Okay, ein erneuter Versuch.
Unser Leben kann aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden. Folgende Metapher:
Da fließt ein Fluss von seiner Quelle oben im Gebirge runter ins Tal. Dort unten herrscht die Zeit.
Es gibt Vergangenheit und Zukunft. Es können Schritte gemacht werden in der Entwicklung,
es gibt einen 8-fachen Pfad. Hier herrscht der Verstand,
da Vergangenheit und Zukunft nur in ihm existieren können.
Wenn man die Phänomene betrachtet, kann man ihre Vergänglichkeit,
ihre Leidhaftigkeit und ihr Nicht-Selbst beobachten.
Wenn man die Objekte anhand dieser Kriterien sucht wird man sie auch finden.
Vipassana, wie es z.B. im Mahasi-Stil durch Benennung gelehrt wird,
führt auf dieser Ebene zu einem energetisch-physischen Prozess, zu Zyklen.
Diese werden ab dem ersten vollständigen Durchlauf (Sotapana) ohne Zutun durchlaufen.
Wenn man weitermacht kulminiert dies irgendwann bis zum Arahat.
Im Theravada ist dies das höchste Ziel, wird aber auch in manchen Vajrayana-Schulen gelehrt.
Dort wird es jedoch eher als eine Art Zwischenstufe betrachtet. Dies ist der graduelle Weg.
Achja, Jhanas z.B. sind ebenfalls dieser Ebene zuzuordnen.
Hier beginnt der nicht-konzeptuelle direkte Weg. Jetzt verlassen wir das Tal und damit auch die Zeit.
Wir steigen hoch und befinden uns in der Mitte zwischen Tal und Quelle.
Auf dieser Ebene erkennen wir ohne darüber nachzudenken,
dass es im Grunde genommen nur eine Sache gibt die wir bestätigen können.
WIR SIND und zwar im Hier und Jetzt und außerhalb davon gibt es nichts, kann es nichts geben.
Alles findet innerhalb unseres Bewusstseins statt.
Man kann wirklich alles hinterfragen und bezweifeln, aber dies nicht. Hier merkt man ebenfalls,
dass wir weder Verstand noch Körper sind. Unsere Natur scheint etwas Unsterbliches zu sein.
Alles andere können nur vom Verstand geschaffene Vorstellungen sein. Es ist dieses Ich bin,
das von z.B. Ramana Mahashri und Eckart Tolle gelehrt wird.
Und jetzt die Quelle ganz oben. Es ist der Punkt an dem alles beginnt.
Hier werden Sunyatta und jede Form der Non-Dualität realisiert.
Die zwei wichtigen Aspekte der Leerheit sind auf dieser Ebene erkennbar:
-Im Hören, niemanden der Hört. -Im Hören, nur Hören.
Usw.
Erfahren tut dies jeder, immer wieder. Jedoch meist nicht wirklich bewusst.
Es muss also wirklich realisiert werden und reifen damit es ins Leben integriert werden kann.
Wir sprechen hier also von verschiedenen Ebenen der Wahrnehmung.
Mit der Metapher soll keines Wegs eine Ebene über eine andere gestellt werden.
Jedoch wird es klar warum es so viele Missverständnisse gibt.
Leute auf verschiedenen Ebenen reden aneinander vorbei.
Für jemanden der voll und ganz auf der Ebene des Seins sitzt mag es trivial erscheinen,
sich noch mit Tun und Wollen zu beschäftigen, da man dem Sein nichts hinzufügen kann.
Es ist wie es ist und damit perfekt.
Trotzdem ist es nicht so als wenn man an einer Ebene kleben bleiben muss.
Man kann sich zwischen ihnen fortbewegen.
Zum selben Zeitpunkt den graduellen und direkten Weg zu gehen ist nicht möglich.
Aber beides kann sich nacheinander Ergänzen.
Wenn man jedoch immer nur im Tal war und nichts anderes kennt,
kann man sich das Leben sehr schwer machen.