Beiträge von Geronimo im Thema „Askese“

    Simo:

    Losi, was ist für dich dieser meditative Flow? Welche Qualitäten hat er? Ist er lediglich ein verändertes Wachbewusstsein? Die Lamas bei den Kagyüs sagen, Meditation sei "Verweilen in dem, was ist".


    Gleichmütige Achtsamkeit ist sicher schon tendenziell meditativ :)

    Syia:
    Zitat

    Das wir im Haushalt definitiv gewisse Grade der Sicherheit erlangen können, aber von vollkommener Befreiung im Haushalt spricht auch er nicht.


    Damit sagst du doch aus, dass vollkommene Befreiung als Haushälter nicht möglich ist, oder ?


    In diesem Leben, ja, das ist wohl nicht möglich. Aber es ist sehr wohl möglich die Sicherheit zu erlangen um in einem späteren Leben vollkommen befreit zu werden. So zumindest heißt es in den ältesten Überlieferungen, und ich habe keinen Anlass daran zu zweifeln.


    Was meine persönliche Erfahrung angeht, so kann ich nur sagen das ich vor kurzem festgestellt habe, das Kaffee meine Schleimhäute austrocknet. Habe eigentlich nie wirklich Kaffee getrunken, aber vorgestern die zwei Cappuccinos hintereinander haben ganz schön Spuren hinterlassen. Das ist dafür aber eine authentische Erfahrung, zur Abwechslung :)

    Syia:

    Geronimo, ich lese das Buch gerade. Auch Haushälter erlangen Befreiung. Es dauert nur ein paar Kalpas länger.


    Genau das habe ich gerade geschrieben, darauf bezog sich Elliot's Zitat.

    Und darauf eben bezieht sich das Zitat von Elliot. Wenn wir noch irgendeine Art der Neigung in uns haben, wie "Ich muss mich um meine Eltern/Kinder kümmern" oder ganz allgemein "dieses und jenes möchte ich noch erledigen", solange sind wir eben nicht vollständig befreit und unsere Reise geht vorerst noch weiter, auch wenn sie ab einem gewissen Zeitpunkt eine sehr angenehme sein wird, die letztendlich auch unweigerlich zur endgültigen Befreiung führt -> siehe Stromeintritt.


    Und das ist es auch was Fritz Schäfer uns mit seinem schönen Buch versucht zu vermitteln. Das wir im Haushalt definitiv gewisse Grade der Sicherheit erlangen können, aber von vollkommener Befreiung im Haushalt spricht auch er nicht.


    Hier noch mal kleiner Überblick zum Stromeintritt (Wikipedia):


    Wenn du es schaffst im Haushalt jedwede Neigung aufzugeben, nach Menschen, nach Nahrung, nach Unterhaltung, usw. dann werden all diese Dinge irgendwann sogar eher zum Hindernis, da du im Haushalt immer wieder mit ihnen konfrontiert wirst.


    In der Stadt, im Dorf, im Haushalt ist es wesentlich schwieriger die meditative Sammlung aufrecht zu erhalten als in der richtigen Zurückgezogenheit. Klar, man kann auch im Haushalt einen äußerst hohen Grad an Freiheit und Glückseligkeit erlangen, aber man sollte nicht den Fehler machen das schon für endgültige Befreiung zu halten...


    Wenn du überlegst, der Buddha, der Vollendete hat den größten Teil seines Tages in Meditation verbracht. Er trat aus den Vertiefungen nur aus um Nahrungsmittel zu sammeln und einzunehmen, um Lehrreden zu halten oder um von einem Ort zum anderen zu wandern. Jeden anderen Moment in seinem Leben hat er ganz der Vertiefung gewidmet. Wie wäre ein solches Leben möglich, wenn du noch Pflichten wie Einkommenssicherung, (weltliche) Freunde, Verwandte und Kinder, und all die anderen Dinge die den Haushälter so berühren können, hättest? Vollkommene Neigungsfreiheit ist im Haushalt einfach nicht möglich, da du dann tatsächlich überhaupt keine Motivation mehr verspüren würdest irgendetwas von dem zu tun was ein Haushälter eben so tut. Du hast an diesem Punkt einfach alles "getan, was getan werden musste, darüberhinaus gibt es nichts mehr."


    Ich denke jeder der mal etwas länger meditiert hat kennt die Erfahrung wie alle Dinge einfach immer mehr an Dringlichkeit verlieren. Und irgendwann gibt es da überhaupt nichts mehr das noch zu tun wäre... Und so wird der Haushalt zum Hindernis, oder wir zum Hindernis für den Haushalt :)

    Askese allein führt nicht zum Frieden. Frieden ist immer abhängig von dem Wissen was zum Frieden führt und was nicht.


    Wenn du erst einmal gesehen hast, das z.B. Sexualität dir keinen wirklichen Frieden schafft, und eigentlich nur einen gewissen Hunger latent am lodern hält, dann fällt es dir auch bald viel leichter davon abzustehen. Wenn du es aber noch nicht gesehen hast, und nur darauf verzichtest, weil der Buddha das so gelehrt hat, dann wird der unterschwellige Hunger von der Askese allein nicht verschwinden. Er wird eine Weile untertauchen, und sich irgendwann seinen Weg wieder an die Oberfläche bahnen, ob du willst oder nicht. Und das gilt für alle Dinge zu denen man sich zwingt, ohne das man wirklich verstanden hat warum man sich dazu zwingt. Verstehen, Einsehen und Wissen stehen an erster Stelle. So trägt die Übung Früchte. Und wenn man auf diese Art übt, führt das wiederum zu weiterem Verstehen, Einsehen und Wissen. Ein sich selbst stärkender Kreislauf, wenn man den ersten geeigneten, richtigen Schritt erst einmal gegangen ist.