Beiträge von void im Thema „Aachens erster Zen-Meister (Paul Shoju Schwerdt)“

    Jojo:
    Ji'un Ken:

    Beinahe hätte ich es vergessen, hatte die Mail nicht sogar einen Anhang?


    Du weißt doch: wenn jemand sein Zertifikat vorzeigt, handelt er nicht wie ein Richtiger Zen-Lehrer. Ein Richtiger Zen-Lehrer steht doch über sowas drüber.
    Wenn in dem Anhang also ein Nachweis ist, kann er nicht echt sein, oder er gehört zu einer unauthentischen Schule. Fertig. :lol:


    Irgendwo zwischen Kafka und Koan: Zeigst du mir dein Zertfikat bekommst du 20 Stockhiebe. Kannst du es nicht zeigen bekommst du auch 20 Stockhiebe!

    In der katholischen Kirche gibt es ein sehr hierarchisches System, in dem alles von der Spitze aus kontrolliert wird.


    Aber es gibt Ausnahmefälle: So gibt es andere katholische Kirche, die sich im Laufe der Zeit zwar aus inhaltlichen Gründen von Rom abgespalten haben, dann aber doch das Primat des Papstes anerkannt haben und so zu "unierten Teilkirchen" wurden. Einigen von ihnen wurde das Recht zugesprochen, ihre Bischofe auch ohne das Einverständnis des Papstes zu ernennen. Und diese Bischöfe können dann natürlich auch wieder Bischöfe ernennen wie sie lustig sind. So kommt es, dass die katholische Kirche auch seltsame, freakige Bischöfe, wie den "Konklavenflitzer" Ralph Napierski zähneknirschend anerkennen muss.


    Im Zen ist das was bei den Katholen der Ausnahmefall ist, also dass ohne Absprache mit anderen die Lehrbefugnis erteilt, der Regelfall. Und von daher muss man tolerieren, dass das auch zu Entscheidungen führt, die man selber nicht nachvollziehen kann. Die Alternative wäre, das jede Ernennung den Segen des japanischen Hauptteempels und dessen Führung braucht, Im Sinen einer Standartiserung und Hierachiserung wäre damit bestimmt eine Qualitätskontrolle gewährleistet, die viele "seltsame Vögel" entfernt. ( damit will ich in keinster Weise sagen, dass die hier erwähnten Zenlehrer solche wären )


    Aber will man so eine Katholifizierung, die it diesen auch die Vilefalt beschneidet wirklich? Und wenn man das nicht will, muss man dann nicht hinnehmen, das jeamand Nachfolger ernennt, die man selber nicht als geeignet ansehen würde? Muss man das Fehlen eines Papstes als ein Defizit ansehen und sich selber in die Rolle des obersten Glaubenshüter setzten? Weil sonst alles den Bach runtergeht und in Business-Zen und Halligalli-Zen degradiert?

    bel:

    Was spricht denn eigentlich dagegen, wenn die 2., 3., 4. Generation weiter - zumindest zeitweise - entsprechend den Regularien der Mutterschule in Japan studiert?


    So wie die japanischen Bierbrauer traditionell alle in Weihenstephan bei Freising studieren, ohne dass das jemandem peinlich sein müsste.
    Da kriegt dann jede Generation vom neuen das Reinheitsgebot reingeprügelt und nichts wird verwässert.

    Ist das nicht Teil von einer viel größeren Geschichte, die gar nicht mal so viel mit den konkreten Personen zu tun hat?


    Die Hauptfrage ist doch, wie sich die japanische Tradition in den Westen überführen lässt ohne dabei ihre Authentizität einzubüssen. In den 70zigern war es bei den japanischen Tempeln geradezu ein Statussymbol und Ausdruck von Weltläufigkeit, auch einige Langnasen-Schüler vorweisen zu können. Nur wie weiter? Ich denke es war schon relativ früh klar, dass man nicht einfach Filialen von japanischen Klöstern im Westen aufmachen konnte. Und das wohl schon einfach aus ökonomischen Gründen. Die japanischen Klöster und Tempelwerden ja in einer Mischung zwischen Staatsfinanzierung, Spenden von Gläubigen und ziemlich teuren "Begräbnis-Riten" fianziert. Nichts davon ist exportierbar.


    Was ist aber dann die Alternative? Wie ist es möglich eine Umgebung aufrechtzuerhalten, die es erlaubt Zen nachhaltig weiterzugeben? In der ersten Generation ist das ja noch kein Problem und es reicht, wenn es in Japan funktionierende Ausbildungklöster gibt. Oder Abt Muho hinter den sieben Bergen. Aber woher soll den das Geld kommen, dass man Schülern ermöglicht 20 jahre Ausbildung zu machen? Oder als Mönch /Nonne zu leben? Ich meine, so jemand wie Genpo Döring ist es ja schwierig das Geld zusammenzukratzen, um einen Tempel aufzumachen und am Laufen zu halten. Aber ein Tempel ist ja eben noch kein Kloster. Wie gibt man die Sache weiter? Jeff Shore kann, nachdem er selber eine klassischen Rinzai Ausbildung absolviert hat, natürlich lehren. Aber seine Schüler können bei ihm nicht das absovlvieren, was einer 20jährigen Rinzai-Ausbilung entspricht.


    Da die japanischen Bedingungen (Breiter Stamm an Gläubigen, Staat, "Begräbnis-Mafia") nicht da sind, passt man sich notgedrungen an die kapitalistischen Verhältnisse an - man muss sich verkaufen. Also runter mit den Kosten (Ausbildung nur ein Jahr lang) und sich auf das konzentrieren, was der Kunde will (authentische Zen-Meister in tollen Roben) Das was dabei rauskommt, ist doch nicht so sehr Ausdruck persönlichen Vearsagens sondern von strukturellen Rahmenbedingungen. Die einen natürlich auch zermürben könne, wenn "man aufrichtig sein Bestes tut." Ein Spiegelbild der ökologischen Nische, in der Zen hier wachsen kann.

    Manche deutschen Firmen, haben ihre Produktion ja wieder von Indien nach Deutschland zurückverlagert, weil sie merken, dass sie dort zwar billig produzieren könne, aber die Qualitätstandarts soweit sinken, dass die Marke leidet. Ist es bei den japanische Klöstern, die nichts mehr mit ihren Ablegern zu tun haben wollen vielleicht ähnlich?


    Für uns ist es natürlich leichter so darüber zu reden, als wäre das alles ein Probelm persönlichen Versagens Einzelner anstatt ein strukturelles Problem.

      Von Rei Shin Bigan Roshi erhielt er (Paul Shoju Schwerdt) in der japanischen Rinzai Linie des Hokuji-Tempels Inka Shomei, das große Siegel der Übertragung und den Titel Zen-Meister, dessen Dharmanachfolger er ebenso ist.Quelle


    Über Rei Shin Bigan Roshi (Wolf D. Nolting) steht auf www.zen-guide.de, dass von seinem Meister Saidan Oi Rodaishi zum ersten deutschen Dharma-Nachfolger ernannt wurde. Von diesem heisste es da, er war 15 Jahre lang Abt des Manju-ji Sodo in Oitakan (Hauptkloster der Tofuku-ji Schule), danach Abt im Tokai-an im Myoshin-ji (Kyoto) und 83. Rinzai-Patriarch.