Beiträge von Gonzi

    Also zieht jeder für sich einfache seine individuellen "Lehren" und Reaktionen aus diesem Vorfall, ohne die Meinungen der Anderen und ggf. Abweichenden zu verurteilen? Mein derzeitiges Gefühl ist mich vom Dalai Lama abzuwenden. Und mir fällt es schwer, die tibetische Lehre weiter zu verfolgen, wenn dieser Vorfall so behandelt bleibt, wie er gerade behandelt wird. Und das ist jetzt Eurozentrismus?

    Da ist das Problem, ich habe den Dalai Lama als Vorbild und niemals würde ich den tibetischen Buddhismus als Vorbild nehmen noch meinen Buddha mit einer buddhistischen Lehre verbinden.

    Ich habe nicht den Dalai Lama als Vorbild, aber ich berücksichtige das Ansehen von ihm in Tibet und die mit ihm verbundene Lehre. Das Verhalten des Menschen Dalai Lamas wird meiner Meinung nach nicht genug hinterfragt und kritisiert, weil damit verbunden die tibetische Guru-Lehre beschmutzt werden würde.


    Und jetzt vielleicht das Entscheidende an dem inhalt:


    Mir als Westler (oho!) fällt es schwer jemanden und dessen Lehre, die ich unweigerlich mit ihm verbinde, zu respektieren, der Kinder auf den Mund küsst und die Zunge hin hält.

    Also zieht jeder für sich einfache seine individuellen "Lehren" und Reaktionen aus diesem Vorfall, ohne die Meinungen der Anderen und ggf. Abweichenden zu verurteilen? Mein derzeitiges Gefühl ist mich vom Dalai Lama abzuwenden. Und mir fällt es schwer, die tibetische Lehre weiter zu verfolgen, wenn dieser Vorfall so behandelt bleibt, wie er gerade behandelt wird. Und das ist jetzt Eurozentrismus?

    Es ist und bleibt für mich unangemessenes Verhalten, trotz des Videos. Ob der Kleine überhaupt versteht, was ihm da widerfahren ist. Aber das ist und bleibt dann wohl eher mein Thema. Mir ist seit zwei Tagen übel, wenn ich irgendein Bild vom Dalai Lama sehe. Ist alles nur Projektion, ich weiß.

    Es wird in dem Film klar gesagt, dass das, was der Dalai Lama mit dem Jungen gemacht hat, genau das ist, was Großeltern in Tibet mit ihren Enkeln machen, in genau der Reihenfolge – bis hin zu: Beiß in meine Zunge. Zudem wollte der Junge umarmt werden. Das hat nichts mit schönreden zu tun. Vielleicht fand der Kleine das schräge oder eklig, ebenso wie ich es eklig fand, wenn meine Großmutter mir einen feuchten Kuss auf die Wange oder mich an ihren Busen gedrückt hat. Aber das ist doch etwas ganz anderes als hier von Kindesmissbrauch zu reden. Zudem zeigt die komplette Sequenz meiner Ansicht nach auch einen anderen Kontext.

    Der Junge kommt aber nicht aus Tibet. Und der Dalai Lama ist wahrscheinlich nicht sein Opa. Und jetzt fangt nicht an mit "we are all human beings. " Oder "We are all brothers and sisters".

    Seit wann steht kultureller Brauch über der Körpersprache und dem Willen eines Kindes?

    Gonzi

    Nachdem eine Meinung erst einmal gefasst ist, scheint nicht einmal mehr der Wille zu existieren, eine andere Perspektive einzunehmen. Bitte schaut euch den Film einfach mal an, so lang ist er ja nicht. Auch die Körpersprache des Jungen erscheint dann in einem sehr anderen Licht, wie der ganze Vorfall insgesamt.

    Ich habe den Film angeschaut. Mich überzeugt er nicht. Ob der Dalai Lama irgendwann mal Erwachsenen am Bart, oder den Haaren gezogen hat, sowie Küsse andeutet und Hände an die Wange legt, hat für mich nichts mit den Taten gegenüber dem Kind zu tun. Da gab es auch rein von der Gestik und Mimik Momente, in denen keine nähere Annäherung seitens des Kindes gewünscht war. Vielleicht kann seine Heiligkeit aber so etwas menschliches, trotz aller playfullness, nicht mehr deuten. Ich frage mich wirklich wie sich manche das hier so schönreden können. Außerdem kommt das Kind aus Indien und kennt bestimmt keine tibetischen Bräuche und Kultur.

    Auf diesem Video sieht man wie er dem Jungen auf dem Mund küsst, mit dem Kind irgendwas mit der Zunge machen will und das Kind an sich zieht. Das sind keine Worte, sondern Taten.

    Ok, Du hast Dir den Film nicht angeschaut. Dir liegt also gar nicht daran, eine andere, zum Beispiel in diesem Fall eine tibetische Perspektive, wahrzunehmen. In dem Film geht es um eine kulturspezifische Einordnung und um Hintergründe zu dem Vorfall. Zudem ist in dem Film kein Zusammenschnitt, sondern die komplette Szene zu sehen, die ein sehr anderes Licht auf das ganze Geschehnis wirft.

    Seit wann steht kultureller Brauch über der Körpersprache und dem Willen eines Kindes? Außerdem ist das Kind kein Tibeter. Die tibetische Kultur und das züngeln, dürften dem Jungen gänzlich unbekannt sein. Oder ist das egal, wenn "seine Heiligkeit" unbedingt will?

    Ich möchte nicht mehr in einem "buddhistischen" Forum bleiben, wo solche Sachen (teilweise) relativiert und verteidigt werden.

    Lieber Martin (wenn mir die vertrauliche Anrede gestattet ist) - ich denke, es ist absolut verständlich, dass Du für solche Situationen wie die in dem Video dokumentierte und auch für die Körpersprache, die da zu beobachten ist, eine besondere Sensibilität hast und Du gerade aus Mitbetroffenheit heraus nicht offen für Relativierungen bist; sie als Ausblenden von unheilsamem, leiderzeugendem Handeln erfährst. Wobei ich wiederholen möchte, was ich hier an anderer Stelle schon schrieb: mein Eindruck ist, dass manche Menschen bestimmte Dinge nicht sehen können. Weil sie eben nicht den Menschen Tenzin Gyatso sehen, sondern nur die Projektionsfläche 'Dalai Lama'. Wobei es genug andere, weniger populäre Projektionsflächen gibt, die den hinter diesem Vorhang Handelnden verbergen. Hat man einmal hinter den Vorhang geschaut, klappt das mit dem 'Verbergen' nicht mehr so gut. Jedenfalls - in manchen Diskussionsforen ist es daher üblich, der Diskussion solcher Themen eine Triggerwarnung voranzustellen.


    Nicht, dass ich glaube, Du hättest eine gebraucht. Aber ich kann Deinen Wunsch, Dich zurückzuziehen, verstehen. Trotzdem möchte ich Dich darum bitten, Deinen Rückzug auf diesen Thread hier zu beschränken. Es wäre sehr schade, wenn Deine Stimme hier im Forum verloren ginge. Üben wir uns in kṣānti pāramitā ... ^^ _()_


    Ich würde mich gerne einmal auf den mittleren Abschnitt beziehen und dich/euch um eine Meinung bitten.


    Ich kenne ein paar Gelug-Zentren.

    Und ich möchte mich einmal auf deren Sprachgebrauch und Sicht über den Dalai Lama beziehen. Nehmen wir mal ein paar Schlagworte und Satzbauten, die sehr oft in Unterweisungen oder Vorträgen fallen. Zum Beispiel "Seine Heiligkeit", oder die Annahme, dass der Dalai Lama ein Bodhisattva/Buddha ist, bzw. die Reinkarnation von Avalokiteshvara.


    Aus meiner unwissenden Laien-Brille würde ich jetzt sagen, dass einigen Menschen durch diese gezielten Formulierungen und Behauptungen über den Dalai Lama, auch sehr leicht die Projektionsfläche des "heiligen" Dalai Lamas dargestellt wird und der Mensch hinter dem Dalai Lama, mit seinen möglichen Fehlverhalten gar nicht mehr gesehen wird.


    Würde ein "Heiliger" sich denn überhaupt so verhalten, wie der Dalai Lama in diesem Video?


    Es entsteht zumindest bei den Anhängern des tibetischen Buddhismus nicht nur die Frage, ob und wie so ein Verhalten eines Menschen zu werten ist, sondern ob die ganze Heiligsprechung und angeblichen geistigen Fähigkeiten und Verwirklichungen ihres "Dalai Lamas" überhaupt gerechtfertig ist. Da bricht doch bei einigen Anhängern der Gelug-Linie eine komplette Welt zusammen, da das Vertrauen durch so ein Verhalten seinerseits flöten geht. Auch wenn der Dalai Lama nicht das Oberhaupt der Gelug Linie ist, steht er nunmal seit Jahrzehnten als berühmtester Tulku in der Öffentlichkeit und versucht menschliche Werte auf einer säkularen Ebene Werte zu vermitteln. Und jetzt küsst er ein Kind auf den Mund und möchte seine Zunge gelutscht bekommen. Ich bitte euch.

    Es scheinen in der Diskussionen – nicht nur hier – vor allem zwei Reaktionen vorzuherrschen:


    1. Reflexartige Verteidigung des DL, unter anderem mit dem Hinweis auf kulturelle Unterschiede oder Demenz – bis hin zur Forderung, dass das gar nicht diskutiert werden solle.
    2. Ein genauso reflexartiges Entsetzen: "ekelhaft", "Ich bin fassungslos", wenn sowas von Buddhisten gerechtfertig werde, sei man hier falsch etc.


    Vielleicht ist eine differenzierte Betrachtung und Einordnung angemessen, die von einigen ja auch gepflegt wird. Ich will deshalb nochmal auf das Statement von Tenzin Peljor, der ja ein Insider ist und vom DL ordiniert, hinweisen. Diese scheint mir ausreichend sachlich und wenig hysterisch:

    Eine differenzierte Betrachnung und Einordnung ist für die Meisten, inklusive mir, gar nicht so einfach.


    In einigen Beiträgen in diesem Thread könnte man meinen, dass einige Menschen anscheinend alle Leidenschaften überwunden haben und auf einer inneren gleichmütigen Wolke schweben.


    Herzlichen Glückwunsch, für mich total unglaubhaft, aber in einem Internetforum wahrscheinlich eine tolle Möglichkeit sich mit irgendeinem Weisheitsgeschwurbel zu profilieren.

    Thubten Chodron, eine sehr bekannte Nonne der Gelug-Richtung hat auch Stellung dazu bezogen.


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    Das Gesagte wird natürlich auch subjektiv von jedem anders empfunden und gedeutet.