, ist es dann nur noch sehr schwer möglich, da Brücken zu bauen.
    Wenn man nicht eoin einigermaßen abstraktionsfähiges Gegenüber hat.
    Oder vorher mit dem Brückenbau begonnen hat.
    Deswegen find ich Ji'un Kens Dialog-Event in Kiel auch so, wie er es beschreibt, ganz klasse.

    @ Matthias 65:
    Diese Linie der »Beschäftigung mit Was« zu erkennen ist sowohl von innen, als auch von außen sicher eine Aufgabe.
    Der Egoismus-Vorwurf kommt, denke ich daher, dass viele Erkenntnisse nicht zu übernehmen sind (wie in manch anderer Religion), sondern in einer Druchdringung in/mit sich selbst zu erkennen, zu entwickeln.
    Die Idee des Metta steht dem reinen Selbst-Bezug wohl am deutlichsten entgegen.
    Wobei hier dem christlich geprägten Altruisten ja schon der Anfang bei sich selbst Bauchschmerzen bereiten kann.


    Wichtig: Mit ging es im Thread-Titel nicht darum, was zwischen den Menschen (trennend) steht, sondern was der Buddhismus zu Vorgängen/Prozessen/Kommunikation zwischen den Menschen sagt, anbietet, fordert…



    @ Void:
    Guter Punkt, der Rückzugsgedanke.

    Bambus,
    deine zusammenraffende Darstellung überstreicht weite Teile meiner Wahrnehmung.
    Die Richterlosigkeit der Gottfreiheit und der daraus folgende Impuls (einer mehr…) sich mit sich selbst zu beschäftigen war mir dabei noch nicht in den Sinn gekommen. Guter Punkt. Ich sammle ;)

    @LL: ja – da sind Kodizes. Die erscheinen dem einen vage, dem anderen (dazu zähle ich mich eher) faszinierend, weil sie mit eigenem zu bewegen sind, also eher wie eine Plattform, die nur die Grundannahmen und einen Weg anbietet.
    Wenn – ich bin da nur neugiereig – gibt es konkreteres? In nachfolgenden Kommentaren? In Ausprägungen der Schulen und Linien?

    Angeregt von Ji'un Kens Frage nach einem buddhistischen Motto für einen interreligiösen Dialog möchte ich hier eine ganz offene Frage stellen. Offen soll meinen: ich habe schlicht keine Ahnung, meine Frage ist nicht provokant, sondern Durst nach Information:


    Ich bin milde irritiert über die Abwesenheit des Gast-Begriffes (siehe Ji'un Kens Thread). Ich meine, Religionen bilden häufig neben einem mehr oder minder originären spirituellen oder philosophischen Kern oft auch eine Art Regel-Kanon für das Zusammenleben der Gesellschaft, in und aus der sie sich entwickelt haben. Wie fest dieser Kanon ist, wie detailliert und wie er verankert ist sei dahingestellt. Es muss ja nicht einmal ein rigoroses Regelwerk für das ganze Leben sein. Gesellschaft ist ja im kleinsten bereits das, was zwischen zwei Menschen passiert…
    Nun gibt es die Aufforderung, dass der buddhistische Weg im Ende zum Wohle aller dienen soll. Der Begriff des Mitgefühls ist zentral. All dies bezieht sich (zwar nicht nur) aber auch auf das Zusammenleben von Menschen.
    Gleichzeitig erscheint mir die Begrifflichkeit abstrakt. Das ist schön, denn es überlässt dem sich damit auseinandersetzenden die Freiheit, dies für sich zu verstehen und umzusetzen.
    GIbt es aber konkretere Formulierungen zu einem Kodex/Kanon bezüglich des Zusammenlebens der Menschen? Ganz neutral, ob sie nun in unseren Augen gefällig sind oder nicht?
    Hier darf – um das vom Thread »Wahrheit ist der Tod der Kommunikation« abzugrenzen gerne auch Quellenmaterial bzw. Hinweise darauf geliefert werden. Ich bin da »auf Lücke« ;)
    Wenn es um Eure Wahrnehmungen/Umsetzungen buddhistischer Appelle im Kontext meiner Frage geht, auch dies sehr gerne.