Karma

  • Ein Begriff suggeriert überhaupt nichts, denn er hat keine aus sich heraus bestehende Bedeutung. Wenn man Wiedergeburt so auffasst, dass im nächsten Leben etwas Unveränderliches wieder geboren wird, dann ist das pure Interpretation. Aber diese Interpretation steht natürlich im Widerspruch zum Buddha-Dharma.

    So ist es.... :)

    Sämtliche Benennungen suggerieren irgendwelche Interpretationen.

    Wenn gesagt wird, Benennungen an sich sind das Problem, dann kann ich damit leben. Dann machen aber sämtliche Diskussionen auf konventioneller Ebene keinen Sinn.

  • Karma und Wiedergeburt lassen sich thematisch kaum trennen. Wiedergeburt ist eine logische Folge eines bestimmten Verständnisses von Karma.


    Allerdings würde ich jetzt nicht allgemein das Tulku-System als Indiz für die Ansichten über Wiedergeburt im gesamten Buddhismus nehmen. Es gibt da durchaus verschiedene philosophische Schulen und Interpretationsmöglichkeiten. Und gerade im TB gibt es doch gewisse Unterschiede.


    Trotzdem bleibt klar: das impliziert auf keinen Fall eine ewige individuelle Persönlichkeit, die quasi als Seele von Leben zu Leben wandert.


    Wenn wir, wie es die Tibeter nennen, den Begriff des "Bardo" oder Zwischenzustand dazu nehmen, dann bezieht sich dieser nicht nur auf den Bardo zwischen zwei Leben. Er meint im Prinzip sämtliche vergänglichen Zustände zwischen zwei anderen Zuständen - und damit eigentlich jeden beliebigen Zeitraum menschlicher Existenz. Das Leben zwischen Geburt und Tod, den täglichen Wachzustand, den Schlafzustand, den Traum usw.


    Und alle Bardos haben eigentlich gemein, dass die Art, wie man herausgeht, und wie der folgende Zeitraum sich ausgestaltet, davon abhängt, wie man hinein gegangen ist und wie man in der Zwischenzeit gehandelt hat. Dabei ist die Bewusstheit nicht in jedem Zwischenzustand gleich hoch, was die Bedeutung der Handlungen in den bewussteren, wacheren Zuständen erhöht. Diese Handlungen sind das, was Karma ausmacht. Was man erlebt, wenn man kaum eingreifen kann, zeigt sehr deutlich die Auswirkungen der karmischen Eindrücke und damit verbundenen Gewohnheiten.


    Mit dem Argument, das "wieder" nach dem Übergang vom Bardo zwischen Tod und Leben in ein Leben würde automatisch implizieren, dass es ein atman gäbe, müsste man nun auch an die anderen Bardos herangehen. Wache ich am morgen als der gleiche Mensch auf, der am Abend ins Bett gegangen ist? Wenn ja, warum? Bedeutet also die Tatsache, dass ich morgens scheinbar WIEDER der Mensch bin, der ich am vorigen Tag auch war, dass es einen ewigen Persönlichkeitskern gibt? Wenn nein, dann kann man sich überlegen, was warum zwischen den Tagen - im nicht wachen Zustand und durch Traumwelten hindurch - erhalten bleibt. Und was nicht (weil man es z.B. in einem Traum verarbeitet hat).


    Und das kann man dann genau so auf den Nachtodes-Bardo übertragen, nur um ein paar Faktoren verstärkt. Die Veränderung, die auch zwischen gestern und heute im Kleinen passiert, ist dann derart massiv, dass man nicht mehr von der gleichen Person sprechen kann. Und doch ist die Person, die da geboren wird, das Ergebnis der Handlungen der Person, die vorher gestorben ist.


    Nicht 1:1 im Detail, aber im Sinne einer groben Strömung von Bewusstsein, was auch der Grund ist, warum manchmal der Begriff "Bewusstseinsstrom" verwendet wird. Da ist eine Dynamik, etwas setzt sich fort, aber die Kohärenz, der Zusammenhalt dieses "etwas" ist nicht ein Gravitationskern, sondern die Bewegung selbst.

  • Wenn gesagt wird, Benennungen an sich sind das Problem, dann kann ich damit leben. Dann machen aber sämtliche Diskussionen auf konventioneller Ebene keinen Sinn.

    Ganz und gar nicht. In der Wissenschaft ist z.B. völlig selbstverständlich, dass man Begriffe erstmal definieren und klären muss, damit man weiss, dass man am Ende über das Gleiche redet. Dass wir das im Alltag nicht tun, sondern fälschlicherweise annehmen, unsere Bedeutung eines Begriffs sei fix und würde von allen geteilt, ist eines der größten Kommunikationsdefizite überhaupt, das zu unzähligen vermeidbaren Missverständnissen führt.


    Wir müssten uns im Alltag viel öfter absichern, dass wir das Gleiche meinen und klarstellen, was ein Begriff für uns bedeutet. Schriftlich noch umso mehr als mündlich. Dann erst machen Diskussionen auf konventioneller Ebene wirklich Sinn, weil man viel weniger aneinander vorbei redet. ;)

  • Anstrengend ist nur sich mit gewollten Vorstellungen bei sich nicht eingehen wollen.


    Wenn gesagt wird, Benennungen an sich sind das Problem, dann kann ich damit leben. Dann machen aber sämtliche Diskussionen auf konventioneller Ebene keinen Sinn.

    Ganz und gar nicht. In der Wissenschaft ist z.B. völlig selbstverständlich, dass man Begriffe erstmal definieren und klären muss, damit man weiss, dass man am Ende über das Gleiche redet. Dass wir das im Alltag nicht tun, sondern fälschlicherweise annehmen, unsere Bedeutung eines Begriffs sei fix und würde von allen geteilt, ist eines der größten Kommunikationsdefizite überhaupt, das zu unzähligen vermeidbaren Missverständnissen führt.


    Wir müssten uns im Alltag viel öfter absichern, dass wir das Gleiche meinen und klarstellen, was ein Begriff für uns bedeutet. Schriftlich noch umso mehr als mündlich. Dann erst machen Diskussionen auf konventioneller Ebene wirklich Sinn, weil man viel weniger aneinander vorbei redet. ;)

    Ich meinte eigentlich Prasangika Madhyamika Logik, weder Wissenschaft noch Alltag.

  • Ändert nichts an meiner Aussage

    Nö, heißt nur dass wir aneinander vorbei geredet haben.