Beiträge von donyman im Thema „Firmung oder dhamma?! Hilfe!!!“

    Jinen:


    Das glaube ich nicht. Auch ein Christ prüft seinen Glauben, ein Christ hat Erfahrungen mit Gott. Und er tut das auch mit der Vernunft. (Sehr gut bei Augustinus, Th. v. Aquin, Meister Eckhart, Abälard oder Kierkegard nachzulesen).
    Und viele Buddhisten glauben an die Wundertätigkeit von Reliquien, an Segnungen, an Reinkarnation, daran, daß es Erleuchtung gibt, Befreiung vom Daseinskreislauf, dem Befreitsein in Amida.
    Es ist in beiden Fällen ein Zusammenspiel von Vernunft, Gefühl, Erfahrung und Vertrauen in die Lehre eines anderen (schon lange Toten).


    ein christ hat erfahrungen mit etwas transzendentem, dass er "gott" nennt, weil es ihm so beigebracht wurde. so betrachtet kannst du auch jede buddhistische transzendenz-erfahrung "gott" nennen. TNH weist darauf in vielen seiner bücher immer wieder hin.
    aber dieser "gott", hat mit dem personalisierten schöpfergott, den alle christlichen konfessionen postulieren nichts zu tun.


    es gibt hinter jeder religion gemeinsame wahrheiten. weil es eben nur eine realität gibt und beinahe jede religion/kultur im laufe der jahrhunderte ein gewisses verständnis und intuitives gespür entwickelt hat. Jesus hatte sehr viel einsicht in die realität, insbesondere in die intersubjektivität und das daraus folgende erfordernis grenzenloser nächstenliebe.


    solange die kirchen sich jedoch nicht zu dieser ebene des dialogs bekennen, sondern auf vielen ihrer dogmen beharren (schöpfergott, allmacht gottes, Jesus als leiblicher sohn, körperliche auferstehung, unsterbliche seele, etc, etc.), wird der buddhistisch-christliche dialog weniger fruchtbar bleiben als zb der buddhistisch-wissenschaftliche.

    Amitabha:


    Warum soll man nicht an Gott glauben und gleichzeitig Buddhist sein?


    als buddhist kannst du sogar an viele götter glauben - an devas eben. aber wie willst du einem christen erklären, dass auch sein gott nicht unsterblich ist, dem leiden unterliegt und jederzeit auch als dämon oder höllenwesen wiedergeboren werden kann?


    es ist schon richtig: in ihrer praktischen lebensweise und vor allem in ihren ratschlägen, wie ein gutes leben aussehen sollte, überschneiden sich Jesus und der Buddha oft. aber die dahinterliegende weltsicht ist eine vollkommen verschiedene, die auch nicht ansatzweise in übereinsimmung gebracht werden kann:


    der Buddha lehnt die idee eines schöpfergottes kategorisch ab, er lehrt, dass es keine unsterbliche seele gibt und schon gar keine körperliche auferstehung nach dem tod in paradies oder hölle. er erklärt, dass die zukunft stets auch naturgesetzliche folge des eigenen handelns ist und nicht abhängt von gnade oder ungnade eines allmächtigen. all das aber sind hochrangige christliche doktrinen.


    all diejenigen, die erklären, man könne gleichzeitig buddhist und christ sein, verwechseln für mich den buddhismus mit einigen seiner methoden. natürlich kann ich shikantaza praktizieren und anschließend zur messe gehen. das hat dann aber nichts mehr mit buddhismus zu tun, weil hier zwar die formale methode des nur-sitzens praktiziert wird, aber ohne den buddhistischen spirituellen hintergrund und damit nicht im eigentlichen sinne sazen.


    als buddhist gilt für mich, dass ich selbst, alle aussagen von lehrer, meistern, etc. prüfen kann und muss. und zwar anhand meiner erfahrung, vernunft und emotion. und genau dieses überprüfen steht dem christlichen glauben diametral entgegen.
    und hier spreche ich nicht von einzelnen mythen und legenden aus den sutren oder der bibel, die natürlich gegenstand literaturwissenschaftlicher forschung sein sollten und nicht für bare münze genommen werden dürfen. ich spreche von den elementaren grundsätzen der beiden religionen (ob buddhismus jetzt religion ist oder nicht? geschenkt. ist definitionssache). die vier edlen wahrheiten kann ich im und am eigenen leben prüfen; die tatsache, dass Jahwe mich erschaffen haben soll und nach dem tod über mich richten wird, müsste ich glauben.


    und damit komme ich zu dem, was den Buddha für mich ausmacht: seinen lehren kann ich rational und (zugegebenermaßen schwerer) emotional folgen und erlebe daher keine "gebote", "verbote", "doktrinen". es ist für mich nur logisch, seinen ratschlägen zu entsprechen. ich fühle mich nicht zerrissen.
    der christlichen moral hingegen konnte ich als jugendlicher zwar folgen, die begründung gab für mich aber keinen sinn, da sie im letzten grund immer auf ein "glauben" hinausläuft. deswegen erlebte ich es immer als zwang, nie als natürlichen prozess.

    hallo berbahagia,


    ein echtes dilemma, was du da hast. aus eigener erfahrung kann ich dir sagen: deine eltern werden dich lieben, wenn du dich als buddhistin verhältst, aber sie werden dich (erstmal) hassen, wenn du ihnen sagst, dass du buddhistin bist.


    die meisten menschen denken leider immer noch sofort: "oh gott. die ist bestimmt einer sekte in die hände gefallen". oder sowas ähnliches. die menschen haben sehr wenig ahnung vom Buddha.


    ich kenne deine eltern nicht und kann natürlich nicht beurteilen, wie sie reagieren würden, aber ich weiß sicher, daß ein leben mit einer lüge - welcher art auch immer - einen sehr belastet.


    vielleicht könntest du ja doch deinen eltern auf liebevolle art beibringen, dass dir da einige zweifel am katholischen glauben gekommen sind und daß du es dir noch einmal genau überlegen möchtest? die firmung läuft dir ja nicht davon. die kannst du jederzeit machen.


    wichtig ist, dass du einen guten moment für so ein gespräch aussuchst und wirklich liebevoll versuchst zu sprechen. also ohne vorwürfe oder so. der Buddha sprach in solchen fällen von "geschickten mitteln" die man wählen sollte, je nach thema und situation.


    bevor du allerdings riesen ärger heraufbeschwörst, ist die teilnahme an der firmung wohl das geringere übel. es schadet dir sicher nicht, wenn du hinterher ganz behutsam deine eltern einweihst, dass du nicht an den christlichen schöpfergott glaubst.