Ansonsten gibt es zu dem THema reichlich Lesestoff:
Die drei Fahrzeuge (aus Mahayana-Sicht)
Einführender Vergleich von Hinayana und Mahahyana (aus Mahayana-Sicht)
Mahāyāna und Theravāda (aus Hans-Gruber-Sicht)
Und eine Parabel:
ZitatAlles anzeigenParabel Mahayana – Theravada
„Da beide, Theravada und Mahayana Stufen in der Entwickelung des Buddhismus sind, sind beide an alle Personen gerichtet, daher können wir diese aus diesem Aspekt nicht voneinander abgrenzen. Gleichzeitig ist da ein Unterschied, welcher vielleicht mit der Hilfe einer Parabel klarer wird.
Angenommen da ist irgendwo eine Hungersnot, eine fürchterliche Hungersnot, in einer Art wie sie heute noch in Afrika passiert. Die Menschen sind dünn und abgemagert und es herrscht großes Leid. In eine bestimmten Stadt in dem Land, dass von dieser Hungersnot heimgesucht wird, leben zwei Männer, ein alter und ein junger, von welchen beide eine enorme Menge an Getreide haben, genug um alle Menschen zu nähren. Der alte Mann hängt eine Notiz an seine Eingangstor, welches besagt: „Wer immer kommt, bekommt Nahrung.“ Aber nach dem Satz folgt eine lange Liste von Bedingungen und Regeln. Wenn Leute Nahrung wollen, müssen sie pünktlich zu einer Bestimmten Zeit kommen. Sie müssen ein einem Gefäß in bestimmter Form und Große mitnehmen. Und sie müssen diese Gefäß in einer bestimmten Weise halten und nach der Nahrung mit festgelegten Phrasen, welche in einer altertümlichen Sprache wiedergegeben werden, bitten. Nicht viele Menschen sehen diese Notiz, da der alte Mann in einer Nebenstraße wohnt, und von jenen die sie sehen, kommen nur einige um nach Nahrung zu bitten und erhalten diese auch, die anderen jedoch sind von der langen Liste der Regeln abgeschreckt... Wenn der alte Mann gefragt wird, warum er diese Regeln verhängt, sagt er: „So war es schon zu meines Großvaters, wenn immer da eine Hungersnot war. Was gut für ihn war, ist klarer Weise auch gut genug für mich. Wer bin ich um solche Dinge zu ändern?“ Er ergänzte, dass wenn Leute wirklich Nahrung haben möchten, sie jede Anzahl von Regeln einhalten würden. Wenn sie die Regeln nicht einhalten wollen, können sie nicht wirklich hungrig sein.
In der Zwischenzeit lädt der junge Mann einen großen Sack voller Getreide auf seinen Rücken und geht von Haus zu Haus um es zu verteilen. Sobald der Sack leer ist, eilt er für den nächsten nach Hause. In dieser Weise gibt er eine Große Menge an Getreide in der ganzen Stadt aus. Er gibt an alle die danach fragen. Er ist so eifrig im Versorgen der Leute, dass es ihn nichts ausmacht, in die ärmsten, dunkelsten und schmutzigsten Behausungen zu gehen. Es macht ihm nichts aus, auch Plätze zu besuchen, die üblicher Weise von angesehenen Leuten gemieden werden. Der einzige Gedanke in seinem Kopf ist, dass es niemanden erlaubt sein sollte zu hungern. Manche Leute sagen er ist ein Wichtigtuer, andere meinen, dass er sich übernimmt. Manche Leute gehen so weit zu sagen, dass er sich in den Lauf des Karmas einmischt. Den jungen Mann kümmert das alles nicht. Er sagt, dass es besser ist einiges Getreide zu verschwenden, als dass irgend jemand am Hunger sterben müsse. Eines Tages passierte es dem jungen Mann, dass er an dem Haus des alten Mann vorbeikommt. Der alte Mann sitzt gemütlich und raucht seine Pfeife, da es noch nicht an der Zeit war das Getreide auszugeben. Er sagte zu dem jungen Mann, der vorbei eilte: „Du siehst müde aus. Warum nimmst du es nicht gelassen?“ Der junge Mann antwortet etwas außer Atem: „Ich kann nicht. Da sind immer noch Leute, die noch nicht genährt wurden.“ Der alte Mann schüttelte verwundertt den Kopf. „Lass sie zu dir kommen! Warum hetzt du dich vor sie ab?“ Doch der junge, ungeduldig seinen Weg fortsetzen wollend, sagte: “Sie sind zu schwach um zu mir zu kommen. Sie kommen nicht einmal gehen. Wenn ich nicht zu ihnen gehe, werden sie sterben.” „Das ist schlimm“, sagte der alte Mann. „Sie hätten früher kommen sollen, als sie noch kräftiger waren. Wenn sie nicht vorausdenken, ist das ihr Fehler.“ Aber zu dieser Zeit ist der junge Mann schon außer Hörweite und bereits auf dem Weg nach Hause für einen neuen Sack. Der alte Mann steht auf und notiert eine neue Regel über der ersten. Die Notiz besagt: „Regeln für das lesen der Regeln.“
Kein Zweifel daran, dass du die Bedeutung der Parabel bereits ahnst. Der alte Mann ist ein Arahant und repräsentiert den südlichen Buddhismus und der junge Mann ist ein Bodhisattva, der den Mahayana Buddhismus repräsentiert. Die Hungersnot ist das menschliche Dilemma, die Leute der Stadt, alle Lebewesen und das Getreide ist das Dharma, die Lehren. Grundsätzlich sind beide, der alte wie der junge Mann gewillt, Getreide an jedermann zu geben, so sind auch beide Theravada und Mahayana universell, vorgesehen für alle. Aber in der Praxis sehen wir, dass Theravada bestimmte Bedingungen voraussetzt. Um Buddhismus, wenn man es wirklich ernst nimmt, in der Tradition des Theravada zu praktizieren muß man das Haus verlassen und Mönch oder Nonne werden. Du musst exakt wie die Mönche und Nonnen in Indien zu Buddhas Zeiten leben. Und du musst nichts daran ändern. Mahayana setzt solche Bedingungen nicht voraus. Es macht das Dharma für alle Leute so wie sie sind und wo sie sind zugänglich, da es einzig mit dem Essentiellen beschäftigt ist. Theravada erwartet, das Leute zu ihm kommen, wobei Mahayana sozusagen, zu ihnen kommt. Dieser Unterschied zwischen Theravada und Mahayana geht zurück bis zur frühen Zeit der Geschichte des Buddhismus. Etwas hundert Jahre nach dem Tod Buddhas, waren sich die Schüler in Bestimmten Angelegenheiten so stark uneinig, dass die spirituelle Gemeinde in zwei gespalten wurde. Tatsächlich stellten sie sich mit dieser Spaltung selbst gegen eine Natur des Buddhismus. Eine Gruppe von Schülern hielt daran, dass Buddhismus einfach das ist, was Buddha gesagt hat. Die Vier Edlen Wahrheiten, der Achtfache Pfad, die Zwölf Glieder Des Bedingen Gegenseitigen Entstehens, die Vier Grundlagen der Achtsamkeit – das war Buddhismus. Aber die andere Gruppe entgegnete, das dies nicht genug war. Ja, all diese Lehren waren Teil des Buddhismus, aber das Beispiel des Lebens Buddhas könne nicht ignoriert werden. Buddhas Lehren legen seine Weisheit offen, aber sein Leben legt sein Mitgefühl offen und beide zusammen ist was Buddhismus ausmacht.“
Ergänzend:
Die Unterschiede zwischen den beiden Zweigen des Buddhismus, Mahayana und Theravada, werden bewusst in der oberen Passage zum Zwecke der Klarstellung heraus gezeichnet. In der eigentlichen Praxis sind diese Unterschiede nicht so klar trennbar und hängen eher mit der Geisteshaltung des einzelnen Praktizierenden zusammen als mit diesen Abgrenzungen.
Abgeschrieben und frei übersetzt aus dem Buch „The Seeker’s Glossary of Buddhism“ edit by the Van Hien Study Group herausgegeben und frei zur Verfügung gestellt von www . budaedu . org