Elke:
Auch in der Meditation ist es immer noch so, dass ich nur wenige Sekunden bei meinem Atem verweilen kann und immer wieder in Grübeleien verfalle – falls ich nicht ohnehin dabei einschlafe. Natürlich fällt mir das immer wieder auf und ich kehre brav zu meinem Atem zurück, aber irgendwie ist es dann auch eher so, dass ich darüber nachdenke, dass ich nun – Hurra! – wieder bei meinem Atem bin. Bin ich deppert?
Kann jemand wie ich, der ohnehin als zerstreuter Professor bekannt ist, und der nicht in der Beschaulichkeit eines Klosters verweilt, wo achtsames Bodenschrubben eine willkommene Abwechslung im müßigen Kloster-Alltag ist, überhaupt lernen, über längere Zeit wirklich achtsam zu sein?
Wie ist das bei euch? Schafft ihr 100%ige Achtsamkeit auf eine Sache, ein Ding usw. über einen längeren Zeitraum als nur ein paar Sekunden, wenn überhaupt?
Wird das irgendwann besser? Ich kann doch nicht ewig Anfängerin bleiben.
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Hallo Elke,
ich möchte noch einmal auf Deine Eingangsfrage zurückkommen.
Durch diesen Thread habe ich mal wieder mein Buch
"Von der Achtsamkeit zur Sammlung" von Bhante Henepola Gunarantana
zur Hand genommen.
Ich kann es nur wärmstens empfehlen. Der Bhante beschreibt hier den Weg und macht deutlich, dass Achtsamkeit die Voraussetzung für Meditation ist, was Konzentration wirklich ist, was rechte Sammlung und falsche Sammlung ist, welche Stolperfallen es gibt usw.
Im Glossar stehen viele ausführliche Wortbedeutungen, u.a. "Vertrauens-Nachfolger" und "Weisheits-Nachfolger".
Vertrauens-Nachfolger:
Jemand, dessen primäres Mittel auf dem Weg zur Erleuchtung das Vertrauen ist. Vertrauen ist sein Mittel, um Erleuchtung zu erreichen. Der Vertrauens-Nachfolger folgt einem hingebungsvollen Pfad, der auf dem tiefen gläubigen Vertrauen in das dreifache Juwel gegründet ist. Ist sein Vertrauen in das dreifache Juwel stark, dann kann er den Stromeintritt erreichen, ohne eines der weltichen Jhanas erreicht zu haben.
Weisheits-Nachfolger:
Jemand, dessen primäres Mittel auf dem Pfad die Weisheit ist. Er benutzt ausführlich seinen Intellekt. Sein primäres Mittel ist ein tiefes Verständnis des Dhamma. Sein Verstand führt ihn zu der tiefen, wortlosen Erkenntnis der wahren Weisheit. Ein Weisheits-Nachfolger ist in der Lage, den Stromeintritt allein durch die durchdringende Einsicht zu erreichen und ohne ein Jhana zu verwirklichen.
Leider konnte ich bisher keine Quelle für diese Bezeichnungen finden, ich denke jedoch, dass der Bhante sich das nicht aus den Fingern gesogen hat. Im übrigen geht es auch hierbei wieder um eigene Erfahrung, um Reflexion, um ehrliche Auseinandersetzung mit eventuellen Stolperfallen.
Ich danke Dir für diesen Thread, weil ich dadurch meine "Kuh am Nasenring aus dem Beet ziehen konnte", indem ich mich wieder neu justiere. Insofern kann auch ich ewig Anfängerin bleiben, und zwar in dem Sinne, dass ich immer wieder neu mein Wissen oder Un-Wissen überprüfe!
Monika