Frage: Du hast gesagt, daß Samatha und Vipassanā oder Sammlung und Einsicht dasselbe sind. Kannst du das etwas näher erklären?
Antwort: Es ist ganz einfach. Sammlung (samatha) und Weisheit oder Klarsicht (vipassanā) arbeiten Hand in Hand. Zuerst wird der Geist still, indem er sich an das Meditationsobjekt hält. Er ist nur ruhig, wenn du mit geschlossenen Augen sitzt. Das ist Samatha; doch schließlich ist diese Grundlage an Sammlung zugleich die Ursache für das Entstehen von Weisheit oder Vipassanā. Dann ist der Geist still, ob du mit geschlossenen Augen dasitzt oder in einer geschäftigen Stadt umhergehst. So ist es. Einst warst du ein Kind. Jetzt bist du ein Erwachsener. Sind das Kind und der Erwachsene dieselbe Person? Du kannst sagen, daß sie es sind, aber aus einer anderen Sichtweise kannst du sagen, daß sie verschieden sind. In diesem Sinne können Samatha und Vipassanā auch als getrennt angesehen werden. Oder es ist wie mit Nahrung und Exkrementen. Auch Nahrung und Exkremente können als gleich oder als verschieden bezeichnet werden. - Glaub nicht einfach, was ich sage, führe deine Übung fort und sieh selbst; es braucht nichts Besonderes. Wenn du untersuchst, wie Sammlung und Weisheit entstehen, wirst du die Wahrheit selbst herausfinden. Heutzutage haften viele Leute an Worten. Sie nennen ihre Übung Vipassanā. Auf Samatha blicken sie herab. Oder sie nennen ihre Übung Samatha. Es ist unerläßlich, Samatha vor Vipassanā zu üben, sagen sie. Das ist alles albern. Halte dich nicht damit auf, so zu denken. Mach einfach weiter mit deiner Übung, und du wirst selbst sehen.