Beiträge von sonnenschein im Thema „Leerheit“


    Worte können Wegweiser, Fingerzeige sein. Betrachte nicht die Worte sondern folge der Richtung und Du gehst über die Worte und das Denken hinaus. Deswegen kannst Du natürlich immer noch Worte benutzen und auch Gedanken. Aber Du erkennst, dass es nur ein kleiner Bruchteil ist mit dem wir die Wirklichkeit wahrnehmen können.
    Bewusstsein kann verschiedene Zustände annehmen. Man könnte es sehr vereinfacht in form und formlose Bereiche einteilen, wobei dies auch wieder nur Beschreibungen sind die dies nur annäherungsweise ausdrücken. Natürlich könnte man auch mehr bereiche nennen, es spielt aber letztlich keine Rolle wie man sie benennt oder wie viele man braucht um etwas zu beschreiben was nicht zu beschreiben ist. Nirwana bedeutet sinngemäß, das Ende des Leidens, das Ende des Kreislaufes zwischen Geburt und Tod, dem Karma. Aber was bedeutet das wirklich? Es ist eigentlich eine Verneinung. Buddha wusste ganz genau, dass er die Leerheit nie erklären konnte, ohne dass sich die Schüler wieder eine Vorstellung davon machen und wieder in eine neue Falle tappen. Deswegen hat er es negativ formuliert und gesagt was es nicht ist. Es ist das Ende des Leidens. Aber was bleibt übrig wenn wir Leiden? Viele denken dabei an ein nichts oder eine Leerheit oder sogar den Tod oder an irgendeinen besonderen Zustand. In Wirklichkeit zeigte Buddha natürlich indirekt auf das was ist wenn das leiden vorbei ist, indem er sagte dass alles leiden durch das denken entsteht. Dieser einfache Satz enthält die wahrheit, dass durch das erkennen der Lücke zwischen den Gedanken ein riesiger raum entsteht, indem man frei ist von leiden und somit im Nirwana. Das bedeutet natürlich nicht, dass wir jeder Zeit wieder klar denken könnten wenn wir es als Werkzeug benutzen wollen. Wir müssen es aber nicht mehr und haben die Wahl ob wir durch einen Gedanken widergeboren werden um anderen Menschen aus dem Kreislauf des Leidens (denkens) zu helfen...


    Gedanken kann man lesen, wenn man die Freiheit hat nicht mehr zwanghaft denken zu müssen. Es kann also jeder der es schafft sein radioprogramm im Kopf mal für ne weile auszuschalten...

    Simo:
    sonnenschein:

    Es ist NICHT was Du denkst. Es ist auch nicht was Du verstanden hast. Es ist der jetzige Augenblick bevor Der Strom der Gedanken wieder einsetzt und Du das versuchst zu interpretieren was ich schreibe.


    Wenn ich nicht interpretieren würde, was du schreibst, dann würde ich einem blindem Glauben anheim fallen. Wieso können deiner Ansicht nach Interpretation und Leerheit nicht nebeneinander passieren?


    Blinder Glaube ist auch eine Interpretation des Verstandes. Interpretation ist immer eine Aktivität der Verstandes. Und dies ist auch für viele Dinge sehr nützlich. Allerdings passiert dies zum großen Teil völlig unbewusst und ständig.Jede Situation wird ständig interpretiert und bewertet. Die Stimme im Kopf hört praktisch nie auf zu plappern, außer vielleicht in kurzen Augenblicken. Dieses Zwanghafte Denken hindert uns daran, die Leerheit zu erkennen. Du kannst Leerheit nicht dadurch erkennen, dass Du daran glaubst, darüber nachdenkst, sie interpretierst, darüber diskutierst oder eine Doktorarbeit darüber schreibst. Du kannst Leerheit auch nicht irgendwann an einem besonderen Ort, nach 30 harter Meditation und ganz viel neuem Wissen erkennen. Leerheit ist nur im hier und jetzt erkennbar. Der Verstand akzeptiert dies nicht und versucht deswegen uns einzureden, dass dies nicht so einfach sein kann, da in diesem Augenblick der Verstand nicht mehr so eine Dominanz hat und uns ständig mit seinen Kommentaren nerven kann. Es geht bei Leerheit nicht um ein glauben oder Denken sondern darüber hinauszugehen. Die Stille hinter dem Lärm zu erkennen. Den Raum hinter den Dingen. Die Ewigkeit hinter der Vergänglichkeit. Das was ist und sein wird. Das was unberührt bleibt und was man weder etwas hinzufügen kann nach etwas berauben.das Was nicht geburt und tod unterworfen ist.Das was uns aus dem Kreislauf von Karma befreit, wenn wir es im hier und jetzt erkennen.

    nibbuti:

    Welches Subjekt, welches Objekt, welche Tat?


    Auf der Ebene der Form und in der Alltagserfahrung gibt es ein Ich als Subjekt,dass mit anderen Menschen interagiert und aufpasst, dass es nicht vom Auto überfahren wird. Wir interpretieren das "Ich" als etwas von der Welt getrenntes um das wir uns kümmern, damit es genügend Nahrung,Schutz und andere Dinge bekommt die wir als Bedürfnisse empfinden. Auf dieser praktischen Altagsebene ist die Identifikation mit Form und ein Abgrenzung auch sinnvoll, da sie uns vor groben Fehlern bewart. Auf einer Ebene der Formlosigkeit, der Leerheit erkennt man hingegen, dass alle Formen bedingt und zusammengesetzt sind und sich wieder auflösen. Deswegen ist auf einer letzendlichen Ebene alles miteinander verbunden und aus dieser Weisheit ergibt sich dann das Mitgefühl so zu handeln wie es für alle am besten ist.


    nibbuti:

    Die genannte Erkenntnis befreit was von was?


    Die Erkenntnis der Leerheit befreit von der Identifikation und Anhaftung an einer Form.
    Allerdings ist dies ein vom Verstand oft mißverstandener Punkt und führt oft zu einer Identifikation und Anhaftung an der Vorstellung von Leerheit oder Formlosigkeit.
    Natürlich ist auch die Vorstellung, dass überhaupt irgendetwas befreit werden müsste nur eine Vorstellung. Aber auf der Ebene der Worte, die ja auch nur Formen sind, lässt sich dies sowieso nicht abschließend erklären und begreifen. Man kann genauso sagen wir sind schon alle Erleuchtet, erkennen es bloß noch nicht wie es gibt nichts zu befreien. Allerdings hilft den wenigsten das um zu erkennen was wirklich ist. Die Leerheit lässt sich nämlich immer nur im jetzigen Augenblick erkennen. Und wenn man den Augenblick versucht mit Gedanken zu benennen und an den Gefühlen festzuhalten, dann isser schon wieder weg... :badgrin:


    nibbuti:

    Was verweilt? In welchen Formen?


    Der Jetzige Augenblick verweilt in der Form die Du gerade als meine Worte liest und durch einen Bildschirm mit Deinen Augen wahrnimmst und durch Dein Gehirn interpretierst und sich dabei auch noch ein kurzes Gefühl einstellt jetzt erleuchtet zu sein, bevor Dein Verstand wieder anfängt das zu interpretieren und Du Dich wieder mit den Formen der Gedanken identifizierst... :shock:



    Syia:
    nibbuti:


    Was verweilt? In welchen Formen?


    Ich vermute mal das "ich", das einem immer im Weg steht, wenn man den Begriff der Leerheit nicht verstanden hat. ;)


    Es ist NICHT was Du denkst. Es ist auch nicht was Du verstanden hast. Es ist der jetzige Augenblick bevor Der Strom der Gedanken wieder einsetzt und Du das versuchst zu interpretieren was ich schreibe.


    Das Formlose ist in allen Formen. Es ist untrennbar. Was ich damit meine ist, dass der Zustand des Nirvana, der Befreiung oder Erleuchtung ein Zustand ist in dem das formlose Bewusstsein sich seiner selbst bewusst wird und damit auch den Formen. Normalerweise sind wir uns nur der formen bewusst und Leiden deswegen auch weil sich die formen ständig verändern. Ist man sich in jedem Augenblick dem formlosen bewusst ohne daran anzuhaften, das heißt ohne einfach nur zu glauben oder zu denken man sei etwas formloses, sondern sich zugleich beidem, dem formlosen und der Form bewusst, dann lösen sich Subjekt, Objekt und Tat auf. Man wird eins mit allem und jedes Illusorisches Selbst, dass eine Trennung erzeugt verschwindet. Die Leere selbst ist in diesem Sinne nicht ein Ziel, dass man erreich um aus den formen befreit zu werden, sondern die erkenntnis dessen befreit einen und ermöglicht zugleich mühelos in den formen zu verweilen, das heisst man muss sie nicht mehr annehmen, kann aber.

    Leerheit ist ewig während Formen entstehen und vergehen. Die Formen entstehen aus der Leerheit und gehen darin wieder zurück. Umso eher uns die Leerheit in jedem Augenblick bewusst wird desto eher sind wir befreit von Karma. Denn Karma wirkt nur auf der Ebene der Formen und nicht in der Leerheit, dem Formlosen, unmanifesten oder wie immer man es benennen mag, wobei man es sowieso nicht mit Worten oder gedanken begreifen kann.



    Leerheit ist für uns nicht durch Gedanken, Sinneswahrnehmungen oder Emotionen zu erfassen. Auch wenn Worte und Konzepte darauf hinweisen ist es eher so dass sie aus dem ständigen Strom der Gedanken wie ein Fingerzeig außerhalb des Stroms verweisen. Wie Fische im Wasser können wir uns nicht vorstellen, dass wir auch ohne Wasser überleben.Auch wenn wir kurzzeitig aus dem Wasser entfliehen können, scheint ein dauerhafter Zustand frei von dem Strom der Gedankenformen zunächst unerreichbar und wir gelangen meist eher in eine unbewusste dumpfe Abwesenheit von Gedankenformen. Ein sehr hilfreicher Fingerzeig um das Formlose (Leerheit) immer häufiger wahrzunehmen ist der jetzige Augenblick. Da fast Gedanken immer mit Vergangenheit oder Zukunft zu tun haben ist das eintauchen in den jetzigen Augenblick der Schlüssel um die Leerheit aller Formen zu erkennen. Jede Vorstellung man müsse dazu jahrelang meditieren oder mehr wissen ansammeln um dies zu erkennen wird einen wahrscheinlich eher davon abhalten. Oft zwingt uns ja auch eine Extremsituation wie Unfälle oder Krankheiten in diesen Augenblick tiefer einzutauchen. Die Erklärung oben ist der Versuch es mit dem Denken, dem Verstand zu begreifen. Die Wahre Erkenntnis findet statt wenn man alle Konzepte und Vorstellungen aufgibt und frei von Gedanken die Leerheit erkennt und die ewig ist.