Zuflucht ohne Richtung?

  • melong:

    Ich habe ja gesagt, dass der Palikanon Sekundärliteratur im Mahayana ist. Primärliteratur sind aber die Mahayana Sutren und die entsprechende Kommentarliteratur.


    Als "primiär" gilt alles was als Buddhawort angesehen wird, dabei spielt es keine Rolle, ob es von Shakyamuni kommt, weil das Wort "Buddha" im Mahayana eine andere Bedeutung hat - es bezeichnet, unabhängig von der Person, jeden Erwachten, also auch Arhats.
    In den Ostasiatischen Sammlungen (der Koreanische Kanon dürfte der vollständigste sein) sind vorallem Sarvastivadin-Suttas erhalten, wobei Sarvastivada und Theravada eine gemeinsame Kanon-Wurzel haben - sie unterscheiden sich wohl nur in Teilen des Abhidhamma.
    Wenn man sich mal von Kodo Sawaki "An Dich" vornimmt, findet man in jeder Belehrung zwei, drei Kernsätze, die aus diesem "Ersten Kanon" stammen und die bei ihm den "Aufhänger" bilden, also offenbar von ganz zentraler, primiärer Bedeutung sind.


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  • bel:
    melong:

    Ich habe ja gesagt, dass der Palikanon Sekundärliteratur im Mahayana ist. Primärliteratur sind aber die Mahayana Sutren und die entsprechende Kommentarliteratur.


    Als "primiär" gilt alles was als Buddhawort angesehen wird, dabei spielt es keine Rolle, ob es von Shakyamuni kommt, weil das Wort "Buddha" im Mahayana eine andere Bedeutung hat - es bezeichnet, unabhängig von der Person, jeden Erwachten, also auch Arhats.


    Die Sichtweise des Mahayana ist, dass es "Primäres" immer nur in Bezug ein bestimmtes Publikum gibt, weil der Buddha gemäß den Eigenschaften seines Publikums gelehrt hat. Und so gilt im Mahayana, welches den Weg der Bodhisattvas lehrt, dass die Mahayana Sutren und die Kommentare "primär" sind, aber nicht der Palikanon und auch nicht die Agamas.


    Du selbst hast deine Sicht folgendermaßen beschrieben:

    bel:

    Zen betrachtet sich selbst ja auch nicht als etwas "Mahayana-Spezifisches". Ich kann mich auch nicht erinnern, daß einer meiner Lehrer jemals das Wort "Mahayana" auch nur erwähnt hätte.


    deswegen bezweifel ich, dass du die Sicht des Mahayana wiedergeben kannst. Das musst du nun aber nicht wieder falsch verstehen. Ich darf ja meine Zweifel äußern, oder?


    Und wenn du schreibst:

    bel:

    Mit dem PK hat man sich überhaupt nicht für eine Tradition entschieden, sondern man entscheidet sich durch einen spezielle Praxisausformung.


    dann muss ergänzt werden, dass man sich mit der Konzentration auf den Palikanon statt auf die Mahayana Sutren und die Kommentare eben sehr wohl für eine Tradition entschieden hat.

    Die Ausdrucksweisen der Buddhas sind ohne Grenzen, vielfältig ihre Sprachen.

  • melong:

    Die Sichtweise des Mahayana ist, dass es "Primäres" immer nur in Bezug ein bestimmtes Publikum gibt, weil der Buddha gemäß den Eigenschaften seines Publikums gelehrt hat.


    Ich vermute mal inzwischen, daß Du tibetische Mahayana meinst oder vielleicht noch spezieller: Stufenweg-Mahayana. Sitzen kann aber nun jeder.


    melong:

    Und so gilt im Mahayana, welches den Weg der Bodhisattvas lehrt, dass die Mahayana Sutren und die Kommentare "primär" sind, aber nicht der Palikanon und auch nicht die Agamas.


    Primiär ist für uns, spätestens nach Nagaryuna, nur eines - nämlich Verwirklichung - und das, was diese Verwirklichung in vollem Umfang repräsentiert - das ist sogar Buddhawort - gewendetes (Plattform-Sutra, nähere Erläuterungen bei Dogen, Shobogenzo Kap: Bukkyo,
    http://www.shastaabbey.org/1dogen/chapter/050bukky.pdf.)


    melong:

    Du selbst hast deine Sicht folgendermaßen beschrieben:

    bel:

    Zen betrachtet sich selbst ja auch nicht als etwas "Mahayana-Spezifisches". Ich kann mich auch nicht erinnern, daß einer meiner Lehrer jemals das Wort "Mahayana" auch nur erwähnt hätte.


    deswegen bezweifel ich, dass du die Sicht des Mahayana wiedergeben kannst.


    Religionswissenschaftlich (Außensicht) gehört Zen natürlich zum Mahayana - unsere Zen-Praxis bezieht sich aber auf nichts sog. Mahayana-Spezifisches, etwas was sich von "Nicht-Mahayana" unterscheiden möchte, was diese Unterscheidung zur Definition des eigenen Selbstverständnis benötigen würde, Buddha-Zen ist einfach Buddha-Weg und der wird in den Pali-Sutta nicht weniger deutlich als in einem Mahayana-Sutra.


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  • bel:
    melong:

    Die Sichtweise des Mahayana ist, dass es "Primäres" immer nur in Bezug ein bestimmtes Publikum gibt, weil der Buddha gemäß den Eigenschaften seines Publikums gelehrt hat.


    Ich vermute mal inzwischen, daß Du tibetische Mahayana meinst oder vielleicht noch spezieller: Stufenweg-Mahayana.


    Nein, da vermutest du falsch. Wenn ich auch entsprechende Bücher für Anfänger empfehle, weil ich sie für geeignet halte. Ich sehe mich da in Übereinstimmung mit Ost-Asiatischen Mahayana-Praktizierenden mit dem was ich zu Mahayana schreibe.



    bel:
    melong:

    Und so gilt im Mahayana, welches den Weg der Bodhisattvas lehrt, dass die Mahayana Sutren und die Kommentare "primär" sind, aber nicht der Palikanon und auch nicht die Agamas.


    Primiär ist für uns, spätestens nach Nagaryuna, nur eines - nämlich Verwirklichung - und das, was diese Verwirklichung in vollem Umfang repräsentiert - das ist sogar Buddhawort - gewendetes (Plattform-Sutra, nähere Erläuterungen bei Dogen, Shobogenzo Kap: Bukkyo,
    http://www.shastaabbey.org/1dogen/chapter/050bukky.pdf.)


    Weisheit ist das eine, Methode das andere. Ohne beides kein Mahayana - ohne Bodhicitta kein Mahayana.
    Auf jeden Fall sind "Plattform-Sutra" und Dogen-Schriften weder Palikanon noch "Buddha-Wort" im Sinne der Pali-Tradition. Also zumindest da scheint es partiell eine Übereinstimmung zwischen uns zu geben, wenn sie auch bei wesentlichen Punkten für mich (noch?) nicht zu erkennen ist.

    Die Ausdrucksweisen der Buddhas sind ohne Grenzen, vielfältig ihre Sprachen.

  • melong:

    Weisheit ist das eine, Methode das andere. Ohne beides kein Mahayana - ohne Bodhicitta kein Mahayana.


    Du kannst das natürlich gern so betrachten. Aber vielleicht ist Dir ja schon aufgefallen daß Zen - und auch Shin - (beides religionswissenschaftlich Mahayana) das Methodendenken als völlig fehlgeleitet verworfen haben.


    melong:

    Auf jeden Fall sind "Plattform-Sutra" und Dogen-Schriften weder Palikanon noch "Buddha-Wort" im Sinne der Pali-Tradition.


    Das stimmt, muß aber andere Traditionen nicht weiter bekümmern und vorallem schließt es nicht aus, daß bestimmte Traditionen diese Schriften einschließlich Palikanon als völlig gleichrangig und primiär ansehen.


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    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • melong:


    Nein, da vermutest du falsch. Wenn ich auch entsprechende Bücher für Anfänger empfehle, weil ich sie für geeignet halte. Ich sehe mich da in Übereinstimmung mit Ost-Asiatischen Mahayana-Praktizierenden mit dem was ich zu Mahayana schreibe.


    Da gibts natürlich auch Stufenwegler.


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  • bel:
    melong:


    Nein, da vermutest du falsch. Wenn ich auch entsprechende Bücher für Anfänger empfehle, weil ich sie für geeignet halte. Ich sehe mich da in Übereinstimmung mit Ost-Asiatischen Mahayana-Praktizierenden mit dem was ich zu Mahayana schreibe.


    Da gibts natürlich auch Stufenwegler.


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    Ja und für "nicht-Stufenwegler" geschieht alles sofort, wie ein Knall. Merkwürdig dass sie sich dann doch von Stufenweglern abgrenzen. Würden Sie das tut, wenn Erleuchtung/Befreiung/alles sofort passierte?
    Da gibt es keine Fortschrittsstufen bei nicht-Stufenweglern. Denn wohin sollte auch fortgeschritten werden? Und warum praktizieren die eigentlich? Oder ist ihr Praktizieren ein Nicht-Praktizieren? Aber irgendwann beginnen auch nicht-Stufenwegler mit ihrer Praxis oder Nicht-Praxis. Und wozu fangen nicht-Stufenwegler dann eigentlich erst an mit Praxis oder Nicht-Praxis und machen dann weiter Praxis oder Nicht-Praxis? Denn es ist ja bereits alles fertig sobald sie angefangen haben. Wozu eigentlich dann ein Weitermachen? Wozu ein Studieren von Texten. Einfach so, weil sie nichts Besseres zu tun haben, ja?
    Aber ja, ihr Weitermachen ist ja ein Nicht-Weitermachen. 8)

    Die Ausdrucksweisen der Buddhas sind ohne Grenzen, vielfältig ihre Sprachen.

  • melong:

    Ja und für "nicht-Stufenwegler" geschieht alles sofort, wie ein Knall.


    Wie kommst Du darauf?


    melong:

    Da gibt es keine Fortschrittsstufen bei nicht-Stufenweglern. Denn wohin sollte auch fortgeschritten werden? Und warum praktizieren die eigentlich? Oder ist ihr Praktizieren ein Nicht-Praktizieren?


    Ganz genau.


    melong:

    Und wozu fangen nicht-Stufenwegler dann eigentlich erst an mit Praxis oder Nicht-Praxis und machen dann weiter Praxis oder Nicht-Praxis?


    Weil das der Buddha-Weg ist.


    melong:

    Wozu ein Studieren von Texten. Einfach so, weil sie nichts Besseres zu tun haben, ja?
    Aber ja, ihr Weitermachen ist ja ein Nicht-Weitermachen.


    Genau, weil das der Buddha-Weg ist: Keinen Lohn für irgendetwas zu erwarten.


    _()_

  • bel:

    ...
    Ganz genau.
    ...
    Genau, ...


    Du solltest noch ein bischen üben. "Genau" und "Ganz genau" ... das ist nun wirklich zu konventionell ...



    bel:

    Weil das der Buddha-Weg ist.


    Das ist weder Buddha-Weg, noch Nicht-Buddhaweg, noch (Buddha-Weg und Nicht-Buddha-Weg), noch (weder Buddha-Weg noch Nicht-Buddhaweg) :D

    Die Ausdrucksweisen der Buddhas sind ohne Grenzen, vielfältig ihre Sprachen.

  • Erklärt mal bitte einer den Begriff "Stufenwegler".
    Was ist damit gemeint?


    :D

  • Dhammika:

    Erklärt mal bitte einer den Begriff "Stufenwegler".
    Was ist damit gemeint?


    :D


    Im Prinzip nichts anderes als die Lehre, dass der Fortschritt auf dem Weg kontinulierlich verläuft. Dass es also einen Weg gibt, auf dem man voranschreitet ... von "nieder" nach "hoch", vom "Tal" auf den "Gipfel", weswegen dann dieses kontinuerliche (metaphorische) Voranschreiten als ein Beschreiten von "Stufen" (andere Metapher) betrachtet werden kann. Anders: Es erfolgt eine Anhäufung von Qualitäten oder wieder anders: es erfolgt ein Abbau von Trübungen/Unwissenheit. Im englischen heißt es "gradual path". Nicht vergessen: Es ist eine Metapher. Es handelt sich nicht um definierte Stufen oder Schulklassen, die von unten nach oben besucht werden. Nichts verläuft linear.


    Wenn der bel davon spricht, dann hat das immer was von einer obsessiven Ablehnung von allen Vorstellungen, die mit "Fortschritt auf einem Weg", "Voranschreiten" oder "Praktizieren mit einem Ziel" zu tun haben. "um zu" bringt den bel ja regelmäßig zum Widersprechen. Lieber sagt er da, er hätte "nix Besseres zu tun". Das ist natürlich nur ein Problem seines Denkens. Aber (manche!) Zennies sind da so gefangen in Ablehnung aller konventionellen Redensarten. Ein Zeichen dafür, dass sich da alles auf der Ebene des Intellekts abspielt.


    Als einer, der den mittleren Weg geht, würde ich da sagen: der bel hat nicht erkannt, was der mittlere Weg darstellt, weil er in Ablehnung, d.h. Negation gefangen ist. Das ist eines der Extreme, welche nicht mit dem mittleren Weg vereinbar sind.
    Aus Sicht des Mahayana ist es auch so, dass jemand, der den mittleren Weg nicht erkennt, auch das Mahayana nicht betreten kann. Da für bel "Mahayana" aber sowieso ein Fremdwort ist (im übertragenen Sinne) scheint das ja zu passen.

    Die Ausdrucksweisen der Buddhas sind ohne Grenzen, vielfältig ihre Sprachen.

  • melong:
    Dhammika:

    Erklärt mal bitte einer den Begriff "Stufenwegler".
    Was ist damit gemeint?


    Im Prinzip nichts anderes als die Lehre, dass der Fortschritt auf dem Weg kontinulierlich verläuft. Dass es also einen Weg gibt, auf dem man voranschreitet ... von "nieder" nach "hoch", vom "Tal" auf den "Gipfel", weswegen dann dieses kontinuerliche (metaphorische) Voranschreiten als ein Beschreiten von "Stufen" (andere Metapher) betrachtet werden kann. Anders: Es erfolgt eine Anhäufung von Qualitäten oder wieder anders: es erfolgt ein Abbau von Trübungen/Unwissenheit.

    .


    Merkwürdige Anschauung von der "Lehre" in der etwas angehäuft werden soll. Eben wie die von Magandiya in S.IV.9. oder die von Shenxiu der untergegangenen Nordschule. Von Leuten, die mit Polieren von Ziegelsteinen versuchen, daraus einen Spiegel herzustellen.
    Von Leute, die so eindringliche Darstellungen wie vom Buddha in M1 einfach nicht verstehen wollen.


    melong:

    Wenn der bel davon spricht, dann hat das immer was von einer obsessiven Ablehnung von allen Vorstellungen, die mit "Fortschritt auf einem Weg", "Voranschreiten" oder "Praktizieren mit einem Ziel" zu tun haben. "um zu" bringt den bel ja regelmäßig zum Widersprechen. Lieber sagt er da, er hätte "nix Besseres zu tun". Das ist natürlich nur ein Problem seines Denkens. Aber (manche!) Zennies sind da so gefangen in Ablehnung aller konventionellen Redensarten. Ein Zeichen dafür, dass sich da alles auf der Ebene des Intellekts abspielt.


    Ich habe nichts gegen Konventionen, nur sollten sie dem Gegenstand der Betrachtung gerecht werden. Das eine ernste Sache, in der sich Intellekt notwendigerweise an der Praxis mißt, die Redensart nicht zu einer Plattitüde verkommen läßt.
    Außerhalb von Praxis gibt es überhaupt keinen Intellekt, sondern nur Spinnerei.


    melong:

    Als einer, der den mittleren Weg geht, würde ich da sagen:


    Deine Schlußfolgerungen basieren mal wieder auf unrichtigen Annahmen. Insbesondere der, daß Du glaubst, jedes Thema auf eines Deiner Spielfelder abbiegen zu können. Laß Dir anderswo helfen.


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  • Seid herzlich gegrüsst,


    Zitat

    Aus mir heraus habe ich diese Mittel gelehrt,
    damit jene die Weisheit eines Buddha erkennen mögen.
    Doch habe ich ihnen nicht gesagt: Ihr werdet Buddhas werden !
    Warum? Der Schützer sieht die Zeit


    und:



    ach übrigens melong :

    Zitat

    Dorje Sema hat geschrieben:EIN - GESCHMACK !



    Zitat

    melong fragt ? Schmeckt's dir oder schmeckt's dir nicht?


    Ich geb Dir die frage mal zurück. Wenn Du die Muße und Zeit hast kannst Du sie
    ja mal gerne beantworten?


    Mit Ganz Freundlichen Grüssen
    Dorje Sema



    OMMANIPADMEHUNG

  • melong:


    Als einer, der den mittleren Weg geht, würde ich da sagen: der bel hat nicht erkannt, was der mittlere Weg darstellt, weil er in Ablehnung, d.h. Negation gefangen ist. Das ist eines der Extreme, welche nicht mit dem mittleren Weg vereinbar sind.
    Aus Sicht des Mahayana ist es auch so, dass jemand, der den mittleren Weg nicht erkennt, auch das Mahayana nicht betreten kann. Da für bel "Mahayana" aber sowieso ein Fremdwort ist (im übertragenen Sinne) scheint das ja zu passen.


    Als einer der weder den Mahayana noch den mittleren Weg versteht, solltest du nicht so große Töne spucken und besser zuhören (lesen).
    bel versteht Zen und den Buddhismus so wie das eben zu verstehen ist. Andere mögen unterschiedliche Ansichten haben und irgendwelche Stufen und Hirarchien in die Lehre des Buddhas hineinzuinterpretieren, die da nicht zu finden sind. Diese falschen Ansichten kann man sicher noch akzeptieren, denn jeder mag die freiwillige Unterwerfung in eine unsinnige Hirarchie in Eigenverantwortung für sich selbst vollziehen.
    Amüsant wird es jedoch, wenn dieser Knecht versucht mit seinen Ketten nach jemanden zu schlagen versucht, der ihn mitfühlend auf seine Ketten aufmerksam macht :P .
    Behalt deine Ketten lieber melong, jeder nach seine Facon.
    Amüsierte Grüße
    Bishafu