Beiträge von void im Thema „Seit anfangsloser Zeit ...“

    Hi Hotei,


    ich rede natürlich im Kontext des Threads. Die Grundfrage ist ja die nach dem "ko(s)mischen Geschehen der seit der Anfanglosigkeit manifestierenden Buddhas". Darüber möchte ich mir dir reden.


    Hotei:

    Na irgendwoher muss er ja wohl kommen und wenn er nur SO-Erscheint.?


    Woher denn? Woher muss er kommen? Kann man diese Frage beantworten ohne was "abgehobenes oder abgesondertes" zu sagen? Ich würde wirklich sagen, dass Leute Befreiung erlangen wenn bestimmte Bedingungen vorliegen. Die Frage, der ich nachspühre ist, ob man das unbedingt als ein komisches Geschehen interpretieren muss.


    Ich meine diese Sache mit den Emanation ist doch einfach nur eine seltsame Redeweise für etwas was man auch einfacher sagen könnte. Als ein "schlichte Prinzip" wie du sagst. Man könnte ja auch alle möglichen anderen Phänomene in diesem Sinn sehen. "Der Frühling die holde Göttin manifestiert sich in meinem garten als Krokus". Über Diogenes von Sinope hiess es das er öffentlich die "Dinge der Aphrodite und der Hera" verrichtete. Sex und Klo werden also als Emmanationen/Manifestationen universeller Prinzipien gesehen. Und ich denke ich auch, dass Befreiung erlangen etwas ganz einfach, bodenständiges ist und gar keine Notwenigkeit besteht da was abgehoben Transzendentes daraus zu machen.


    Das bezieht sich doch auf das was du sagst:


    Hotei:

    Mir ist oft auch so,als ob ich nur eine Erscheinung wäre.Der Körper ist mir eher lästig,nur wenn er mal die rechte Haltung hat scheint er zu was gut.Vielleicht erfüllt er dann diese ominöse Funktion wovon die Patriarchen sprechen?
    Im Tempel krieg ich einen Stuhl angeboten und die Teetasse aufgefüllt und wenn ich auf Toilette muss,lässt man mich vor,dann frage ich mich: ist das alles? Das kann doch unmöglich die Buddha-Bodhisattvaaufgabe sein.Vielleicht ist "Funktion" der LebensSinn?Worin siehst Du Deinen LebensSinn? Welche Funktion erfüllt der "wahre Mensch"? Oder umgekehrt gefragt: Ist seit anfangloser Zeit alles nur zufällig,ein Buddha erscheint zufällig? Und zufälligerweise findet er den Dharma und ist imstande Menschen "mit wenig Staub auf den Augen"aus dem Sumpf zu ziehen?


    Ich empfinde das von mir gesagte nicht als Fatalismus: Es ist doch schön, die Welt als ein invorhersehbares, sich entfaltendes Spiel zu sehen statt als Funktionsträger.


    Buddha sagt, dass die Welt unbeständig, ichlos und leidhaft ist. Für mich bedeutet dass auch ein gewisses Mass an Sinnlosigkeit. Bestimmte Dinge passieren, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Blumen wachsen, wenn sie Luft, Erde, Dünger und Sonne haben. Wenn man sich mit dem Hammer auf den Finger haut tut es weh, und wenn man Hunger hat sollte man etwas essen. Das alles so unbeständig und in vielem beliebig, absurd und unpersönlich ist, ist schwer auszuhalten, da wir ein starkes Bedürfnis nach Sinn und Bedeutung haben.


    Je mehr man in Alltag mit Enttäuschung konfrontiert ist, desto mehr möchte man Teil einer wirklich tollen Geschichte sein. Dann ist man statt einfach nur so irgendwer zu sein auf einmal ein unglaublich wichtiger Vorkämpfer des Dchihads oder ein Kämpfer für die arische Rasse. Oder stolzer Besitzer von Google-Glass oder eines Koi-Karpfens. Oder statt eines marginalen Wesen mit einem marginalen Leben auf einmal eine Verköperung des Bodhisttva-Ideals. Viele Wörter für Götter (deva, deus ) kommen ja von "leuchten, glänzen". Es geht um deen Glanz des Bedeutungsvollen und Entrückten, den man ja an Prominenten so verehrt. Und so kann man sich auch im Buddhismus eine unglaublich grossartige "pompöse, komische Erklärung" stricken. Von Ur-Buddhas die seit unendlichen Zeiten existieren und sich direkt in deinem Vorgarten manifestieren um die an unendlich bedeutenden Ereignissen teilhaben zu lassen.


    Aber ich glaube das ist eine grosse Illusion. Und der wahre Mensch ist nicht der glanzvolle sondern der glanzlose "Mensch ohne Rang und Namen." Also ejmand der ohne bestimmte Bedingungen und heraugehobene Identitären glücklich sein kann. Ohne Rang, Namen, Funktion und Sinn. Braucht man keinen Sinn, hat man genug Sinn. Und ist einfach irgendwer. Ohne Glanz.

    Andreas:

    Ich halte das nicht für eine rein symbolische Frage.


    Vielleicht ist "symbolisch" das falsch Wort. Es geht um die innere Haltung und die Motivation. Und dafür ist doch die Anzahl der Wesen doch egal.


    Andreas:

    Und wissenschaftlich ist die Zahl der Lebewesen nicht "unendlich", sondern "abzählbar unendlich".


    Warum soll den die Anzahl abzählbar unendlich sein. Die Zahl der Wesen in diesem Universum ist ja eine endliche, das das Universum selbst endlich gross ist. Also nimmst du an, das die Anzahl der Universen "abzählbar unendlich" ist ?


    Ich denke, der historische Buddha hat das so gesehen, wie Accinca sagt. Shakyamuni sah sich ja nicht als "universeller Buddha" sondern als ein konkreter Mensch, der genug damit zu tun hatte, all die Menschen zu unterstützten, die er so tagtäglich traf.


    Ich glaube, das "Bodhisattva-Gelübte" ist in erster Linie eine Form der Praxis, die das Ziel hat eine wohlwollende Haltung gegenüber allen Wesen zu entwickeln. Ihnen Befreiung vom Leid zu wünschen und sie dabei zu unterstützen. Die Idee das man nicht für sich selbst praktiziert sondern zum Wohle aller, ist ja eine noble Idee. Und an dieser Stelle hat man im Mahayana oftmals so eine "Einstellung der geschickten Mittel", dass das was heilsam ist auch irgendwie wahr ist. Aber wohl nur "irgendwie wahr" (Weil es ja zur Befreiung und damit zur Wirklichkeit hinführt.) und nicht im Sinne von "faktisch".


    Verwechselt man das und denkt, dass wahr einfach wahr ist, gerät man auf Abwege. Den Gedankend er Befreiung aller Wesen kosmologisch aufzufassen, unter Relationen zwischen Anzahl der Wesen, Zeit und Unendlichkeit herzusetllen, geht glaube ich ganz an diesem praktischen Sinn vorbei und wird vom Mythos zum Märchen.


    Indem man eine "symbolische" Frage der inneren Haltung , faktisch auffasst, muss es dadurch nicht "wissenschaftlicher" werden sondern kann sich in Unsinn verwandeln. So als fragt man ob mit der allegemeinen Erklärung der Menschenrechte nur die lebenden Leute eine Menschwenwürde und Menschenrechte bekamen oder ob das auch rückwirkend geschah und ob es da zwischen Cro-Magonons und Neanderthalern Unterscheide gab.