Beiträge von Doris im Thema „Die Form, die Norm und das Schweigen“

    Zitat

    Da bist Du mir noch einige Schritte voraus.


    Nun ja, ich hatte meine schmerzhafteste Bruchlandung schon vorher machen müssen. :D
    Diejeigen, die dann in der ersten Sangha und in Foren folgten, waren dann nicht mehr gar so schmerzhaft.
    Und was meine Familie anbelangt, so liegt das zum gleichen Teil (wenn nicht gar zum größeren) auch an ihr: Sie liebt mich, egal wie ich gerade bin. Sie hält zusammen, auch bei größten Schwierigkeiten. Ich musste das auch erst lernen.


    Liebe Grüße
    Doris

    Da dachte ich beim ersten Lesen schon, mein jahrelanges Hinweisen auf das Sprechen von sich selbst wäre einmal angekommen …


    Diese MAN habe ich absichtlich verwendet. Wenn Du aufmerksam über die Jahre meine Texte gelesen hättest, hattest Du merken müssen, dass ich dieses MAN so gut wie nie verwende und eigentlich immer von mir spreche (was einigen sicherlich auch auf die Nerven geht, aber die einzige in meinen Augen redliche Weise ist, meine Meinung zu platzieren – meine Abschlussarbeit ist übrigens wasserdicht), und wenn nicht von mir, dann gebe ich genau an von wem, dass ich es gehört habe usw. Also muss es demnach an dieser Stelle eine bestimmte Funktion haben. Es erscheint auch nur im ersten Satz, da ich eben nicht von mir spreche, sondern von einer ganz oft gemachten Beobachtung, die ich zu einem Teil auch bei mir machen konnte. (Ich hätte natürlich genauer formulieren können: "Ich habe oft beobachtet und mir haben viele erzählt und von sich berichtet …")
    Es beruht auf einem jahrelangen Austausch mit vielen Leuten. Ich kann eben nicht nur von mir sprechen, da es nicht nur um mich geht. Ein MAN ist also angebracht. Es besagt auch nicht, dass ich alle damit meinte, aber ich erlaube mir eine Verallgemeinerung, denn ich meine nicht alle Leute, alle Buddhisten, sondern spreche von einer ganz bestimmten Gruppe, die dieses Muster aufzeigt, wenngleich ich vermute, dass dies, in Anbetracht der Häufigkeit von Konflikten, die auf solche Erwartungshaltungen zurückgehen, gar nicht wenige sind. Siehe Konflikte im Forum, die seit Jahren der Dauerbrenner sind.


    Also, ich bin die letzte, die sich über die Zustände der andern Mutmaßungen erlaubt, im Gegenteil. Darin haben andere hier eine Meisterschaft entwickelt, aber mir ist noch nicht aufgefallen, dass Du Dich je daran in einem Maße gestört hast, dass es hier erkennbar geworden wäre. :D


    Liebe Grüße
    Doris

    Nochmal ich …


    Liebe Kirschblüte,


    in dem Wikipediartikel steht aber unter Punkt 2 Folgendes:


    Zitat

    Gemeinschaft der buddhistischen Erwachten („Edle Sangha“)
    Die „Gemeinschaft der Edlen“ (Sanskrit: „Arya-Sangha“) bezeichnet die Wesen, die laut buddhistischer Lehre bereits die erste Etappe auf dem Weg zur Erleuchtung bewältigt haben sollen, dadurch dass sie sich von der „Ich-Illusion“ befreit haben. Dennoch haben sie der Beschreibung nach die vollkommene Erleuchtung noch nicht erlangt, da ihre Wahrnehmung zu Teilen noch verdunkelt sei von feinen Schleiern, beispielsweise in Form von subtilen Gefühlen. Allerdings werden diese eher als „Wolken am Himmel“ wahrgenommen, die vorbeiziehen. Es findet keine Identifikation mehr damit statt, sie können mit gesundem Abstand wahrgenommen werden. Daher wird der Zustand der „Erwachten“ oft als „Befreiung“ bezeichnet. Die „Sangha der Edlen“ ist eines der Drei Juwelen, zu denen ein Buddhist Zuflucht nimmt.



    Das müssen keine Ordinierten sein, dass können auch Frau Müller und Herr Meier sein, sofern sie diese Bedingungen erfüllen.


    Liebe Grüße
    Doris

    Liebe Kirschblüte,


    das ist aber schon ein wichtiger Unterschied.
    Ja, wir arbeiten mit dieser Vorstellung. Dennoch ist es was anderes.
    Wenn ich zu den Müllers Zuflucht nehme, weil ich hoffe, dass sie Buddhas sein mögen und mir aus meinem persönlichen Dreck helfen (denn darauf läuft es hinaus), dann ist das keine Zuflucht sondern Flucht. Sollte also jemand die Vorstellung hegen, er könne bei mir Zuflucht nehmen, weil er in mir gerne den Buddha sehen möchte, den er zu sehen wünscht, dann wird er eine gehörige Abfuhr bekommen. :D


    Wenn ich in der Lage bin, einen Buddha zu erkennen, also mich nicht in einer Wunschvorstellung ergehe, dann ist das mein eigener Buddha, der das sehen kann. Dann ist das eine Spiegelung. Wenn ich mir aber erhoffe: "Ach, jetzt klammere ich mal ein wenig an Rudi, vielleicht ist er ja ein Buddha?! Das ist er sicher, weil ich finde ihn so sympathisch und meinem Bauchgefühl kann ich trauen … So einen Buddha, den brauche ich gerade bitternötig." dann ist das nur eine Wunschvorstellung. Dann würde ich den Mangel untersuchen, der dieser Vorstellung zugrunde liegt.


    Wenn ich mit der Vorstellung arbeite, jeder hat das Buddha-Potential, dann hilft das dualistisches Unterscheiden aufzulösen. Es ist aber noch künstlich. Betonung liegt auf "noch". Das muss nicht heißen, dass der andere am Ende seinen Geist durchschaut hat, nur weil ich es selbst dann habe. Wenn ich Skifahren gelernt habe und weiß, dass jeder andere das ebenfalls kann, dann heißt das eben nicht, dass er es schon kann, nur weil ich das Potenzial in ihm sehen kann. Aber das drücken andere weitaus besser aus als ich …


    Liebe Grüße
    Doris

    Lieber Matthias,


    mir ist schon klar, dass bei der Zufluchtnahme keine Traditionsgrenzen gezogen werden.
    Aber das wäre doch mehr als schräg, wenn damit gemeint würde, dass beispielsweise Du zu mir Zuflucht nehmen würdest. :D:D:D


    Mein Punkt war, eben der, dass oftmals nicht unterschieden wird, dass die Gruppe, die man besucht, also die Sangha der Praktizierenden, nicht die Gruppe ist, zu der man Zuflucht nimmt. Diese Verwechslung führt dann nämlich zu diesem völlig überzogenen Anspruch, die Mitglieder müssten nun füreinander sorgen und seien für das Wohlbefinden des anderen verantwortlich. Das ist kindliches Verhalten.
    Klar, fühlt sich nicht jeder in jeder Gruppe wohl. Aber wenn ich mich nirgendwo wohlfühle, dann muss ich mal darüber nachdenken, ob da was an meinen Wünschen unangemessen sein könnte.
    Es ist bestimmt nicht verkehrt, sich auch mal die Frage zu stellen, was das Wort "Zuflucht" in diesem Zusammenhang bedeutet und welche individuelle Vorstellung der Einzelne ihr – egal in welchem Sinne von "Sangha" – auflädt.


    Liebe Grüße
    Doris

    Matthias65:


    Wie nimmst Du dann Zuflucht ? "Ich nehme Zuflucht zu Buddha, Dharma und zu einem Teil der Sangha zu dem ich mich zugehörig fühle?"


    Lieber Matthias,


    bei der Zuflucht ist die Sangha der Verwirklichten gemeint, nicht Rudi und Sabine aus der Meditationsgruppe.


    Liebe Grüße
    Doris


    @all
    Das ist eben der Irrtum: Man klebt sich und den anderen das Buddhismus-Etikett auf und dann meint man, man hätte ein Recht was zu erwarten.
    Wie kommt man nur darauf Erwartungen an die Mitmenschen zu haben? Für mich ist das eindeutig ein Mangel an Mitgefühl. Die Menschen sind nicht dazu da, um einen selbst zu befriedigen.
    Manchmal wird die Sangha mit einer therapeutischen Gruppe verwechselt. Das ist sie nicht. Sie ist auch kein Eltern- und Familienersatz, keine Kuschelgruppe und Wohlfühlecke, kein Ball der einsamen Herzen.
    Würde mich jemand aus der Sangha mit seinen Wünschen nach Austausch intimer Belange belästigen, dann würde ich mich distanzieren, obwohl ich normalerweise sehr offen allen Menschen gegenüber bin. Aber mein Instinkt, meine Erfahrungen sagen mir, dass ich da sehr vorsichtig sein muss. Meist haben diese Menschen ein massives psychisches Problem und suchen vorübergehend Erleichterung durch unangemessen intensive Nähe, die dann auf ihrer Seite mit einer kolossalen Enttäuschung ihrer Erwartungen endet, worauf sie diese auf mich oder die Gruppe projizieren.
    Eigenartig finde ich auch das "Gruppenschwärmen", das sowohl den Lehrer, die Gruppe als auch den Buddhismus beinhaltet. Da bin ich bei jedem Fanclub besser aufgehoben.


    Meine Sangha ist nicht meine Heimat. Ich mag die Menschen dort, ich gehe gerne hin, wenn ich hingehe. Ich erwarte nichts von ihnen. Manchmal entstehen sehr schöne Gespräche. Es gibt gemeinsames Erleben bei Belehrungen, die auch sehr tief gehen können. Aber das halte ich nicht für was Besonderes. Ich ziehe mir das nicht rein wie einen Joint.
    Mein Leben ist sehr stark verwurzelt in meine Heimatstadt, mein Heimatland, mein Stadtviertel, meinen Wohnblock. Natürlich habe ich eine starke Verankerung in meiner Familie, wir sind uns sehr verbunden. Aber das alles liegt nur an mir, dass ich einen Anker auswerfen kann. Mein Schiff hat einen Anker. Den kann es auswerfen, wo immer es hinkommt. Ich schaffe Heimat, nicht die Anderen. Wenn ich das nicht könnte, dann könnte selbst die beste Sangha, die beste Familie, die schönste Umgebung mir das Gefühl von Fremdheit nicht nehmen.
    Habe ich mal das Gefühl von Fremdheit, kann ich es einfach stehen lassen; ansonsten muss ich mir die Fragen nach dem Warum stellen, nicht meiner Umgebung.


    Liebe Grüße
    Doris