Beiträge von Andi im Thema „Ein wichtiger Unterschied Theravada / Mahayana?“

    Da hat sich ja wieder was zum lesen angesammelt :D


    Interessant sind die Grenzen die sich jeder selbst definiert :)


    Ich persönlich halt mich erst einmal an den Edlen Achtfachen Pfad.
    Wobei man aus den moralischen Anweisungen auch immer weiter ableiten kann.


    Ayya Khema z.B. zieht aus den Tugendregeln die 5 Hindernisse:
    - Gier ----> Freigibigkeit üben, Zufriedenheit
    - Ablehnung ---> Liebe und Toleranz
    - Lässigkeit und Trägheit des Geistes ---> Willenskraft, Selbstdiziplin, Übung
    - Unruhe und Rastlosigkeit ---> Bis zur Erleuchtung vorhanden, hilft nur Geduld, Gelassenheit und Meditation
    - Skeptischer Zweifel ---> Kommen immer durch eigene Meinungen, und das paradoxe...die Erleuchtung ist die eigenen Meinungen zu überwinden :D


    Solche Anweisungen wie ich soll nur zu der und der Uhrzeit Nahrung zu mir nehmen, würde ich derzeit für mich nicht Erwägung ziehen.
    Es ist auch tatsächlich eine riesige Herausforderung den ganzen Tag lang zu üben und nicht in Selbstkritik zu verfallen :D


    In den letzten 2 Wochen hat sich bei mir soviel getan, neue Entscheidungen fürs restliche Leben müssen gefällt werden (Haus, Job). Kam alles zusammen und demütig muss ich erkennen:
    ---> Jede neue große Herausforderung verwirrt den gerade für achtsam gehaltenen Geist
    Irgendwann setzt aber die Einsicht ein, dass ich dankbar sein kann für die Herausforderung :lol:



    Hab ich auf Seite 2 ja schon geschrieben :)






    Da ich natürlich keine Erfahrungen mit dem religiösen Ansatz habe, sondern bisher rein philosophisch an die Sache rangehe...kann ich hier auch schlecht mitreden.
    Metaphysisch steh ich aktuell auf dem beruhigenden auf logischem Denken basierenden Standpunkt:
    ---> Substanzlosigkeit leuchtet ein....was nach dem Tod geschieht, ob ich erleuchtet 200.000 mal freiwillig wiedererscheine oder meine Geist/Seele/Bewusstsein direkt in die Gesamtenergie des Kosmos eintritt, ob ich vielleicht doch in einer Art Himmel lande (was für mich übertragen der Erleuchtungszustand wäre), oder ich einfach wieder im Kosmos aufgehe. Keiner weiß es :) Zumindest bin ich mir durch die Thematik sicher, dass das Leben nicht sinnlos ist und das man allen Grund haben kann sich anzustrengen die leidvollen Zustände durch Freude/Mitgefühl zu ersetzen und dankbar zu sein.


    Ich lese einfach beide Richtungen, der Kerngedanke ein besserer Mensch werden zu wollen, und wie man da am besten vorgeht, ist ja ganz allgemein im Buddhismus vorhanden.


    Ich behalte einfach im Hinterkopf: Ayya Khema geht was objektiver unemotionaler an die Sache ran, der Dalai Lama legt mehr den Schwerpunkt auf Mitgefühl.
    Ist für mich ein gutes Fazit, aber diskutiert ruhig weiter :D

    Ich finde die Diskussion sehr spannend :)


    Aus Sicht eines Anfängers reduzier ich das einfach nochmal auf meinen Kernnenner:
    Sich selber (in diesem Leben) das realistische Ziel setzen ein besserer Mensch zu werden, die Substanzlosigkeit, die Vergänglichkeit und Unvollkommenheit soweit wie möglich zu akzeptieren. Aus der Einsicht in die Substanzlosigkeit entsteht ja automatisch die Erkenntnis, dass die Interessen der anderen auch meine Interessen sind. Daher tauchen wenn man tiefe Einsicht hat, auch automatisch Mitgefühl und Liebe zu anderen auf.
    Der Wunsch, diese heilsamen positiven Gedanken und Emotionen zu kultivieren bzw. zu fördern.


    Von dem Endziel ein Buddha zu werden, egal ob er weiter existieren möchte oder nicht, nehme ich pragmatisch realistisch mal etwas Abstand :P
    Wer weiß, vielleicht machts ja plötzlich Klick, aber wenn nicht, auch ok. Glaube jedewede Art Gier nach diesem Idealzustand verhindert es auch in gewisser Form wieder.
    Wenn ich in meinem Leben ein wenig der heiteren mitfühlenden Gelassenheit erreichen kann, die der Dalai Lama häufig ausstrahlt, bin ich vollkommen zufrieden. Und selbst dieser gibt in vielen Büchern ja offen zu, dass er noch viel an sich arbeiten muss. Dabei hat der Mann sein Leben lang intensiv meditiert, kontempliert.


    Wie er immer sagt: Sein bestes geben, mit Geduld und Nachsicht sich selbst und allen anderen Wesen gegenüber.

    Sherab Yönten:

    Dein "Ich" wirst Du weder beim Theravada noch beim Mahayana komplett los.
    Wenn das so wäre, dann würdest Du nicht (mehr) existieren. :lol:
    Was (in der Meditation) losgelassen wird ist aber die Vorstellung von einer ganz bestimmten Form von einem "Ich", nämlich die, dass "ich" autonom und völlig unabhängig von anderen existiere.


    Hui...da hats gerade in meinem Ich ein wenig Klick gemacht :D
    Ich bin vielleicht mit dem Verstand wieder in so eine Begrifflichkeitsfalle gestoplert.
    Ich glaub das schreckt auch generell viele vom Buddhismus ab, in den letzten Monaten auch viel diskutiert...aber das Problem mit der "Ich-Illusion" ist wohl das größte.


    Das wäre dann ja ganz einfach die Erkenntnis der Substanzlosigkeit, die führe ich mir auch immer wieder mit teilweise wissenschaftlichen Ansätzen vor Augen: Quantenphysik, alles ist Energie, der Kosmos ist komplett vernetzt. Alles ist relativ.
    Soweit kann auch mein Verstand mitmachen.
    Aber bei dem "Ich" harkte es bisher...wenn mit der Ich-Illusion gemeint ist, man solle die Interdependenz durchschauen, dann bin ich vielleicht geistig weiter als ich dachte bzw. befinde mich nicht in so einer "Denkfalle". Die Momente die ich durch Achtsamkeit zu Klarsicht komme, möchte ich nämlich gar nicht aufgeben bzw. danach als höchstes Ideal streben (ich werde sie natürlich wegen der Vergänglichkeit sowieso aufgeben müssen).

    Mir schwirrt noch etwas durch den Geist, zu dem ich kurz gerne Eure Meinung hören würde.


    Ich habe jetzt gerade ein sehr imposantes Buch von Ayya Khema durch (Theravada). Irgendwie hat es bei mir aber keinen freudigen Eindruck hinterlassen. Habe lange überlegt warum.


    Wenn ich diese Tradition richtig verstehe, ist das persönliche Ziel ganz klar: Keine Begierden/Wünsche mehr haben --> Erleuchtung, aus dem Kreislauf ausbrechen, kein Leid mehr erfahren, die Ich-Illusion überwinden.


    Im Endeffekt scheint das ja der Kernwunsch im ganzen Buddhismus zu sein. Jedoch empfinde ich bei Büchern des Dalai Lama generell mehr Heiterkeit und Freude, auch hier habe ich überlegt und ich meine einen elementaren Unterschied zu erkennen.
    Grade wieder ein Buch vom Dalai Lama begonnen, er zitiert hier sein Lieblingsgebet:


    Solange der unermessliche Raum Bestand hat
    und solange noch empfindende Wesen da sind,
    will ich auch da sein,
    um zu helfen, um zu dienen,
    um meinen Beitrag zu leisten
    .


    In diese Richtung lese ich von Ayya Khema gar nichts. Sie betont zwar sehr oft auch die Liebende Güte, aber mit ein wenig Abstand kommt mir die Richtung: "Alles loslassen" doch ein wenig....wie soll ich sagen....egoistisch vor.


    Seh ich das richtig, dass im Mahayana generell mehr der Grundgedanke anderen zu helfen, in den Mittelpunkt gestellt wird?


    Für mich lautet das aktuelle Ziel: Inneren Frieden finden - indem ich weniger Anhafte/Ablehne, dadurch auch freudvoller durchs Leben zu gehen und anderen Menschen damit auch Freude zu schenken.


    Irgendwie aber nicht: Ich will mein Ich komplett loswerden :D Das kommt mir dann auch wie eine Art Fluchtbegierde aus dem Leid vor. Der Grundgedanke vom Dalai Lama: Ich gehe freiwillig nicht ins Nirvana um anderen Menschen zu dienen und Menschen der Erleuchtung näher zu bringen. Er hat irgendwie "für mich" ein richtiges Gefühl.
    Kann natürlich auch ganz realistisch eine schöne Hintertür des Egos sein...nach dem Motto: "Da hast Du ja wieder einen tollen Grund für Dein Ich"....


    Mit ein wenig Überblick lese ich auch zwischen Thich Nhat Hanh (Zen) und Ayya einen Unterschied:
    Sie schreibt: 1 Stunde Meditation pro Tag ist quasi Pflicht....man soll wirklich gar kein gedankliches Ziel damit verfolgen. Absolute Ruhe.
    Thich schreibt für mein Gefühl viel pragmatischer: 10 mal bewusst atmen kann schon reichen, dabei kann man sich "Ruhe" beim einatmen und "Lächeln" beim ausatmen vorstellen. Wenn ich das praktiziere fühle ich mich erfrischt, freudig und habe wirklich das Gefühl von neuer Energie.