Beiträge von stiller_raum im Thema „Angst vor Wiedergeburt“


    Nein es ist keine Fangfrage. Es ist so einfach dass es die meisten nicht erkennen.
    Die erste Wahrheit sagt es gibt Leiden im Daseinskreislauf.
    Die dritte Wahrheit sagt wenn die Ursachen erlischen, dann erlischt auch das Leid


    schaut man sich beide Wahrheiten genauer an, fällt dabei auf,dass nicht beide Wahr sein können.
    Denn wenn nach der dritten Wahrheit das Leid erlischt wenn auch die Ursachen erlischen, dann kann
    die erste Wahrheit von der Existenz des Leidens nicht auch wahr sein.
    Entweder es gibt Leid oder es gibt keines. Die Lösung dieses Paradoxon liegt darin zu erkennen, dass Leid letztlich eine Illusion ist.
    So lange wir in der Illusion gefangen sind erleben wir auch Leid. Wenn wir uns davon befreien erkennen wir, dass das Leid nicht wirklich existiert.
    Das darf nicht falsch verstanden werden. Denn auch wenn man erleuchtet ist bedeutet das nicht das man nicht mehr leidet. Auch Buddha
    hatte noch nach seiner Erleuchtung Rückenschmerzen. Der Unterschied war der, dass er die Schmerzen nicht als leid empfunden hat. Und er
    verleugnete auch nicht, dass andere Leiden. Er erkannte die Ursachen des Leidens: Illusion das das Leiden verursacht .
    Zu erkennen, dass Leid letztlich nicht mehr existiert, wenn die Ursachen aufgehoben werden, ist nach meiner Ansicht bereits der Stromeintritt. Diese Erfahrung mag auch nur kurz erlebt werden
    und trotzdem weiß man unwiderruflich, dass es einen Weg raus aus dem Leiden gibt. Die Erfahrung kann auch von niemandem mehr abgestritten werden. Selbst wenn man danach wieder in Leid zurückfällt
    so erkennt man, dass man diesen Zustand frei von Leiden wieder erreichen kann. Und somit erkennt man auch die tiefere Wahrheit in der Lehre und man bezweifelt auch die Lehre nicht mehr.
    Zweifeln bedeutet ja letztlich auch etwas in zwei brechen. Also der Versuch etwas mit dem Verstand, mit dem Denken auseinander zu nehmen. nennt man auch Dualität. Wir leiden weil wir in der Dualität, im Denken gefangen sind. Wenn wir auch nur kurz über die Dualität hinausgehen, dann erkenne wir dass es nicht nötig ist zu zweifeln wenn wir in einem Zustand frei von Leid sind. Deswegen auch die Praxis der Meditation um immer wieder bewusst in den Zustand der Nicht-Dualität einzutreten. Dadurch erkennen wir auch die tiefere Bedeutung von Geburt, Alter Krankheit und Tod. Solange wir die Vergänglichkeit der Formen nicht erkennen und uns ständig damit identifizieren, leiden wir und die erste Wahrheit erleben wir als Wirklichkeit. Wenn wir die Identifikation loslassen erleben wir die dritte Wahrheit, dass sich das Leiden auflöst. Und damit erkennen wir auch intuitiv die vierte Wahrheit. Es ist ein Weg um unnötige Leiden gar nicht wieder entstehen zu lassen und für uns in den natürlichen Zustand des sein, in das hier, in das jetzt, in das formlose, die Stille oder wie auch immer man das nicht benenn bare benennen möchte


    Ich glaube nicht, dass es dem Stromeingetreten bewusst sein muss. Genausowenig muss jemand Buddhist sein. Es gibt seit Jahrtausenden verschiedene Begriffe dafür. Z.B. erwachen oder im Christentum "umkehr" usw. Man sollte aber nicht glauben, dass die Religiösen Vertreter auf der Welt alle "erwacht" sind. Ich glaube das man sich in gewisser Weise schon bewusst ist, dass man die Dinge anders wahr nimmt. Das bedeutet aber ja nicht, dass man keine Fehler mehr macht oder nicht mehr leidet. Erwacht zu sein bedeutet ja auch nicht "besser" zu sein oder sich das "verdient" zu haben. Es geschieht einfach wie bei einem Apfel der Reif ist und auf den Boden fällt. Man kann das erste Erwachen auch nicht erzwingen. Es ist erstmal losgelöst von einer Praxis. Die Praxis fängt aber erst durch das erwachen richtig an. Das was vorher noch Theorie war zeigt sich plötzlich im Alltag und man beginnt es auf einer tieferen Ebene zu verstehen und zu verinnerlichen. Dadurch werden einem ja auch leidverursachende Muster in einem selbst bewusster. Dies wird auch oft als unangenehm oder sogar Schmerzhaft erfahren. Dann passt auch der Spruch: "Kleine Sünden bestraft Gott sofort" Das Wort Sünde könnte man besser als "Unbewusst übersetzen. Es ist nicht gefährlich darüber zu spekulieren. Und wieso glaubst Du dass es angenehm ist? Es bedeutet ja auch sich plötzlich seiner Verantwortung bewusst zu sein.Man kann auch nicht mehr so einfach den anderen die Schuld geben. Es bedeutet auch nicht, dass man nicht wieder auf eine gewisse unbewusste Ebene zurückfällt. Nur wird einem dass denn viel schneller bewusst und es erscheint dann auch schmerzhafter. Das Leid als Lehrer bleibt letzendlich.


    Ich frage mal direkt: Woran zweifelst Du? zweifelst Du daran, dass Leid existiert?


    Mal eine kleine Frage (bitte an die anderen: nicht verraten wenn man die Antwort kennt).


    Betrachten wir uns einfach mal die Vier Edlen Wahrheiten also( Ich nehme einfach mal die WIKI Version)


    1. Das Leben im Daseinskreislauf ist letztlich leidvoll.
    2. Ursachen des Leidens sind Gier, Hass und Verblendung.
    3. Erlöschen die Ursachen, erlischt das Leiden.
    4. Zum Erlöschen des Leidens führt der Edle Achtfache Pfad.


    Soweit so klar. Nun kannst Du Dir mal die Frage stellen ob Du daran zweifelst. Lese Dir einfach mal in Ruhe das ganze durch und stell Dir dabei ernsthaft die Frage ob es
    nicht berechtigte Zweifel an den 4 Aussagen gibt. Ja vielleicht sogar logische Fehler die einem sofort auffallen müssten wenn man sie ernsthaft durchdenkt. Versuche es einfach
    und schreibe was Dir auffällt, woran Du zweifeln könntest.Ich warte...

    sascha_108:

    Ein Gedanke den ich nicht loswerde ist folgender: "Was waere wenn ich sterbe, ohne in den Strom eingetreten zu sein?"
    Ich habe grosse Angst davor jeglichen Fortschritt in meiner buddhistischen Praxis zu verlieren und vielleicht Millionen Jahre nicht mehr in Beruehrung mit dem Dhamma zu kommen.


    Wie geht ihr damit um? Gibt es einen Ausweg aus dieser Misere?
    Ich waere sehr dankbar fuer einen Ratschlag.


    Ganz viel Metta,
    Sascha


    Ich finde die Frage ganz gut und ich kenne die Ängste und Gedanken die dabei aufkommen können.
    Ich glaube dass man die Frage auch ernst nehmen sollte und dass die Antwort sich von alleine ergibt. Zu Buddhas Zeiten sind ja viele durch eine kurze Begegnung bereits zum Stromeintritt gelangt. Heute gilt der Stromeintritt für Anfänger vielleicht als Mythos aber für die Lehrer in Klöstern gilt dies als ganz natürliches Ziel, was nur eine Frage von Zeit ist und vor allem auf jeden Fall ein realistisches Ziel was man in diesem Leben erreichen kann. Es gibt ja auch unterschiedliche Begriffe dafür nicht nur im Buddhismus. Man könnte sagen es ist ein erstes erwachen und damit verbunden ist, dass es kein zurück mehr gibt. Die Tatsache, dass Du Dir die Frage überhaupt stellst, scheint zu zeigen, dass es für Dich bereits kein zurück mehr gibt. Niemand kann die Antwort für Dich geben, Du spürst es einfach selber. Stromeintritt bedeutet ja nicht, dass man nicht mehr leidet oder keine Ängste mehr hat. Es bedeutet vielmehr, dass egal was passiert Du auf jeden Fall auf dem Weg der Erleuchtung bist. Selbst wenn Du keine formale Praxis mehr hättest oder in deinem nächsten Leben kein Zugang zu wahren spirituellen Lehren mehr gibt, würdest Du intuitiv dem Weg folgen, auch wenn Dein Umfeld dies nicht tut oder Dich sogar davor abhalten wollte. Die Entscheidende Frage ist also: Gibt es für Dich einen Weg zurück? Kannst Du den ersten Geschmack von Erleuchtung je wieder vergessen? Glaubst Du, dass Du auf eine unbewusste Ebene zurückfallen könntest? Ich bin einfach mal so mutig und optimistisch zu behaupten, dass etwa 10 % der Weltbevölkerung bereits Strom eingetretene sind. Das mag für viele vielleicht viel klingen aber man kann es ja auch andersherum sehen: 90 % sind noch gefangen im Samsara und so ist es kein Wunder wie viel Leid selbst in unseren westlichen Ländern jeden Tag ensteht. Ich glaube auch, dass wahrscheinlich alle die hier im Forum aktiv sind auch Stromeingetretene sind. Ob Sie es nun wissen oder nicht spielt dabei gar keine Rolle. Für mich persönlich bedeutet dies ganz konkret folgendes: Ich werde jeden Tag neu geboren, wiedergeboren so zu sagen. Durch eine gewisse Erfahrung gelingt es mir mal mehr mal weniger nicht unbewusst in die Höllenbereiche, wie Ärger, Angst usw. festzustecken. Natürlich erlebe ich dies wie alle anderen auch, aber ich kann zumindest beobachten, dass unangenehme Gefühle die durch Angst,Ärger usw. entstehen mich nicht mehr so lange Gefangen halten. Die Gefühle mögen unangenehm sein aber ich habe gelernt sie einfach nur anzunehmen, zu beobachten und zu erkennen, dass sie auch wieder verschwinden. Ich glaube dass dies bereits ein großer Schritt ist, auch wenn es den meisten von außen vielleicht gar nicht auffällt.