Genaugenommen werden auch solche nicht-sexuellen, aber angenehmen Massagen als Hindernis beschrieben:
"…
Wenn man von einem angenehmen Gefühl berührt wird, falls man sich dann daran ergötzt, es willkommen heißt und daran hängenbleibt, dann liegt die Neigung zur Begierde zugrunde.
…
Ich mag da noch mal einsteigen…
Ich gehe für mich gerne davon aus, dass es konkrete Anweisungen zum eigenen Handeln gibt, und Anweisungen, respektive Erkenntnis-Wege dazu gibt, wie man mit eigenen Wahrnehmungen umgeht.
Annahme: Eine Wahrnehmung (hier Gefühl) führt typischerweise (in erster Linie) zu einer Reaktion, zu einer Bewertung dieser Wahrnehmung.
Die weitere Kette dessen, was aus dieser ersten Reaktion entspringt, ist naturgemäß vom ersten Schritt (mit) bestimmt. So weit man mit irgendeinem Teil oder dem Ende einer solchen Kette nicht glücklich ist, macht es natürlich Sinn, alle Teile dieser Abfolge zu betrachten. Das ist ein Ansatz, der zutiefst menschlich ist. Aka »gesunder Menschenverstand«. Viele, wenn nicht alle therapeutischen Ansätze arbeiten ebenso mit diesem Prinzip.
Sich dieser Verkettungen und ihrer Glieder bewusst werden ist schon nicht eben leicht. Von einem möglichen Ausscheren aus einer solchen Folge an einem beliebigen Punkt mal ganz abgesehen. Was mich persönlich interessiert, ist quasi das buddhistische »Toolkit«, dass meiner Kette von Wahrnehmung -> Bewertung -> Handlung Alternativen aufzeigt.
Von dem obigen Zitat ausgehend, nehme ich einmal an, dass die Berührung durch ein angenehmes Gefühl an sich quasi wertneutral ist, problematisch wird erst alles, was folgt. Erbsenzählend ist zwar die Kategorisierung »angenehm« ja bereits eine persönliche Reaktion, aber das sei erst mal dahingestellt. Mir scheint in den lapidar klingenden Fornulierungen »Es gibt…« oder »Da sind…« auch eine gewisse Akzeptanz dessen, dass das erst einmal so ist. Da ist ein Fels, es gibt Wetter, es gibt angeneme Gefühle. So weit quasi normal, naturgegeben.
Wenn man sich nicht ergötzt, nicht willkommen heißt, nicht dran hängen bleibt, liegt nicht die Neigung zu Begierde vor. Was (zumindest in dem Satz als inhaltliche Aussage übrig) bleibt, ist ein angenehmes Gefühl. Was – in diesem Fokus – kein No-Go zu sein scheint.
Nun gibt es ja viele Ansätze (das ist, was ich mit dem Toolkit meinte), die einem dabei helfen sollen, nicht (an was auch immer) dran hängen zu bleiben. Ohne, dass dasjenige, an dem man nicht hängen bleiben soll/will/kann/darf verboten wird. So weit so spannend. Warum ist das offensichtlich für Sex nicht so? Der allseits bekannte Argumentationsstrang »wenn Du Laie bleiben willst…« interessiert mich dabei mal gerade gar nicht. Der Ansatz, dass es dann vielleicht nur was länger bis zur Erleuchtung dauert, wenn man nicht absteht, geht für mich in die gleiche Richtung.
Mein klarer Reibungspunkt ist der, dass Sexualität und seine »Auswirkungen« – so erscheint es mir – durch die Werkzeuge des genannten Toolkits nicht erreicht wird. Es muss einfach gelassen werden. Es wird schlicht verboten. Eine Kapitulation?
Ich reibe mich auch daran, weil ein Verbot von Sexualität immer und überall auf eine bestimmte Art und Weise mit einem positiven Sinn für die sich diesem Verbot Unterwerfenden verbrämt wird, dies dabei aber meist auch ein Instrument der Machtausübung ist. Dabei meine ich nicht das klassische katholische Ding (nur als Beispiel), sondern dahinter steckt für mich die Frage, ob Anhänger einer (religiösen) Struktur mit einer Anforderung konfrontiert werden, die unerreichbar bleiben muss. Um diese »Verfehlenden« so in einem abhängig machenden Status der Unvollkommenheit halten zu zu können. Ich sage hierbei bewusst Struktur und nicht Lehre. So weit das jeweils überhaupt trennbar ist, denke ich, Lehren brauchen solche Mechanismen nicht, Strukturen, die immer menschgemacht hierarchisch sind, sind für solche Bindungsmechanismen nicht nur anfällig, sondern allseits bekannt.
Back on topic: Können heutige Praktizierende mit einem anderen Background als anno tuck mit Hilfe der Werkzeugen aus einem alten Toolkit eine andere Sexualität erfahren/leben, als sie scheinbar ist, ohne sie zu lassen? Was wäre das für eine?