Beiträge von bibo im Thema „Leerheit realisieren -> Erleuchtung“

    Elliot:
    bibo:

    ... und dieses nicht-gestaltete Element das ist dies hier, also alles oder?


    Wenn "dies hier" Geburt, Alter, Krankheit, Tod, Kummer und Befleckung unterworfen ist, dann eher nicht:


    Zitat

    Dann, ihr Bhikkhus, nachdem ich selbst Geburt, Alter, Krankheit, Tod, Kummer und Befleckung unterworfen war, die Gefahr in dem, was Geburt Alter, Krankheit, Tod, Kummer und Befleckung unterworfen ist, erkannt hatte und die ungeborene höchste Sicherheit vor dem Gefesseltsein, Nibbāna suchte, erlangte ich die ungeborene höchste Sicherheit vor dem Gefesseltsein, Nibbāna; ...(http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m026z.html)


    Viele Grüße
    Elliot


    hieße das: Wenn Geburt, Alter, Krankheit, Tod, Kummer und Befleckung als leer erkannt werden dann ist das Nibbana? Was aber nicht heisst, dass Geburt, Alter, Krankheit, Tod, Kummer und Befleckung überhaupt nicht existieren sondern "nur" als Erscheinungen eine bedingte Existenz haben?


    Einen schönen Gruß!
    Bibo

    Zurück zur Eingangsfrage:


    Warum führt direktes Realisieren zur Erleuchtung - bzw. IST Erleuchtung?


    Bis hierher verstehe ich:


    - Erscheinung ist wenn etwas anders existiert, als es aussieht
    - Wäre etwas so, wie es erscheint, so könnte es sich nicht verändern
    - das etwas bedingt existiert, heißt nicht, dass es nicht existiert: es existiert, aber "nur" als Erscheinung, also anders als es gefühlsmäßig auf den ersten Blick aussieht.
    - es gibt nicht eine Erscheinung, die ohne Bedingungen besteht
    - auch der Gedanke, alles sei bedingt ist leer, also bedingt, also ohne eigene Existenz
    - also sind intellektuelles Verstehen als auch direktes Realisieren von Leerheit bedingt, existieren nicht selbst
    - das eigene Ich-Gefühl, das ich irgendwo diffus als meinen Wesenskern empfinde ist bedingt



    -> folglich ist Erleuchtung ebenfalls leer, folglich gibt es keine endgültige oder wesenhafte Erleuchtung, aber als Idee oder Erscheinung mit allen damit verbundenen Vorstellungen existiert sie.
    -> folglich bleibt nichts übrig, als was jetzt halt so ist. Darin kann alles erscheinen, auch das Wegfallen von dem Eindruck, da wären Erscheinungen. Was anderes darüber hinaus, davor oder dahinter gibt es nicht.


    So verstehe ich bis hier.


    Bibo

    Könnte man es so sagen: Leerheit ist einfach ein gedankliches Konzept für den zwanghaft denkenden Ich-Verstand, um ihn mit seinen eigenen Mitteln ruhig zu stellen. Denn wenn dieser Ich-Verstand oder Ich-Gedanke sich konsequent mit dem Gedanken der Leerheit beschäftigt kommt er automatisch zum Stillstand, da er sich selbst ja ebenfalls als leer als auch die Leerheit als leer denken muss. Es ist wie eine Rückkoppelungsschleife: Richte ich mich, meine eigene Leerheit hinterdenkend auf mich selbst, auf mein Zentrum, aus dem ich zu kommen scheine, in dem ich zu wohnen scheine, so dreht mein Verstand hohl, weil es für ihn da nichts zu Greifen gibt und zweitens wird es immer stiller, weil ich mich ganz einfach selber in meiner Bedingtheit auflöse - Ich und Leerheit kreisen erst umeinander und fallen schließlich zusammen. So fällt das Ich in ein tiefes Loch, verzweifelnd um sich greifend, während sein eigener Gedanke der Leerheit ihn immer mehr von innen aushöhlt. Der einmal gefasste Gedanke der Leerheit hat mich endgültig infiziert. Leerheit ist die Atombombe für den Verstand! Direktes Realisieren von Leerheit ist, wenn der Verstand kapituliert hat gegenüber der Frage seiner eigenen Ur-Natur. Und was dann übrig ist ist leeres Bewusstsein, Erleuchtung, durchleuchtendes Sehen von allgegenwärtiger Leerheit oder - wie ich eben bei Tich Nath Han las - "Seinsverbundenheit". Der Verstand lebt weiter, aber von nun an als Werkzeug für die für ihn geeigneten Aufgaben und nicht als Ich-Wesen, das glaubt, das es eine eigene Existenz hätte. Welt und Ich fallen zusammen, beide lösen sich ineinander auf, vollständig ineinander verknäult ohne jeden Abstand.


    Ist das ein in etwa richtiges Verständnis darüber, wie Leerheit "wirkt"?


    Warum, nibbuti, wird es hier nicht gern gesehen, wenn jemand persönlich nach seinen "Realisationen" gefragt wird? Als Anfänger und an den buddhistischen Lehren interessierter Mensch möchte ich die Menschen hier und mich selber besser verstehen. Die Motivation, warum ich Dich so fragte, war der Wunsch nach einer direkten, authentischen Antwort. Warum legte ich Wert auf Deine persönliche Antwort, warum konnte ich Dein Zitat Buddhas nicht als authentisch von Dir kommend auffassen? Es ist derselbe Grund, aus dem ich Buddha selbst gefragt hätte. Warum hätte ich Buddha selbst persönlich gefragt? Weil ich einerseits fasziniert bin von Buddha, andererseits aber auch Zweifel und Unsicherheit habe. Sonst hätte ich mich nicht entschieden in so ein Forum zu gehen. Buddha, soweit ich ihn verstanden habe, hat immer betont, wie wichtig das eigene Nachdenken und Hinterfragen ist. Und dazu gehört für mich eben auch ihn selbst und seine Anhänger immer wieder zu be- und hinterfragen. Das eine bestimmte Art von Fragen unerwünsch sei, ist für mich eine neue Facette und für diese bin ich auch dankbar, aber sie irritiert mich auch gehörig. Sollte ich also noch mehr aufpassen auf die Wahl meiner Worte, auf meine sprachlichen Handlungen, als ich es bislang tue, so frage ich mich. Ist vielleicht ein Fehler darin, schaffe ich vielleicht Zwietracht in dieser Gemeinschaft hier oder auch nur zwischen uns indem ich so frage, wie ich es getan habe`? Und wenn ja, dann wüsste ich gerne warum.


    Herzliche Grüße,
    Bibo


    Dankeschön! Was davon "realisierst" Du, wenn ich fragen darf - magst Du in Deinen eigenen Worten davon sprechen?

    Könnte jemand bitte nochmal erklären, was "inhärente Existenz" oder "Wesenhaftigkeit" meint. Es wurde zwar bereits gut erklärt und ich habe vieles darüber gelesen, kann aber einfach noch nicht finden, was genau gemeint ist. Mein intelektuelles Verständnis ist so: ich nehme irgendetwas wahr und es erscheint mir sofort als "das da", was irgendwie nichts mit mir zu tun hat, da draußen vor sich hin existiert für sich, irgendetwas "anderes" ausserhalb von mir. Obwohl ich intelektuell relativ klar sehe, dass es so etwas nicht gibt, erscheint es mir gefühlsmäßig doch so. Der Tisch da z.B. scheint mir nicth abhängig von meiner Wahrnehmung und begrifflichen Prozessen, obwohl ich, wenn ich darüber nachdenke schon "weiß", dass er natürlich von meiner eigenen Wahrnehmung abhängt. Ich denke aber wohl eher, dass es so sein müsste - weniger sehe ich das direkt. Und wenn ich nun den Buddha richtig verstehe, gibt es neben der gedachten eine direkte, unmittelbare Einsicht in diese Wahrheit von der Bedingheit der Dinge. Hat jemand hier diese direkte Einsicht und kann davon berichten, wie das ist. Warum ist direktes Erkennen des Fehlens von Wesenhaftigkeit befreiend oder erleuchtend?


    Herzliche Grüße,
    Bibo

    nibbuti:


    was denkst du ist die Nahrung für Gefühle?


    Naja, sie brauchen etwas, auf das sie bezogen sind - oder gibt es ganz und gar auf nichts bezogene Gefühle? Es braucht als Nahrung wenigstens einen Bezugspunkt, würde ich sagen. Damit sich ein Gefühl wiederholt einstellen kann muss sich dieser Bezugspunkt wohl ebenfalls wiederholt einstellen.


    Herzlich!
    Bibo

    Was ist genau mit Wesenhaftigkeit/Substanzhaftigkeit gemeint? Ist es dieselbe geistige Sicht, die meint, es gäbe eine letzte, unteilbare Ursubstanz im Universum? Und warum und wodurch genau ist es uns verborgen, daß wir getäuscht sind in der Wahrnehmung dieser Wesenhaftigkeit in Bezug auf unser eigenes Ich?


    Herzliche Grüße,
    Bibo

    Guten Abend,


    ich bin neu hier und mich interessiert unter anderem diese Frage: Wie "wirkt" die Einsicht in Leerheit, so dass man Erleuchtung erlangt und was ist Erleuchtung? Ist es ein andauerndes Glücksgefühl in der Art wie wir Glücksgefühle kennen? Ist es etwas völlig anderes? Wie kann ein Glücksgefühl von der Art, wie wir es kennen, anhalten - wie kann ich jetzt, wenn ich ein Glücksgefühl habe, sicher sein, dass es die Erleuchtung ist, die bis in alle Eweigkeit bestehen bleibt? Was ist Ewigkeit? Ewige Zeitdauer? Leerheit, wenn ich richtig verstanden habe, betrifft alle Phänomene, auch das Phänomen Zeit. Löst sich also mit der Einsicht der Leerheit der Gedanke der Dauer auf? Kommt dann nicht trotzdem der nächste Augenblick? Zu realisieren, dass nichts wesenhaft ist, warum ist das ein Tor zur Erleuchtung?


    Herzliche Grüße,
    Bibo