Beiträge von Doris im Thema „Passt Buddhismus und Tiere einschläfern zusammen?“

    Ich rede vom Tod, bei dem das Bewusstsein weg ist, der Körper zerfällt bis er in seine Einzelteile zerfallen ist.
    Was danach kommt, drüber habe ich keinen Glauben. Ausschließen tu ich gar nichts. Das meine ich mit Nicht-Glauben. Ich habe keine Vorstellung darüber … trotz Nahtoderfahrung.

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    Aufhebung des Leidens ist durch körperliches Sterben ebenso nicht zu erreichen ist wie durch's Töten eines Leidenen.


    Das ist eine Frage des Glaubens. Ich glaube nicht an ein Leben nach dem Tod, egal wie das manche Buddhisten auch umschreiben.
    Aber das ist auch unwichtig. Wichtig ist, wie kann ich Leiden lindern. Und wenn ich dafür in die Hölle komme oder noch ein paar Runden (laut mancher Buddisten) mehr drehen muss, so nehme ich das mit Freuden in Kauf. Ist mir nämlich nicht wichtig.


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    Nun ja, 'meine' gehandelte Version der Realität hat funktioniert. Von daher bin ich damit zufrieden.


    Für Dich, deshalb kannst Du zufrieden sein. Was meint allerdings das Tier dazu, könnte es noch sprechen? Wie ist seine Realität?
    Und nur darum geht es mir, nicht um unser kleinliches Selbsterleben. Aber ich bin auch Mahayani …


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    Ich habe das nicht so erlebt. Hast Du das so erlebt?


    Nein, weil ich nicht so gestrickt bin. Ich sehe aber, dass es Leute gibt, die so vor sich hinschwurbeln und Leid überhöhen.


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    Doris Rasevic-Benz hat geschrieben:

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    Sterben ist nicht Karma, sondern Teil des Lebens, unabwendbar und unumgänglich.

    Nach der Logik ist Karma kein Teil des Lebens.


    Sterben ist einfach Sterben. Karma ist Handlung und Gewohnheit. Karma ist beeinflussbar, Sterben nicht, das läuft von selbst.
    Der todkranke Hund leidet nicht an Karma, sondern an Schmerzen. Karma ist nicht Schicksal, das in Karmapunkte eingeteilt ist und sich aufbraucht wie der Zucker in der Dose.
    Wenn ich an einer Pilzvergiftung sterbe, dann ist das nicht Karma. Aber meine Angewohnheit alles ungeprüft zu essen, das ist Karma.
    Der Hund arbeitet kein Karma ab, er stirbt einfach nur. Sterben ist kein Honigschlecken und manchmal sehr grausam. Wenn ich die Möglichkeit habe, das zu lindern oder zu beenden, dann nehme ich das auf mich.


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    Aufhebung des Leidens ist durch körperliches Sterben ebenso nicht zu erreichen ist wie durch's Töten eines Leidenen.


    Da ich nicht an Wiedergeburt glaube, ist das Leiden nach dem Tod weg. Ich ziehe es jedoch vor, mein Leiden noch vor dem Tod aufzuheben.


    Liebe Grüße
    Doris

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    Ich hatte ziemlich die gleiche Unterhaltung mit der Mutter meines Sohnes, welche sein Tier einschläfern lassen wollte, habe ihr die gleichen Dinge gesagt wie jetzt Dir, worauf sie dann meinte: "O.k., wenn Du Dich darum kümmern möchtest, bitte tue es. Ich kann das nicht." Und so wurde ich zum Sterbebegleiter. Hinterher, als es nach ein paar Wochen vorbei war, hat sie sich bei mir bedankt, dass ich mich darum gekümmert habe und das es wohl besser als einschläfern gewesen sei...


    Das ist lediglich eine Beschreibung EURER beiden Emotionen. Mit dem Tier hat das nichts zu tun.


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    Stimmt schon. Spielte man aber nicht Gott, geschähe es ebenso.


    Auch ein Arzt, der den Zahnstein entfernt, spielt Gott. Ein Mensch, der dem Hund einen Napf voll Futter gibt, spielt Gott. Ein Mensch, der kein Futter gibt, spielt Gott. …
    Wir können nur handeln. Selbst Nicht-Handeln ist Handeln.


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    Na so was. Böse Mutter Theresa. Das sollte man dem Leidenden doch schon selber überlassen.


    Ich kann darüber nicht lachen. Es ist in der Tat böse. Denn sie hatte alle Möglichkeiten, den Menschen besser zu helfen, so viel Geld wie dieser Orden hat. Aber wenn jemand die Schmerzen einer todkranken Krebspatientin mit dem Argument niederbügelt, es sei der Kuss Jesu, so geschehen und üblich bei "Mutter" Teresa, dann ist das für mich Sadismus.
    Das unterscheidet sich nicht davon, wie wenn ein Buddhist Leiden als Chance betrachtet. Das kann jeder von mir aus für sich selber so halten, aber dies anderen zuzumuten, sogar noch Wesen, die das gar nicht verstehen können, ist einfach nur grausam. Das ist krank. Und mit der Lehre Buddhas hat das nichts zu tun. Er lehrte nicht, dass Leid durchlitten werden müsse, sondern die Befreiung vom Leid. Manche Christen denken das jedoch, sie meinen das "Kreuz Christi" auf sich nehmen zu müssen und laden es dabei gerne bei denjenigen ab, die sich nicht wehren können. Und das drückt ja so schön auf die Sentimentaltränendrüsen, gibt so ein wohliges Gefühl, das Leiden ertragen zu haben, hach, den Schmerz des Tieres wie am eigenen Leib erfahren zu haben …


    Wie Ayya Khema starb ist mir egal. Was Du bei ihr erlebt hast, ist mir auch egal. Jedes Sterben ist ein individuelles. Ich würde mir nie anmaßen, anderen meinen Umgang mit dem Sterben aufzudrücken. Sonst könnte jeder Christ kommen und Menschen ans Kreuz schlagen, mit dem Argument, Christus hat das auch auf sich genommen und ertragen. Leider hat das Tradition.


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    Das Tier verbraucht sein Karma aus einem anderen Leben und hier liegt nun Deine Chance zu Mitgefühl.


    Die Nonne in Ehren, aber ich halte das für groben Unfug, religiösen Aberglaube.
    Was hat das mit Karma zu tun? Sterben ist nicht Karma, sondern Teil des Lebens, unabwendbar und unumgänglich.
    Karma habe nur ich, der Mitgefühl aufbringt oder nicht.


    Wäre es anders, dann müssten wir über jedes Schlachttier in Jauchzen ausbrechen, denn seine Schlachtung beinhaltet, dass es lediglich sein Karma aufbraucht, und das ist doch wünschenswert, nicht wahr? Jedes Morden, Foltern, jedes Unrecht wäre nur ein Aufbrauchen von Karma seitens des Opfer und damit konsequenterweise begrüßenswert. Jedes Verhindern dieser Dinge wäre nur ein Aufschieben des Verbrauchs von negativem Karma und damit auch der Erleuchtung.


    Nochmal: Buddha lehrte nicht das Leiden, sondern die Aufhebung des Leidens.


    Liebe Grüße
    Doris

    Genau.
    Das ist der Grund, warum ich nicht in ein Hospiz unter christlicher oder buddhistische Leitung gehen werden, wenn meine Zeit gekommen ist.
    Ich ziehe die Einfachheit und Neutralität eines Krankenhauses, ja sogar eines Altenheimes vor. Das Letzte, was ich im Sterbeprozess haben möchte, ist religiöses und sentimentales Getue.

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    Weil die Anwesenden schon 25 einhalb mal mehr über die Endlichkeit des Lebens kontempliert haben und ihre eigene Angst vor Verlust nicht ganz unreflektiert über das Wohl des Tieres stellen.


    Das sagt nichts aus.
    Ist wie bei Ärzten und Krankenschwestern: Die wissen auch bestens bescheid und sind dafür bekannt, besonders viel zu rauchen.

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    Beide Varianten schließe ich für die Anwesenden mal aus!!


    Warum eigentlich?


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    Bei mir gab es schon beides, einschläfern lassen und von selber Sterben.


    Bei mir auch. Meine alte herzkranke Mieze habe ich einschlafen lassen. Sie war zuletzt schwach, litt aber nicht an Schmerzen. Ihren Gefährten, der am Ersticken war, habe ich einschläfern lassen. Ich entscheide das immer situationsgemäß.

    Mirco:
    Doris Rasevic-Benz:


    Mit Verlaub, das ist Unsinn. Einschläfern ist keine Methode der Konservierung.


    Konservierung?


    Einschläfern bedeutet Töten. Das ist Bewusstwerdung der Vergänglichkeit per se.
    Wer schon mal seinen Freund hat einschläfern lassen weiß, wie schmerzvoll das ist, weiß was es bedeutet jede Hoffnung fahren zu lassen, jemanden gehen zu lassen. Das bedeutet die Vergänglichkeit zu akzeptieren.


    Dieses tüttelige Totpflegen ist nichts als Tierquälerei. In freier Wildbahn würde sich wahrscheinlich ein Raubtier gnädig des kranken Tieres annehmen.

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    Das Tier verbraucht sein Karma aus einem anderen Leben und hier liegt nun Deine Chance zu Mitgefühl.


    An so einem Satz sieht man, wie Religion zu Grausamkeit führen kann.
    Erinnert mich an Mutter Theresa, die den Sterbenden bekanntlich sogar Schmerzmittel verweigert hat.

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    Ich denke, dass dies die Hauptgründe für's Einschläfern sind. Und die Unlust, sich mit der Vergänglichkeit zu beschäftigen.


    Mit Verlaub, das ist Unsinn. Einschläfern ist keine Methode der Konservierung.


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    Möchtest Du auch Menschen einschläfern die einen unschönen Tod bzw. Krankheit erleiden, weil sie schwerer Luft bekommen und z.B. oft über die Luftröhre abgesaugt werden müssen? Auch diese Menschen wollen meist möglichst noch lange leben.


    Hast Du schon mal in einem Altersheim auf einer Pflegestation gearbeitet? Was mein Mann mir erzählt spottet, jeder Beschreibung. Schon mal einen Menschen stundenlang, über Tage und Wochen um den Tod betteln gehört?


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    Dabei sollte jeder mehrmals täglich über den eigenen Tod und damit über die Vergänglichkeit kontemplieren.
    Und was gibt es für bessere Möglichkeiten als mit Krankheit und Tod direkt vor der Nase konfrontiert zu werden.


    Aber dafür muss ich kein Tier quälen. Ich beschäftige mich in der Hauptsache mit meiner eigenen Vergänglichkeit, mit meinem eigenen Tod. Das genügt völlig.

    Hallo Jörg,


    Mitgefühl steht für mich über allem. Das Tier leidet. Es hat keine Chance auf ein Weiterleben. Wieso soll es weiterhin gequält werden, wenn es in Eurer Hand liegt, das Leid zu beenden?
    Ich bin die Freundin meiner Tiere und sie sind meine Freunde. Ich stehe ihnen bei, wenn es ihnen schlecht geht und werde sie auch erlösen. Das bin ich ihnen schuldig. Sollte ich dafür in die Hölle kommen, dann gehe ich mit Freuden da hin, Hauptsache den Tieren geht es nicht mehr schlecht. Außerdem werde ich dort einer Menge Leuten begegnen, die dasselbe getan haben und wir werden einander auch beistehen.
    Es gibt die Geschichte, in welcher der Buddha sein Leben schenkt, damit eine Tigerin ihre Jungen füttern kann. Warum nicht auch die eigenen Prinzipien, die Ängste, die eigene Erleuchtung zum Wohl eines geliebten Hundes schenken? Warum nicht die Hölle für sich selbst in Kauf nehmen, um das Leiden eines Wesens zu beenden? So wie ich Hunde kenne … falls er selbst deshalb in die Hölle kommt, wird er sicher mehr als ein gutes Wort für sein mitfühlendes Frauli übrig haben und die beiden werden den übrigen Höllenbewohner vorleben, was es bedeutet sich zu lieben, treue und verlässliche Freunde zu sein.


    In meinen Augen führt Deine Frau die Religion ad absurdum: Prinzipien werden über Mitgefühl gestellt, ich bezweifle, dass dies im Sinne des Buddhas ist. Warum nicht auf das Herz hören? Es ist weiser als alle Bücher der Welt. Deine Frau quält sich sicher herum und ist hin- und hergerissen. Ich glaube nicht, dass sie sich später besser fühlt, wenn sie zwar eine vermeintliche "religiöse Pflicht" erfüllt, aber Euren Freund sich selbst überlassen hat.


    Ich habe schon einige Freunde einschläfern lassen, das ist furchtbar. Aber noch viel schlimmer für mich war es, ihr Qual mitzuerleben, ihre Verzweiflung. Meine letzte Katze, die ich einschläfern ließ, litt furchtbar. Ich ließ ihr vorher noch Morphium spritzen - das kostet recht viel. Danach war sie ganz ruhig und schnurrte wohlig, tretelte mit den Pfoten. So erlebte sie die letzte Minute ihres Lebens noch qualfrei. Das ist ein Geschenk, das wir nicht jedem Wesen zu schenken die Gelegenheit haben. Ich bin froh es ihr gegeben zu haben, sie war meine allerliebste Freundin und sicherlich dankbar.


    Liebe Grüße
    Doris