Beiträge von mukti im Thema „Löwenruf“

    Vor Kaiser Ashoka soll es ja 18 buddhistische Schulen gegeben haben. Anscheinend gab es bereits unter ihnen über einen Zwischenzustand verschiedene Ansichten:


    Zitat

    Alle Parteien haben in ihren Debatten die Lehrreden als maßgeblich akzeptiert und sie zitiert, um ihre eigenen Positionen zu untermauern. Wenn die frühen Buddhisten sich nicht einigen konnten, dann geschah dies aus dem Grunde, dass diese Frage in den Agama-Suttas nicht in einer verständlichen oder deutlichen Art und Weise angesprochen wurde. In diesem Fall lehnten die Theravadins den Zwischenzustand ab, obwohl andere Schulen ihn bejahten.


    http://www.dhamma-dana.de/buecher/Sujato_Wiedergeburt.pdf

    accinca:


    Ist das jetzt eine falsche Übersetzung oder eine gefällige Fälschung?
    Der Sinn der ganzen Lehrrede in deren Kontext geht dabei natürlich verloren.


    Naja es gibt auch andere Übersetzungen. Dass bei dieser der Sinn der ganzen Lehrrede verloren gehe, kann ich aber nicht erkennen. Letztlich ist es nicht wichtig ob es zwischen den einzelnen Verköperungen einen Zwischenzustand gibt oder nicht, die wesentliche Frage ist doch ob sie überhaupt stattfinden.
    Jedenfalls ist unbestritten dass es im Palikanon auch eine Existenz ohne physischen Körper gibt, entweder als "Gespenst" oder in den Arupa-Ebenen. Und dass auf solche Existenzen dann wieder eine körperliche folgen kann. Vielleicht ist es so, wie es in den meisten Kulturen der Menschheitsgeschichte seit jeher angenommen wurde, dass ein subtiler Bewusstseinsträger den Körper beim Tod verlässt. Der könnte dann etwa ein Gespenst bleiben oder einen neuen Körper annehmen. Wer weiß das so genau. Ein zeitweiliger Austritt aus dem Körper mittels eines geistigen Körpers ist jedenfalls im Palikanon erwähnt.

    Hi nibbuti,


    nibbuti:


    bitte beachte im obigen Zitat ist Vaccha, der die Diskussion anleitet


    es ist bekannt dass Vaccha besessen ist von Spekulation über das 'Leben danach'


    Er hatte Zweifel, der Buddha hat es ihm deshalb erklärt:


    Zitat

    Recht hast du, Vaccha, da Bedenken und Zweifel. Bei bedenklichen Dingen ist dir, Vaccha, ein Zweifel aufgestiegen. Nur von dem, der noch ergreift, erkläre ich die Wiedergeburt, nicht von dem, der nicht mehr ergreift. (44.9)

    nibbuti:


    ich kenne nicht 1 Sutta, wo der Buddha was von „Zwischenstadium“ sagt


    Wie gesagt ist das eine der klassischen Auffassungen im Buddhismus, besonders im Tibetischen gibt es dazu genauere Ausführungen (Bardo).


    Oder ungefähr hier:


    Zitat

    „Und wenn nun ein Wesen seinen Körper abgelegt hat, aber noch nicht in einem anderen Körper erschienen ist – was würdet Ihr in diesem Augenblick als dessen Anhaftung/Nahrung bezeichnen?“
    „Vaccha, wenn ein Wesen seinen Körper abgelegt hat, aber noch nicht in einem anderen Körper erschienen ist, dann bezeichne ich dies als vom Verlangen genährt, denn in diesem Augenblick ist das Verlangen dessen Anhaften/Nahrung.“
    (SN 44:9)


    Finde es verständlich dass Bewusstsein immer mit etwas in Verbindung sein muss und nicht für sich alleine bestehen kann. Entweder befindet es sich zwischen Tod und nächster Geburt mit den geistigen khandha in einem Zwischenstadium oder setzt sich sofort in einem neuen Körper fort. Das sind die zwei klassischen Auffassungen im Buddhismus. Wobei es bekanntlich auch Daseinsbereiche ohne Körper gibt.

    nibbuti:

    wie Nr. 8 genau funktioniert, wird hier beschrieben


    Zitat

    "Diejenigen Asketen und Priester, ihr Mönche, die sich mannigfacher früherer Daseins-Stätten erinnern, alle die erinnern sich der fünf Gruppen des Anhangens oder einer von ihnen: ...


    Ja, weil die khandha alles Dasein ausmachen. Entweder alle fünf, oder einige von ihnen. Aññataraṃ kann entweder eines oder auch einige bedeuten.

    Mirco:


    Ich nehme diese Kräfte wörtlich, seitdem ich vor 20 Jahren das erste Mal davon las. Vielleicht war es Wunschdenken aus dem eigenen Minderwert heraus, was ich aber nicht wirklich glaube, denn es ist ein intuitives Wissen, dass Wahrheit dahinter steckt. Nicht ohne Grund zieht es mich zum Dhamma.


    Von vielen fortgeschrittenen buddhistisch Übenden hörte und las ich Bestätigungen solche Kräfte, wenn auch nicht in der Gesamtheit bei einem einzelnen versammelt. So habe ich gehört, dass es hängt vom Charakter abhängt, welche Kräfte beim Fortschritt erscheinen.


    Das finde ich inspirierend und sehr schön und beeindruckend finde ich was sich hinter dem Link in deiner Signatur verbirgt ! Danke dafür.


    Schöne Grüße

    Mirco:


    Ich denke, man muss nicht daran glauben. Meine Erfahrung ist, dass Vertrauen hilfreich ist. Und alles, wo der kritische Geist den Hebel des Zweifelns ansetzen möchte, ist für mich wieder nur eine "Versuchung Maras". Es ist meine Entscheidung, ob ich Vertraue, dass die Wissenschaft am Ende der Wissenergründung angekommen ist, oder ob es der Buddha war. Nebenbei weiß die Wissenschaft, dass sie es längst nicht ist.


    Ja der Buddha hat dagegen behauptet dass er am Ende der Wissensergründung angekommen sei. Vor allem hat die Wissenschaft keine Lösung zur völligen Beseitigung allen Leids.


    Mirco:
    mukti:

    Diese zehn Kräfte sind es ja die den Buddha zum Buddha machen, die ihn die Lehre darlegen und den höchsten Platz einnehmen lassen, und nicht nur zwei oder drei davon.


    Ist das so? Ist es nicht so, dass diese Eigenschaften bloß "Nebenerscheinungen" sind?
    Was Ihn zum Buddha machte, war doch das vollständige verstehen Bedingter Entstehung.


    Naja nach dem Löwenruf sind es alle zehn Kräfte. Da ist wieder die Frage ob man das wörtlich nehmen sollte oder ob man dann zum Dogmatiker wird. Ich denke es ist nicht grundsätzlich unheilsam einer Lehre zu vertrauen von der man nicht alles nachprüfen kann. Man kann ja die zwangsläufig auftauchenden Zweifel einstweilen bestehen lassen, bis sich erweist dass sie berechtigt oder unberechtigt waren. Wenn man aber seine Zweifel zum Dogma erhebt dann verschließt man sich einer möglichen Bestätigung der gesamten Lehre und ist eher nur ein Teilbuddhist würde ich sagen, was im modernen Westen wohl sehr verbreitet ist. Das meine ich jetzt aber nicht abwertend.


    Schöne Grüße

    Hallo Mirco,



    Kann es sein dass ein Mensch diese zehn Kräfte hat? Muss ich daran glauben wenn ich Befreiung anstrebe? Darf ich allen Ernstes annehmen, was Aufklärung und Wissenschaft verneinen?


    Diese zehn Kräfte sind es ja die den Buddha zum Buddha machen, die ihn die Lehre darlegen und den höchsten Platz einnehmen lassen, und nicht nur zwei oder drei davon.


    Rattert's da nicht gleich los: Das Kesamatti Sutta (Rede an die Kalama) ist wichtiger, das sind nur Mythen und Legenden, Konzepte, Phantasien, Vermischung mit der damaligen Religion, nachträgliche Einfügungen, eine Taktik des Buddha, oder seiner Nachfolger, das braucht man nicht alles, usw. ?


    Schöne Grüße

    Losang Lamo:

    Ich gehe davon aus, dass die Überlieferung, was ein Buddha ist, nicht auf ausgedachten Konzepten, sondern auf Erlebtem basieren. Sonst hat's ja alles keinen Sinn.


    Sehe ich ganz ähnlich.


    Losang Lamo:


    Bzw: "d'accord". :)


    Ähm hab an der falschen Stelle nachgeschaut..

    Losang Lamo:

    Wenn Buddhaschaft ein Darüberhinausgehen sein soll, hinweg über Konzepte und geistige Verschleierungen/Beschränkungen, und das bei vollem Gewahrsein - dann wüsste ich nicht, wie das nicht sein sollte, was im Löwenruf über die Fähigkeiten eines Buddha gesagt wird. :)


    Ist da nicht die Frage ob Aussagen über etwas das man nicht selber wahrnimmt auch nur Konzepte sein könnten?


    Losang Lamo:


    "Löwe" verstehe ich in diesem Zusammenhang nicht als einen Herrscher, dem man sich zu unterwerfen hat, sondern als einen von Grund auf Edlen von größter Kraft.


    Dacor. Wobei man sich einem solchen Edlen in gewisser Hinsicht auch unterwerfen kann, allerdings freiwillig.

    fotost:

    Zwischen der Sprache des frühen und des älteren Buddha gibt es schon Unterschiede.


    Falls du meinst dass das Majjhima Nikaya älter ist als das Anguttara Nikaya dann klingt das für mich nicht wesentlich anders, was dort bezüglich der Kräfte steht:


    void:


    Ich habe vom "Löwenruf" zum ersten mal in einem Buch von Chögyam Trungpa gelesen. Was mir davon in Erinnerung geblieben ist, ist die Idee von Grossmut, Offenheit und Grosszügigkeit. eines Löwens, der so souverän ist,er jenseits aller kleinkarrierten, egoistischen, ängstlichen Gedanken steht !


    Ich verbinde damit die Idee, dass Ego-denken immer eine Form der Kleinkarriertheit ist. Ein Streben nach Sicherheit und Kontrolle erstrebt. Und das deswegen aus der kleinen Schachtel persönlicher Befindlichkeit heraus handelt statt aus der Offenheit.


    Ich dachte mir dabei auch dass der Löwe als "König der Tiere" einfach die Stellung des Buddha symbolisiert - der Hervorragendste unter den Menschen (oder eigentlich unter allen bekannten und vielleicht weniger bekannten Wesen). Also der Einzige in einem überschaubaren Zeitrahmen der die höchstmögliche Wahrheit erkannt hat, ohne fremde Hife beim Endspurt, und die dann auch noch erfolgreich gelehrt hat. Das wäre ebenso unumstößlich wie etwa ein Zebra die Kräfte eines Löwen bezweifeln könne.


    void:


    Diesen Text auseinanderzunehemen und die vorgestellten Kräfte sehr ernst zu nehmen ( "Gibt es ein himmlisches Auge und kann es alleine in 3D sehen oder braucht man da ein zweites!") wäre ja dagegen eher ein Heranagehensweise der kritischen, vorsichtigen Kleinmütigkeit über die frohen Herzen hinweggebüllt wird.


    Es kann auch die Beruhigung eines Glaubens liefern: Zuflucht zum Buddha, Dhamma und Sangha - Ich weiß das nicht alles aber vertraue darauf dass er es wusste und die Lehre stimmt. Die Wahrheit festmachen an einer Art "Offenbarung". Das kann einerseits bequem sein, man muss nicht selber forschen und entwickelt nur eine hingebende Haltung inclusive Räucherstäbchen und Blumenspende. Andererseits kann man anhand eines Vorbildes, dass einem ansonsten stimmig erscheint, selber forschen bzw. sich bemühen das alles zu erkennen. Wobei es offen bleiben kann ob sich alles als richtig erweisen wird, wie bei einer Arbeitshypothese.
    Oder man lehnt vieles daran ab und bleibt sein eigener Herr, mit der Aussicht der wahre Buddha zu werden, die echte höchstmögliche Schau der Wirklichkeit zu erreichen. Weniger Verstiegen wäre ein ausgeprägtes Desinteresse, indem man sich auf die momentane Wahrnehmung und Erkenntnis die man hat als das non plus ultra verlässt bzw. auf die Dogmatik der derzeit gültigen Ergebnisse der Wissenschaft.

    A.X.21 Der Löwenruf des Vollendeten - 1. Sīhanāda Sutta



    Na sowas, kann, muss oder darf das sein?