Wer sich für den Unterschied zwischen relativer und Wahrheit im Buddhismus interessiert: das hat bereits Nagarjuna im 2. Jhd geklärt.
Ich finde es sehr wichtig, wenn man sich mit Buddhismus beschäftigt, zunächst einmal zu klären was Wahrheit ist. Und vor allem den Unterschied von relativer Wahrheit und absoluter Wahrheit zu verstehen ist sozusagen das Grundgerüst im Buddhismus. Es ist auch der Kern, den Buddha in den 4 edlen Wahrheiten erklärt. Buddhas Erleuchtung ist ja sozusagen, das erkennen der absoluten Wahrheit.
Ich versuche es mal in meinen eigenen Worten kurz zu erklären. Vielleicht erklärt sich dann auch die Anfangsfrage.
Eine relative Wahrheit ist Vergänglich. Da wir erkennen können, dass alle Dinge die entstanden sind,sich auch wieder auflösen scheint auf den ersten Block alles nur eine relative Wahrheit zu sein.
Dies bedeutet, das unser Körper, unsere Gedanken und unsere Gefühle keine absolute Wahrheit sind. Auch Leid gehört dazu. Es bedeutet auch, dass alle Materie und Energie, ja auch alle Naturgesetze der Vergänglichkeit unterworfen sind. Im Unterschied dazu ist eine absolute Wahrheit immer und überall gültig. Also kann eine absolute Wahrheit kein Ding sein, keine Form und somit auch keine Gedanken. Das führt zu der Frage ob der Buddhismus eine absolute Wahrheit ist. Und, nein er ist es nicht. Aber da wir erkennen können, dass es eine absolute Wahrheit gibt, können wir auch sagen, dass sie auch hier und jetzt erfahrbar sein muss. Somit dient der Buddhismus als Weg, diese absolute Wahrheit hier und jetzt zu erkennen. Da sich absolute Wahrheiten aber auch nicht in Gedanken und Konzepten beschreiben lassen, dienen sozusagen die Worte nur als Fingerzeig. das hier und jetzt sind natürlich auch nur Worte, aber sie zeigen auf etwas was wir nicht verleugnen können. Wir können nicht sagen es gibt das jetzt nicht. Die meisten erkennen hingegen gar nicht, dass es nur das jetzt gibt und Vergangenheit und Zukunft Illusionen sind. Das ist auch im Kern die Ursache allen Leidens. Wir leiden entweder weil wir etwas haben wollen was jetzt nicht ist (Gier), oder weil wir das was jetzt ist nicht mögen (Abneigung) oder aber weil wir gar nicht wissen ob wir das jetzt so annehmen wollen oder nicht (Verwirrung). Buddha erkannte diese Wurzeln des Leidens und alle Belehrungen die auf seinem Namen beruhen zielen darauf ab dieses Leid zu durchschauen und sich davon zu befreien.
Somit ist auch die Anatta Lehre keine absolute Wahrheit, aber sie ist eine relative Wahrheit und ein Weg um die absolute zu erkennen. Sie bezieht sich ja darauf, dass es kein unveränderliches Selbst gibt. Die Identifikation mit einer Form wie das Selbst muss demnach zu Leiden führen. Die absolute Wahrheit wird oft als Formlos, als Raum oder eben als das jetzt beschrieben. Aber wie gesagt sind es nur Fingerzeige. Wie weit man dies realisiert hat zeigt sich darin wie sehr man leidet.