Beiträge von diether

    Ryonin schrieb:


    >IST BUDDHISMUS EINE BUDDHISTISCHE >FEHLENTWICKLUNG?


    Richtig ist, dass Buddhismus ohne Zen eine Fehlentwicklung ist, denn Zen ist Dhyana und Dhyana ist nichts anderes als Prajna.


    >Ich hab so den Eindruck, daß der Kern immer wieder drohte
    >zu verschwinden. Und immer wieder Leute gab, die ihn
    >wiederfanden und weitergaben.


    Nicht nur das, dieser Kern droht in jedem Moment aus unserer Sicht zu verschwinden wenn unser diskriminierender Geist sich in Abstraktionen und Konzeptionalisierung verliert. Deshalb muessen wir uns immer wieder auf diesen harten Prajna Kern besinnen. Das chinesische Zeichen fuer Samadhi ist *ding*, was soviel bedeutet wie *in ruhe, sicher, fest, festmachen ...*. Ich kann mir gut vorstellen, dass die fruehen chinesischen Buddhisten dies als eine Art Festmachen an einen ruhenden inneren Kern gesehen haben. Deshalb wird Dhyana im engeren Sinn von Meditation auch als Chanding uebersetzt, wogegen Channa die phonetische Umschreibung ist.


    >Ich denk, daß jeder diesen Kern dann wieder selbst
    >verwirklichen muss. Oder besser, daß der Kern hervortritt.
    >Welche Form er dazu wählt und ob er überhaupt eine
    >Form dazu wählt, ist eher nebensächlich.


    Ja, das seh ich auch so.


    Dieter

    Mirco schrieb:


    >Die Schriften beschreiben doch aber auch nicht die
    >Erfahrung, sondern den effizientesten Weg, um die
    >Erfahrung machen zu können.


    der effizienteste Weg ist der direkte Weg. Das ist Zen!


    Die voluminoesen Schriftensammlungen, die zwischen dem 3. und 9. Jahrhundert von Indien und Zentralasien nach China kamen, haben vielleicht die Neugier auf exotische Ideen einer kleinen Schar von Menschen zeitweilig befriedigt; in seiner urspruenglichen Form haette der Buddhismus aber wohl kaum zu einem festen Bestandteil chinesischer Kultur und zu einer vitalen und lebendigen Kraft werden koennen. Die Nachfahren von Huangdi (des gelben Kaisers) sind fest in der gelben Lehmerde ihrer Heimat verwurzelt. Die ausufernden spekulativen und abstrakten Gebilde der fruehen indischen Denker hatten wenig Ueberzeugungskrat fuer Menschen, die in der konkreten Realitaet ihres taeglichen Lebens direkte Erkenntnis finden. Schliesslich wird es schon einen Grund geben warum der Buddhismus aus Indien und weiten Teilen Zentralasiens verschwunden ist. Und ich glaube nicht, dass man das allein dem Islam in die Schuhe schieben kann.


    Der synthetische Geist in Fernost hat auch gar keine Scheu wenn es darum geht Elemente aus verschiedenen Traditionen wie dem Buddhismus und dem Daoismus zu vereinen. Vielleicht schafft es ja der analytische deutsche Geist das alles wieder auseinander zu dividieren und eine klare Hierarchie mit heiliger kanonischer Glaubensrichtung sowie untergeordeneten Glaubensgemeinschaften zu etablieren. Und wenn ich dann exkommuniziert werde, dann bin ich wenigstens sicher auf dem richtigen Weg zu sein.


    Dieter
    -------
    Die Liebe ist Die staerkste Kraft des Universums. Sie ist allgegenwaertig und es hat keinen Sinn sie benutzen zu wollen.

    Mirco,


    wann ist eine Entwicklung eine Fehlentwicklung?


    Als Zen sich in Fernost entwickelt hat, war die Blume wahrscheinlich laengst vertrocknet. Genauso wie die Schriften, sofern es denn welche gab.


    Soweit ich das verstehe, beruht die Uebertragung ausserhalb der Schriften auf der direkte Erfahrung dessen, was der Buddha auch erfahren hat. Denn anders als bei Blueten oder Schriften ist die Erfahrung lebendig solange es Menschen gibt die sie erfahren koennen.


    Dieter

    Hallo thecap,


    unter wahrer Erkenntnis verstehe ich unmittelbare Erkenntnis. Mit anderen Worten, keine mittelbare Erkenntnis, die durch Emotionen oder Konditionierung verzerrt ist. Da sie unmittelbar ist, ist sie auch unvermittelbar, d.h. wenn jemand Erleuchtung erlangt in dem Moment, in dem sein Fuss in das heisse Badewasser eintaucht, heisst das nicht, dass wir Alle ganz einfach Erleuchtung erlangen koennen dadurch, dass wir den Fuss in das heisse Badewasser tauchen, auch wenn wir es mit groesster Konzentration immer wieder versuchen.


    Ich glaube, wir alle haben schon mal einen Vorgeschmack oder Ahnung davon erhalten. Wie ein Blick unter den Vorhang, oder eine Sicht vom Schwanz des Oxens, der um die Ecke verschwindet, wodurch wir den Ochsen erahnen koennen.


    Wenn die unmittelbare Erfahrung moeglich ist, dann muss es sich um ein generelles Phaenomen handeln, dass nicht auf Zen beschraenkt ist. Aber Zen ist wohl kompromissloser als andere Traditionen wenn es darum geht sich aufs Wesentliche zu konzentrieren.


    Dieter