Posts by crocus

    Wenn sich die Mühle gut dreht, schafft sie ca. 400-1100 Umdrehungen pro Stunde. Also gehe ich von durchschnittlich 750 U/h aus.

    Es gibt so einfache kleine Lichtschranken für Arduino, die kosten 1,70 Euro. Ein Stück Alufolie mals Reflektor an einem Flügel und ein 3-Zeilen Programmchen aus dem Netz. Zählt absolut zuverlässig. Man muss nur alle paar Wochen mal die Batterie tauschen. :)

    Vielleicht muss jetzt eine klare Grenze gezogen werden...

    wenn das mal jemandem gelänge, wäre es ein Fortschritt historischen Ausmaßes. Leider konnte bisher niemand ein unverrückbares Kriterium benennen, nach dem diese Grenze zu ziehen wäre. Die Idee vom Urteil eines Mönch, der schon so oft wiedergeboren wurde, leidet an dem Problem, dass diese einschlägigen Wiedergeburten immer schon damals waren, und du und ich nicht dabei waren. Damit ist die Glaubwürdigkeit wieder auf dem selben Niveau wie die der Personen im Zentrum des Threads: kann so sein, muss aber nicht.

    Ist sicher interessant, dass die Dame das so sieht, und ihre Meinung sei für den Disput akzeptiert, aber Expertenmeinungen sind noch lange keine wiss. Evidenz. Die müsste auf Fakten beruhen und Signifikanz aufweisen. Außerdem bereitet der unscharfe Begriff 'systemisch' Probleme. Hendrik macht auch gleich systembedingt draus. Das ist was anderes. Systemisch ist ein Phänomen (Missbrauch), dem selbst eine gewisse Systematik zuerkannt werden kann. Systembedingt bedeutet, dass ein Phänomen durch ein anderes System, hier vmtl. das Lehrer-Schüler-System, in die Existenz gebracht wird und, verschärfend noch, ohne die Bedingung nicht aufträte. Da Missbrauch auch außerhalb des Buddhismus diagnostiziert wurde, ist die Aussage 'systembedingt' nicht zu halten. Buddh. Lehrer-Schüler-Beziehungen sind weder notwendige noch hinreichende Bedingung für Missbrauch. Die Dame selbst spricht korrekter Weise auch nur von 'Faktoren'.

    Vorab: bin kein Kadampa.

    Wie seht ihr die Neue Kadampa Tradition im Vergleich zu anderen tibetischen Schulen?

    Habe sie früher kritisch gesehen aufgrund der Berichte, dann jedoch über die Jahre Kadampa-Praktizierende getroffen, die solide ausgebildet waren und ihren Vajrayana-Buddha-Weg gingen. Als Buddhist sollte die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Schule kein Grund für Stolz und Überheblichkeit gegenüber anderen Schulen sein. Es geht um dich umd deine Entwicklung als Bodhisattva. Aus diesem Blickwinkel ist es wichtiger, mit den gelehrten Praktiken einer Schule gut zurecht zu kommen, als auf die glänzende oder angekratzte Fassade zu achten. Querelen in der Führungsetage sind ärgerlich, gibt es aber wohl in vielen Schulen und auch nicht erst seit kurzem. Der ernsthaft Praktizierende lässt sich davon nicht beeinflussen. Gegen Missbrauch kann man sich schützen, indem man mitdenkt und rechtzeitig 'nein' sagt.

    Wie geht man am besten mit den negativen Berichterstattungen über diese Tradition um?

    Ich schüttel immer den Kopf und denke mir: Wenn ich Linienhalter wäre, würde ich vielleicht auch so handeln, aber ich bin keiner. Also: Nicht meine Liga, nicht meine Kinder, nicht mein Wutausbruch. Und dann gehe ich meinen Weg weiter.

    Darin sagt Buddha, dass es ihm darum geht genau die Information zu übermitteln, die zur Erreichen von Befreiung notwendig ist.

    Sehe ich genauso. Die Kosmologie kann man glauben, muss man aber nicht. Wobei es genau diese Idee des Trichiliocosm war, die einst in mir die Begeisterung für den Buddhismus auslöste. Heute bin ich mir bewusst, dass Vieles an solcher Kosmologie eher nicht die Erkenntnis Buddhas war, sondern aus Kulturkreisen übernommen wurde, in die sich der Buddhismus ausgebreitet hat. Deswegen sind sie nicht weniger wahr oder falsch. Für mich sind diese Beschreibungen ein Kontext, ein Hintergrund, aus dem ich auswähle, was mir widerspruchsfrei und akzeptabel erscheint, und eingebettet in den ich den achtfachen Pfad praktiziere.

    Aber nur geistig ist Wiedergeburt nun auch nicht . Als der Buddha Erleuchtung erlangte konnte er sich an alle vorherigen Existenzen erinnern

    So einfach ist das leider nicht.

    Als Philosophiestudent kommt man irgendwann bei folgender Aussage vorbei:

    "Es gibt keine schlüssige Widerlegung der Theorie, dass die Welt erst vor zehn Minuten entstanden ist, einschließlich aller Erinnerungen, Museumsstücke, Schnittwunden etc."

    Das klingt erst mal abenteuerlich, aber wenn man sich anschaut, wie heute Computer runter- und wieder hochfahren, oder zum ersten Mal booten nach einer Neuinstallation, dann wird man ganz leise.

    Was Du meinst ist ein Tuende.

    Ein Tuender ist jemand, der gerade etwas tut. Das ist hier offensichtlich nicht der Fall, den die Sache liegt eine Weile zurück. Täter ist eine prädikative Ableitung aus 'Tat', hier hinsichtlich des aktiven Subjekts, im Unterschied zum Ergebnis- dem Getanen. Will man 'verwerflich' dazukonnotieren, spricht man vom Übeltäter, im Gegensatz zum Wohltäter.

    "Ein Täter ist ein Täter" -> ist eine Tautologie = Aussage, die keinen Erkenntniszuwachs bringt und daher ersatzlos entfallen kann.

    Ich stimme mit dir darüber überein, dass man Problembewusstsein über Missbrauch schaffen sollte, aber ich sehe diese Funktion eher in Hinweisen an die Schüler(innen), wie Jetsun Khandro es tut: Behaltet euer Gehirn eingeschaltet! Konsequenzen zu ziehen hinsichtlich "kann kein Lehrer mehr sein" ist ein ernsthafter Eingriff und bedarf aber der Berücksichtigung von deutlich mehr Umständen des Einzelfalls, über die wir nicht verfügen.

    Wer (sexuellen) Missbrauch begeht, ist ein Täter.

    Und dann stellt sich...

    Gütiger Himmel, was für ein Zurechtinterpretieren von Begriffen.

    Wer ein gutes Werk tut, ist auch ein Täter. Er hat es nämlich getan! Der Begriff Täter an sich ist neutral, und der Schluss, 'wer ein Täter ist, kann nicht Lehrer sein, logisch unzulässig. Es bräuchte weitere Aussagen, wie: ob das Getane moralisch als gut/schlecht oder juristisch als erlaubt/verboten eingestuft wird. Darüber zu befinden hat im ersten Fall die jeweilige Sangha und im zweiten die Rechtsprechung. Und erst dann kann man sich der Frage zuwenden: Kann/darf jemand noch Lehrer sein, der einmal/mehrmals moralisch schlecht bzw. verboten gehandelt hat. Im normalen Leben ist die Antwort oft positiv. Viele Knastis gehen nach absitzen ihrer Strafe in die Schulen und erzählen im Sozialkundeunterricht, wie man im Leben straucheln kann und worauf es wirklich ankommt.

    Die Frage ob jemand ein guter Lehrer sei, der 'die Dinge nicht verinnerlicht hat' birgt schon das erste Problem in sich. Was sind denn 'die Dinge'? Der gesamte Buddhismus oder nur das, was er gerade erklärt? An Chögyam Trungpa und O.Nydahl ist sicher manches auszusetzen, aber bezüglich spezieller Fragen habe ich für mich erkannt, dass mir auch 30 Jahre später niemand das Thema besser erklärt hat als sie. Eigentlich müsste die Frage also heißen: Ist jemand ein guter Lehrer für ein konkretes Problem. Was diese Person bezüglich anderer Themen kann, hat meinen Erkenntnisprozess nicht beeinflusst.

    Ja, ich freue mich auch über diese Entwicklung. Einer der wichtigen Antriebe war m.E. auch die Präsenz westlicher Frauen in indischen und nepalesischen Klöstern. Vor 30 Jahren habe ich in Dehli, Dharamsala und Kathmandu an Klöstern Kurse besucht. Damals waren die beiden Karmapas noch Kinder. Die int. Zuhörerschar bei den Kursen war immer so 50/50% gemischt m/w, und die tib. Ordinierten haben staunend zugesehen, wie unsere Frauen auf gleicher akademischer und spirituellrer Höhe mitgespielt haben. Inzwischen sind Jahre vergangen und diese jungen tib. Mönche sind in die Hierarchien hochgeklettert. Und haben heute weniger Probleme als ihre Vorgänger, auch Frauen zuzulassen.

    Das Problem ist halt, dass nicht selten die Überlegenheit des eigenen Weges als objektive Wahrheit gelehrt wird. Schaut man dahinter, wie das begründet wird, findet sich meist ein altes geschriebenes Werk, in dem das so steht. Wissenschaftstheoretisch nennt man sowas Beweis durch Berufung auf Authoritäten. Es ist die schwächste Form eines Beweises, denn letzlich ist es doch nur eine subjektive Wahrheit. Nicht die vom heutigen Lehrer, sondern die von jemandem, der schon lange nicht mehr da ist. Deswegen sollte man solche Einzigkeitsansprüche in den Skat drücken und anerkennen, dass andere Leute auf anderen Wegen auch zum Ziel kommen.

    Ich bin zum Buddhismus gekommen kurz nach dem Weggang des vorigen Kalu Rinpoche und kenne noch das kraftvolle Nachwehen seiner Reputation bei den damaligen Schülern. Er muss ein wirklich großer Meister gewesen sein. Bin selber Kagyü.

    Bezüglich Reinkarnationen bin ich heute recht vorsichtig. Habe ein paar von denen persönlich erlebt. Die können so ganz anders sein und mit dem Vorgänger manchmal nur den Namen gemein haben. Ich würde nirgendwo einen Jahreskurs buchen, wenn ich nicht vorher mindestens einmal live bei ihm/ihr dringesessen habe. Denn neben der korrekten Übermittlung der Lehre (die ich hier für gegeben halte) spielt bei einer Lehrer-Schüler Beziehung halt auch eine Rolle, dass man mit dem Lehrer in etwa die gleiche Wellenlänge hat. Und außerdem zieht jeder Lehrer eine bestimmte Klientel Schüler an. Das wird deine Sangha, da sollte man auch so ungefähr draufsein, wie die. Und das lernt man wiederum nur durch einmal live hinfahren.

    Für mich ist der Beitrag

    ["Publik Forum" 1/25: "Buddha ja, Karma nein"]

    Beleg dafür, dass gesellschaftlich inzwischen nicht mehr vom Tisch zu wischen ist, dass der Buddhismus im Westen eine eigene voll gültige Ausprägung entwickelt. Es wäre ja auch entgegen Buddhas Lehre bzgl. Vergänglichkeit, wenn mit den Theravada-, Mahayana- und Vajrayana-Schriften alles gesagt sei und dem auch bis zur Niederkunft von Maitreya nix mehr hinzufügen wäre.

    An deinen Argumenten ist ganz sicher etwas dran. Aber die wären sinnvollerweise in einer Diskussion mit dem Vortragenden zu diskutieren. Meist hat der sich was dabei gedacht, es aber nicht 'mitgesagt'. Stichwort Hermeneutik.

    Und dann geht die Diskussion richtig los: Unter welchen Bedingungen kann man Prädikationen 'ist gut' mit deontischen Aussagen 'du sollst loslassen' verknüpfen und darauf dann Wahrheitsansprüche geltend machen? Wie wollen Sie eigentlich einen 'überschulischen' Standpunkt einnehmen, wenn Sie doch nur die Kommunikation der Fachcommunity haben?

    Ohne solche Diskussion mit dem Vortragenden halte ich mich mit Urteilen zunächst zurück und beschränke mich auf ein "Also ich bin ja der Meinung, dass...'. Im konkreten Fall des Herrn Gäb glaube ich am Vokabular seine didaktische Absicht zu erkennen. Einige Beispiele hinken sicher, aber zur ersten Orientierung sind sie dann dann doch ganz brauchbar, wissend, dass man da später noch nachjustieren muss.

    Habe mir mal Gäbs Vorlesungen auf Youtube angeschaut. Bin selber Prof und finde, dass er das ziemlich gut gemacht hat. Natürlich kann man immer toppen, aber man sollte halt schauen, wer das Zielpublikum ist. Bei einer Vorlesungsreihe für ein wiss. Studium sind zumeist Abiturienten das Publikum. Die muss man abholen. Das hat er gut gemacht mit Hegel und Jaspers und Berkeley. Außerdem gibt es einen Unterschied zwischen wiss. Studium und einem Studium für Anhänger einer konkreten Richtung/Schule. Erstere müssen Auffassungen in der gesamten Breite des Faches kennenlernen und dabei kritische Distanz zum Objekt der Untersuchung bewahren. Meine Profs verlangten immer, dass wir 10 Minuten pro eine Lehre argumentieren können, und anschließend 10 Minuten dagegen. Anhänger einer konkreten Richtung/Schule hingegen studieren vorrangig aus der Perspektive der eigenen Schule, dafür aber enorm in die Tiefe. Denn für sie kommt es darauf an, die Lehre zum Kompass für das eigene Leben zu machen, egal, ob Andere Kritik an einigen Aussagen dieser Schule äußern. Was Gäb betrifft, so hat er m.E. jedenfalls den grundlegenden Unterschied zwischen Yogacara und Madhyamaka sauberer herausgearbeitet als 80% aller Geshes und Khenpos, die ich in 30 Jahren erlebt habe.

    Ich habe mich auch lange Zeit gefragt, was tantrische Praktiken mit den Lehren des Buddha aus dem Tripitaka zu tun haben sollen. Heute, nach vielen Jahren Praxis in allen drei Fahrzeugen, sehe ich den gemeinsamen Nenner in Folgendem:


    Die Versenkungsstufen, die der Buddha im Prozess seiner Nachtwachen zur Erleuchtung durchlief, sind immer mit einem Fallenlassen bestimmter geistiger Prozesse/Schleier verbunden. Am Ende der Versenkungsstufen stand ein Zustand, den wir als erleuchtet bezeichnen. Das hohe Tantra geht intensiver vor. Es visualisiert die Orte, an denen diese Prozesse/Schleier stattfinden, in den Chakren und Nadis. In der Vollendungsphase leitet man verschiedene Energien unseres psycho-physischen Körpers um, mit dem Ziel, die genannten Prozesse/Schleier 'mit der Hitze' dieser Energien zum Schmelzen zu bringen. (Das ist die Stelle, wo es gefährlich wird, wenn man ohne Einweihung und Anleitung drauflos doktort.) Gelingt die Sache durch enorme Beherrschung von Körper und Geist, steht nach der Auflösung der Schleier der gleiche Zustand, wie beim Buddha am Ende der Versenkungsstufen. Das heißt dann z.B. Mahamudra. Nur eben ohne x Wiedergeburten.


    Zur Sexualität: Welche Energien der Tantriker 'ins Feuer gießt', obliegt dem Praktizierenden. Eine der intensivsten ist Sexualität. Man kann, muss aber nicht. Die meisten tun es nicht. Ich kenne nur eine Handvoll lebende Menschen, von denen ich begründet annehme, dass sie das praktizieren. Man braucht eine ebenfalls eingeweihte (Anuttarayogatantra) Partner*in dazu, die auch Energiekanäle steuern kann. Und der alles entscheidende Unterschied zwischen normalem Sex und buddh. Tantra ist: du darfst keinen Org.... haben, denn dann verpufft die Energie, die du eigentlich umleiten wolltest. Das ist wie wenn jemand zum Brötchenkaufen fährt, aber ohne Geld und Brötchen wiederkommt, weil er das Geld bei einer Dame im Puff gelassen hat.


    Wer buddh. Tantra betreibt und auf schönen Sex hofft, sitzt im falschen Zug. Diese Informationen kann man heute auch alle im Internet recherchieren, und jede*r, die/der sich auf solche Praktiken einlässt, sollte sich vorher sachlich informieren. Nur dann kann man kritisch hinterfragen, was der Lama da fordert.

    Quote

    Hier ist ein neueres Werk - sehr erhellend.

    Mark Allon, The Composition and Transmission of Early Buddhist Texts with Specific Reference to Sutras

    Danke, Hendrik, für den Link; eine sehr interessante sprachwissenschaftliche Analyse. Dass die ältesten buddhist. Manuskripte die die Gandhari Files aus Afghanistan / Nord-Pakistan sind, wusste ich noch nicht. Ich dachte bisher, das seien Pali-Sutras. Erstaunlich, wie viel Sekundärinfo man aus den verschiedenen Überlieferungen ableiten kann.

    ... Sondern dass das Aufgabe der DBU und ihrer Medienkanäle, unter anderem der Buddhismus Aktuell, ist. Da kam auch nichts. Auch sehr entäuschend.

    Ich denke, die haben sich an eine Zuordnung der Verantwortlichkeiten gehalten, die in Buddhismus-Aktuell Heft 3/2023 vorgestellt wurde:

    Wie sexuelles Fehlverhalten spirituelle Gemeinschaften erschüttert: Lektionen für Buddhistinnen und Buddhisten
    Die Autorinnen dieses Essays sind Gründungsmitglieder von An Olive Branch Associates LLC, einem (US-amerikanischen, red.) Beratungsunternehmen, das mit…
    buddhismus-aktuell.de

    Sie basiert auf Empfehlungen von "An Olive Branch Associates LLC", einem (US-amerikanischen, red.) Beratungsunternehmen, das mit Organisationen zusammenarbeitet, um sexuellem Fehlverhalten vorzubeugen oder, wenn bereits geschehen, dagegen anzugehen.

    Ich sehe es ähnlich wie void: man hat einen Kompromis gefunden, dessen Summe über alles noch den meisten Nutzen für alle Beteiligten bringt. Dass das geht und sinnvoll ist, hatte Shamarpa an einem anderen Fall vor etwa 15 Jahren geschildert. Sinngemäß sagte er:

    Wir finden in unserer Zeit immer weniger Lehrer, an denen es wirklich gar nichts auszusetzen gibt. Aber was beschwert ihr euch? Das sind die Zeiten, in die ihr hineingeboren wurdet, das ist euer Karma und entsprechend sind die Lehrer die ihr habt. Verbeißt euch nicht darin, was SIE falsch gemacht haben, sondern nehmt es zur Kenntnis und überlegt, wie IHR trotzdem von ihnen lernt, was sie Wertvolles zu lehren haben. Ihr meditiert auf den Buddhaaspekt im Lehrer, und nicht auf den Menschen.

    Leider kann ich das Originalzitat trotz jahrelanger Suche nicht mehr finden.

    Sätze wie "Zu einem Missbrauch gehören jedoch immer zwei Personen" verschieben Schuld vom Täter zum Opfer.

    Ja, zwar nicht die ganze Schuld, aber doch Teile. Es ist nicht der erste Fall dieser Art und es gibt inzwischen genug Stellungnahmen von buddhistischen Autoritäten, die klar sagen, dass man sich NICHT auszieht, bloß weil der Lehrer es sagt.

    Der erste Fall, den ich mitbekommen habe, war die Auseinandersetzung June Campbell und Kalu Rinpoche. Das ist inzwischen fast 30 Jahre her. Wer sich heute immer noch darauf beruft, er/sie sei unwissend in die Nummer hineingeraten, der muss sich tatsächlich fragen lassen, ob er vorher mal ein paar Forenbeiträge zum Thema Lehrer/Schüler-Beziehung gelesen hat. Der Dalai Lama, Yeshe Khandro, Shamarpa, Alex Berzin u.v.a. haben sich dazu klar positioniert. Und es ist auch klargestellt, dass eine solche Weigerung kein Bruch von Samaya ist.

    Die Frage der Mitschuld schließt natürlich nicht aus, das der Lehrer die Verantwortung trägt.

    Ich habe eine Reihe von klugen und weisen Menschen gehen sehen 'vor ihrer Zeit'. Zum Teil geschah das regelrecht in Wellen, d.h. viele gingen auf einmal. Da fragt man sich natürlich: Zufall? Und wenn nein, warum? Ich habe mir dann aus dem Mahayana eine Möglichkeit zusammengebaut: Wenn es Welten gibt, so zahlreich wie die Sandkörner am Ganges, wenn es reine Länder gibt, in die man nur mit hinreichendem Entwicklungsstand kommt, vielleicht wurden dann die früh Gegangenen sozusagen 'abberufen', weil woanders für sie angemessenere Entwicklungs-/Wirkungsumgebungen zum Wohle fühlender Wesen bereitstehen? Das wäre tatsächlich ein Fall, wo das Leben von Klugen und Weisen auf dieser Erde früher endet, allerdings wäre dieses Ende auch ein neuer Anfang. Eine neue Etappe auf dem Pfad eines Bodhisattvas.

    Schelkshorns Definition in allen Ehren, aber danach wären ja auch die 13 einhalb Leben des Käpt'n Blaubär eine Religion (wenn man mal Blaubären als Avatare für Menschen nimmt). Beim Mittagessen gemeinschaftlich das letzte Fischstäbchen dem Meer zu opfern, ist kultisch. Blaubärs Geschichten sind zu 90% Deutung seiner Stellung in der Welt, und sie schließen für gewöhnlich ab mit Ermahnungen an die Enkel, was man im Leben tun und was man besser lassen soll (deontische Ausdrücke = Moral). Schelkshorn fasst seine Definition sehr weit, um viel von dem unterzubringen, was im Sprachgebrauch als Religion durchgeht. Der Preis dafür ist, das die Definition als Kriterium kaum noch brauchbar ist, um Nicht-Religiöses auszusortieren. Da finde ich den von Leonie erwähnten Ansatz von OEVERMANN stärker.

    Meine Erfahrung ist: Es gibt halt verschiedene Menschen. Dass Studieren und Verstehenwollen Blödsinn ist, mag ja für manche voll zutreffen. Ich hingegen bin eher analytisch veranlagt. Nie hätte ich zum Buddhismus gefunden, wenn es nicht Lehrsätze, Argumentationen und Widerlegungen zum Thema gegeben hätte. Die waren für mich der Aufhänger, der Einstieg, die haben mich abgeholt, bis ich später durch Meditation über das rein Rationale hinausgewachsen bin. Und auch heute noch bewahren mich manche Lehrsätze davor, außergewöhnliche Meditationserfahrungen für Erwachen oder Erleuchtung zu halten. Ich bin dankbar für die Möglichkeit, mich am Verstehen festzuhalten und gleichzeitig abzuarbeiten.

    Wie steht es mit Ursache – Wirkung? Wenn keine Sila, dann kein Fortschritt in buddhistischer Praxis – wertfrei, so wie: kein Licht – kein Pflanzenwachstum.

    Weil's so schön philosophisch ist:

    Die Negation ist problematisch:

    Aus 'Etwas ist Ursache für eine Wirkung' folgt nicht die Negation: 'Ohne dieses Etwas keine Wirkung'.

    Bsp. 'Weil der Wecker früh um 6 klingelt, stehe ich auf'. Daraus ist nicht ableitbar: 'Wenn der Wecker nicht klingelt, stehe ich nicht auf'. Ich werde nämlich meist schon vorher wach, stelle den Wecker ab und stehe trotzdem um 6 auf.

    Hinter der nicht erlaubten Negation steckt ein Einzigkeitsproblem:

    Aus 'Etwas ist Ursache für eine Wirkung' folgt nicht: 'Dieses Etwas ist zudem die einzige Ursache für die Wirkung." Es könnte andere Ursachen geben, die die selbe Wirkung erzielen. Bsp.: Wenn ich mit meinem Ehepartner streite, kriege ich Kopfschmerzen. Aber ich kriege manchmal auch aus anderen Gründen Kopfschmerzen.


    Deshalb können wir aus der Aussage: 'Das Üben der Silas führt zu Fortschritten in der buddh. Praxis' nicht schlussfolgern 'Ohne Silas keine Fortschritte in der buddh. Praxis'

    Ganz praktisch äußerte das im jahrhundertelangen Streit (auch in Konzilen) zwischen 'Stufenweg zur Erleuchtung' vs 'plötzliche Erleuchtung' bzw. Lam Rim vs Chan/Zen-Koans. Er wurde nie eindeutig entschieden, wenn gleich die jeweiligen Anhänger das natürlich jeweils anders sehen. Beobachtbar ist aber, dass beide Linien bemerkenswerte Buddhisten hervorbrachten.