kongjiazhong:
Auch nicht, warum dies hier zum Thema gemacht werden soll, wenn es doch lediglich darum geht, dass ein paar Leute auf Papiere, Urkunden und eine schwer überschaubare Flut fremdsprachiger Titel und Siegel stehen, es geht um Leute die auf exotische Tulkunamen, Tulkulinien abfahren, also um Leute, die sich zwar in den weißen Milieus des "Zen" und des "tibetischen Buddhismus" besonders häufig finden lassen, die aber quantitativ und qualitativ marginal und uninteressant sind und räumlich nur wenige und kleine Cluster bilden, wenn wir den gesamten Planeten zum Maßstab nehmen. Um deren Motivationen zu verstehen hilft es nicht, auf Heidegger und Himmler zu verweisen.
Wir sprachen darüber, dass der Dharma als er in den Westen kam oftmals aus einer bestimmten Art der Romantik heraus verstanden wurde. Und das war bei Herrigel eine rückwartgewandte Romantik, in dem Autoritätsdenken dieser Zeit verwurzelte Romantik. Alle Leute sind Ausdruck ihrer Zeit und als solche transportieren sie deren Machtstrukturen und Denkstrukturen. Was natürlich auch auf die Weise abfärbt, in der sie über den Dharma sprechen oder philosophieren. Die Leute vor hundert Jahren waren Teil einer viel autoritäreren, patriarchaleren Welt. Und das durchdrang alles was sie sagen. Dies erzeugt ein Missverständnis, in dem der"Zeitgeist" als Dharma erschien.
kongjiazhong:
Klar, immer sind die anderen Schuld, D.T. Suzuki, Übermenschen (Nietzsche auch?), Herrigel, Krieger, NSDAP, Samurai, Japan, Käse, Heidegger, der Nishitani und der Yasutani, Meister, Intellektuelle … Alle, alle bloß nicht ich.
Wir sind Teil einer anderen Kultur, die auch alles druchdringt was wir sagen. Die meisten von uns sind Produkt der Moderne, der Konsumgesellschaft usw und das ist das, was uns durchdringt. Man sieht nur die Verblendungen an denen man Teil hat nicht so gut, wie die anderen. Von daher ist es aus dem zeitlichen Abstand für uns leicht, zu sehen, inwieweit vieles was als "Dharma" transportiert wurde, nur das damlige Vorurteil war. Aber natürlich wurde der Dharma dann später im Sinne der Beats und Hippies verstanden und fast glecihzeitig kam dann der Manager-Zen auf. Und diese Vorurteile und Machtstrukturen haben sehr viel mit dem zu tun, was wir sind. Weil wir in Produkten denken, fällt es nicht so sehr auf, wenn "Dharma" zum Konsumartikel wird.
kongjiazhong:
void:
Wenn Heidegger von seinen schwarzwälder Feldwegen faselt, geht einem der Jargon der Eigentlichkeit auf den Senkel
"Einem", Du meinst wohl "mir". Mir nicht.
Gerade weil ich Heidegger als Philsoph schätze, stört mich die Eitelkeit und Selbstgerechtigkeit, die sein Werk druchzieht sehr. Eben weil er ein grosser Philsoph ist und es von daher überhaupt nicht notwendig hätte, sich selber Kränze zu winden, salbunsvollen Kitsch zu verwenden, sich an den eignen Worten zu berauschen oder sich willentlich zu verkomplizieren. Wenn man etwas zu sagen hat, braucht man keinen Pathos.
kongjiazhong:
Da die Überlegenheit der westlichen Philosophie und implizit oder explizit auch noch der christlichen Religion (und der weißen Population, insb. des weißen Mannes) auf Grundlage der weltumspannenden Machtausübung durch die damaligen Machthaber (im Wesentlichen sind sie es bis heute geblieben, auch wenn der Widerstand zunimmt) als das Selbstverständlichste galt, gelten musste, und diese Sicht mit aller Macht durchgesetzt wurde bzw. werden sollte, dann ist es für mich naheliegend, diesen Zuständen etwas entgegenzusetzen, was wohl Nishitani und die Kyōto-Schule taten.
Gegen den Europäische Dünkel hilft also ein asiatischer Dünkel? Als mit Japan 1906 das erste mal ein "farbiges" Land ein weisses Land (Russland) besiegt jubelte die ganze nicht-westliche Welt Japan zu. Um dann erstaunt festzustellen, dass es sich daranmachte, die verhassten Kolonialmächte akribisch zu kopieren. Es wurde nicht den "Zuständen" etwas entgegengesetzt sondern nur ein Personalawechsel vollzogen.