Beiträge von void im Thema „Buddhaverherrlichende Mantras“

    Doris Rasevic-Benz:


    Klar, wird ein Gott benannt. Wie soll man das denn sonst ausdrücken? Solange ich das Bedürfnis habe mich mitzuteilen, solange ich das Bedürfnis habe den Dingen einen Namen zu geben (vielleicht um sie zu zähmen), solange werde ich Begriffe verwenden. Obwohl sie nichts aussagen, Konvention sind, Aneinanderreihung vom Lauten.


    Man könnte ja ein Vehör wie bei der Kriminalpolizei machen, so um zu versuchen, alles über das rauszufinden, was jenseits des "Denkens in Dingen" liegt. Um dann quasi über Gott/ Nirvana/Brachman eine Akte anzulegen. Dabei ist es glaube ich schon so, dass sich aus der abrahamitische Traition quasi ein ganzer Lebenslauf mit Vorlieben, Abneigungen und Prinzipen ergibt. Während der Buddhismus viele Worte darüber macht, wie man zum Nirvana hingelangt, aber wenig darüber was es denn so ist.


    Ist es denn der Vorwurf kein Buddhismus zu sein, für das Christentum und Islam wirklich so eine hammermässige Beleidigung, dass man sie da unbedingt verteidigen muss? Oder ist es so, dass die Wortgewaltigkeit im Kontext christlicher Praxis vielleicht gar kein Manko ist?

    Matthias65:

    Ich bezog mich ausschließlich auf Leerheit wenn ich von Weisheit spreche, Leerheit also im Sinne von abhängigem Entstehen.
    Und genau da ist der Haase im Pfeffer, denn wer von der nicht - mystischen Seite des Christentums würde denn die These vertreten, dass Gott nur durch bestimmte Ursachen und Bedingungen entstanden ist und dass er auch wieder vergehen würde wenn diese Ursachen und Bedingungen nicht mehr zutreffen würden ?


    Der Begriff "Gott" bezeichnet ja genauso wie der Begriff "Nirvana" kein Ding sondern ist wie dieser ein Begriff der das bezeichnet, was jenseits von Dingen liegt.


    Der grosse Unterschied ist, dass der Buddhist Niravana rein negativ als das Verlöschen aller Verblendung bezeichnet während das Christentum ( mit Ausnahme der marginalen negativen Theologie ) nicht zögert, das Unennbare so reichlich mit Attributen zu behängen wie einen reich geschmückten Christbaum: Gott ist mächtig, er ist gut, er ist Schöpfer, er ist Bündnispartner, er ist menschengleich, er ist allmächtig, er wirkt durch die Geschichte, er ist mitfühlend, er ist stark, ab ab und zu ist er Richter, er hat mindestens einen Sohn, und Bartträger ist er manchmal auch. Ganz im Gegensatz zum Nirvana.


    Aber kann diese Allee von Masken hinter Masken, wenn man sie alle druchschritet, und vor keine stehen bleibt, nicht trotzdem in die geleche Richtung führen? Trotz Bart?

    Ellviral:

    Eine Buddhastatue oder ein Buddha verherrlichendes Mantra verstellt mir die Bühne der Leerheit.
    Die Leerheit wird erst erkannt wenn diese Dinge mit viel Kraft beseitigt wurden. Vor allem Kraft gegen Gläubige Anbeter.


    Kann nicht beides gelten? Wir haben ja alle möglichen, das eigene Ego verherrlichenende Tendenzen. Gegenüber der Herrlichkeit Samsaras Buddha zu verherrlichen kann dazu beitragen eine demütige Haltung zu entwickeln. Gegenüber dieser positiven Wirkung kann es natürlich auch Nebenwirkungen geben. Also dann , wenn man aus diesem "verherrlichten Buddha" ein Etwas macht, mit dem man sich identifiziert. Und das dann, indem es die Bühne der Leerheit verstellt, zum Hindernis wird.


    So wie ja auch der Glaube an einen Schöpfergott sich dahin gehend postiv auswirken kann, indem er auf die eigene Bedingtheit und Abhängigkeit hinweist. Wenn wenn man dieses Schöpfergott in sein eigenes Ego einbaut, kehrt sich die Wirkung dagegen um und das was dem Ego entgegenwirken sollte, bläht es auf.

    Andreas Schöfbänker:


    Dies ist ein Mantra von der Sorte, die ich nicht verstehe.


    Zitat

    Bodhisattva der Barmherzigkeit,
    verhilf uns zu geistiger Erfüllung


    Genau solche Dinge erinnern mich ja so an die kath. Kirche. oder anderen Religionen in denen ich "Gott" anbete um irgendetwas zu empfangen.


    Ich denke diese Mantras sind wirklich eine Verehrungspraxis, ähnlich der in der katholischen Kirche verwendeten. Buddhaschaft wird hier nicht so sehr als eine Sache des eigenen Geistes gesehen sondern als als etwas Äußeres, dem man sich unterordnet. Mit dieser demutsvollen Unterordnung, haben wir in unserer Kultur natürlich Probleme, da wir dazu neigen, das als eine Schritt in die Unmündigkeit ansehen. Als Ausdruck einer Haltung, in der man die eigenen Verantwortung leugnet und sich stattdessen mit schmeichlerischen Worten bei irgendwelchen Götzen einschleimt. Deswegen tun wir uns sehr schwer damit so einer Verehrungs und Unterordnungspraxis egal ob in Buddhismus oder Christentum einen postiven Wert und eine heilsame Wirkungs zuzugestehen.


    Verehrung und Unterordnung fördern eine demütige Haltung, in der man sich selber als unwichtigen Bitsteller erlebt. Nicht als den autonomen Schmied seinen gestigen Schicksals, der aus seiner eignen Buddhanatur schöpft sondern als ziemlich verbelndetes und verwirrtes Wesen, das in sich selber keinen halt findet sondern zu Buddha, Dharma und Sangha gekrochen kommt um dort Zuflucht zu erbeten.


    Eine Vorstellung die unserem Stolz unerträglich ist und die viellecht genau deswegen heilsam ist. Viele fühlen sich ja deswegen zum Buddhismus hingezogen, weil sie diesen als einen Weg des selbstverantwortlichen und mündigen Individuums sehen. Als einen Gegenentwurf zur christlichen Frömmigkeit, die für sie etwas kriecherisches und unmündiges hat. Etwas für schwache Individuuen, die Erlösung nicht selber schaffen und sich deswegen an fiktive Erlosergestalten anwanzen, die sie dann in Gebeten anbetteln und anschleimen.


    Aber ist das aufgeben des eiegenen Egos nicht immer ein Offenbarungseid? Ein demütiges Aufgeben? Ist es womöglich nur eine Selbstlüge, Befreiung als etwas zu sehen, was mans elber schaffen und erreichen kann. Kommt man um die peinliche Demütigung herum?