Beiträge von Seeker after truth

    Hallo Bel!


    bel:
    Seeker after truth:

    Er schreibt, dass nicht der Schmerz (Vedana) die Ursache des Leidens (Dukkha) ist, sondern der Widerstand gegen das Leiden (und der Hang zum Wohlgefühl).


    Na, so habe ich das nicht geschrieben, sondern: Vedana kann eine Bedinung (ist aber nicht die "Ursache") des Leidens sein, Ursache ist der Widerstand gegen Vedana.


    Ja, Du hast recht. Sorry, wenn ich Dich falsch zitiert haben! Danke übrigens noch mal für Deine erhellenden Antworten! :D


    Woher weiß ich in einer Situation (in der Schmerz droht) denn, ob der Schmerz vermeidbar ist oder nicht? Wie kann ich erkennen ob ich lieber aktiv handeln oder lieber meinen Geist schulen soll? Und wenn ich erkannt habe, dass in einer Situation Schmerz unvermeidbar ist - was genau bedeutet denn dann "dem Schmerz keinen Widerstand zu leisten"?


    LG,
    Seeker after truth

    bel:

    Das grundsätzliche Problem besteht darin, "Leiden" (dukkha) mit "Schmerz" (Vedana) zu verwechseln.
    Tritt ein physisch/psychisches Schmerzgefühl (Vedana) auf, so wünscht man sich ganz instinktiv, daß dieser Schmerz aufhören möge. Der Buddha nennt das "Widerstand anlegen", gleichfalls wird ein Hang zum Widerstand angelegt (Widerstand anlegen wird zur sich verfestigenden Gewohnheit). Tritt aber nun ein "Wohlgefühl" (auch vedana, aber als Gegensatz zum Schmerz) wird dieses Wohlgefühl um so stärker genossen, je stärker der vorherige Schmerz war, bzw, die Gewohnheit gegen Schmerz zu opponieren. Mit dem "Wohlgefühl" ("Gute Zeiten") wird gleichfalls der Hang/die Gewohnheit angelegt, diesen Sinnesreiz ("Gute Zeiten") zu bevorzugen, wieder zu erlangen, dafür Vorsorge zu treffen. Um so tiefer ist der Fall, wenn sich die Vorsorgemaßnahmen als untauglich erweisen, desto stärker ist der Widerstand bei einem unvermeidlich erneut aufretendem Schmerzgefühl (noch mehr untaugliche Vorsorge).
    Diesen Widerstand und den Hang zur Vermeidung/Vorsorge nehnnt der Buddha nun Leiden (dukkha).
    ... Die Ursache des Leidens (dukkha) ist aber nicht der Schmerz (vedana), sondern der "Widerstand und Hang" (Bevorzugung, Ablehnung, Desorientierung). Sind diese Ursachen überwunden, dann ist auch dukkha überwunden, es sind dann auch die Fesslungen an "Geburt, Werden, Alter und Sterben" überwunden.


    Hallo zusammen!


    Ich habe noch eine Frage zu den obigen Aussagen von Bel. Er schreibt, dass nicht der Schmerz (Vedana) die Ursache des Leidens (Dukkha) ist, sondern der Widerstand gegen das Leiden (und der Hang zum Wohlgefühl). In einigen Situationen kann ich das nachvollziehen. Wenn man sich gegen etwas wehrt, was nicht zu ändern ist, so vergrößert sich der Schmerz. Anderseits gibt es meiner Meinung nach auch viele Situationen, in denen es sinnvoll ist gegen den Schmerz aktiv anzugehen. Zwei Beispiele:


    1. Beispiel: Ich gehe eine Straße entlang und sehe vor mir auf dem Weg einen Nagel. Ich erkenne, dass ich in diesen Nagel treten werde, wenn ich meinen Weg fortsetze. Dieses würde zu starkem Schmerz führen. Wenn ich jedoch (aktiv) meine Weg ändere, so kann ich den Schmerz vermeiden. Ist es in diese Situation nicht viel sinnvoller die äußeren Umstände (also meinen Weg) zu ändern und Schmerz zu vermeiden, als an meiner geistigen Haltung zu arbeiten und durch den Nagel zu laufen?! :?


    2. Beispiel: Wenn es falsch ist aktiven Widerstand gegen äußere Schmerzen und Probleme zu leisten, warum engagiert sich der Dalai Lama so stark gegen die Unterdrückung der Tibeter durch die Chinesen. Würde es seiner Lehre nicht eher entsprechen keinen Widerstand zu leisten?


    Also, ich möchte den Dalai Lama oder den Buddhismus nicht kritisieren. Ich denke, dass ich die Lehren einfach nur noch nicht verstehe. Könnt ihr mir bitte mit Eurem Rat bei meinen Fragen weiterhelfen?


    LG,
    Seeker after truth

    Zitat

    Das grundsätzliche Problem besteht darin, "Leiden" (dukkha) mit "Schmerz" (Vedana) zu verwechseln.
    ... Diesen Widerstand und den Hang zur Vermeidung/Vorsorge nehnnt der Buddha nun Leiden (dukkha).
    ... deshalb sagt der Buddha "Leiden ist .... zu wünschen, was (prinzipiell) nicht zu erlangen ist", eben "Geburt, Werden, Alter und Sterben" ohne vedana. ... Die Ursache des Leidens (dukkha) ist aber nicht der Schmerz (vedana), sondern der "Widerstand und Hang" (Bevorzugung, Ablehnung, Desorientierung). Sind diese Ursachen überwunden, dann ist auch dukkha überwunden, es sind dann auch die Fesslungen an "Geburt, Werden, Alter und Sterben" überwunden.


    Hallo bel,


    auch von mir vielen Dank für Deine ausführliche Erläuterung. So wie Du es schreibst, habe ich die Aussage wesentlich besser verstanden. Auch ich habe wohl Dukkha und Vendana in den Ausführungen des Dalai Lama verwechselt. Mit Deiner Erklärung kann ich seine Aussagen und verstehen und stimme damit überein (zumindestens auf einer verstandesmäßigen Ebene). :D


    Schöne Grüße,
    Seeker after truth

    Vielen Dank für Eure zahlreichen Antworten! Es freut mich, dass Ihr Euch so viel Mühe gegeben habt :D . Ich muss leider erkennen, dass meine Unwissenheit wohl noch sehr groß ist, denn ich habe vieles nicht verstanden. Insbesondere die Fachbegriffe und Namen bereiten mir große Verständnisschwierigkeiten :? .


    thecap schreibt zum Thema Leid:


    Zitat

    Korrekt waere zu sagen: Das Leben enthaelt Leid.


    Okay, dem kann ich zustimmen. Aber warum ist es so wichtig diese Tatsache so stark in den Vordergrund zu stellen? Ist es denn wirklich so, dass das Leben (mit Geburt, Krankheit, Tod,...) zum Leiden führt? Sind es denn nicht vielmehr bestimmte Geisteshaltungen (wie z.B. Begierde, Hass, Unwissenheit) die zum Leiden führen?


    Ich merke einfach, dass die Aussage des Dalai Lama "Leben ist Leiden" bei mir starken Widerspruch auslöst. Wenn ich diese Aussage so akzeptieren würde, so würde bei mir daraufhin ein starker Hass auf dieses ja so leidvolle Leben entstehen. Und weiter sehe ich auch, dass das Leben auch glückliche Zeiten enthält. Okay, ich gebe zu das sie vergänglich sind. Aber auch das Leid (z.B. nach einem Beziehungsende) ist etwas vergängliches und danach kommen wieder gute Zeiten...


    Liebe Grüße,
    Seeker after truth :)

    Hallo zusammen,


    ich bin neu in diesem Forum und beschäftige mich erst seit kurzem mit dem Buddhismus. Gerade lese ich ein Buch des Dalai Lama mit dem Titel "Der Weg zum Glück". Beim Lesen sind mir einige Fragen in den Sinn gekommen und vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen:


    Der Dalai Lama schreibt zum Leiden "Am Anfang unseres Lebens steht die Geburt, bei der wir leiden, und am Ende... steht der Tod, bei dem wir ebenso leiden. Zwischen diesen beiden stehen Alter und Krankheit. ..., wir haben keine andere Wahl, als diese Lebenssituationen zu durchleiden." Warum wird im Buddhismus das Leiden so stark betont? Als ich diese Zeilen gelesen habe, war ich zunächst sehr deprimiert. Wenn das ganze Leben Leiden ist, welchen Sinn macht es dann? Und was ist mit den positiven Ereignissen im Leben? Ist diese Einstellung "Das Leben ist Leiden..." nicht zu negativ und eine Verzerrung der Wirklichkeit? Wie stimmt das überein mit der Suche nach "der wahren Natur der Dinge" im Buddhismus?


    Verzeiht diese recht grundlegende Fragen, aber ich bin erst ein Anfänger...


    Liebe Grüße,
    Seeker after truth