Tara4U:
Ich sehe das als eine böse Falle, die oft in die "Selbstgerechtigkeit" führt. Was geht denn in dieser Situation emotional in Dir vor, und was bringst Du dann bei der nächsten Diskussion an Altlast mit ein? Ich sage sehr deutlich, dass ich es anders sehe und - dann lass ich sie stehen, weil ja ein weiteres Diskutieren nicht sinnvoll ist. Manchmal gibt es Leute, mit denen eine Diskussion von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist, denn sie sind geschickt im Ausweichen und Ablenken, kleine hinterlistige Fallensteller, die einfach nur zanklustig sind, und sich profilieren zu wollen...arme Hascherl, sie sind immer grün im Gesicht
Meine Erfahrung ist, dass einfach und klar gesagt: "Ich sehe das anders", die einfachste Möglichkeit ist. Es gibt Themen und Menschen über die und mit denen ich überhaupt nicht diskutiere. Wenn es sich nicht vermeiden lässt, dann höre ich ihnen zu und stelle vielleicht mal eine Frage. Das habe ich nach vielen Jahren des heftigen und teilweise schmerzhaften Diskutierens gelernt. Das sind z.B. diejenigen, die Du oben beschreibst - die Fallensteller, die nur darauf warten, einhaken zu können, die Ebene zu wechseln, persönlich zu werden ... - mit denen habe ich üblicherweise keinen Kontakt. Ich habe lange gebraucht, um zu begreifen, was da eigentlich abgeht, war oft verletzt und verwirrt. Heute gelingt es mir, sofort zu stoppen. Gerade letztens habe ich einer uralten Freundin, die diese Strategie auch nach 55 Jahren noch nicht aufgegeben hat, am Telefon gesagt, dass wir das Gespräch am besten beenden. Punkt. Aus. Auch wenn uns eine lange Zeit verbindet - wir lernten uns mit ca. 9 Jahren kennen -, ist es für mich nicht mehr tragbar, die Hinterlist mit wohlwollender Hinwendung zu ertragen. Was aber nicht bedeutet, dass ich ihr nicht helfen würde, würde sie mich brauchen.
Ausweichmanöver und Notlügen, wie Sherab Yönten, beschreibt, haben bei mir immer dazu geführt, dass ich mich immer unwohler, unsicherer fühlte, und ich mich - genau so wie Du Tara - nicht mehr leiden konnte. Außerdem verstrickt diese Form immer mehr. Im Endeffekt ist da ein Haufen Müll, der kaum noch sortiert werden kann. Jeder glaubt den anderen zu kennen und ist dann schockiert, wenn's knallt. Die offene Auseinandersetzung über strittige oder verletzende Themen ist oftmals viel einfacher, auf jeden Fall aber bereinigend. Mein Mann scheute immer diesen Weg, er hat Angst vor Streit - allein eine andere Meinung war schon Streit für ihn. Inzwischen haben wir streiten gelernt, ganz ohne Therapeut - und siehe da, es geht uns bestens. Wir lachen heute so viel wie viele Jahre zuvor nicht mehr. Das Vertrauen ist gerade dadurch gewachsen, dass wir nichts mehr hinterm Berg halten. Auch haben wir beide herausgefunden, dass Probleme fast ausschließlich durch Missverständnisse entstanden.