Beiträge von stiller_raum im Thema „Wenn ich kein Selbst habe, wer bin ich dann?“

    keks:
    stiller_raum:


    Ja Eckhart Tolle schafft es mit wenigen Worten das wesentliche zu beschreiben und da können auch eingefleischte Buddhisten noch viel lernen...


    Könnten...er erwähnt aber oft Jesus, Jehova....und das ist wohl ein Regelverstoss für viele :lol:


    Ja da kann so mancher Ex Christ, der sich jetzt Buddhist nennt, das Gefühl bekommen etwas in der Bibel noch nie richtig verstanden zu haben. So ging es mir zumindest... ;)

    keks:

    Eckhart Tolle hat das alles so schön beschrieben in Leben im Jetzt, wenn das nur jeder lesen und einen kleinen Teil davon umsetzen würde hätten wir schon eine bessere Welt :) Auch Helmut schreibt es immer wieder, solche Menschen sind wichtig, fürs Forum und auch ausserhalb.


    Ja Eckhart Tolle schafft es mit wenigen Worten das wesentliche zu beschreiben und da können auch eingefleischte Buddhisten noch viel lernen...

    keks:
    stiller_raum:


    Die Frage ob es ein Selbst gibt oder nicht führt sicherlich nicht nur zu Leid, sondern vor allem die Tatsache, das ein großer Teil unserer Gedanken sich täglich um dieses Selbst drehen.


    Ich bin der Ansicht dass es wichtig ist, sich darüber klar zu werden, dass gestern und morgen nur im Gehirn als Gedanken existieren. Sobald man anfängt darüber nachzudenken, und seinen es einige Monate oder Jahre, dann löst sich vieles von selbst in Wohlgefallen auf weil man selbst bemerkt, dass man sich oft Gedanken über unsinniges gemacht hat. Wenn ich morgens aufwache und mir klar vor Augen halte "neues Leben, mal gucken was so kommt" dann sind die Regeln und Bewertungen von gestern zum Grossteil weg, die Bewertungen von gestern sind jetzt auch nicht mehr nötig. Sobald ich anfange zu planen dass ich morgen dies oder das mache fängt das Rumgrübeln an und dann ? In den meisten Fällen kommts morgen doch ganz anders. "Morgen gehe ich schwimmen", super, und was wenns morgen regnet oder man sich zwischendurch den Fuss bricht ? Dann warte ich doch lieber und gucke was auf mich zukommt. Irgendwas wird eh passieren :lol:


    Wenn wir den Fokus auf das jetzt legen, können wir uns immer noch am Rande die Vergangenheit und der Zukunft bewusst werden. Wir lernen aus der Vergangenheit was für das jetzt relevant ist und planen für die Zukunft wenn es nötig ist. In unserer Kultur ist es leider meist andersherum. wir suchen das Glück in der Zukunft wo es nicht zu finden ist.


    Nach kurzer Google Suche.. es steht wohl in dem Buch §er Weg zum Glück" vom Dalai Lama

    Ji'un Ken:

    Ich kann gar nicht oft genug betonen, wie wichtig es ist, bei manchen Fragen einfach die Klappe zu halten. :)


    Die Frage ob es ein Selbst gibt oder nicht führt sicherlich nicht nur zu Leid, sondern vor allem die Tatsache, das ein großer Teil unserer Gedanken sich täglich um dieses Selbst drehen.
    Viele Menschen haben Selbstwertprobleme und zu sagen es macht keinen Sinn über Fragen zu diskutieren ob es ein selbst nun gibt oder nicht hilft dabei auch nicht weiter. Der Dalai Lama war bei einer seiner ersten Treffen mit westlichen Psychologen z.B. sehr erschüttert, dass viele Menschen im Westen unter Selbsthass leiden. Der Dalai Lama kannte diesen Begriff gar nicht, da dies in seiner Kultur praktisch nicht existiert. Wenn wir das Leiden als Ausgangspunkt für die sinnvolle Beantwortung der Frage nehmen, dann ist es glaube ich wichtiger zu erkennen das eine Vorstellung eines Selbst zu sehr viel Leid führen kann. Ein großteil unserer Aufmerksamkeit kreist ja um dieses Selbst. Wir müssen es scheinbar beschützen, verteidigen, behaupten usw..Man könnte auch sagen wenn es kein Selbst mehr gibt, dann gibt es auch keine (persönlichen) Probleme mehr. Sondern nur noch Aufgaben und Herausforderungen, die man entweder bewältigt oder eben nicht. Falls man es "nicht schafft" dann wird dies nicht mehr zu einem persönlichen Problem, das an dem Selbstwertgefühl nagt oder das Selbstbewußtsein erschüttert. Man hat die Freiheit einfach weiter zu machen und sein bestes zu geben und sich nicht von Rückschlägen entmutigen zu lassen. Ich glaube, dass dies eine gesündere Einstellung zu dem Begriff "Selbst" ist. Ob es das jetzt gibt oder nicht.


    Der Weg ist nicht lang. Die Vorstellung einen langen Weg in die Zukunft zu folgen ist eher ein Hindernis. Der Weg ist immer hier und jetzt. Der Verstand allerdings findet dieses hier und jetzt meist eher langweilig und sucht sich deswegen die Befreiung in der Zukunft. Diese Zukunft ist aber eine Illusion. Dem Verstand erscheint es "lang" zu sein. In Wirklichkeit ist der Weg immer genau vor einem. Der Verstand kann dies nicht begreifen und braucht deswegen einen Plan für die Zukunft. Der Verstand braucht Zeit und ein Ziel damit er sich darauf einlässt. Insofern ist die Vorstellung eines Weges und Zieles im Grunde einfach eine Methode dem Verstand eine struktur zu geben an der er sich festhalten kann. Das wesentliche was dabei geschieht ist dass unsere Buddhanatur dadurch ganz natürlich zum Vorschein kommt. Wir können die nicht erzwingen und die Flut von Gedanken die uns so durch den Kopf gehen können die Buddhantur nur verdecken, aber nicht wirklich berühren oder verändern.


    Alle Dinge sind veränderlich. Oder genauer gesagt alle Formen. Die Buddhanatur hat keine Eigenschaften und man könnte sie Formlos nennen. Etwas formloses können wir mit dem Verstand nicht erfassen. Aber wir können sie wahrnehmen. So ist z.B. Stille formlos. Die Stille existiert in diesem Sinne nicht. Denn existieren bedeutet heraustreten. Im englischen wird dieses Nichts ja auch NO-Thing genannt. Also kein Ding. Im Buddhismus benutzt man oft den Begriff Leerheit. Die Leerheit ist hierbei aber kein nichts sondern ist untrennbar mit allen Formen. So heißt es: Form ist Leerheit und Leerheit ist Form. Form und Leerheit ist untrennbar. Da unser Verstand nur die Formen wahrnehmen kann geht es darum erstmal die Formen zu beobachten und zu erkennen, dass der Beobachter keine Form hat, sondern Formlos ist. Damit auch zurück zur eigentlichen Frage : Das wahre Selbst hat keine Form und ist somit nicht der Vergänglichkeit unterworfen. Als Buddha sagte das es NICHTS gibt was unvergänglich ist, meinte er damit, dass jede Form vergänglich ist. Das "Nichts" oder NO Thing also kein Ding aber ist unvergänglich, da es immer und überall ist, ob wir es nun wahrnehmen oder nicht. Wir können uns somit auch nicht wirklich mit der Buddhanatur identifizieren, das es eben kein Ding ist unveränderlich ist in dem Sinne keine Eigenschaft. Natürlich ist es ein Begriff auf der Ebene der Dualität. Das aber ist jedes Wort und somit auch die Lehre Buddhas. Buddhas Ziel war ja keine neue Philosophie zu entwickeln sondern den Menschen zu zeigen, wie sie aus dem Kreislauf des Leidens, der durch die Vergänglichkeit aller Dinge bedingt ist herauskommen. Wenn wir in dem formlosen Zustand verweilen, z.B. Beispiel in der Meditation, dann bekommen wir ja einen kurzen Geschmack davon wie es ist, nicht im Samsara gefangen zu bleiben. Es bist nicht Du der sich identifiziert, sondern das Ego, dass sich mit dem Verstand identifiziert. Das Ego kann nur durch Identifikation existieren. Wenn man erkennt das man nicht sein Verstand ist dann kann man sich von der Identfikation befreien und leidet nicht mehr darunter, dass die Objekte der identifikation sich ständig verändern und auflösen.


    Es geht nicht darum etwas zu Glauben. Glaube bedeutet oft auf etwas zu Hoffen was in der Zukunft passieren könnte. Es geht vielmehr darum zu erkennen was im hier und jetzt erfahrbar ist. Der Verstand selbst kann das hier und jetzt nicht erfassen, denn der Verstand funktioniert nur in der Dimension von Zeit. Erleuchtung unter anderem ein Zustand in dem man nicht mehr von seinen Verstandesaktivitäten abhängig ist, sondern die Freiheit hat die Gedanken zu beobachten .

    accinca:
    stiller_raum:

    Die Buddhanatur ist eine absolute Wahrheit. ...Man kann sie auch nicht mit dem Verstand verstehen, da der Verstand nur die Dualität, die Veränderungen erfassen kann .


    Mit Verstand nicht und ohne Verstand auch nicht - ein Dilemma -.
    Schade nur das der Buddha keine Rede darüber mit den Mönchen besprochen hat.
    Aber dann wäre er auch kein Buddha gewesen. Der falsche Glaube an eine
    solche absolute Wahrheit hätte seiner Lehre von der Bedingtheit auch widersprochen.
    Und über etwas wovon man keine Ahnung haben kann sollte man lieber schweigen.


    Es geht nicht darum ob man es mit oder ohne den Verstand verstehen kann. Das Verständnis geht über den Verstand hinaus. Das bedeutet ganz konkret, dass ein sehr gebildeter und intelligenter Mensch vielleicht sehr unbewusst lebt und seine Buddhanatur vielleicht nicht erkennt. Und andersherum kann ein ungebildeter Mensch diese Buddhanatur ganz natürlich erleben. Wissen und Intelligenz auf der Verstanesebene kann sozusagen sogar ein Hindernis sein, wenn man sich stark mit Wissen und Intelligenz identifiziert.

    accinca:
    stiller_raum:

    Der Mensch hat in seinem Wesen her eine Buddhanatur. Dieser ist rein und kann auch nicht verändert werden.


    Ja und der Papst glaubt an seine Jesusnatur.
    So denkt sich halt jeder was anderes zurecht.
    In der Lehre des Buddha gibt es sowas aber nicht.
    Auch wenn die Mahayanis das nicht wahr haben wollen.
    (Wäre doch so schön romantisch gewesen)


    Buddha hatte davor gewarnt sich in Diskussionen und dem Streiten über Meinungen zu verlieren. Ich schließe mich einfach seinen Worten an, denn ich habe nicht das Bedürfnis über etwas
    auf einer Ebene zu streiten auf der es keinen Sinn macht. Mir geht es nicht um das Recht haben sondern darum den Weg zur Befreiung zu folgen. Ich denke mir hierbei auch nichts zurecht.
    Befreiung geht über die Ebene des Denkens hinaus. In gedanklichen Konstrukten finden die Menschen keinen Weg das Leiden zu beenden. Alles was Buddha lehrte ist das Leiden zu beenden. Dem möchte ich mich anschließen und Dir einfach Recht geben, wenn es Dir hilft den Weg zu gehen. Wenn es Dir nicht helfen sollte Recht zu haben und Du immer noch leidest, solltest Du vielleicht einfach mehr in die Tiefe gehen bei der Meditation und lernen Dich nicht mehr mit jedem Gedanken und jeder Meinung zu identifizieren. Viel Erfolg!


    Die Buddhanatur ist eine absolute Wahrheit. Wenn etwas absolut war ist, dann muss es immer und überall gültig sein. Diese Wahrheit kann also nicht verändert werden und muss demnach immer auch hier und jetzt sein. Die Lehre Buddhas dagegen ist eine relative Wahrheit, die das potential hat einen zu der absoluten Wahrheit zu führen. Die Buddhanatur kann nicht verändert werden und man kann ihr nichts hinzufügen oder wegnehmen. Man kann sie auch nicht mit dem Verstand verstehen, da der Verstand nur die Dualität, die Veränderungen erfassen kann .


    Der Mensch hat in seinem Wesen her eine Buddhanatur. Dieser ist rein und kann auch nicht verändert werden. Wir leiden als Menschen, da wir uns mit etwas identifizieren, was Vergänglich ist. Unseren Körper. Gedanken, Gefühle, Erfahrungen usw. Wir leiden weil wir uns unbewusst damit identifizieren. Unheilsam ist dies in dem Sinne, dass es eine Täuschung ist, an die wir anhaften. Dass wir an unheilsamen leiden ist keine Bewertung, sondern eine Erfahrbare Tatsache.


    Das Ziel ist voll und ganz das jetzt zu Erkennen als unvergängliches, als zeitloses. Nicht die Dinge die im jetzt geschehen. Vergangenheit und Zukunft existieren immer nur im jetzt. Es ist also nicht mal mehr die Frage wie wir lernen im jetzt zu leben. Sondern vielmehr zu erkennen das es nur das jetzt gibt. Solange man im Samsara gefangen ist, braucht der Verstand so etwas wie ein Ziel. Der Verstand kann das jetzt nicht erkennen. Der Verstand kann nur etwas in der Zeit begreifen. Deswegen sprach Buddha auch von einem Ziel, damit seine Schüler etwas haben woran sie ihren Verstand ausrichten können.
    Die Übungen dienen dazu sich nicht von allen Inhalten, die der Verstand wahrnimmt mitreißen zu lassen. Alle Übungen die Buddha gelehrt hat zielen darauf ab sich vom Leid zu befreien. Sie sind kein Selbstzweck. Das Leiden entsteht durch eine Bewertung des Verstandes über eine bestimmte Situation. Entweder bewertet des Verstand die Situation gut oder schlecht. das führt dann dazu, dass man versucht die angenehmen Situation aufrecht zu erhalten und den unangenehmen auszuweichen. Beides führt letztendlich zu Leid, da die Welt der Formen unbeständig ist. Wenn wir alles annehmen können was im hier und jetzt geschieht, dann leiden wir nicht mehr. Es mögen immer noch Schmerzen auftreten, aber man leidet nicht mehr unter den Schmerzen sondern tut was man kann um sie wieder aufzulösen und nimmt sie an wenn sie nicht weggehen. Die Erleuchtung kann nicht in der Zukunft geschehen, sie kann immer nur jetzt geschehen. Buddha erlangte Erleuchtung indem er sich frei machte von allen Zielen. Er erinnerte sich an seine Kindheit, in dem er ganz spontan diesen Zustand erreichte und erkannte, dass dieser Zustand bereits im jetzt vorhanden ist und nur die gedanklichen Vortstellungen von einem Ziel in der Zukunft einen davon abhalten diesen Zustand wieder zu erkennen und zuzulassen.

    @ OlliP


    Das was deine Buddhanatur ist, lässt sich nicht in Worte fassen. Dein Verstand kann es nicht verstehen, da Gedanken immer dualistisch sind. Mit Worten kann man im besten Fall wie ein Finger darauf zeigen, aber man kann es nicht gedanklich verstehen. Es mag hilfreich sein zu erkennen was man nicht ist. Du bist in deiner Essenz nicht etwas was Vergänglich ist. Also bist Du weder Dein Körper, Deine Gedanken, Deine Gefühle und Deine "Geschichte". Aber was bist Du dann? Du kannst dies erfahren, aber nicht wirklich beschreiben. aber einen kleinen Fingerzeig dazu: Wenn alle Dinge Vergänglich sind, wer erkennt dann die Vergänglichkeit? Ist dieser "Beobachter" dann auch vergänglich? Wenn etwas unvergängliches wirklich exisitert, dann muss es immer und überall sein. Also muss es auch hier und jetzt sein und erfahrbar sein.