Beiträge von Benkei im Thema „Fragen betreffend Chan Buddhismus“

    Namaste!


    Hallo Florian,

    Buddhaghosa:
    Benkei:

    Das chinesische Chan wurde ab dem 7. Jh. n. Chr. mehrfach von China nach Japan übertragen, wobei heute hauptsächlich die Übertragungen von Eihei Dôgen Kigen Zenji (japanische Sôtô Shû) und diejenige von Daiô Kukushi (japanische Rinzai Shû) eine Rolle spielen (beide 12. und 13. Jh.).


    wie siehst du hier die Rolle von Myoan Eisai/Yosai?


    Eisai Zenji wird als derjenige angesehen, der erstmals Linji-/Rinzai-Zen nach Japan brachte.
    Sein einziger Dharma-Nachfolger war Myôzen, welcher wohl auch der erste "echte" Zen-Meister von Dôgen Zenji war.
    Myôzen reiste zusammen mit Dôgen nach China und verstarb dort in einem Kloster, nachdem er die vollständige Vinaya-Ordination zum Bhikkhu angenommen hatte.
    Ob dann Myôzen seine Dharma-Nachfolge noch auf Dôgen übertragen hat ist ungewiss und kann wohl als eher unwahrscheinlich angesehen werden, da sowohl Dôgen als auch seine Nachfahren nur erwähnen, dass Myôzen, Eisei's Dharmanachfolger, einer von Dôgens ersten Lehrern war; die Dharma-Übertragung erhielt er hingegen von Tiantong Rujing, also aus der Caodong-zong (Sôtô Shû).
    Dôgen Zenji kehrt allerdings nach seiner Rückkehr aus China zu Eisai's bzw. Myôzen's Tempel Kennin-ji zurück, brachte Myôzen's Urne mit und hatte dann an diesem Tempel wohl eine höhere Position inne, zumal er bereits dort begann, die Lehren der Sôtô Shû in Japan einzuführen.


    Dôgen sah sich selbst allerdings nie als Eisai's Nachfahre und so muss davon ausgegangen werden, dass Eisai's Linie mit Myôzen ausstarb, auch wenn die Lehren von Eisai und Myôzen mit Sicherheit ihren Beitrag dazu geleistet haben, dass die Sôtô Shû so geworden ist, wie sie ist.


    < gasshô >


    Benkei

    Namaste!


    Hallo Robin,


    zunächst einmal muss man verstehen, dass Chan-Buddhismus grundsätzlich als die chinesische Entsprechung des japanischen Zen angesehen werden kann.


    Das chinesische Chan wurde ab dem 7. Jh. n. Chr. mehrfach von China nach Japan übertragen, wobei heute hauptsächlich die Übertragungen von Eihei Dôgen Kigen Zenji (japanische Sôtô Shû) und diejenige von Daiô Kukushi (japanische Rinzai Shû) eine Rolle spielen (beide 12. und 13. Jh.).


    Unterschiede bestehen unter anderem darin, dass die japanischen Schulen für ihre Priester/Mönche keine vollständige Vinaya-Ordination (also auch kein Zölibat) vorsehen, und dass begleitende Übungen, Riten und Rezitationen teilweise aus älteren japanischen Schulen entlehnt sind (z. B. aus der Tendai Shû oder auch aus der Shingon Shû).
    Demgegenüber kennt das heutige chinesische Chan noch die vollständige Vinaya-Ordination für ihre Bhikkhus und Bhikkhunis, allerdings sind ab dem Mittelalter andere Elemente, z. B. aus dem Amitabha-Buddhismus mit eingeflossen, und auch in der jeweiligen buddhistischen Philosophie kann es, je nach Verständnis und Sichtweise des Lehrers oder Abtes Unterschiede geben.


    Vielleicht kann man sagen, dass sich Sôtô Shû und Rinzai Shû als "reine Zen-Schulen" verstehen, während im heutigen chinesischen Chan-Buddhismus (vielleicht sollte man auch einfach sagen, im heutigen chinesischen Buddhismus) zwar auch Zen (oder eben Chan) praktiziert wird, allerdings manchmal nur als eine mögliche Praxisvariante unter anderen.
    Während in japanischen Zen-Klöstern das Zazen wohl einen oder den Hauptaspekt darstellt, spielen in chinesischen Klöstern die strikte Einhaltung des Vinaya und Praktiken wie die Rezitation des Nianfo [jap. "Nenbutsu"] vielleicht eine ebenso große Rolle (kommt dort wohl auf den Abt oder Meister an).


    Sowohl "Zen" als auch "Chan" (so man denn einen Unterschied machen will) sind dem Mahayana-Buddhismus zuzurechnen.
    [So man denn unbedingt den Buddha-Weg in die diversen "Yanas" unterteilen will.]


    Das von Dir genannte Buch "Leere Wolke - Die Unterweisungen des Chan-Meisters Hsu Yun" habe ich letztens durchgelesen. Es enthält zwar auch eine Biografie des genannten Meisters, aber auch allgemeine Ausführungen über den (mahayana) Buddhismus, Anleitungen wie man Chan (Zen) üben soll, ein paar Takte zur Kôan-Übung und ein paar Geschichten über alte Meister und Praktizierende.
    Aus der Erinnerung heraus würde ich sagen, dass es durchaus auch als "Einstiegswerk" taugt.
    Die Kommentare von dem deutschen Zen-Lehrer Sôtetsu Yûzen, der sich wohl für die Übersetzung mitverantwortlich zeigt, sind teilweise etwas deplatziert, und obwohl ich die Übersetzung als "flüssig" ansehen würde, soll dies hier keineswegs als Werbung für diesen Lehrer verstanden werden, sondern höchstens als Kaufempfehlung für das Buch. Zum Lehrer, und den ihn betreffenden Kontroversen, findet man anderorts genug.


    Natürlich muss aber auch darauf hingewiesen werden, dass ein Buch nie die Praxis in einer Gemeinschaft, Sangha, und mit einem fähigen Lehrer ersetzt.
    Gerade für Anfänger eignet sich vielleicht ein Buch über chinesischen Chan nicht ganz so gut, da man in Deutschland eher Sanghas der japanischen Sôtô Shû oder der Rinzai Shû findet, oder auch des koreanischen Seon (=Zen). Da kann es dann doch zu Verwirrungen und Missverständnissen führen, wenn man sich in die chinesische Sicht- und Herangehensweise eingelesen hat und vielleicht den ein oder anderen Begriff und Namen aufgeschnappt hat, der dann aber bei den "Japanern" oder "Koreanern" mit denen man später sitZen will unbekannt ist, weil er ganz anders ausgesprochen wird.


    In dem Werk wird beispielsweise auch für die Gruppe um den o. a. Lehrer Sôtetsu Yûzen geworben, und es wird suggeriert, dass diese Gruppe etwas mit dem darin beschriebenen Chan-Buddhismus zu tun hat. Das ist allerdings mehr als missverständlich, denn die genannte Gruppe zählt sich zur japanischen Rinzai Shû, während Hsu Yun der chinesischen Tradition zuzurechnen ist [auch wenn beide Richtungen irgendwann um die erste Jahrtausendwende mal dieselben Patriarchen hatten].


    Keine Ahnung, ob Dich das nun weiterbringt.
    Vielleicht schaust Du einfach mal nach, wo Du in Deiner Umgebung mitsitZen könntest, und legst Dir dann die "passende" Literatur von der betreffenden Schulrichtung zu.


    < gasshô >


    Benkei