Beiträge von Simo im Thema „Yidam-Praxis“

    indolariawest:

    Simo du hast heute dafür gesorgt, daß ich vier Beiträge im Blog zusammengebracht habe, wovon einer erst morgen rauskommt. Das zu Themen, zu welchen ich vorher noch nicht in der Lage war sie klar zu verbalisieren. Ich meine es also ganz ehrlich wenn ich mich bei dir an dieser Stelle bedanke. Ohne diese Auseinandersetzung wäre es nicht dazu gekommen. Es braucht eines Gegenwinds, und zwar für alle Seiten. Es ist natürlich schön wenn sich alle verstehen, wenn pleromatischer Friede und Harmonie herrscht. Aber das bringt einen eben nicht immer weiter. Zu schnell macht man es sich in seiner Ecke gemütlich. Und da will mancher auch nicht mehr raus. Darum braucht es in den meisten Fällen eines lauter pfeifenden Gegenwinds, solange er intentional nicht von unlauteren Absichten geprägt ist jemanden gezielt zu schädigen.


    Für mich war der Austausch auch sehr fruchtbar! Und die Intention jemanden zu schädigen, die hatte ich nun wirklich nicht.
    Mit dem gekünstelten Mitgefühl hast du wahrscheinlich recht. Die Dinge "präsentieren sich wirklich so, wie sie sich schon immer präsentiert haben". Wenn nun jemand das erkannt hat, und seine Illusionen sich verflüchtigt haben, er also "befreit" ist, wie geht er mit denen um, die das nicht erkannt haben? Die an an dem Konzept eines Selbst festhalten? Die deshalb leiden (auch wenn ihr leiden eine Illusion ist - für sie ist es real, weil "verdinglicht")? Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann findet (ungekünsteltes unmittelbares) Mitgefühl auf der Grundlage von Wissen (Weisheit) statt. So hast nicht nur du es erkannt, so steht es auch geschrieben - Mitgefühl und Weisheit eben. Hand in Hand. Wie äußert sich dieses ungekünstelte Mitgefühl im Handeln (bzw. "Nichthandeln") ?


    Grüße

    Wieder sehr gelungen! :D Der Tag ist wirklich sehr warm.
    Das mit den Projektionen ist sicher hin und wieder der Fall. Doch auch hier ist Vorsicht geboten - schnell wird vielleicht angebrachte Kritik als "Projektion" der Geistesgifte des anderen auf einen selbst abgetan. Man könnte da vielleicht noch was über sich lernen. Das ist eine große Falle auf die man hereinfallen kann. Ich hab das leider schon viel zu oft bei Praktizierenden im Umfeld erlebt - die sind dann hart auf die Nase gefallen, vom hohen Ross herunter, sozusagen. Aber auch dann ging es weiter.
    Wie würdest du deinen "Ton" denn beschreiben? Vielleicht interpretiere ich auch etwas hinein, was von Dir gar nicht so beabsichtigt ist.


    Grüße


    p.S.: der Blog ist schön!

    indolariawest:
    Simo:


    Für einen Anfänger, der allerdings weder die relative noch die absolute Weisheit begriffen hat, etwas zu hoch. Spontanes Mitgefühl heißt auch, dass Erklärungen gemäß den Fähigkeiten der Wesen gibt, denke ich.


    Denken kannst du sicherlich vieles, das ist mir schon klar. Aber mit relativer oder absoluter Weisheit oder Wahrheit hat das alles nichts zu tun. Wer glaubt daß es sowas gäbe, wird natürlich Probleme haben zu verstehen. Auch geht es hier nicht um Konzepte der Konzepte Willen wie bei Aste, sondern um Theorienfesseln ähnlich wie in MN2. Was es mit Verdinglichung auf sich hat, wurde im letzten Beitrag ausgeführt, ebenso wie in vielen anderen der letzten Zeit. Bestes Beispiel hierfür ist "(eine) Leerheit" wie "(eine) Nichtauffindbarkeit" statt Nichtauffindbarkeit. Aber auch "Subjekt" wie "Objekt" wie "Einheit von Subjekt und Objekt" wie "Nondualität" und andere Konstruktionen, die sich ja ganz konkret auf und als das was erscheint auswirken. Was deine Signatur betrifft, gebe ich dir den eventuell unwillkommenen Rat, mal darüber nachzudenken ihn zu ändern. So wie er da steht ist er nämlich nicht besonders von "Mitgefühl und Weisheit" geprägt und sogar ein wenig gefährlich.


    Ich verstehe, was du meinst: Macht man Leerheit zu einem Ding, dann verhält man sich wie jemand, der, in einem Geschäft vor den leeren Regalen stehend, diese Leerheit mit nach Hause nehmen will.
    Vielen Dank für den Tipp mit der Signatur, ich werde darüber nachdenken. Ich habe sie aber nicht umsonst gewählt - der mit dem richtigen Wissen wird sie auch verstehen. Und Ich gebe Dir gerne den vielleicht ebenso unwillkommenen Rat, über deinen sprachlichen Umgang hier nachzudenken, der meiner Meinung nach von gewisser Überheblichkeit geprägt ist. Wenn Dir etwas daran liegt, dass man über deine Worte nachdenkt und daraufhin mehr versteht, dann ist das "wie" entscheidend. Von einem Besserwisser lässt sich niemand gern was sagen. Trotzdem sind deine Ausführungen m.E. sehr gut.

    Sehr schön dargestellt. :)
    Für einen Anfänger, der allerdings weder die relative noch die absolute Weisheit begriffen hat, etwas zu hoch. Spontanes Mitgefühl heißt auch, dass Erklärungen gemäß den Fähigkeiten der Wesen gibt, denke ich. An Konzepten ist nichts schlechtes, wenn man ihnen ihren Platz zuweist und sie als das erkennt, was sie sind. Ich habe manchmal das Gefühl, dass viele "Dzogchenpa" und "Chagchenpa" beinahe schon Angst vor den "bösen Konzepten" haben :D Wer allerdings alles gleich verwirft, weil Konzept, hört da auf, wo das Problem beginnt.
    Bitte, Indolariawest, was verstehst du unter "verdinglicht"?


    Liebe Grüße

    Lieber raterZ,


    wenn du das für dich so siehst, dann ist das ok. Es entspricht aber nicht den Lehren des Vajrayana! Ich glaube dein Knackpunkt liegt darin, dass relative und absolute Wirklichkeit nicht zu trennen sind. Relative Wirklichkeit ist die Weise, wie uns die Phänomene erscheinen. Absolute, wie sie wirklich sind - und das ist Leerheit von einem Selbst. Die Welt ist magisch in dem Maße, wie unser Geist es ist.


    Liebe Grüße

    Lieber raterZ,


    es tut mir leid. So wie du es deutest, wird es von tibetischer Seite nicht dargestellt und entspricht nicht dem Vajrayana wie es gelehrt wird. Praktiken wie Opferungen an die Buddhas haben keinen anderen Zweck, als positive Eindrücke in unseren Geist zu setzten und Qualitäten wie Großzügigkeit etc. zu üben, selbst wenn sie sich aus vormals schamanischen Praktiken entwickelt haben mögen. Die Buddhas und Yidams brauchen diese Opferungen in keinster Weise! Ein Buddha ist von dieser Welt nicht länger behindert bzw. beeinträchtigt, noch abhängig, da er Shunyata erkannt hat. Er braucht nichts mehr.
    Du ziehst bei deinen Ausführungen nur die relative Wirklichkeit heran, nicht aber die absolute. Daraus entsteht leicht das falsche Bild eines Buddhas, der lediglich im Außen existiert. Laut der höchsten Philosophie des Mahayana und des Vajrayana, des Madhyamika-Yogacara, sind außen und innen, äußere Welt und eigener Geist, jedoch nicht dual, nicht zweiheitlich. Die Buddhas sind sowohl im Außen zu finden, genauso wie sie auch Ausdruck des uns innewohnenden Potenzials sind. Wenn man es richtig verstehen will, muss man sich mit diesem Paradoxon anfreunden.
    Hinsichtlich der Vorstellung der Existenzweise eines Buddhas nach dem Tode besteht zwischen Theravada und Mahayana ein großer Unterschied. Der Theravada lehrt das Verlöschen der fünf Skandhas nach dem Tod des Körpers - eben das Verlöschen, das du ansprichst. Der Mahayana lehrt, dass der Bewusstseinsstrom eines Buddha nach seinem körperlichen Tod weiterbesteht. Diese beiden Lehrmeinungen sollte man nicht miteinander vermischen.


    Liebe Grüße

    raterZ:

    unüblich, aber nicht unlogisch. wenn man sich von dieser esoterischen seite aus daran nähert, dann macht das zusätzlich sinn. tantra gibt es ja auch noch abseits des vajrayana. in nepal ist es sehr stark vertreten. dort wird aktiv magie betrieben mit mantra, yantra und mudra.


    mal wikipedia über die 6 yogas von naropa: "Äußeres Ziel der Ausübung und Vervollkommnung dieser kontemplativen Praktiken ist die Erlangung von Siddhis genannten magischen Kräften."
    man muss die siddhis schon ernst nehmen, finde ich!


    warum sollte man sie ernst nehmen? was hat das für einen Sinn? höchstens um sie nutzbringend für andere einzusetzen. die Siddhis sind vielleicht das äußere Ziel, das innere Ziel, die Erleuchtung zum Wohle aller Wesen, ist viel wichtiger. Siddhis kann man auch mit anderen Mitteln erlangen, dazu ist nicht unbedingt eine Yidam-Praxis von Nöten. Das Ziel von sogenannten magischen Praktiken und das einer authentischen Yidam-Praxis sind sehr, sehr verschieden. Die Magie zielt auf "samsaric management" ab, also das Leben in Samsara angenehmer zu machen. Bei der Yidam-Praxis sind Sinn und Zweck, die Wurzel des Samsara zu durchtrennen, die im eigenen Geist liegt - und nur hier. Der Yidam ist dabei weder ein äußerer Gott, noch eine reine Projektion unseres Geistes - beides würde einem Yidam nicht gerecht werden. Die Existenzweise des Yidam liegt jenseits dieser beiden Extreme.


    Liebe Grüße