Bin gerade über Milindapana ( http://www.palikanon.com/diverses/milinda/milin_idx.html )gestolpert. Eine sehr verständliche Erleuterung der buddhistischen Ideologie mit eingängigen Erklärungen (hier eher) umstrittener Begriffe wie
ZitatAlles anzeigenMilandapanha. 3.1.2. Grund der Ungleichheit in der Welt - 2.4.4. Kammanānākaraṇapañho
Der König sprach: "Aus welchem Grunde wohl, o Herr, sind sich die Menschen nicht alle gleich? Warum sind zum Beispiel die einen kurzlebig und die anderen langlebig, die einen kränklich und die anderen gesund, die einen hässlich und die anderen schön, die einen machtlos und die anderen mächtig, die einen arm und die anderen reich, die einen von niedriger Abstammung und die anderen von hoher Abstammung, die einen dumm und die anderen weise?"
"Warum sind wohl, o König, nicht alle Kräuter gleich?" - fragte der Ordensältere- "sondern einige sauer, einige salzig, einige bitter, einige scharf, einige herb und einige süß?"
"Ich denke wohl wegen der Verschiedenheit des Samens, o Herr."
"Genau so, o König, sind wegen der Verschiedenheit ihrer (in früherem Leben verübten) Werke nicht alle Menschen gleich, sondern die einen kurzlebig und die anderen langlebig, die einen kränklich und die anderen gesund, die einen hässlich und die anderen schön, die einen machtlos und die anderen mächtig, die einen arm und die anderen reich, die einen von niedriger Abstammung und die anderen von hoher Abstammung, die einen dumm und die anderen weise. Auch der Erhabene, o König, hat gesagt: <Eigner der Taten sind die Wesen, o Brahmane, Erben der Taten; die Taten sind ihre Wiege, sind ihre Freunde und ihre Zuflucht. Die Tat scheidet die Wesen in hoch und niedrig>." (A.10.205)
"Klug bist du, ehrwürdiger Nāgasena!"
- Wiedergeburt:
ZitatAlles anzeigenMil. 2.2.1. Wiedergeburt - 2.2.1. Dhammasantatipañho
Der König sprach: «Derjenige, ehrwürdiger Nāgasena, der wiedergeboren wird, ist dies wohl derselbe (wie derjenige, der stirbt) oder ein anderer?»
«Weder derselbe noch ein anderer.»
«Gib mir ein Beispiel!»
«Was meinst du, o König: bist du wohl jetzt, als Erwachsener, noch eben derselbe, der du damals als kleiner, junger, unmündiger Säugling warst?»
«Das nicht, o Herr! Denn eines war ja jener kleine, junge, unmündige Säugling, und ein anderer bin ich jetzt als Erwachsener.»
«Wenn dies wirklich so wäre, o König, so hättest du (der Erwachsene) ja weder Vater noch Mutter noch Lehrer und somit könnte es niemanden geben, der Kenntnisse, Sittlichkeit und Weisheit besitzt. Dann hatte wohl auch jeder der vier embryonalen Zustände eine andere Mutter und das Kind eine andere Mutter als der Erwachsene? Und derjenige, der eine Wissenschaft erlernt, sollte wohl gar eine andere Person sein als derjenige, der die Wissenschaft ausgelernt hat, und der Übeltäter eine andere Person als derjenige, dem zur Strafe dafür Hände und Füße abgehauen werden?»
«Nicht doch, o Herr! Wie würdest du aber die Sache erklären?»
«Ich, o König, war damals der kleine, junge, unmündige Säugling, und ich bin jetzt der Erwachsene. Denn basierend auf eben diesen Körper werden alle diese (Zustände des Kindes und des Erwachsenen) einheitlich zusammengefasst.»
«Gib mir ein Gleichnis!»
«Sagen wir, o König, ein Mann zündet eine Lampe an. Würde wohl diese Lampe die ganze Nacht hindurch brennen?»
«Gewiß, o Herr!»
«Wie aber, o König: ist die Flamme in der ersten Nachtwache dieselbe wie die Flamme in der mittleren, und die Flamme in der mittleren Nachtwache dieselbe wie die Flamme in der letzten?»
«Gewiß nicht, o Herr.»
«Dann brennt wohl, o König, eine Lampe in der ersten Nachtwache, eine andere in der mittleren und wieder eine andere in der letzten Nachtwache?»
«Das nicht, o Herr! Denn das Licht war während der ganzen Nacht abhängig von ein und derselben Lampe.»
«Genau in derselben Weise, o König, schließt sich die Kette der Erscheinungen (Oder: "die Kontinuität der Daseinsvorgänge" dhamma-santati) aneinander. Eine Erscheinung entsteht, eine andere schwindet. Dies verläuft als gäbe es kein Vorher oder Nachher. Daher ist (das Kind) nicht dasselbe (wie der Erwachsene), aber ist auch kein anderer. In (seinem) früheren Bewußtsein ist das spätere Bewußtsein einbegriffen.»
«Gib mir noch ein weiteres Gleichnis!»
«Es ist genau derselbe Vorgang, o König, wenn die frische Milch nach einiger Zeit zu Dickmilch wird, die Dickmilch zu Butter und die Butter zu Butteröl. Wenn da nun einer sagen sollte, daß Milch und Dickmilch, oder Butter und Butteröl ein und dasselbe seien, spräche der wohl die Wahrheit?»
«Gewiß nicht, o Herr! Denn erst durch Abhängigkeit von dem einen Zustand ist der andere ins Dasein getreten.»
«Genau in derselben Weise, o König, schließt sich die Kette der Erscheinungen aneinander. Eine Erscheinung entsteht, eine andere schwindet. Dies verläuft, als gäbe es kein Vorher oder Nachher. Daher ist es weder derselbe noch ein anderer, (der wiedergeboren wird). Im früheren Bewußtsein ist das spätere Bewußtsein einbegriffen.»
«Klug bist du, ehrwürdiger Nāgasena!»
ZitatAlles anzeigenMil. 2.1.6. Wiedergeburt - 2.1.6. Paṭisandhipañho
Der König sprach: "Gibt es wohl irgend einen, ehrwürdiger Nāgasena, der nach dem Tode nicht mehr wiedergeboren wird?"
"Der eine wird wiedergeboren, der andere nicht."
"Wer aber wird wiedergeboren und wer nicht?"
"Der mit Leidenschaften Befleckte, o König, wird wiedergeboren, der Fleckenlose aber nicht."
"Wirst du wohl aber wiedergeboren, Ehrwürdiger?"
"Wenn ich (in der Sterbestunde) noch an der Welt hänge, werde ich wiedergeboren, sonst nicht."
"Gar klug bist du, ehrwürdiger Nāgasena!"
ZitatAlles anzeigenMil. 2.2.2. Gewissheit hinsichtlich des Nichtwiedergeborenwerdens - 2.2.2. Paṭisandahanapañho
Der König sprach: «Ist wohl derjenige, ehrwürdiger Nāgasena, der nicht mehr wiedergeboren wird sich dessen bewußt ?»
«Gewiß, o König.»
«Woher aber weiß er das, o Herr?»
«Weil eben der Grund und die Bedingung zum Wiedergeborenwerden aufgehoben sind.» (Die Ursache der Wiedergeburt ist nämlich das in den Leidenschaften sich äußernde Begehren, tanhā)
«Erläutere mir dies!»
«Gesetzt, ein Landmann, o König, hätte sein Feld bestellt und gesät, und er füllt nun seine Scheune mit dem Korne. In der Folgezeit aber stellt er seine Arbeit ganz ein und lebt von dem aufgespeicherten Korne, oder er gibt es weg, oder verwendet es nach Bedarf. Wäre sich wohl da, o König, jener Landmann bewußt, daß seine Kornspeicher nicht mehr voll werden?»
«Gewiß, o Herr.»
«Woher aber weiß er das, o König?»
«Weil eben der Grund und die Bedingung, die erforderlich sind, daß sich seine Kornspeicher füllen, aufgehoben sind.»
«Genau so, o König, weiß man, wenn der Grund und die Bedingung zum Wiedergeborenwerden aufgehoben sind, daß man nicht mehr wiedergeboren wird.»
«Klug bist du, ehrwürdiger Nāgasena!»
Nibbana :
ZitatAlles anzeigenMil. 4.8.13. Gibt es einen Ort für das Nibbana?
«Gibt es wohl, ehrwürdiger Nāgasena, einen Ort im Osten, Westen, Norden oder Süden, oder in einer Zwischenrichtung, oder über oder unter uns, wo sich das Nibbāna befindet?»
«Nein, o König.»
«Wenn es aber, o Ehrwürdiger, keinen Ort gibt für das Nibbāna, so gibt es doch auch kein Nibbāna. Und alle, die dieses Nibbāna verwirklicht haben, deren Verwirklichung ist eben nichtig. Ich will dir den Grund hierfür erklären: Wie nämlich in aller Welt das Korn im Feld entsteht, der Duft in der Blüte, die Blume am Strauch, die Frucht am Baum, das Kleinod in einer Mine, und jeder, der eines dieser Dinge wünscht, es sich dort holen kann: so auch muß es, wenn es ein Nibbāna gibt, auch einen Entstehungsort jenes Nibbāna geben. Denn gibt es keinen Entstehungsort des Nibbāna, so sage ich, gibt es auch kein Nibbāna. Und alle, die dieses Nibbāna verwirklicht haben, deren Verwirklichung ist eben nichtig.»
«Nicht gibt es einen Ort, o König, wo sich das Nibbāna befindet. Und doch gibt es dieses Nibbāna. Denn der im Wandel Vollkommene verwirklicht es ja durch weise Erwägung. Gerade wie es Feuer gibt, aber keinen Aufspeicherungsort desselben, sondern man eben durch Zusammenreiben von zwei Hölzern das Feuer erlangt: so auch gibt es zwar das Nibbāna, aber keinen Ort, wo es aufgespeichert wäre. Sondern der im Wandel Vollkommene verwirklicht es durch weise Erwägung. Und gleichwie es zwar die sieben Kleinode (des Weltherrschers) gibt - das Kleinod des Rades, des Elefanten, des Rosses, des Edelsteins, des Weibes, des Hausvaters und des Ratgebers - aber sich dafür kein Aufspeicherungsort findet, sondern sich eben diese Dinge bei dem Adeligen von vollendetem Wandel kraft seines Wandels offenbaren: so auch gibt es zwar das Nibbāna, aber keinen Ort, wo es aufgespeichert wäre. Sondern der im Wandel Vollkommene verwirklicht es durch weise Erwägung.»
«Zugegeben, ehrwürdiger Nāgasena, daß es keinen Ort gibt, wo sich das Nibbāna befindet. Gibt es aber wohl eine Stätte, in der verweilend der im Wandel Vollkommene das Nibbāna verwirklicht?»
«Ja, o König, die gibt es.»
«Welches aber, o Ehrwürdiger, ist diese Stätte?»
«Die Sittlichkeit, o König, ist diese Stätte. Denn in der Sittlichkeit fest verharrend verwirklicht durch weises Erwägen der im Wandel Vollkommene das Nibbāna, ganz gleich wo er sich befindet, im Lande der Scythen oder der Griechen, in China oder der Tartarei, in Alexandrien (am Indus) oder Nikumba, in Benares oder Kosala, in Kashmir oder Gandhara, auf einem Berggipfel oder in der Brahmawelt. Wie nämlich ein Mann, der sehen kann, von jedem Orte aus, an dem er sich befindet, den Himmel erblickt, oder wie es überall für ihn einen Osten gibt: so auch mag der in Sittlichkeit Gefestigte und weise erwägend (yoniso manasikarontassa) als ein im Wandel Vollkommener das Nibbāna verwirklichen, ganz gleich wo er sich befindet.»
«Vortrefflich erklärt, ehrwürdiger Nāgasena, hast du das Nibbāna, gewiesen seine Verwirklichung, geschildert die Tugenden der Sittlichkeit, gezeigt den rechten Pfad, aufgerichtet die Flagge des Gesetzes, gefestigt das Auge des Gesetzes; und nicht umsonst ist die rechte Anstrengung der eifrig Strebenden. So ist es, o bester und edelster der Lehrer, und so nehme ich es an.»
etc etc. Alles wirklich sehr einfach und klar erklärt. Lohnt sich mal darin zu lesen. Ich glaube man kann so die Theravadaideologie
besser verstehen. Es spricht ja ein Mönch zu einem griechischen König (im übertragenen Sinne spricht also ein buddh. Mönch zu uns westlichen Weltlingen und erklärt die wesentlichen buddhistischen Glaubensinhalte)
Gruss Bakram