Ich finde es interessant zu sehen, woher es kommt, dass Menschen ein "Gefühl für das Heilige" haben.
Die Wurzel dafür sehe ich darin, dass es für Tiere überlebenswichtig sein kann, wenn sie ein Gefühl für das "Unheilbringende" haben - also für das was potentiell schädlich, giftig, verunreinigend und todbringend ist. Während im Bezug auf Feinde Gefühle wie Furcht gute Dienste tun, ist für schlichende, verdeckte Gefahren ein Gefühl von Unbehagen (Gruselgefühle) und das Ekelgefühl zuständig. Sachen die mit Tod, Krankheit und Verwesung zu tun haben wecken ein Ekelgefühl, das uns dazu treibt uns fernzuhalten und reinzuhalten.
Das Gegengefühl zu dem Ekelgefühl ist das Gefühl für etwas besodners Reine, Schützenswerte, Verehrenswerte. Und genauso wie das Ekelgefühl selbst einen Sprung vom Physikalischen hin zum Sozialen gemacht hat und man auch Ekel vor sozial Niedrigestellten haben kann, ist auch das Gefühl für Reinheit ins Soziale gewandert. Und man kann alles mögliche als Heilig ansehen. Das Blut, die Kriegsfahne, das heilige Buch, usw. (oder die heilige Handgranate von Antiochia)
Und natürlich auch das was im Buddhismus als besonders heilsam gilt. Allerdings ist die Kategorie des Heiligen insofern problematisch, als sie eben aus der Logik von Reinheit und Unreinheit erwächst. Und als Schatten immer das Gefühl des Ekels und der Abscheu gegenüber dem mit sich bringt, was die Heiligkeit zu beschmutzen droht. Mit der Heilgkeit gibt es den beschmutzenden Ketzer.
Weil im Buddhismus diese Abeneigung/Wut ja unheilsam gesehen wird, ist es sehr problematisch die Kategorie des Heiligen auf den Buddhismus anzuwenden.