Beiträge von Doris im Thema „Ideal und Vollkommenheit“

    Tja, einige meiner Lehrer empfinde ich als Verkörperung eines Ideals.
    Aber ich werde nie so wie sie. Ich werde was ich bin. Das ist aber auch gut. Sie finden mich auch gut so wie ich bin, wieso sollte ich das dann nicht?
    Wenn ich sie schon als ideal betrachte, dann kann ich mir davon ja auch eine Scheibe abschneiden, das nutzt wenigstens. :D

    Und zurück zum Thema …


    Ja, ich sehe das auch so mit dem Vergöttlichen des Perfekten. Ich erfahre das als Begierde, ein Anders-Wollen.
    Ich vermute auch, dass dies ein Grund für die Grabenkämpfe ist, denn die Begierde nach dem Besitz der "vollkommenen" Lehre muss zum Kampf gegen alles führen, das dies infrage stellt.
    Deshalb auch immer die Probleme mit der "reinen Lehre" und ihren Anhängern. Der Kampf kann lauthals geführt werden, aber auch ganz subtil. Das muss jeder bei sich selbst erkennen.
    So wie ich den Buddhadharma aber verstehe, werden dort aber Begrifflichkeiten wie "rein/unrein" aufgehoben, Es gibt auch nichts Unvollkommenes mehr, weil dies einfach nur Vorstellungen sind, die der Geist produziert in seiner Produktivitätsfreude. Was aber auch so sein darf. Diese Aufhebung macht auch vor der Lehre nicht Halt, bzw. vor dem, was wir uns darunter vorstellen. Alles Produkte des Geistes, der Vergänglichkeit unterliegend und bedingt. Und wenn ich ganz tief in mich hineinhorche, ist da kein vollkommen/unvollkommen, kein Ideal …


    Das ist auch nur ein Produkt des Geistes (meines …)
    Stille …


    Liebe Grüße
    Doris - Knochensack

    Ich meinte mit "ehrlich" auch mehr den Aspekt, dass ich keine Ahnung habe, ob das was ich da gepostet habe auch das ist, was gemeint ist. Sondern nur, dass ich da eine Vermutung und eine Vorstellung als ein Verstehen verkauft habe.

    Zitat

    So kann man es natürlich auch machen. Erst eine Ideal-Vorstellung kultivieren und dann sagen "Ich bins schon" ... das hebt das Selbst-Wert-Gefühl


    :D Touché …


    Jetzt ehrlich … mich hat das Thema Erleuchtung nie interessiert. Der erste Satz im zweiten Absatz ist einfach ein Zitat von Dingen, die ich so gelesen habe.
    Die Erfahrung "Ach so" ist allerdings eine eigene, und ich reime mir so zusammen, dass es wohl eine Bestätigung für den ersten Satz sein könnte. Das Selbst-Wert-Gefühl hebt sich schon, aber da die Erfahrung als nichts Besonderes gesehen wird (deshalb das Ach-so), nicht isoliert: Wenn ich das sehen kann, dann kann es jeder. Und dennoch ist da ständig Verblendung: Ich bin besser, ich bin so und so … Eine Verirrung nach der anderen. Der Weg ist lang, wenn man noch am Anfang steht …


    Gut für mich, dass Du so frei rauslässt, was Du denkst. _()_


    Liebe Grüße
    Doris - Knochensack

    Zitat

    Wenn nichts dafür getan werden müsste, dann wäre man ja eh erleuchtet, bzw. gar nicht geboren worden.


    Das ist doch der Knackpunkt. Es wird immer mehr unterlassen. Diese gesamte Gschaftlhuberei ist es doch, was uns im Weg steht.
    Wir lernen immer weniger zu tun, immer weniger zu denken bzw. dem Denken nicht mehr so viel Bedeutung zuzumessen (Denken ist Tun des Geistes).
    Jedenfalls ist es das, was sich bei mir "tut".
    Das Irritierende scheint mir zu sein, dass es so scheint, wir müssten erst ein paar Dinge tun, damit wir dann weniger tun. Aber ich ahne, dass es nur scheinbar so ist.


    In Mahayana-Sicht sind wir erleuchtet. Und wem ab und an schon ein Lichtlein aufgegangen ist, wird sehen, dass es tatsächlich schon immer da war: "Ach so! Das ist es!"
    Es ist nichts weiter als mal geradeaus zu blicken und nicht immer durch Brillen und auch noch nach rechts und links abzuschweifen …


    Liebe Grüße
    Doris - Knochensack

    Grund:

    Hinter "Potential" könnte sich auch ein Ideal verbergen 8)


    Das zu unterscheiden ist Aufgabe.
    Wenn ich das auf mich selbst beziehe, dann bedeutet es, dass ich mich kennenlerne und z.B. unterscheiden kann, wann ich etwas will, was nicht in meinen Möglichkeiten liegt. Das macht nämlich unglücklich und ist eine Ursache von Scheitern und dem ganzen Rattenschwanz an Kopfkino. Ich sehe das als "Arbeiten mit dem was vorhanden" ist. Für mich bedeutet das "Erdung", Aufhebung all der Vorstellungen, die ich über mich habe, über das wie ich sein soll, was ich kann und nicht kann usw. Das erlebe ich als gute Basis.
    Ganz banal: Wenn ich von mir erfahren habe, dass ich einfach kein Blut sehen kann, dann werde ich mich vielleicht nicht unter Druck setzen und setzen lassen Arzt zu werden, sondern mache das, wofür ich mich besser eigne. Dabei bin ich dann nicht unglücklich, dass ich kein Arzt geworden bin, weil das einfach nicht zu meinem Potential passt. Selbst wenn wir es schaffen in so "banalen" Beispielen unser Potential zu erkennen, würde es eine Menge Unglück weniger geben auf der Welt.


    Manchmal deckt sich das Potential mit dem Ideal, aber nicht immer.


    Liebe Grüße
    Doris - Knochensack

    Lieber mukti,


    warum sollte das eigene Potential vernichtet werden? Wie alles Bedingte entsteht und vergeht es.
    Das Potential eines Frosches ist in der Natur des Froschseins begründet, die vollkommen Frosch ist.
    Das Potential eines Menschen liegt in seiner Natur. Auch das ist vollkommen. Das herauszuschälen, mitsamt seiner individuellen Fähigkeiten, halte ich für heilsamer als es zu vernichten.
    Was versiegt, ist die Illusion der Unabhängigkeit und der Wunsch des Anders-sein-Wollens.


    Liebe Grüße
    Doris - Knochensack