Karma - bedingtes Entstehen

  • Zitat

    Die erste Ebene der Motivation ist es, sich eine glückliche Wiedergeburt zum Ziel zu nehmen. Wenn wir nicht glauben, dass es Wiedergeburten gibt, warum sollten wir uns dann eine glücklichere Wiedergeburt zum Ziel nehmen? Das würde keinen Sinn ergeben. Auf der zweiten Ebene nimmt man sich die Befreiung zum Ziel. Befreiung wovon? Befreiung von der sich unkontrollierbar wiederholenden Wiedergeburt, denn dies ist, was mit Samsara gemeint ist. Warum sollten wir uns von der Wiedergeburt befreien wollen, wenn wir nicht glauben, dass sie existiert?


    Das bestätigt was ich andeuten wollte: Unter obigem Aspekt betrachtet macht Buddhismus praktizieren nur Sinn, wenn man - wie die alten Inder - von eder Existenz einer Wiedergeburt und einem Karmagesetz ausgeht


    Buddhismus zu praktizieren ohne Wiedergeburtsglaube wird in diesem Sinne schwierig.


    Damit behaupte ich nicht, dass es Wiedergeburt oder Karma gibt oder nicht gibt. Das kann man weder beweisen noch wiederlegen.


    Allerdings verstehe ich auch Bel. Er sieht Buddhistische praxis womöglich mehr als Reifung des Bewusstseins/Geists oä. Dazu gibt es ja auch virle Sutten und ich persönlich bin auch eher der Meinung, dass Buddha die Praxis im Sinne einer Befreiung/Verwirklichung des Bewusstsein/Geists lehrte.

  • Buddhaghosa:

    Hallo bel,
    weil ich es noch nicht richtig verstehe: gibt es für dich (im richtig verstandenen Buddhismus) Karma und Wiedergeburt? Falls ja, wie verstehst du es.


    Ja, "gibt" es und zwar als umgedeutete Fremd-Konzepte aus dem damaligen Kulturraum. Aber wem klar ist, daß seine Handlungen Folgen hat und daß er dafür Verantwortungen übernehmen muß und wer nicht an seine eigene physische Wiedergeburt glaubt, der braucht das nicht.


    wer im Detail wissen will, wie dukkha entsteht, guckt bei paticcasamuppada. Das macht dann auch Sinn.


    Wiedergeburt sehe ich als eine von Moment zu Moment mit notwendigerweise interindividuellen Komponente, schließlich wird ja das (nach den selben Prinzipien) ergriffen, was ein anderer entläßt. Damit braucht es auch es keine individuelle Wiedergeburt.
    Alles sehr kompatibel

  • mukti:
    Buddhaghosa:


    verstehe ich nicht, wie passt deine Antwort zu meiner Frage? Das bedingte Entstehen will ja auch nicht den Anfang von Samsara erklären.


    Ich kenne diese Theorie nicht so genau, aber sagt sie nicht dass es nur drei Leben gibt, also insgesamt drei Geburten?


    Hallo,


    diese Theorie "verteilt" die 12 Glieder des bedingten Entstehens auf drei Leben, d. h. es soll sich um einen Vorgang handeln, der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft umfasst.

  • Ach ja, diese drei-Leben-Theorie:


    Zitat

    Unwissenheit (avijja) und Absicht (sankhara) sind Handlung (kamma) im vorangegangenen Dasein, und deren Frucht ist Bewußtsein (viññana), Geist und Körper (namarupa), Sechssinnesgrundlage (salayatana), Sinneskontakt (phassa) und Gefühl (vedana) im gegenwärtigen Dasein; Begehren (tanha), Anhaften (upadana) und Werden (bhava) sind Handlung im gegenwärtigen Dasein, und deren Frucht ist Wiedergeburt (jati) und Altern und Tod (jaramarana) im darauffolgenden Dasein.


    http://www.wat-lao.org/PDFs/Bi…rnative%20Annaeherung.pdf


    Oh das kann ich jetzt nicht durchschauen, keine Ahnung.

  • Punk:

    Die stelten sich vor, man könne allein mit seiner Gedankenkraft ( S. bedingte Entstehung) über eine Wiedergeburt bestimmen.


    So in etwa:



    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Zitat

    wer nicht an seine eigene physische Wiedergeburt glaubt


    Um eine physische Wiedergeburt ging es auch nie, steht auch in den Links. Mit diesen Dingen verhält es sich anders. Wiedergeburt hat sehr viel mit Dukkha zu tun wenn du mich fragst. Du denkst, dass nach dem Tod nur die eigene Wirkung weiter durch andere Lebewesen vor sich hinrotiert, es dann sozusagen das Problem derer ist die noch leben.
    Dabei ignorierst du die Bhavanga/Alaya die in Form einer Geist-Kontinuums karmische Samen ins nächste Leben transportiert, sofern Ignoranz nich beendet worden ist. Hat nichts mit einem indivduellen Selbst zu tun, immer noch bedingtes Enstehen.
    Das was Berzin geschrieben hat in den Links ist sehr aufschlußreich, es ist wichtig zu verstehen was für ne Art von Phänomen Geist ist und welche Arten von Kontinua es geben kann, auf welche Weise ein Kontinuum mit oder ohne karmischen Tendenzen bestand hat. Ob es Anfang und Ende wirklich gibt oder überhaupt geben kann was manche Phänomene betrifft. Natürlich muss man schon einen gewißen Grad an Offenheit haben um einfach mal überhaupt theoretisch anzunehmen, dass es sich mit diesen Dingen so verhalten könnte.


    "umgedeutete Fremd-Konzepte aus dem damaligen Kulturraum" ist auch nichts weiter als eine Theorie die du vertrittst.
    Ich will auch weder sagen, dass die buddhistische Theorie stimmt oder nicht stimmt. Da ich jedoch kein Buddha bin, habe ich was meine Wahrnehmung betrifft Grenzen und verwerfe Dinge nicht leichtfertig die für mich zu diesem Zeitpunkt vielleicht noch nicht verständlich sind.

  • Die Idee eines Geistkontinuums heißt, das ein Skhanda mit dem Tod nicht vergeht, daß es personale Wiedergeburt gibt, das es ein Atta gibt, dieses aber nicht statisch, sondern dynamisch ist.


    So langsam kriegt man den Eindruck, das Atheisten a la Metzinger da viel radikaler sind, als Buddhisten. Die Buddhisten halten meistens noch an der Idee eines (zu mindest relativ existierenden - beste Ausrede ever) Ichs fest (da waren selbst die Inder der Upanischaden revolutionärer - für die existierte dieses ich nicht).


    Und dann denken sie auch noch, eine fiktives ethisches Ursache und Wirkungs-Ding zu konstruieren, schafft persönlichen Sinn. Das Schaffen von persönlichen Sinn ist die Ursache von Leiden.
    Ursache-Wirkung (also die ganz normale, nicht als ethischer Klumpen) wurde wenn ich mich recht erinnere schon von Hume angezweifelt. Ich fand es lustig, das Wolinsky in seinem "Walden III" den Ursache-Wirkungs-Mythos gleich neben den Gott-Mythos behandelt. Ihre Funktionsweise scheint eine sehr ähnliche zu sein.

    Ich bin nicht im Heiligen Geschäft. Ich sing mein eigenes Lied.
    U.G.

  • Kontinuum bedeudet nunmal nicht Kontinuität von einem "Etwas" und nein, damit auch kein Atta. Wenn man in diesem Zusammenhang relatives Selbst nennt, sollte man zumindest verstehen was damit gemeint ist.. Für die Upanishaden existiert ein absolutes Selbst... "Fiktive ethische Ursache und Wirkungs-Ding" lässt sich empirisch an der unmittelbaren Erfahrung erleben.., kein "persönlicher Sinn" sondern relativ beschreibbare Erfahrungen..
    Bedingtes Enstehen im Buddhismus hat nichts mit einer methaphysischen Mechanik zu tun..

  • Hallo,


    das "wiedergeborene Wesen" ist nach dem Buddha ja weder das gleiche noch ein anderes Wesen. Es ist mit seinem "Vorgänger" durch Bedingungen verbunden. Daher würde ich es auch nicht als eine individuelle/eigene physische Wiedergeburt bezeichnen. Jedoch sehe ich auch keinen qualitativen Unterschied in der Fähigkeit, sich an seine Kindheit und an sein früheres Leben zu erinnern. Von Florian-früher und Florian-jetzt wird landläufig als Individuum gesprochen, was ja auch der Buddha tat. Dies kann ich erweitern auf Florian-später, sei es noch in diesem oder in nächsten Leben. Ich bin eben nicht der gleiche, aber auch kein vollständig anderer - war es nicht und werde es auch nicht sein.


    Gruß
    Florian

  • Ich vermute wir (die in diesem Thread diskutieren) sind uns doch weitgehend einig, dass die Idee eines "unveränderlichen Selbst", welches Träger der karmischen (Aus)Wirkungen ist und nach dem Tod des gegenwärtigen physischen Kontinuums einem neuen geistig-körperlichen Komplex zugrundeliegt, nicht mit der anatta-Lehre vereinbar ist. (Kurz gesagt: persönliche Wiedergeburt)
    Wenn man Karma darauf reduziert, dann ist es m.A.n. sinnvoll, es eher als Rudiment zu betrachten.
    Aber ganz einfach auf den Zeitraum zwischen Geburt und Tod bezogen: ein Mensch handelt mittels Gedanken, Worten und Taten. Und die Frage ist nun, gibt es einen Zusammenhang zwischen der Art und Weise wie wir handeln, und dem was wir erleben bzw. uns wiederfährt? Wenn ich sage es besteht keinerlei Zusammenhang, dann ist das die eine Richtung (welche auf ihre Stimmigkeit zu durchdenken und die tatsächliche Lebensführung hin zu überprüfen wäre). Wenn ich sage es gibt einen Zusammenhang, lautet die Frage wie dieser beschaffen ist. Bedingtes Entstehen und Karma sind dabei m.A.n. zwei Mittel, diesen Zusammenhang zu erklären. Theoretisch ist das ganz nett, aber für das echte Leben empfinde ich beide als unzureichend. Soll heißen: mein eigentliches Problem besteht darin, einfach gar nicht zu wissen, ob ein irgendwie gearteter Zusammenhang (zwischen der Art und Weise wie wir handeln, und dem was wir erleben bzw. uns wiederfährt) besteht, und ich kann auch nicht an das eine oder andere glauben.

  • EinGedanke:

    Kontinuum bedeudet nunmal nicht Kontinuität von einem "Etwas" und nein, damit auch kein Atta. Wenn man in diesem Zusammenhang relatives Selbst nennt, sollte man zumindest verstehen was damit gemeint ist.. Für die Upanishaden existiert ein absolutes Selbst... "Fiktive ethische Ursache und Wirkungs-Ding" lässt sich empirisch an der unmittelbaren Erfahrung erleben.., kein "persönlicher Sinn" sondern relativ beschreibbare Erfahrungen..
    Bedingtes Enstehen im Buddhismus hat nichts mit einer methaphysischen Mechanik zu tun..


    Aber genau diese Kontinuität existiert doch nicht. Es gibt eben kein Kontinuum. Auch ein Kontinuum wär noch Dauerhaftigkeit. Es gibt nur Handlungen, keinen Handelnden. Handlungen sind eben nicht Handlungen eines Kontinuums.
    Aber das sind ja Selbstverständlichkeiten. Eigentlich muss man darüber doch gar nicht reden.


    (Zu den Upanischaden - sicher nahmen sie ein Selbst an, das eins ist mit dem Allselbst, letztlich nichtgetrennte Einheit. Das ist sicher durchaus problematisch. Aber sie sahen klar, das es kein Ich gibt. Bei westl. Buddhisten würde ich das bezweifeln)


    "Fiktive ethische Ursache und Wirkungs-Ding" ist ein Gefühl, nichts empirisches, nichts erfahrbares, sondern da ist eine Erfahrung, und daraus werden (falsche) Schlussfolgerungen gezogen. Außerhalb des verstandes gibt es so was wie karma nicht.
    Inwieweit es überhaupt Sinn macht, ein physikalisches Konzept auf etwas geistiges, auf Ethik anzuwenden, ist eh sehr fraglich, selbst wenn es ein Ich geben würde.
    Bedingtes Entstehen ist dann nochmal ne ganz andere Geschichte. Aber sie erklären, wie Sachen ablaufen, obwohl da sicher auch noch zuviel Abstraktion dabei ist. Sprich: auch das ist nur ein Konzept, um etwas zu veranschaulichen (Buddha hat da auch verschiedene Modelle des bedingten Entstehens benutzt), nicht die Wirklichkeit. Der Unterschied aus meiner Sicht ist, das karma jemanden geschieht, bedingtes Entstehen beschreibt dagegen einen neutralen Prozess. Sie beschreibt u.a., wie es zur Bildung dieses Fakes namens Ich oder Geisteskontinuum kommt. Während es bei karma um Verbesserung des fakes geht.

    Ich bin nicht im Heiligen Geschäft. Ich sing mein eigenes Lied.
    U.G.

  • @Sohai
    Man kann es ja z.B. auch mit Meditation vergleichen, Samatha. Wenn man fleissig übt kann man sehr deutlich sehen wie die fünf Jhana-Faktoren die fünf Hindernisse überkommen und danach der Einstieg ins erste Jhana erfolgt. Dann sieht man wie die Faktoren je nach Stufe verschwinden. Dann sieht man welche Auswirkungen dies auf meine Wahrnehmung außerhalb der Meditation hat und wie die fünf Hindernisse wieder enstehen. Ich kann sehen, dass ich in einem ruhigen und konzentrierten Geisteszustand sehr viel reflektierter mit anderen umgehe, wie ich Tendenzen unfreundlich zu sein vermeiden kann. Wie sich das dann auf die zwischenmenschliche Beziehung auswirken kann usw. Man sieht die Beziehung dieser Kausalitäten sehr deutlich.


    Genauso sieht man es an Realisationen oder temporären Erfahrungen. Wenn man z.B. das erste mal Anatta nicht-konzeptuell versteht, wie es wirklich ist wenn diese falsche Ansicht aufgrund von Erkenntnis inaktiv wird und sich damit Realität glänzlich verändert. Alles Dinge die empirisch von verschiedenen Leuten bestätigt werden. Meiner Erfahrung nach sprechen wir hier von Dingen die nicht nur Theorie bleiben müssen.


    Wenn man z.B. Realität aus einer Atman Perspektive (kein kleines Ego-Selbst, sondern das wirklich göttliche Selbst) erlebt hat und dann später aus einer Anatta Perspektive, dann fängt man an deutlich zu sehen wie Ursachen und Bedingungen maßgeblich Einfluss auf die eigene wahrgenommene Realität haben. Man fängt an die Wahrheit in Buddhas Worten zusehen.
    Dass Realität eine gänzlich andere Angelgenheit ist als das was man zunächst anhand seiner eigenen intellektuellen und konzeptuellen Erklär-Modelle verstanden hat, eröffnet einem eine Perspektive die zunächst total absurd erschien. Es fängt an wirklich Sinn zu machen. Aber das ist nunmal der Punkt, darüber zu spekulieren ist und bleibt ein Gedankenspiel, man muss diese Dinge direkt austesten.

  • @ punk:


    Zitat

    "Und was sind Gestaltungen [8], was ist der Ursprung der Gestaltungen, was ist das Aufhören der Gestaltungen, was ist der Weg, der zum Aufhören der Gestaltungen führt? Es gibt diese drei Arten der Gestaltungen: die Gestaltung des Körpers, die Gestaltung der Sprache, die Gestaltung des Geistes. Mit dem Ursprung von Unwissenheit ist der Ursprung der Gestaltungen. Mit dem Aufhören von Unwissenheit ist das Aufhören der Gestaltungen. Der Weg, der zum Aufhören der Gestaltungen führt, ist eben dieser Edle Achtfache Pfad; nämlich Richtige Ansicht, Richtige Absicht, Richtige Rede, Richtiges Handeln, Richtige Lebensweise, Richtige Anstrengung, Richtige Achtsamkeit, Richtige Konzentration."


    (MN 9)


    Wenn in dieser Sutra steht es ginge um das "Aufhören der Gestaltungen", dann ist damit das Verlöschen von Gier , Hass und Verblendung gemeint, damit des Durstes, des Willens, auch des zwanghaften Wunsches eine neue Gestalt anzunehmen, das heißt eine Verkörperung. Es gibt also eine unerlöste Komponente der Skandha und ich nenn das Speicherbewusstsein, welches gleichwohl leer von einem konstanten, d.h.unveränderlichen Selbstes, unveränderlichem Name und Form ist.
    Buddha selber hat auf seine früheren Erscheinungsformen verwiesen als Lehrmaterial und das hat er nicht gemacht um irgendwelchen Brahmanen und Yogis einen Gefallen zu ihrer Verständnisebene tun. Damit hätte er sie ja dem Daseinskreislauf, der Verblendung überlassen. Er hat nie gelogen. Und eine Lüge wäre es seine Ansichten zu verstellen, hinzubiegen.
    Vielmehr war er ja darauf aus, soviele Wesen wie möglich zu retten mit der rechten Lehre, dem Lehren, das heißt auch immer "Aufzeigen" des einzigen Weges. Er hat gesagt, es gäbe keinen Weg zur vollständigen Erlösung als den 8 fachen und kein unkundiger Andersfärtiger ist in der Lage ihn zu vervollkommnen.
    Wieso hätte er also"Andersfärtigen" den unheilsamen Gefallen tun sollen ihnen zu Munde zu reden ? Damit hätte er sie ja nicht vom 8 fachen überzeugen können. Vielmehr ist es so, daß er ganz selbstverständlich die rechte weltliche Ansicht aufgenommen hat, weil er selber dieser Überzeugung war, genauer: er war in dieser "Stimmung" von Geburt an, denn die Ausrichtung auf Entsagung, der Glauben an Wiedererscheinen und die Überzeugung von der Notwendigkeit einer "glücklichen", d.h., tendenziell heilsamen Wiedergeburt, also ohne unüberwindbare geistige und körperliche Hindernisse ( Trübungen, Geistesgifte. Krankheiten ) ist eher eine "Stimmung"- sagen wir eine Gestimmtheit- und damit Lebens-Ausrichtung, die aus Weisheit aufkommt, aus einer "Abgeklärtheit", aus "Reinheit".


    Punk:

    Zitat

    Die stelten sich vor, man könne allein mit seiner Gedankenkraft ( S. bedingte Entstehung) über eine Wiedergeburt bestimmen.


    Das ist nicht "Gedankenkraft". Sondern ein Siddhi. Und es ist kaum mehr egoistisch ( getrübt). Mahayanis richten sich in der Gesinnung genau so aus wie es Buddha getan hat. Dieses Karma, diese Gesinnung, das Mitleid, erfüllte sich bei ihm, als er beschloss sich hinzuwenden und zu lehren, d.h. Wesen zu begleiten und damit zu befreien, anstatt sich allein zurückzuziehen bis zum Tode.
    Dogen sagt im Shobogenzo 2, daß falschen Meistern das Mitleid für die Wesen fehlt. Er nennt sie Bestien. Das ist auch bei falschen Praktizierenden so. Davon bin ich heute überzeugt. Aber was bedeutet "Falsch" ? Nach der Lehre bedeutet es "unweise". Es bedeutet, sie kennen Vipassana nicht, sie sind nicht durch das Tor gegangen und können deswegen recht nicht von falsch unterscheiden. Dogen nennt es "göttliches Licht"( Vipassana) Aber das ist unerheblich.

    Honen Shonin: "Weil es den Übenden in der heutigen Zeit aber gut geht, finden sie Einschränkungen schwer."

  • Es ist nicht egoistisch Leiden ( Unerfülltheit, Unbefriedigtsein ) zu erkennen. Dieser Impuls kommt nicht aus dem Ego. Nur wer "das Ziel" und "das Selbst" verdinglicht, der lehnt es ab oder begehrt es.

    Honen Shonin: "Weil es den Übenden in der heutigen Zeit aber gut geht, finden sie Einschränkungen schwer."

  • @ °°°


    Diese Links sind wirklich empfehlenswert. Wir sprechen hier von etwas, das weder wirklich als existent noch als nicht-existent bezeichnet werden könnte. Wir müssen uns auch im klaren sein, dass wir hier Sprache zur Kommunikation von Dingen nutzen, die sehr schwer "kommunizierbar" sind. D.h. das ganze hat so seine Grenzen.


    Es ist so, dass das bedingte Enstehen das Hauptprinzip ist. Das bedeutet, dass so etwas wie "Dinge" (darunter fällt wirklich jedes Substantiv, auch Bewusstsein, Selbst und Kontinuum) keine isoliert existierenden Erscheinungen sein können, da sie nicht für sich selbst stehen können (Was ja zunächst verständlich ist, oder?). Sie sind auch gleichzeitig impermanent. Jedoch zerfällt Realität ja nicht nach einer Erscheinung in ein schwarzes Nichts. Es ist wie eine lückenloser Fluss aus Erscheinungen. Wie du selbst sagst, es gibt keinen Handelnden, es gibt keinen Wahrnehmenden usw. Trotzdem gibt es verschiedene Erfahrungen die selbstklar sind (da es keinen Wahrnehmenden gibt), es gibt also eine ununterbrochene Abfolge von klaren Momenten in denen etwas erfahren wird, in denen gehandelt wird.


    Wir können dies also nicht wirklich als absolut nicht existent bezeichnen, oder? Dann sagen wir ,,es ist wirklich existent". Ist das wirklich der Fall? Wenn ja, was soll das sein, was ist existent? Lässt sich eine eindeutige Plattform ausmachen die Licht auf andere Dinge wirft? Nein, es sind nur Erscheinungen, in Form von Gedanken, visuellen Eindrücken, Geräuschen usw. die absolut nicht permanent sind. Zwischen all diesen Erfahrungen gibt es kein Bindeglied, kein Zentrum. Wir können über "das was ist" keine absolute Aussage treffen. Alles was uns bleibt ist konzeptuelle Benennung, jede Aussage, jedes Wort ist nur relativ, da es sich nicht auf "wirklich existente Dinge" beziehen kann. Es sind Schablonen die sich auf nichts wirkliches beziehen. Jedoch wird es von keinem "Jemanden" benannt. Der "Benenner" ist auch etwas "benanntes". Verstehst du, Realität ist keine Illusion, es ist aber wie eine Illusion. Unser gesammtes Leben von A bis Z ist genau so. Traumartig. Das lässt sich so leicht sagen, jedoch ist der springende Punkt, dass wir diese Dinge nicht als relativ erkennen. Für uns gewöhnliche Menschen haben "Dinge" die nur diese geistigen Etiketten tragen, einen absolut existsierenden Wert. Absolut substantiell und aus sich selbstexistierend.


    Nun ist es so, dass es zwei Arten von bedingtem Enstehen gibt. Natürliche Formation zum einen, was man auch als Weisheit bezeichnen könnte die von niemanden gemacht wurde und der zwölfgliedrige Porzess der auf Nicht-Wissen beruht. D.h. wenn es uns wirklich gelingt Ignoranz bezüglich inhärentem Selbst- und Objekt-Glaube zu beenden, bedeutet es nicht, dass es anfängt dunkel zu werden. Das was bleibt ist die natürliche Kontinuität von Erfahrungen, aus der Sicht eines Buddhas. Aus dieser Perspektive wird die bedingte Soheit der Realität ganzheitlich durchdrungen. Bedingtes Enstehen ist aus dieser Perspektive keine intellektuelle Abstraktion, sondern Realität wie sie ist, selbsterklärend und natürlich.


    Die Perspektive die auf dem zwölgliedrigen Prozess beruht wirft ein völlig anderes Bild, was zunächst vor allem auf geistige Virtualität beruht die so ziemlich jeden Scheiß projizieren kann. Aus dieser Perspektive kann auch bedingtes Enstehen auf andere "unnatürliche" Weisen interpretiert werden. Der Geist der auf diese Weise wahrnimmt wirkt wie eine ontologische Maschine die alles auf eine künstliche Weise wahrnimmt, bzw. interpretiert. Es ist Wissen "über Realität", nicht Wissen "durch Realität". Es ist also eine letztendlich falsche Fabrikation. Jedoch manifestiert sich das ganze nicht einfach nur als Vorstellung, Gedanke oder Glaube. Diese Sichtweisen haben Konsequenzen in Form von energetischen Veränderungen, Geisteszuständen, physischen muskulären Verspannungen, Gefühl von fester Verkörperung und fester Identität und Lokalität hinter den Augen. Und genauso manifestiert sich dieser feste Selbst-Glaube in Form von Verhalten, Intention und Handlung.
    Diese Tendenzen wiederum verstärken die "echtheit" einer solchen Realität (Samsara) und schaffen "Eindrücke" im geistigen Kontinuum die sich nicht umbedingt im nächsten Moment manifestieren. Sie bleiben in Form von Potentialen, die nicht umbedingt in diesem Leben in Erscheinung treten. Es hängt von den richtigen Bedingungen ab ob der Samme anfängt zu sprießen.


    Solange also der Prozess der auf Ignoranz beruht aktiv ist, haben all diese Impulse den Effekt sich unter den richtigen Bedingungen zu manifestieren. Und da, wie es Dr. Berzin erklärt, im Falle eines geistigem Kontinuums von Erfahrungen um ein Phänomen handelt, das zwar von Nahrung und Körper abhängt, jedoch in der Zwischenphase des Bardo eine Bedingung findet die es zur nächsten physischen Basis führt, in die es seine ignoranten Tendenzen wieder keimen lässt und diese "Eindrücke" weiter eine illusorische substantzielle Kontinuität von einem "Etwas", die als solche nicht erkannt wird, manifestiert.


    Deswegen ist es aus buddhistischer Sicht wichtig die Konsequenz karmischen Dukkhas ernst zu nehmen. Es ist nicht sicher, dass man in diesem Leben den Level eines Arahat, Bodhisattvas, geschweige denn volle Buddhaschaft erlangen kann. Wenn man den Stormeintritt nicht schafft in diesem Leben ist es zumindest wichtig nicht unterhalb der Ebene eines Menschen wiedergeboren zu werden. Wir können uns also von der Weisheit Buddhas und lebender Meister insperieren lassen und mit der gewißheit, dass Samsara zu 100 % unzufriedenstellend ist, uns der Intention zu widmen unser bestes zu geben.

  • al-Nuri:

    Das ist nicht "Gedankenkraft". Sondern ein Siddhi. Und es ist kaum mehr egoistisch ( getrübt). Mahayanis richten sich in der Gesinnung genau so aus wie es Buddha getan hat. Dieses Karma, diese Gesinnung, das Mitleid, erfüllte sich bei ihm, als er beschloss sich hinzuwenden und zu lehren, d.h. Wesen zu begleiten und damit zu befreien, anstatt sich allein zurückzuziehen bis zum Tode.Dogen sagt im Shobogenzo 2, daß falschen Meistern das Mitleid für die Wesen fehlt. Er nennt sie Bestien. Das ist auch bei falschen Praktizierenden so. Davon bin ich heute überzeugt. Aber was bedeutet "Falsch" ? Nach der Lehre bedeutet es "unweise". Es bedeutet, sie kennen Vipassana nicht, sie sind nicht durch das Tor gegangen und können deswegen recht nicht von falsch unterscheiden. Dogen nennt es "göttliches Licht"( Vipassana) Aber das ist unerheblich.




    Mir scheint da ist eine Menge an Glauben und Vertrauen vorhanden, die ich leider nicht aufbringen kann. Danke für deine Antwort.


    Ich beschränke mich darauf mich um Läuterung des Bewussteins/ Geists zu bemühen. Erkenntnis(Vipassana) wird sich auf diesem Weg vielleicht von selbst einstellen. :D

  • Punk


    Aus ganzem Herzen, mach das. Bändige deinen Geist. Alles steht und fällt damit ob man das wirklich tut oder nicht. Ich selbst begann einen großen Fehler damit, dass ich anfing Samatha zu ignorieren, nach einem Kensho, zu gunsten von Weisheit. Man kann mit einem Flügel nicht fliegen, das ist meine Erfahrung. Deswegen reagiere ich allergisch wenn ich sehe wie Leute "relative Praxis" schlecht reden.

  • EinGedanke:
    Zitat

    wer nicht an seine eigene physische Wiedergeburt glaubt


    Um eine physische Wiedergeburt ging es auch nie, steht auch in den Links.


    also wie soll man das jetzt deuten:

    Zitat

    Auf der zweiten Ebene (der Motivation) nimmt man sich die Befreiung zum Ziel. Befreiung wovon? Befreiung von der sich unkontrollierbar wiederholenden Wiedergeburt, denn dies ist, was mit Samsara gemeint ist. Warum sollten wir uns von der Wiedergeburt befreien wollen, wenn wir nicht glauben, dass sie existiert?


    Wir uns von der Wiedergeburt befreien wollen.


    EinGedanke:

    Du denkst, dass nach dem Tod nur die eigene Wirkung weiter durch andere Lebewesen vor sich hinrotiert, es dann sozusagen das Problem derer ist die noch leben.


    Und Du denkst, das ist wer andereres :LOL:


    EinGedanke:

    Dabei ignorierst du die Bhavanga/Alaya die in Form einer Geist-Kontinuums karmische Samen ins nächste Leben transportiert, sofern Ignoranz nich beendet worden ist. Hat nichts mit einem indivduellen Selbst zu tun, immer noch bedingtes Enstehen.


    Was soll denn das nächste Leben Sein? Es wäre schön, wenn man einsehen würde, daß das "Geisteskontinuum" kein idividuelles ist, aber das scheint mir bei den einleitenden Worten Berzins nicht gegeben.


    EinGedanke:

    Natürlich muss man schon einen gewißen Grad an Offenheit haben um einfach mal überhaupt theoretisch anzunehmen, dass es sich mit diesen Dingen so verhalten könnte.


    Man könnte aber auch eine gewisse Offenheit dafür haben, daß es auch ganz anders sein könnte, das diese Dinge eben nicht zwingend verhalten müssen, sondern daß es konsistentere (und auch viel einfachere) Deutungen der Ünberlieferungen gibt.


    EinGedanke:

    "umgedeutete Fremd-Konzepte aus dem damaligen Kulturraum" ist auch nichts weiter als eine Theorie die du vertrittst.


    Na na, Karma- und Wiedergeburts-Theorien gab es nicht schon vor Buddha, also bitte.


    EinGedanke:

    Ich will auch weder sagen, dass die buddhistische Theorie stimmt oder nicht stimmt. Da ich jedoch kein Buddha bin, habe ich was meine Wahrnehmung betrifft Grenzen und verwerfe Dinge nicht leichtfertig die für mich zu diesem Zeitpunkt vielleicht noch nicht verständlich sind.


    Ich sagte ja schon, ich halte schon die Darstellung der Motivation durch Berzin für höchst grenzwertig, sie wird in M2 folgendermaßen charakterisiert.


    Zitat

    Diese spekulative Ansicht, ihr Bhikkhus, wird das Dickicht der Ansichten genannt, die Wildnis der Ansichten, die Verdrehtheit der Ansichten, der Wankelmut der Ansichten, die Fessel der Ansichten. Durch die Fessel der Ansichten gebunden, ist der nicht unterrichtete Weltling nicht befreit von Geburt, Alter und Tod, von Kummer, Klagen, Schmerz, Trauer und Verzweiflung; er ist nicht befreit von Dukkha, sage ich."


    Das jetzt als "die buddhistische Theorie" zu bezeichnen, is schon n starkes Stück.

  • EinGedanke:

    Wir sprechen hier von etwas, das weder wirklich als existent noch als nicht-existent bezeichnet werden könnte. Wir müssen uns auch im klaren sein, dass wir hier Sprache zur Kommunikation von Dingen nutzen, die sehr schwer "kommunizierbar" sind. D.h. das ganze hat so seine Grenzen.


    Stimmt, aber man kann schon rausbekommen, was zur damaligen Zeit (Shakyamunis) als "Existenz" bezeichnet wurde und was "Nicht-Existent".


    EinGedanke:

    Nun ist es so, dass es zwei Arten von bedingtem Enstehen gibt. Natürliche Formation zum einen, was man auch als Weisheit bezeichnen könnte die von niemanden gemacht wurde und der zwölfgliedrige Porzess der auf Nicht-Wissen beruht.


    Noch nie gehört, iwas speziell tibetisches?


    EinGedanke:

    Wenn man den Stormeintritt nicht schafft in diesem Leben ist es zumindest wichtig nicht unterhalb der Ebene eines Menschen wiedergeboren zu werden.


    Wer soll "man" sein?

  • EinGedanke:

    Kontinuum bedeudet nunmal nicht Kontinuität von einem "Etwas" und nein, damit auch kein Atta.
    Wenn man in diesem Zusammenhang relatives Selbst nennt, sollte man zumindest verstehen was damit gemeint ist.


    Aha, und das "relative Selbst" wäre also kein Etwas?