Beiträge von Chamäleon

    Karnataka:

    Was die Meditation betrifft, denke ich, dass es ausgesprochen schwierig ist, wie ein Wissenschaftler zu beobachten. Denn wir können die Wut nur wütend beobachten, anders geht es nicht.


    Dazu möchte ich sagen, wie es doch wieder geht. In meiner Kindheit machte ich mal eine Feinderfahrung, die so weit zurückliegt, dass ich nicht mehr weiß, ob es real oder imaginär war. Jedenfalls verfolgten mich Feinde und ich verkroch mich in einem Strohhaufen. Ich hatte keine Angst, denn ich war mir sehr sicher, dass sie mich nicht finden würden. Dennoch war ich wütend. Der Strohhaufen war fürchterlich staubig und ich ärgerte mich darüber, dass mich meine Feinde - unwissentlich - dazu gezwungen hatten, diesen Staub einatmen zu müssen. Damals konnte ich meine Emotionen sehr genau analysieren. Was ist der Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung? Warum verfolgen diese Feinde gerade mich? Meine Wut verrauchte als diese Menschen die Suche aufgaben. Ich habe sie nie wieder gesehen.

    Doris Rasevic-Benz:
    Chamäleon:


    An der bulgarischen Grenze hätte mir ein Grenzer fast eins über die Birne gebrannt. Dem Schlag bin ich nur entgangen, weil ich mich rechtzeitig duckte und anschließend wegrannte. An einem ruhigen Ort bin ich dann in mich gegangen. Ich habe darüber meditiert, was ich falsch gemacht hatte, und warum der so wütend wurde.


    VLG


    Und? Hattest Du ihn bedroht?


    Nein, mir fehlte nur ein bestimmter Stempel. Der wurde tatsächlich wütend, weil ich dämlich war und die dortigen Paragraphen nicht auswendig kannte.

    Doris Rasevic-Benz:
    keks:


    Wenn mir jemand eins über die Birne brennt, bin ich nicht wütend auf mich. Das ist sehr klar. Ich finde auch keine Wut auf mich, so sehr ich auch danach suche.
    Ich bin und bleibe wütend darüber, dass mir ein ANDERER eines übergebraten hat.
    Liebe Grüße
    Doris


    An der bulgarischen Grenze hätte mir ein Grenzer fast eins über die Birne gebrannt. Dem Schlag bin ich nur entgangen, weil ich mich rechtzeitig duckte und anschließend wegrannte. An einem ruhigen Ort bin ich dann in mich gegangen. Ich habe darüber meditiert, was ich falsch gemacht hatte, und warum der so wütend wurde.


    VLG

    Einen guten Spruch kenne ich aus Montenegro: "Ein Held ist derjenige, der andere vor sich selbst schützt." Zwar sind die Montenegriner keine Buddhisten, doch erinnere ich mich an den Spruch, bevor mir mal die Hand ausrutscht. Wutanfälle sind meistens spontan und vorübergehend. Da kann ein Mensch Dinge tun, die er später bereuen wird.

    [quote="goldie"
    Diese Beispiele finden sich am Ende der Reiseberichte im Buch "Fresh-Air Fiend. Travel Writings". Wir können daraus schließen, dass es für Menschen keinen allgemein verbindlichen Umgang mit Tieren gibt und es nicht sinnvoll ist, in einem Buch danach zu suchen (denn was würden wir dann wohl aus dem eben genannten Buch für Schlüsse ziehen?).[/quote]


    Dazu noch ein Beispiel. Auf der arabischen Insel Bahrain verleiteten mich Einheimische, "Kufta" zu essen. Gemeint sind kleine Frikadellen in scharfer Soße. Erst nach dem Verzehr wurde mir eröffnet, dass ich das Fleisch von Wanderheuschrecken gegessen hatte. Da stelle ich einige Fragen zur Diskussion:


    Wanderheuschrecken gelten als biblische Plage. Noch heute vernichten diese Heuschrecken Ernten von Afrikanern und Asiaten, die sich eigentlich vegetarisch ernähren möchten. Wie ist es, wenn man Tiere tötet, welche gleichzeitig menschliche Existenzen vernichten???


    Warum verzehren wir keine Heuschrecken? Ganz einfache Erklärung: den Chitinpanzer hätte ich beim Essen bemerken müssen. Also werden Heuschrecken auf Bahrain so gepult, wie wir Krabben pulen. Dazu noch eine Frage: Ich verzehrte Fleisch, ohne den Ursprung zu kennen. Bin ich nun "karmatisch" schuldig, wenn ohne mein Wissen und Zutun Tiere getötet werden?

    fluid:


    Das "NUR eine hohe Symbolik" hatte mich hauptsächlich gestört. Für mich macht es einen Unterschied, ob man bespielsweise Respekt 'trainiert' in dem man sich vor einer Buddha-Statue verbeugt, oder ob es sich auch auf etwas 'Wirkliches' bezieht.


    Das "NUR" bezieht sich auf den Glauben, den ich im Herzen trage. Außer mir selbst weiß keiner, ob ich Respekt nur vortäusche. ABER: Etwas Respekt gehört zu den Grundsätzen der Diplomatie und das hat noch keinem geschadet. Zumindest kann ich auf dem Weg Streit vermeiden. Also befolge ich den ersten Grundsatz der Lehre, indem ich mit niemandem streite und folglich auch niemanden hasse.


    fluid:

    Das mit der "ökonomischen Philosophie" macht Sinn (auch wenn in meinen Augen "Fleisch" nicht der beste Parameter ist, um diese Philosophie zu veranschaulichen, sondern halt nur einer von vielen möglichen Parametern (Autos, Schmuck...).
    Der Vorteil, dass das Einkommen länger reicht, ist ja mehr oder weniger äquivalent dazu, dass ein geringeres Einkommen ausreichend ist. Also weniger Druck, mehr Zeit usw. als Gewinn durch Verzicht.


    Ja, in Deutschland haben wir einen Sonderfall, der erst dann auffällt, wenn wir zum Vergleich andere Kulturen kennenlernen. Bei uns hat die Konservierung durch Räuchern oder Pökeln eine sehr lange Tradition. Damit meine ich Rauchfleisch, Würste und ähnliche Dinge. (Das sind übrigens auch die Sorten von Fleisch, die ich am liebsten verzehre). Weil Deutsche damit sehr viel Erfahrung haben, muss Fleisch bei uns kein Luxus sein. Dann reise man mal in andere Länder...?! Dort wird man feststellen, dass wir uns einen ziemlichen Luxus gönnen, den wir nur unserer hochentwickelten Technologie verdanken.


    fluid:

    Der richtige Trick ist vielleicht, sich so zu entwickeln, dass es für einen kein "Verzicht" mehr darstellt, sondern eher ein Ausdruck der Genügsamkeit oder Bescheidenheit ist und automatisch funktioniert.


    So meine ich das mit asiatischen Reisgerichten. Für mich ist es kein Verzicht, wenn ich das Gericht gerne esse.


    fluid:

    Man kann vielleicht Mißverständnisse vermeiden, aber auch nichts lernen und hat nichts zum diskutieren. ;)


    Nicht einmal in der eigenen Sprache kann man Missverständnisse vermeiden. Im Buddhismus ist das noch etwas schwieriger. Die ursprünglichen Texte waren auf Pali geschrieben. Sie gelangten aber nicht direkt zu uns. Da gab es Umwege über Tibetisch, Chinesisch, Japanisch usw. Ich denke, man kann und soll darüber diskutieren.

    fluid:


    Das versteh ich überhaupt nicht, außer du folgerst das, weil alles christliche schlecht(er) ist.
    Nur wieso soll man überhaupt irgend etwas aus Respekt für den Buddha machen? Und dann genau an seinem Geburtstag. Hat er das irgendwo gefordert?
    Wäre Buddha Gottes Sohn gewesen, dann hätte er vermutlich gesagt: "Was ihr den geringsten der Lebewesen antut, das tut ihr auch mir an."
    Pi mal Daumen würd ich sagen, die christliche Fastenzeit ist dem buddhistischen Eintages-Fasten überlegen, weil sie ja mehrere Tage dauert.


    Im Geiste der Toleranz möchte ich hier keine Religion schlecht machen - auch nicht die chistliche. Zum beseren Verständnis erwähne ich den Unterschied in den Motiven. Fasten soll ein Opfer sein. Ein leckeres Reisgericht ist für mich kein Opfer. In diesem einen Fall wurde ich durch Buddhisten aufmerksam gemacht. Sonst ist es viel einfacher: Ich esse dann vegetarisch, wenn ich Lust dazu habe.


    Mit dem Beispiel aus Moldawien meine ich etwas anderes. Dort ist das Fleisch deshalb teuer, weil es keine Kühlkette gibt. Stellen wir uns vor, immer mehr Menschen werden Buddhisten und immer weniger werden Metzger. Irgendwann macht auch die Kühlkette keinen Unterschied mehr aus. Das Fleisch wird knapp und somit auch teurer. Außerdem halte ich eine Parallele für sehr wahrscheinlich. Die wenigen Metzger bevorzugen Kunden in der Nähe und werden das Fleisch nicht gerade rund um den Globus verschiffen. Also kein wesentlicher Unterschied in den Konsequenzen... :roll:

    nyalaana:

    Ich habe festgestellt, dass mich meist diese Sachen ärgern, die ich selbst auch falsch mache, oder wo ich selbst einen Schwachpunkt habe. Das führte dann zu der Idee, dass ich oft in Wut gerate oder mich ärgere in Situationen wo der Andere das macht worüber ich mich selber über mich ärgere.


    Das empfinde ich seitenverkehrt. Am meisten ärgere ich mich über irrationales Verhalten. Der andere Mensch sagt Dinge, die ich nie sagen würde oder tut Dinge, die ich nie tun würde. Meine Wut verraucht, wenn ich mir vorstelle, ich wäre selbst irrational falls ich mich mit meinem Gegner auf eine Stufe stellen würde. Das verdanke ich auch meinem Namensvetter - dem Chamäleon. Dieses Tier kann sich buchstäblich schwarz ärgern. (Man sieht es an der schwarzen Hautfarbe). Ein Chamäleon wird dann schwarz, wenn es Dinge erlebt, die aus seiner Sicht nicht normal sind. :x


    P.S.: Es würde mich sehr wütend machen, wenn man mir "Rassismus" unterstellt, nur weil ich mich auf ein Tier beziehe, dass seine Stimmung durch Hautfarbe ausdrückt. So wäre es absolut irrational, ein Reptil mit einem Afrikaner zu verwechseln. (Da würden die Afrikaner am lautesten protestieren, denn in ihrer Heimat gibt es die meisten Chamäleons).

    Es ist interessant, die Vielzahl von Stellungnahmen zu lesen. Da ich diesen Thread initiiert habe, nehme ich selbst dazu Stellung:


    1.) Der Gedanke, dass jemand nach meinem Tod mein Fleisch essen könnte. In meiner Familie ist die Feuerbestattung üblich. Da bleibt kein Fleisch mehr, das jemand essen könnte. Selbst wenn ich mich in ein Tier verwandeln sollte - was ich nicht glaube. Dann wäre das nicht mein Fleisch aus diesem Leben. Das wäre etwas anderes.


    2.) Irgendwelche "Ungläubige" finden sich immer, welche die Drecksarbeit leisten. Dann liegt das Angebot bereits in der Metzgerei. Somit stellt sich die Frage: Umkommen lassen oder essen?


    3.) Einmal verbrachte ich einen Urlaub in Moldawien. Das ist das ärmste Land in Europa. Nach unseren Maßstäben ist dort Obst und Gemüse spottbillig. Fleisch dagegen gilt als Luxus. Damit verbinde ich eine Philosophie, die es schon in der Antike gab. Wenn ich mit weniger Geld auskomme, dann bin ich weniger von ökonomischen Zwängen abhängig und werde dadurch freier. Somit hat Fleisch nur eine hohe Symbolik. Der Verzicht bedeutet, dass das Einkommen länger reicht. Das könnte ich auf andere Luxusgüter, wie teure Autos, Uhren usw. übertragen.


    4.) Mein Beitrag begann mit Respekt vor Buddha. Das halte ich für sehr wichtig. Es gibt verschiedene Formen des Verzichts, die Höflichkeit und Respekt bedeuten. Damit würde ich den Anfang machen.


    Gruß

    Dazu meine Erfahrung: Mein Aufenthalt in Singapur fiel mit Buddha’s Geburtstag zusammen. Zudem übernachtete ich in einem Hotel, das von Buddhisten geleitet wird. Der Mann an der Rezeption fragte mich höflich, ob es mir etwas ausmachen würde, vegetarisch zu essen. Interessant finde ich die Begründung. Der historische Buddha starb an Fleischvergiftung. Es wäre taktlos, an seinem Geburtstag eine Speise zu essen, die Ursache seines Todes war.


    Hier stelle ich mal eine Frage in den Raum. Es macht mir nichts aus, an einigen Tagen von Obst, Gemüse und Reis zu leben. (In Singapur gibt es übrigens eine Vielzahl vegetarischer Speisen und die meisten davon sind sehr lecker). Das muss ja nicht heißen, dass ich ständig vegetarisch lebe. (An anderen Tagen des Jahres kann ich durchaus Fleisch essen). Wie sehen das die Buddhisten? Also der Respekt an Buddha’s Geburtstag erscheint mir logischer als die christliche Fastenzeit. Aber wie mache ich das an den übrigen Tagen des Jahres? Ist es wirklich so schlimm, wenn ich nach altdeutscher Gewohnheit gerne mal eine Bratwurst esse?

    Mirco:
    Chamäleon:

    Schön und gut. Solch ein Plätzchen lässt sich finden. Dann stelle ich meine Frage etwas präziser: Wo grenze ich ab?


    Ich verstehe Deine Frage nicht. Was möchtest Du eingrenzen?


    Schöne Grüße,
    Mirco


    Mit dieser Frage unterscheide ich zwischen außen und innen. Nach außen hin möchte ich mich bis auf weiteres nicht als "Buddhist" bezeichnen. (Sonst führt das zu Erwartungen, die ich schwerlich erfüllen kann). Nach innen werde ich selbst entscheiden, ob meine bisherige Meditation ausreicht oder ob ich dazu Hilfe benötige. Im Sinne dieser Diskussion möchte ich mich gewissermaßen an den Buddhismus herantasten. Noch bin ich nicht reif genug für eine endgültige Entscheidung. Doch im Alter von 61 Jahren rückt der Tod immer näher und vor meinem Tod werde ich schon eine Entscheidung treffen. Jedenfalls möchte ich nicht unwissend sterben und mir im späteren Leben den Vorwurf machen, dass ich nicht ausreichend nachgedacht habe.

    fotost:
    Bettler:

    Kaufe die teuerste Kinderpistole, die du kriegen kannst, fahre ans Meer und wirft sie ins Wasser. Nimm an der Stelle einen Stein auf und vergrabe ihn vor deinem Fenster.


    Lass Dich aber beim ins Wasser werfen nicht beobachten, sonst tauchen da 2 Stunden später diverse Polizeitaucher auf der Suche nach einer gefährlichen Terrosristen-Waffe und Du sitzt stundenlang wegen groben Unfugs auf irgendeiner Dorfwache fest....


    Genau deshalb ersetze ich die reale Waffe durch meine geistige Vorstellung. Das hat sogar noch die stärkere Wirkung. Ich denke nicht nur an Kinderspielzeug, sondern ich stelle mir vor, wie es wohl wäre, wenn ich eine echtes Sturmgewehr ins Meer werfen würde... :grinsen: (Natürlich werde ich das nie tun, denn meines Wissens kostet eine Kalaschnikow 1.000 Euro auf dem Schwarzmarkt. Dafür habe ich kein Geld übrig).

    Mirco:

    Wie wäre es mit den von Buddha Gotama vorgeschlagenen
    Voraussetzungen? -> ruhiges (abgelegenes) Plätzchen im Trockenen.


    Schön und gut. Solch ein Plätzchen lässt sich finden. Dann stelle ich meine Frage etwas präziser: Wo grenze ich ab? Ich lese also buddhistische Schriften oder auch Beiträge im Forum. Dann begebe ich mich auf das richtige Plätzchen und meditiere darüber. Zum Schluss stellt sich auch die Frage nach meiner Religionszugehörigkeit. Bin ich deshalb schon "Buddhist?".


    N.B. Ich gehöre keiner Religionsgemeinschaft an. Ich stehe nämlich vor der Entscheidung, was besser für mich ist. Entweder, ich gehe individuell meinen Weg weiter. Oder, ich schließe mich einer Gemeinde an und lasse mich von anderen überzeugen.

    Mein Ventil für Wut besteht darin, unseelige Gedanken ad absurdum zu führen. Dazu führte ich einmal ein interessantes Lehrgespräch mit einem Psychologen. Ich spielte den Terroristen. Mein Lehrer hakte ständig nach und stellte die Frage, wie ich das genau tun wollte. Nach einer Stunde gelangte ich in den Bereich der Unmöglichkeit. Mir fielen nur noch Anschläge ein, die ich unmöglich hätte durchführen können. Falls ich das nicht schon vorher gewusst hätte, wurde mir jetzt klar, wie absurd Terrorismus ist.


    Das war vielleicht eine Ausnahme, denn dazu muss man einen Lehrer finden. Der wiederholt nur ständig die kritische Frage: Wie willst du das machen? :badgrin:

    Vor einigen Jahren hatte mich ein Feind so provoziert, dass ich ihn am liebsten umbringen würde. Dazu mein Ventil: ich steigerte die Vorstellung meiner Rache soweit, bis ich an den Punkt der Unmöglichkeit gelangte. Ich stellte mir vor, ich würde mit einer Panzerfaust auf seinen Arbeitsplatz schießen. Ja, eine Szene, die ich in Kriegsfilmen gesehen hatte. Im heutigen Deutschland ist das ein Ding der Unmöglichkeit. Nicht einmal illegal weiß ich, wie man eine Panzerfaust beschaffen kann. Auch kenne ich keine Stelle, von der aus man das Firmengebäude unbemerkt beschießen kann.


    Somit löste sich meine Rache in Luft auf und erwies sich als Illusion. Gerade weil ich es am Arbeitsplatz nicht versuchte, habe ich diesen Feind nie wieder gesehen. (Ich weiß nämlich nicht, wo er wohnt. Ich weiß nur, wo er arbeitet. Weil aber meine Rache illusorisch ist, bin ich dort nicht hingegangen). Im Umkehrschluss weiß dieser Feind auch nicht, wo ich wohne. Deshalb kann er mich nicht verfolgen. Heute kommt es mir so vor, als ob ich diesen Menschen nie gekannt hätte. Ich erinnere mich nur noch daran, dass es Worte und Taten gibt, die mich zur Weißglut bringen. Ein Buddhist, der Frieden und Harmonie wünscht, sollte davon ablassen.

    Hier komme ich nochmals zurück zum Ausgangspunkt meiner Frage. Vielleicht sollte ich das Wort "Bedingung" durch "Voraussetzung" ersetzen. Bedingungen entstehen im Gehirn und Voraussetzungen hängen von äußeren Umständen ab.


    Das Bild mit dem Wasserfall ist ein gutes Beispiel. An die Kälte könnte ich mich über einen längeren Zeitraum gewöhnen. Also könnte ich die Bedingung in meinem Hirn ändern. Von meinem Wohnort aus gesehen gibt es keinen Wasserfall in erreichbarer Nähe. Wenn überhaupt, würde es eine längere Urlaubsreise bedeuten, um dieses Beispiel nachzumachen. Das kann ich mir gegenwärtig nicht leisten und somit fehlt mir die Voraussetzung. Ich würde ja gerne vom Nachdenken zur Meditation kommen. Gibt es dazu allgemeine Vorstellungen, die nicht gleich auf eine weite Reise hinauslaufen?


    Zur körperlichen Abhärtug kenne ich ein weiteres Beispiel. Im Alter von 16 Jahren beteiligte ich mich an einer Wanderung durch Lappland. Aus Unkenntniss hatte ich die falschen Stiefel angezogen und mir dadurch Blasen an den Füßen zugezogen. Es war das kleinere Übel, die Stiefel auszuziehen und 14 Tage barfuß durch die Wildnis zu laufen. Nur der erste Tag war schmerzhaft und danach wurde daraus Gewöhnung. Damals hatte ich nicht die Absicht, zu meditieren. Doch der Umstand, dass ich barfuß über Stock und Stein ging, hätte mich auch nicht von der Meditation abgehalten. Somit verstehe ich schon in etwa, was Buddha mit "Leiden" gemeint hat. Der Weg ohne Schuhe zählt nicht dazu, denn Buddha lebte zu einer Zeit als sich nur ganz wenige Menschen Schuhe leisten konnten. Darüber hätte er wohl gelächelt. In einem anderen Beitrag habe ich gelesen, dass man "Leiden" eher mit "Unzufriedenheit" übersetzen sollte. Oh ja, ich denke darüber nach, was ich tun kann, um wenger unzufrieden zu sein.

    Mirco:


    Was meinst Du mit "Atem unter Kontrolle halten"?


    Schöne Grüße


    Hallo Mirco,


    hier komme ich zurück auf mein spezielles Beispiel. Unter "mäßiger Brandung" verstehe ich eine Höhe von 1 bis 2 Metern. Also nicht lebensgefährlich und auch nicht so, dass man Angst haben müsste. Aber schon stark genug, um den Kopf unter Wasser zu drücken. Das kann sogar wissentlich geschehen, wenn ich meinen Körper den Kräften der Natur überlasse. Da sollte ich wohl tief genug einatmen und wissen, wie lange der Sauerstoff ausreicht. Das meine ich damit.


    Viele Grüße

    Ji'un Ken:


    Bei uns ist es zum Beispiel so, das jemand ohne Meditationserfahrung, jemand der unserem Lehrer nicht bekannt ist, zu längeren Sesshins (bei uns sieben Tage) gar nicht zugelassen wird. Bei uns ist es so, dass man regelmäßig zum Sitzen kommt, dann evtl. mal ein Wochenendsesshin, dann noch eines und erst dann auch längere Sesshins. Dies gibt nicht nur dem Übenden Zeit, in die für ihn ungewohnte Situation hinein zu wachsen, es gibt auch dem Lehrer die Möglichkeit, den Übenden besser kennen zu lernen.
    Bei solchen Sesshins, längeren Übungsperioden, geht es psychisch und physisch schnell mal ins Eingemachte. Unerschätze das nicht. Vielleicht magst du ja mal ein bisschen mehr schreiben.


    LG
    Ji'un Ken


    Danke für die weisen Worte. Obwohl ich nicht angesprochen bin, denke ich gerade über ein Retreat - oder wie du schreibst - ein Sesshin nach. Da ich in der Nähe von Düsseldorf wohne, gibt es für mich nur einen Weg. Dieses Haus praktiziert den "diamantenen Weg". Dort werden jeden Dienstag kostenlos und unverbindlich Abende für Einsteiger angeboten. Vielleicht sollte ich das mal probieren und so meine eigenen Erfahrungen sammeln.


    LG

    Mirco:


    Das Loskommen vom Gedanken an Bedingungen zu knüpfen könnte sich als Vorbehalt erweisen.


    Gruß


    Das ist ja meine Frage: Gibt es eine Meditation ohne Bedingung? Wenn ja, wie mache ich das?


    P.S.: Dinge, die meinem Willen unterliegen betrachte ich nicht als Bedingung. Die Atemtechnik wäre ein Beispiel. Allerdings machte ich meine tiefste Erfahrung an einem Ort, wo eine mäßige Brandung herrscht. Dort muss ich meinen Atem ja auch unter Kontrolle halten. Also wurde ich durch äußere Umstände zu mehr Achtsamkeit gezwungen.


    Gruß

    Am Nacktbadestrand von Fuerteventura erlebte ich einmal einen Zustand, welcher der Meditation sehr ähnlich ist. Allerdings kamen dort Umstände ins Spiel, die nicht selbstverständlich sind. Die Witterung ist sehr konstant und das Meer sieht jeden Tag gleich aus. Das vermittelte mir ein Gefühl der Ewigkeit. Es zählte nicht nur mein unbekleideter Körper, sondern auch die Tatsache, dass keine käuflichen Produkte in meiner Nähe waren. Das führte zum Gedanken: Nichts haben - nichts brauchen - nichts wünschen. So meditierte ich über das Nirwana, denn ich wollte mir vergegenwärtigen, was das Nirwana für mich bedeutet.


    Nur in meiner Wohnung ist mir das nichts gelungen. Es nützt mir auch nichts, wenn ich mich nackt in einen Sessel setze. Ständig fühle ich mich von Dingen umgeben, die Geld kosten. So komme ich nie von dem Gedanken los, dass ich zum Leben Geld brauche.

    Hier stelle ich mal ganz naiv eine Frage: Was ist der Unterschied zwischen nachdenken und meditieren? Dazu meine Erfahrung:


    Wenn ich nachdenke, dann entscheide ich willentlich und bewusst über das Thema. Gedanken fliegen mir vielleicht im Traum zu oder aufgrund unerwarteter Ereignisse. Normalerweise nicht. So verhält es sich auch mit buddhistischen Themen. Wenn ich das will und wenn ich mir davon etwas verspreche, kann ich über das Nirwana nachdenken. Ebenso kann ich das bleiben lassen. Deshalb meine Frage: Kommt man durch Meditation auf Gedanken, die man sonst nicht hätte?


    Bilder von meditierenden Menschen erwecken den Eindruck, als sei eine bestimmte Körperhaltung wichtig. Ich kenne nur den Unterschied zwischen Anstrengung und Entspannung. Sobald ich mich anstrenge, habe ich ein Ziel vor Augen. Wenn ich jedoch entspannt sitze oder liege, strebe ich ein Gefühl von Schwerelosigkeit an. Ohne mein eigenes Körpergefühl kann ich am leichtesten über abstrakte Themen nachdenken, die mit meiner eigenen Existenz nichts zu tun haben. Deshalb meine nächste Frage: Ist Abstraktion vom Körper Sinn des Buddhismus? Oder ist es anders?

    gbg:


    Hallo Chamäleon,


    vielleicht liegt das daran, dass Dein Gegenüber erst einmal denkt: "Jetzt kommt der schon wieder, möchte mich mal wieder belehren, aber nicht mit mir!".


    P.S.: Gelassenheit ist auch mE tatsächlich der Kern der Buddhistischen Lehre. :)


    Solche Aussagen kenne ich zur Genüge. Zwar bin ich Anfänger im Sinne der buddhistischen Lehre, doch im Alter von 61 Jahren habe ich ein gewisses Maß an Lebensweisheit und Menschenkenntnis. Somit ist Gelassenheit auch eine Form von Bescheidenheit. Im Sinne des Buddhismus möchte ich mal untertreiben und sage mit Sokrates: Ich weiß, dass ich nichts weiß.

    Dies ist mein erster Beitrag und im Sinne des Buddhismus bin ich ein absoluter Anfänger. Bisher habe ich mir meine Gedanken selber zurecht gelegt. Zu dem Thema stelle ich mir eine einfache Frage: Warum sollte ich mich über Dinge aufregen, die ich nicht ändern kann?


    Nach meiner Erfahrung sind Taten besser als Worte. Wenn ich einem Freund helfen kann, dann tue ich das. Wenn ich dagegen lang und breit erkläre, warum ich nichts tun kann, dann schwankt die Stimmung zwischen Frust und Langeweile. Also schweige ich zu gewissen Dingen, an denen ich auch nichts ändern kann. :|