Beiträge von void im Thema „Personenkult Karma-Kagyü“

    Im weiten Teilen des tibetischen Buddhismus gibt es ja einen ganz starke Verehrung für Lehrer. Alex Berzin - aus dem Umfeld des Dalai Lama - hat (für die Gelug-Schule) versucht nachzuzeichnen wie das traditionelle Lehrer-Schüler-Verhältnis in Tibet war und welche Probleme sich bei dem kulturellen Übergang in den Westen ergeben können.


    Iich habe das folgendermaßen verstanden: Ein wichtiger Punkt ist der, das der Lehrer im Ursprungsverständnis weniger als Individuum sondern als Verkörperung von etwas Allegmeinen gesehen wird, also als sichtbarer und greifbarer Teil einer Überlieferungslinie, die bis zu Buddha reicht. Im Lehrer wird also nicht das konkrete Individuum mit seinen Eigenheiten gesehen sondern das wofür er steht, nämlich Buddha , Dharma und Sangha.


    Im Westen ist man dagegen gewohnt jemanden weniger als Ausprägung etwas Allegmeinen sondern als einmaliges Individuum zu sehen. Nehmen wir mal an wir haben einen Lehrer, der höchste spirituelle Einsichtenund Verwirklichungen hat. Dann kann es ja trotzdem so sein, dass dieser Lehrer einige nervige Eigenschaften hat. Zum Beispiel kann er äußerst konservative politische Ansichten hegen, die Demokratie, Gleichberechtigung und Wissenschaft ablehnen. Außerdem könnte er Orakel und Astrologie für brauchbare Werkzeuge halten. Drittens könnte er organisatorisch eine Niete sein und ständig die falschen Personalentscheidungen treffen. Im Kontext der tibetischen Tradition würde all dies kein Problem machen, da der Schüler weiss, inwieweit er das Individuum mit seinen Prägungen und Eigenschaften von dem trennen kann, was es als Teil der Überlieferungslinie auszeichnet.
    ( Einen Spleen für Technik zu haben, wäre z.B nur eine Eigenschaft des jetzigen Dalai Lamas der ihn nicht mit anderen Dalai Lamas verbindet.) Ist das jemand nicht so klar, dann kann es sei dass er anfängt das Individuum zu verehren und verirrt anfängt schlechte Personentscheidungen für weise und reaktionäre Ansichten als Ausdruck von Buddhaweiseheit zu halten.


    Schon im Theravada gab es schon die Anweisung die Robe selbst zu achten. Also den Mönch als Mönch - als Manifestation der von Buddha gestifteten Gemeinschaft und ihrer Werte - zu begreifen und diese in ihm zu ehren. Selbst wenn man wüsste, das ein bestimmter Mönch ein schlechter Mönch ist, der z.B seine Gelübte missachtet, ist in dieser selbst Verehrung etwas Heilsames enhalten. Und es ist kein wirkliches Problem, wenn ein Lehrer neben seinen schätzenswerten Eigenschaften auch Defizite aufweist.


    Im Westen ist das nicht mehr so klar. Hier sieht man an vielen Stellen nicht mehr, dass anhand des Indviduums etwas Allegmeines verehrt wird, sondern nimmt es für einen Personenkult, wo eine Person unagemessene Wichtigkeit eingeräumt wird.