"Dharma-Übertragung" Nolting

  • "Wie fein wir doch über Tatsachen, die wir missverstanden haben, zu philosophieren wissen!" (L. Sterne, Tristram Shandy)

    • Offizieller Beitrag
    bel:

    Hier fehlen diese Strukturen und möglicherweise möchte man sich nicht in die vorhandenen Strukturen der Mutter-Linien einordnen (ich find die Argumente dafür immer schwach, aber das ist ein anderes Thema), was dann zu der Tendenz führen kann, daß die tradionellen, historisch gewachsene Begriffe umgedeutet werden können, ohne daß das jetzt auch für die Allgemeinheit transparent werden würde.


    Mich erinnert das an die Art, wie in Österreich die Bezeichnung "Pofessor" benutzt, um Gymnaisallehrer anzusprechen. Wobei jedem klar ist, dass damit kein Universitätsdozent gemeint ist ( gibt es Missverständnisse, kann sich der Universiätsprofessor „Univ.-Prof. nennen).


    Passt diese Metapher? In den Ausbildungsklöstern erfolgt eine Ausbildung, an deren Ende man Leiter eines Tempels werden kann. (So wie der Gymnasiallehrer an der Uni studiert hat) Gleichzeitig ist ein grosser Unterschied zwischen der Qualifikation die nötig ist, um ein Ausbildungskloster zu leiten (Universitäts-Professor zu sein). Geht ein östereichischer Gymnasiallehrer nach Deutschland und nennt sich auch dort "Professor" spricht er nach dem österreichischen Sprachgebrauch natürlich die Wahrheit. Legt man aber den deutschen Sprachgebauch (Professor=Hochschullherer) zu Grund, stapelt er hoch: Ein Gymnasiallehrer ist einfach kein Uniprofessor.


    Ein grosser Unterschied ist, dass Japan und Deutschland nicht auf der gleichen Ebene stehen: Deutschland ist Zen-technisch eher noch ein Entsicklungsland ist, an das man von Japan aus gesehen villeicht ganz anderen Masstäbe anlegt. So wie die deutsche Botschaft in einem kleinen afrikanischen Land vielleicht bescheidener ausfallen wird, als ein Generalkonsulat in einem Nachbarland. Sind die Strukturen klein, fällt der Unterschied zwischen einem Hochschullehrer und einem Gymnasillehrer viel weniger ins Gewicht.


    Kann es sein, dass die Verschmierung von Strukturen, die in Japan getrennt sind, ist womöglich gewollt ist. Weil man der Meinung ist, dass ein "Dharmanachfolger" in Deutschland dem Leiter eines jpanischen Ausbildungkloster überhaupt nicht vergleichbar sein muss?

  • Es ist doch leider so, daß durch die Schriften von D.T. Suzuki, Herrigel, Humphreys, und wie sie alle noch hießen, ein absurd romantisch überhöhtes Bild von Zen, "Erleuchtung" usw entstanden ist, was dann noch von den paar Japanern, die dann langsam im Westen eintrudeln, vllt nicht unwillkommen, noch einmal verstärkt wurde. Die Leute wollten keine Priester/Pfarrer, die hatten sie ja schon, ne, sondern Meister wie aus den alten Zen-Geschichten. Und für sich selbst natürlich auch Meisterschaft, auf möglichst kurzem Weg.
    Die meisten Japaner, die ein Ausbildungskloster absolviert haben, treten die Nachfolge ihres Vaters in einem Gemeindetempel an und arbeiten dann als Priester und Seelsorger, Zazen oder Koans sind da Ausnahmen. Ganz wenige versehen nach der Grundausbildung weiter Dienst in der kleinen Zahl an Ausbildungsklöstern, übernehmen dort wachsende Verantwortung oder machen eine alternative Weiterbildung und werden so langsam zu "Lehrern". Davon schlägt aber im Westen kaum einer auf - und wenn, dann hat der vllt nur n kleines Publikum ;).
    Und noch weniger Westler halten es für nötig, sich genau dieser Prozedur zu unterziehen.
    Ich glaub ehrlich nicht, daß das funktioniert.

    • Offizieller Beitrag
    bel:

    Es ist doch leider so, daß durch die Schriften von D.T. Suzuki, Herrigel, Humphreys, und wie sie alle noch hießen, ein absurd romantisch überhöhtes Bild von Zen, "Erleuchtung" usw entstanden ist, was dann noch von den paar Japanern, die dann langsam im Westen eintrudeln, vllt nicht unwillkommen, noch einmal verstärkt wurde. Die Leute wollten keine Priester/Pfarrer, die hatten sie ja schon, ne, sondern Meister wie aus den alten Zen-Geschichten.


    Wenn man das auf das Christentum überträgt, wär das ja so, als müsste jeder katholische Dorfpfarrer nen Heiligen emulieren, um den Erwartungen zu entsprechen. Das klingt wie das Thema für einen Film: Der eine mach auf heiligen Franziskus und spricht ab und zu mit den Spatzen. Der andere versenkt heimlich Pfosten im Dorfweiher und ab und zu drüberspazieren zu können, und der dritte hat heimlich einen Vertrag mit der Grossbäckerei, damit das mit dem Brotvermehrung auch morgen noch klappt. Und des Nacht bastelt man im Lichte der elektifizierten Heiligenscheinen an den Stigmata.


    Aber befördern wir, indem wir auf "inka shomei" rumreiten nicht diese überzogenen Erwartungen? Sagen wir nicht, dass wir einen erleuchteten Meister wollen - am besten für uns ganz allein - und alles drunter Ausschussware und Quacksalber ist?

  • void:

    Aber befördern wir, indem wir auf "inka shomei" rumreiten nicht diese überzogenen Erwartungen? Sagen wir nicht, dass wir einen erleuchteten Meister wollen - am besten für uns ganz allein - und alles drunter Ausschussware und Quacksalber ist?


    Das sehe ich auch so. Und gerade diese Erwartungshaltung produziert ja die Quacksalber. Ein Prozess, der sich ständig selbstbefeuernd reproduziert.

  • bel:
    void:

    Aber befördern wir, indem wir auf "inka shomei" rumreiten nicht diese überzogenen Erwartungen? Sagen wir nicht, dass wir einen erleuchteten Meister wollen - am besten für uns ganz allein - und alles drunter Ausschussware und Quacksalber ist?


    Das sehe ich auch so. Und gerade diese Erwartungshaltung produziert ja die Quaksalber. Ein Prozess, der sich ständig selbstbefeuernd reproduziert.


    Wir reiten doch auf inka shomei deshalb herum, weil wir wollen, dass es etwas gibt, dass "Erwachen" dokumentiert. Und dann - nach dem Erwachen, will doch keiner Holz hacken und Wasser holen - sondern, der will dass die anderen auch erwachen und ihm als Meister nachfolgen.
    Und genau das wurde ja von Suzuki, der aus dem Rinzai kam, als japanisches Kulturgut verbreitet, als natürliche japanische Überlegenheit. Und Yasutani machte das ebenso -für den war Kensho das Ziel und dann wird man den anderen, ohne Kensho, überlegen und kann die anderen zum Kensho führen. Deshalb waren die auch alle so wild auf Führungsleute aus der Industrie. Und die Führungsleute, wie Peter Zürn und andere, wünschten sich ja auch, dass das so wahr wäre. Eine natürliche Bestätigung zur Führung.
    Und nach dem Kensho kommt dann die Realisierung des Kensho - und die ist außerhalbd der Norm(en) - wohin das geführt hatte, machte ja Brian Victoria mit seinem Buch - Zen, nationalismus und Krieg - bekannt. Somit haben bereits die Rinzai-Meister bzw. Intellektuellen des Rinzai, wie Suzuki, ein Verständnis von Zen in den Westen transportiert, das wir hier jetzt kritisch sehen müssen, ganz unabhängig vom Clan der Rei-Brüder. Die sind ja nur ein äußeres Erscheinungsbild dieser Einstellung.

    • Offizieller Beitrag
    Aiko:

    Und genau das wurde ja von Suzuki, der aus dem Rinzai kam, als japanisches Kulturgut verbreitet, als natürliche japanische Überlegenheit.


    Was mir sehr Sorgen macht, ist ein Menschenbild, in dem es neben den normalen Menschen "Übermenschen" gibt. Für die das, was für alle anderen gilt, nicht gilt. Gerade bei Herrigel ist ja sehr offensichtlich, dass er das hehre Kriegertum, das er vor dem Krieg in der NSDAP sucht, dann eben bei den japanischen Samurai suchte ( so wie Leni Riefenstahl zu den Nuba wechselte ) . Und weil Japan ja "fremd" ist, tritt einem dann der dortige Käse nicht als eigener Käse gegenüber. Während man den eigene Kitsch erkennt, weil die Sterotypen so verbraucht sind, ist das bei einer anderen Kultur auf einmal "neu". Wenn Heidegger von seinen schwarzwälder Feldwegen faselt, geht einem der Jargon der Eigentlichkeit auf den Senkel, während einem die gleiche Dünkelsprache bei Nishitani auf einmal zu was authentischem, östlichen wird. Und bei D.T Suzuki ist es noch mal gefiltert, so dass es ganz und gar "authentisch" geworden ist.


    Aiko:

    Und Yasutani machte das ebenso -für den war Kensho das Ziel und dann wird man den anderen, ohne Kensho, überlegen und kann die anderen zum Kensho führen.


    Und Kensho wird dann zu etwas, was man besitzen kann.


    Ich muss öfter mal an "Meister Yoda" aus Star Wars denken. Das ist natürlich (auch wenn er lose nach Suzuki Shunryū modelliert ist) eine fiktive Figur. Aber auf der anderen Seite ist er wie ein "Abdruck", den die Zen-Welle der Siebziger im kollektiven Pop-Unterbewusstsein des Westen hinterlassen hat. Die Jedi sind ja gleichzeitig ein religiöser Orden und Krieger die den Status Quo beschützen. Verehrt wird "die Macht", wobei damit gleichermassen körperliche Macht (rumhüpfen), politische Macht und spirituelle Macht gemeint ist. Und Yoda ist der Meister der Supermänner.


    Aiko:

    Somit haben bereits die Rinzai-Meister bzw. Intellektuellen des Rinzai, wie Suzuki, ein Verständnis von Zen in den Westen transportiert, das wir hier jetzt kritisch sehen müssen, ganz unabhängig vom Clan der Rei-Brüder. Die sind ja nur ein äußeres Erscheinungsbild dieser Einstellung.


    Aber ist Er-dessen-name-nicht-genannt-werden-darf selber nicht viel stärker Ausdruck eines Samurai-Zen jenseits von gut und böse? Während die "Zenkreise" von ihrem Auftreten her eher was pragmatisch-biederes haben. Werden sie wirklich angegriffen, weil sie den Zen-Mythos vom geheimnivollen Meister ausschlachten oder gerade im Gegenteil deswegen, weil ihnen die reinen Auserwählten vorwerfen in den pragamtischen Bereich von Lebenshilfe und Manager-Seminaren abgesunken zu sein? Also vom "Hehren" zum "Profanen".

  • Klar, immer sind die anderen Schuld, D.T. Suzuki, Übermenschen (Nietzsche auch?), Herrigel, Krieger, NSDAP, Samurai, Japan, Käse, Heidegger, der Nishitani und der Yasutani, Meister, Intellektuelle … Alle, alle bloß nicht ich.


    void:

    Wenn Heidegger von seinen schwarzwälder Feldwegen faselt, geht einem der Jargon der Eigentlichkeit auf den Senkel


    "Einem", Du meinst wohl "mir". Mir nicht.


    "Der Verzicht nimmt nicht. Der Verzicht gibt. Er gibt die unerschöpfliche Kraft des Einfachen. Der Zuspruch macht heimisch in einer langen Herkunft." (Die vier letzten Sätze, aus: Martin Heidegger, Der Feldweg.)


    Kongjiazhong

  • void:
    Aiko:

    Und genau das wurde ja von Suzuki, der aus dem Rinzai kam, als japanisches Kulturgut verbreitet, als natürliche japanische Überlegenheit.


    Was mir sehr Sorgen macht, ist ein Menschenbild, in dem es neben den normalen Menschen "Übermenschen" gibt. Für die das, was für alle anderen gilt, nicht gilt. Gerade bei Herrigel ist ja sehr offensichtlich, dass er hehre Kriegertum, das was er vor dem Krieg in der NSDAP sucht, dann eben bei den japanischen Samurai sucht. Und weil Japan ja "fremd" ist, tritt einem dann der dortige Käse nicht als eigener Käse gegenüber. Während man den eigene Kitsch erkennt, weil die Sterotypen so verbraucht sind, ist das bei einer anderen Kultur auf einmal "neu". Wenn Heidegger von seinen schwarzwälder Feldwegen faselt, geht einem der Jargon der Eigentlichkeit auf den Senkel, während einem die gleiche Dünkelsprache bei Nishitani auf einmal zu was authentischem, östlichen wird. Und bei D.T Suzuki ist es noch mal gefiltert, so dass es ganz und gar "authentisch" geworden ist.


    Viel merkwürdiger finde ich die Meister Eckhart Rezeption durch Nishitani. Darin lässt sich dann schon ablesen, wie sehr er nach Begründungen für eine Überlegenheit des Buddhismus und des Zen-Buddhismus gesucht hatte. Und hier trafen sich auf die geistigen Einstellungen mit den Nazis und deren völkischem Rassismus.



    void:
    Aiko:

    Und Yasutani machte das ebenso -für den war Kensho das Ziel und dann wird man den anderen, ohne Kensho, überlegen und kann die anderen zum Kensho führen.


    Und Kensho wird dann zu etwas, was man besitzen kann.


    Zum einen muss ES vertieft werden und führt zu immer wieder induzierten Kenshos - was in der Psychologie als Form der Halluzination betrachtet wird (Bion, Aufmerksamkeit und Deutung). Zum anderen muss es realisiert werden und was das bedeuten kann liest sich z.B. bei Dietrich Roloff in seiner Widmung seines Buches Bi Yan Lu an Usami Sogen Roshi, dem er seinen "Ritterschlag" zum Buddha verdanke.
    Und das ist sehr wohl auch das Selbstverständnis wie G.K. - da gibt es offenbar eine Übereinstimmung.
    Nebenbei bemerkt ist Usami Sogen Roshi auch einer, der hier zu erwähnen ist, da Wolfgang Hess vom "Kloster" Liebenau sich auf ihn beruft.


    void:


    Aber ist Er-dessen-name-nicht-genannt-werden-darf selber nicht viel stärker Ausdruck eines Samurai-Zen jenseits von gut und böse? Während die "Zenkreise" von ihrem Auftreten her eher was pragmatisch-biederes haben. Werden sie wirklich angegriffen, weil sie den Zen-Mythos vom geheimnivollen Meister ausschlachten oder gerade im Gegenteil deswegen, weil ihnen die reinen Auserwählten vorwerfen in den pragamtischen Bereich von Lebenshilfe und Manager-Seminaren abgesunken zu sein? Also vom "Hehren" zum "Profanen".


    Über die Motive anderer kann ich nichts sagen. Meine Motivation an dieser Diskussion besteht schon recht lange. Seit ich Zen praktiziere frage ich mich das. Es muss ja eine Art Sendungsbedürfnis dahinter stecken oder eine Mission. Aber um welche Art von Mission geht es da?

  • Aiko:

    Viel merkwürdiger finde ich die Meister Eckhart Rezeption durch Nishitani. Darin lässt sich dann schon ablesen, wie sehr er nach Begründungen für eine Überlegenheit des Buddhismus und des Zen-Buddhismus gesucht hatte. Und hier trafen sich auf die geistigen Einstellungen mit den Nazis und deren völkischem Rassismus.


    Ich kenne Nishitani nicht (von Wiki usw. abgesehen), habe aber viele Predigten von Meister Eckhart, einiges von und über Heidegger, Hitlers Mein Kampf und Himmlers Posener Rede, auch schon, im Laufe der Zeit, ein paar Sutren (das Lottos-Sutra zum Beispiel), in denen von der "Überlegenheit" des Dharma, des "Buddhismus", die Rede ist, gelesen und mehr oder weniger durchkaut und verstanden oder auch nicht, finde aber keine echte Verknüpfung zwischen Eckhart, dem Dharma auf der einen Seite, ich könnte dieser Seite, aber das ist mir egal, Heidegger hinzufügen, obwohl ich die skandalisierten Stellen in den Schwarzen Heften kenne, und den Nazis und "deren völkischen Rassismus".


    Da die Überlegenheit der westlichen Philosophie und implizit oder explizit auch noch der christlichen Religion (und der weißen Population, insb. des weißen Mannes) auf Grundlage der weltumspannenden Machtausübung durch die damaligen Machthaber (im Wesentlichen sind sie es bis heute geblieben, auch wenn der Widerstand zunimmt) als das Selbstverständlichste galt, gelten musste, und diese Sicht mit aller Macht durchgesetzt wurde bzw. werden sollte, dann ist es für mich naheliegend, diesen Zuständen etwas entgegenzusetzen, was wohl Nishitani und die Kyōto-Schule taten.


    Was das mit dem "deutschen", eigentlich "europäischen", Rassismus zu tun haben soll, verstehe ich nicht. Auch nicht, warum dies hier zum Thema gemacht werden soll, wenn es doch lediglich darum geht, dass ein paar Leute auf Papiere, Urkunden und eine schwer überschaubare Flut fremdsprachiger Titel und Siegel stehen, es geht um Leute die auf exotische Tulkunamen, Tulkulinien abfahren, also um Leute, die sich zwar in den weißen Milieus des "Zen" und des "tibetischen Buddhismus" besonders häufig finden lassen, die aber quantitativ und qualitativ marginal und uninteressant sind und räumlich nur wenige und kleine Cluster bilden, wenn wir den gesamten Planeten zum Maßstab nehmen. Um deren Motivationen zu verstehen hilft es nicht, auf Heidegger und Himmler zu verweisen.


    Kongjiazhong

  • Ähm, noch mal zum Thema. Hat eigentlich Rei Shin Nolting jemals selbst behauptet, er habe "inka shōmei"? Ich find da nix. Oder hat sich das G.K. nur ausgedacht, bzw in Unkenntnis dessen, daß der "gewöhnliche" Dharmanachfolger "Hassu" 法嗣 ist, falsch geschlossen. Na gut, seine Leute sehen ihn als Meister und reden ihn mit "Roshi" an, geschenkt, das Alter hat er ja dazu - daraus aber zu konstruieren, daß er behaupten würde "Shike" zu sein, ist doch weit hergeholt.
    Wenn dem so wäre, dann müßte man die allermeiste Aufregung (in Rede wie auch Gegenrede) hier, aber besonders G.K.'s Blog-Artikel als vollkommen substanzlos bezeichnen.

  • http://neu.zenkreis-bremen.de/uber-uns/dharma-linie/

    Zitat

    Rei-Shin Bigan Roshi, Wolf-Dieter Nolting, geb. 1949, war bis 1998 Rechtsanwalt und Notar in Bremen. Er begann 1973 das Zen-Studium und Zazen; herausragende Lehrer waren Nagaya Roshi und Oi Saidan Roshi. 1986 wurde er im Myoshin-ji zum Mönch ordiniert und 1987 von Oi Saidan Roshi als Lehrer und Dharmanachfolger bestimmt. Rei Shin wohnt seit kurzem in der Nähe von Kiel.

  • Aiko:

    http://neu.zenkreis-bremen.de/uber-uns/dharma-linie/

    Zitat

    Rei-Shin Bigan Roshi, Wolf-Dieter Nolting, geb. 1949, war bis 1998 Rechtsanwalt und Notar in Bremen. Er begann 1973 das Zen-Studium und Zazen; herausragende Lehrer waren Nagaya Roshi und Oi Saidan Roshi. 1986 wurde er im Myoshin-ji zum Mönch ordiniert und 1987 von Oi Saidan Roshi als Lehrer und Dharmanachfolger bestimmt. Rei Shin wohnt seit kurzem in der Nähe von Kiel.


    Tja, das stimmt doch wohl, entsprechend des Artikels in "Chugai nippo" ist er Lehrer "Kyōshi"(教師) und Dharmanachfolger "Hassu"(法嗣).
    Mehr wird nicht behauptet.
    Man hätte das sicher klarer ausdrücken können, aber was solls.

    • Offizieller Beitrag
    kongjiazhong:

    Auch nicht, warum dies hier zum Thema gemacht werden soll, wenn es doch lediglich darum geht, dass ein paar Leute auf Papiere, Urkunden und eine schwer überschaubare Flut fremdsprachiger Titel und Siegel stehen, es geht um Leute die auf exotische Tulkunamen, Tulkulinien abfahren, also um Leute, die sich zwar in den weißen Milieus des "Zen" und des "tibetischen Buddhismus" besonders häufig finden lassen, die aber quantitativ und qualitativ marginal und uninteressant sind und räumlich nur wenige und kleine Cluster bilden, wenn wir den gesamten Planeten zum Maßstab nehmen. Um deren Motivationen zu verstehen hilft es nicht, auf Heidegger und Himmler zu verweisen.


    Wir sprachen darüber, dass der Dharma als er in den Westen kam oftmals aus einer bestimmten Art der Romantik heraus verstanden wurde. Und das war bei Herrigel eine rückwartgewandte Romantik, in dem Autoritätsdenken dieser Zeit verwurzelte Romantik. Alle Leute sind Ausdruck ihrer Zeit und als solche transportieren sie deren Machtstrukturen und Denkstrukturen. Was natürlich auch auf die Weise abfärbt, in der sie über den Dharma sprechen oder philosophieren. Die Leute vor hundert Jahren waren Teil einer viel autoritäreren, patriarchaleren Welt. Und das durchdrang alles was sie sagen. Dies erzeugt ein Missverständnis, in dem der"Zeitgeist" als Dharma erschien.


    kongjiazhong:

    Klar, immer sind die anderen Schuld, D.T. Suzuki, Übermenschen (Nietzsche auch?), Herrigel, Krieger, NSDAP, Samurai, Japan, Käse, Heidegger, der Nishitani und der Yasutani, Meister, Intellektuelle … Alle, alle bloß nicht ich.


    Wir sind Teil einer anderen Kultur, die auch alles druchdringt was wir sagen. Die meisten von uns sind Produkt der Moderne, der Konsumgesellschaft usw und das ist das, was uns durchdringt. Man sieht nur die Verblendungen an denen man Teil hat nicht so gut, wie die anderen. Von daher ist es aus dem zeitlichen Abstand für uns leicht, zu sehen, inwieweit vieles was als "Dharma" transportiert wurde, nur das damlige Vorurteil war. Aber natürlich wurde der Dharma dann später im Sinne der Beats und Hippies verstanden und fast glecihzeitig kam dann der Manager-Zen auf. Und diese Vorurteile und Machtstrukturen haben sehr viel mit dem zu tun, was wir sind. Weil wir in Produkten denken, fällt es nicht so sehr auf, wenn "Dharma" zum Konsumartikel wird.


    kongjiazhong:
    void:

    Wenn Heidegger von seinen schwarzwälder Feldwegen faselt, geht einem der Jargon der Eigentlichkeit auf den Senkel

    "Einem", Du meinst wohl "mir". Mir nicht.


    Gerade weil ich Heidegger als Philsoph schätze, stört mich die Eitelkeit und Selbstgerechtigkeit, die sein Werk druchzieht sehr. Eben weil er ein grosser Philsoph ist und es von daher überhaupt nicht notwendig hätte, sich selber Kränze zu winden, salbunsvollen Kitsch zu verwenden, sich an den eignen Worten zu berauschen oder sich willentlich zu verkomplizieren. Wenn man etwas zu sagen hat, braucht man keinen Pathos.

    kongjiazhong:

    Da die Überlegenheit der westlichen Philosophie und implizit oder explizit auch noch der christlichen Religion (und der weißen Population, insb. des weißen Mannes) auf Grundlage der weltumspannenden Machtausübung durch die damaligen Machthaber (im Wesentlichen sind sie es bis heute geblieben, auch wenn der Widerstand zunimmt) als das Selbstverständlichste galt, gelten musste, und diese Sicht mit aller Macht durchgesetzt wurde bzw. werden sollte, dann ist es für mich naheliegend, diesen Zuständen etwas entgegenzusetzen, was wohl Nishitani und die Kyōto-Schule taten.


    Gegen den Europäische Dünkel hilft also ein asiatischer Dünkel? Als mit Japan 1906 das erste mal ein "farbiges" Land ein weisses Land (Russland) besiegt jubelte die ganze nicht-westliche Welt Japan zu. Um dann erstaunt festzustellen, dass es sich daranmachte, die verhassten Kolonialmächte akribisch zu kopieren. Es wurde nicht den "Zuständen" etwas entgegengesetzt sondern nur ein Personalawechsel vollzogen.

  • Vielen Dank, Void, dafür, dass Du auf meinen Beitrag ausführlich eingegangen bist. Was Du schreibst sehe ich als Ergänzung bzw. als Hinzufügung einer etwas anderen Perspektive. Auf einen Punkt möchte ich aber noch kurz eingehen.


    void:

    Gegen den Europäische Dünkel hilft also ein asiatischer Dünkel?


    Realpolitisch ja, es ist ein Gegenmittel, das zeitweilig eingesetzt werden sollte. Gegen die Diskriminierung der "Schwarzen" erfanden die Afroamerikaner den bescheuerten Spruch, bzw. das kulturelle Konzept, "Black is beautiful", obwohl sie dadurch auch nicht schöner geworden sind, zumal sich über Schönheit streiten lässt. Dies stärkte aber ihr Selbstbewußtsein und war daher ein geschicktes Mittel im Kampf für ihre "Gleichberechtigung".


    Als bislang (!) bestes Gegenmittel gegen den Einsatz von Atomwaffen erwies sich - traurig aber wahr - deren Verbreitung (was auch kippen kann, wenn zu viele Akteure über sie verfügen). Seitdem die Sowjetunion solche Waffen besaß war Ruhe an dieser Front, d.h. es kamen keine mehr zum Einsatz. Als die SU noch keine einsatzbereiten Atomwaffen hatte, wurden sie von den weißen, christlichen und demokratischen USA erfolgreich gegen die - immer auch als minderwertig gedachten - japanischen Zivilisten eingesetzt.


    Zitat

    Als mit Japan 1906 das erste mal ein "farbiges" Land ein weisses Land (Russland) besiegt jubelte die ganze nicht-westliche Welt Japan zu. Um dann erstaunt festzustellen, dass es sich daranmachte, die verhassten Kolonialmächte akribisch zu kopieren.


    Über das Erstaunen mag man sich wundern, jedenfalls blieb Japan nichts anderes übrig, als zum Beispiel Korea und Teile Chinas zu besetzen und auszubeuten (man hat ja nur andere kopiert). Das war der imperialistischen Konkurrenz geschuldet. Da Japan aber zu spät kam, wurde es von seinen Konkurrenten hart bestraft und an den moralischen Pranger gestellt. Trotzdem wurde Japan nicht völlig besiegt, es rappelte sich wieder erfolgreich auf, insofern ein gewisser "Dünkel" (neben vielen anderen Fähigkeiten) dazugehörte, war dieser Dünkel ein geschicktes Mittel.


    Aber mit der "Dharma-Übertragung Noltig" hat dies Gott sei Dank nichts zu tun, insofern könnte man diese Diskussion, die wir führen, entweder beenden oder verlagern (ich finde, dass das Buddhaland dafür ohnehin nicht der beste Ort ist).


    Kongjiazhong

    • Offizieller Beitrag
    kongjiazhong:

    Aber mit der "Dharma-Übertragung Noltig" hat dies Gott sei Dank nichts zu tun, insofern könnte man diese Diskussion, die wir führen, entweder beenden oder verlagern (ich finde, dass das Buddhaland dafür ohnehin nicht der beste Ort ist).


    Nach einer Geschichte ist Zen enstanden, als Buddha schweigend eine Blume hochielt und nur Kashyapa verstand und lächelte.Ohne Worte sprang ein "Funken" über. Dharma-Übertragung bedeutet, diese Vorgang zu wiederholen, so dass der Funke weiterspringen kann.


    Allerdings gibt es an einem Punkt, nämlich dort wo es Kulturgrenzen zu überwinden gilt, besonders viel Raum für Missverständnisse und Übertragungsstörungen. Es kommt was an, von dem man animmt es sei etwas was mit dem eigentlichen Inhalt zu tun hat, in Wirklichkeit ist es aber beispielweise nur ein Echo des eigenen Imperialismus, der (nachholend) zu einem zurückhallt. Oder andere eigener Bedürfnisse.


    Von daher macht es schon Sinn sich mit all den Störgeräuschen zu beschäftigen. Mit den romantischen Ideen von "Übermenschen" von Nietzsche, über Krieger hin zum Manager und von da aus zum postmodernen Konsumenten seiner Sucht nach dem Authentischen.

  • void:
    kongjiazhong:

    Aber mit der "Dharma-Übertragung Noltig" hat dies Gott sei Dank nichts zu tun, insofern könnte man diese Diskussion, die wir führen, entweder beenden oder verlagern (ich finde, dass das Buddhaland dafür ohnehin nicht der beste Ort ist).


    Nach einer Geschichte ist Zen enstanden, als Buddha schweigend eine Blume hochielt und nur Kashyapa verstand und lächelte.Ohne Worte sprang ein "Funken" über. Dharma-Übertragung bedeutet, diese Vorgang zu wiederholen, so dass der Funke weiterspringen kann.


    Sorry, das ist eine völlig falsche Deutung dieser Geschichte. Da springt kein Funke über. Der Dharma wird nicht übertragen, wie ein Virus. Es braucht auch nichts entzündet werden. Das Hochhalten der Blume, das Lächeln Kashyapa's sind keine zwei Dinge. Und auch die Worte Buddhas sind davon nicht getrennt, als würde er da seinen Senf dazu geben. Oder seinen Segen. Da wird keine Dharmaübertragung erzählt, weil es nichts gibt, was zu übertragen wäre.

    • Offizieller Beitrag
    Aiko:

    Sorry, das ist eine völlig falsche Deutung dieser Geschichte. Da springt kein Funke über. Der Dharma wird nicht übertragen, wie ein Virus. Es braucht auch nichts entzündet werden. Das Hochhalten der Blume, das Lächeln Kashyapa's sind keine zwei Dinge. Und auch die Worte Buddhas sind davon nicht getrennt, als würde er da seinen Senf dazu geben. Oder seinen Segen. Da wird keine Dharmaübertragung erzählt, weil es nichts gibt, was zu übertragen wäre.


    Die Metapher ist sicherlich dahingehend blöd, dass sie ein wanderndes "etwas" suggeriert.

  • void:
    Aiko:

    Sorry, das ist eine völlig falsche Deutung dieser Geschichte. Da springt kein Funke über. Der Dharma wird nicht übertragen, wie ein Virus. Es braucht auch nichts entzündet werden. Das Hochhalten der Blume, das Lächeln Kashyapa's sind keine zwei Dinge. Und auch die Worte Buddhas sind davon nicht getrennt, als würde er da seinen Senf dazu geben. Oder seinen Segen. Da wird keine Dharmaübertragung erzählt, weil es nichts gibt, was zu übertragen wäre.


    Die Metapher ist sicherlich dahingehend blöd, dass sie ein wanderndes "etwas" suggeriert.


    Das ist aber dieselbe Metapher wie mit dem Bewusstseinskontinuum - was ja an dem Beispiel mit der Kerze gern dargestellt wird.

  • Zitat

    Die Metapher ist sicherlich dahingehend blöd, dass sie ein wanderndes "etwas" suggeriert.


    Ich denke, da wurde gar nichts übertragen. Es wird dem Hochhalten der Blume durch den Buddha eine symbolische Handlung zugeschrieben. Aber der Buddha hätte auch irgendwas anderes machen können. Denselben Effekt hätte auch das Vorbeilaufen eines Eichhörnchen sein können, ein Rülpser eines Mitmönchs, das Fallen eines Blattes … Der Buddha hielt halt gerade eine Blume hoch als bei Kasyapa der Groschen fiel. Ein Zufall. Was wohl eine Rolle spielte, war die gute Vorbereitung durch die Schulung und die Hingabe von Kasyapa, die sich anhand der Hingabe an den Lehrer Buddha offenbaren konnte. Es lief also genauso ab, wie bei uns.
    Wenn dem Hochhalten der Blume eine quasi Übertragungsbedeutung zugeschrieben wird, dann steckt dahinter, dass es etwas zu übertragen gibt, und dass dieses Etwas vom Lehrer übertragen würde. Und das kann ich mir nicht vorstellen. Aber ich kenne das Phänomen der Spiegelung und der Vorbildhaftigkeit. Auch Imitation ist ein hilfreiches Mittel.
    Meiner Meinung nach schildert diese Geschichte einfach das Erwachen des Kasyapa, nicht die Übertragung einer Lehre. Dieses Erwachen war in ein bestimmtes Setting eingebettet, das förderlich war.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Sudhana meinte, ich hätte irgendetwas über den Hoshi nachgeschlagen usf. Alles Rhetorik. Ich habe den Text einer Japanologin vorgelegt, und die hat "Hoshi" gelesen. Übrigens genau wie angeblich die japanische "Botschaft" (gemeint war offenbar: das Generalkonsulat) in Hamburg laut Ji'un Ken selbst in seiner "Verteidigungsrede" für Hatlapa: http://www.buddhaland.de/viewt…&t=14349&start=60#p285808
    Was ein Hoshi ist, habe ich dann Prof. Baroni erklären lassen und auf ihr Buch verlinkt.


    Frage an Sudhana: Hast du ein abgeschlossenes Japanologie-Studium hinter dir?


    Soweit dies. Im Gegensatz zu bel muss ich von meinen Behauptungen nicht abrücken. Die Sache ist im Übrigen ganz logisch - und ausführlich - mit allen bisherigen Widersprüchen und dem Versprechen, dass da noch mehr kommt, hier erläutert: http://der-asso-blog.blogspot.com/


    Mit dem Link auf eine von Nolting ausgestellte "Übertragungs-Urkunde" in Deutsch ist auch ein starker Hinweis erbracht, dass Nolting offenbar nicht weiß, wie so etwas korrekt aussieht, und von daher darf man sehr wohl annehmen, dass er einem alles andere als etwas Korrektes zeigen würde. Wieso sollte jemand, der etwas Korrektes hat, da etwas eigenes Krudes erfinden wollen? Dennoch will ich niemanden davon abhalten, sich auf den Weg zu Nolting oder Hatlapa zu machen. Bisher hat niemand mir gegenüber oder in diesem Forum behauptet, je Noltings eigene Übertragungsurkunde gesehen zu haben - oder diese beschrieben. Das Gleiche gilt für Hatlapa.


    Es wurde hier wie dort auch schon gesagt, dass der Roshi nicht eine "geschenkte" Anrede ist, sondern ein hoher Rang, der verliehen wird und der mit bestimmten Rechten einhergeht, z.B. einen anderen zum Roshi zu ernennen - was Nolting aber nach der Timeline der zitierten Webseiten schon als "Sensei" (Anrede für Lehrer) machte.


    Hier noch einmal das Zitat von einem Schüler in dieser Richtung: http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=12&t=14349#p285501


    Zitat

    Wenn jemand nach Abschluss des Kornstudiums Inka erhält, ist er doch noch kein Roshi. Zum Roshi wird er ernannt. Das kann nochmal zehn Jahre oder länger dauern (go-go-no-shugyō).


    Schade, dass da einige auf diese Rhetorik von Sudhana reinfallen. Dass Hatlapa kein Japanisch kann, ist ja nun klar geworden, und dass er selbst nie den Hassu als alternative Lesart in seinen emails erwähnte, ist ebenfalls belegt. Sudhana hat - nach einem kurzen Versuch, aus den Sutren zu zitieren, und deren Ethik dann gleich selbst verlassend - die Diskussion auf die übliche (und üble) Art vom Thread-Gegenstand auf eine Userdiskussion umzuleiten gedacht (ansonsten hätte auch der Hinweis auf die "Hoshi"-Lesart, die von Ji'un Ken kam, erfolgen können, oder irgendein Bezug auf Ji'un Kens Argumentation, da er sich hier als Schüler in dieser Richtung zu erkennen gab). Sudhanas persönliches Interesse an solchen Manövern wird von Sudhana hier nicht reflektiert.


    Schließlich ist es ganz einfach: Es wird keiner zum Dharma-Erben oder -Nachfolger eines Rinzai-Roshi ohne ein inka shomei. Wenn Nolting und Hatlapa kein inka shomei haben, sind sie auch keine Dharma-Nachfolger. Wer behauptet, ein Dharma-Nachfolger zu sein, sollte sein ichi mai zur Hand haben, das Schriftstück, dass inka shomei und damit die Dharma-Nachfolge dokumentiert.


    Ji'un Ken schrieb hier http://www.buddhaland.de/viewt…&t=14349&start=60#p285808


    Zitat

    Christoph Hatlapa bekam am 08.12.1993 Inka von Oi Saiden Roshi.


    Ihr solltet Eure Verteidigungsreden besser koordinieren.

    5 Mal editiert, zuletzt von diamant ()

  • Doris Rasevic-Benz:
    Zitat

    Die Metapher ist sicherlich dahingehend blöd, dass sie ein wanderndes "etwas" suggeriert.


    Ich denke, da wurde gar nichts übertragen. Es wird dem Hochhalten der Blume durch den Buddha eine symbolische Handlung zugeschrieben. Aber der Buddha hätte auch irgendwas anderes machen können. Denselben Effekt hätte auch das Vorbeilaufen eines Eichhörnchen sein können, ein Rülpser eines Mitmönchs, das Fallen eines Blattes … Der Buddha hielt halt gerade eine Blume hoch als bei Kasyapa der Groschen fiel. Ein Zufall. Was wohl eine Rolle spielte, war die gute Vorbereitung durch die Schulung und die Hingabe von Kasyapa, die sich anhand der Hingabe an den Lehrer Buddha offenbaren konnte. Es lief also genauso ab, wie bei uns.
    Wenn dem Hochhalten der Blume eine quasi Übertragungsbedeutung zugeschrieben wird, dann steckt dahinter, dass es etwas zu übertragen gibt, und dass dieses Etwas vom Lehrer übertragen würde. Und das kann ich mir nicht vorstellen. Aber ich kenne das Phänomen der Spiegelung und der Vorbildhaftigkeit. Auch Imitation ist ein hilfreiches Mittel.
    Meiner Meinung nach schildert diese Geschichte einfach das Erwachen des Kasyapa, nicht die Übertragung einer Lehre. Dieses Erwachen war in ein bestimmtes Setting eingebettet, das förderlich war.

    Das erinnere ich mich an Übungen von mir. Wie weit geht eigentlich Wahrnehmung? Sie geht nicht weiter als bis zu den Häuten. Ich konnte keinerlei Wahrnehmung über meine Häute hinaus wahrnehmen. Da wird nichts übertragen, auch wenn das noch so erhebend und huldvoll ist. Es ist das Wahrnehmen eines Geräusches in Verbindung meiner Gedanken die Befreiung von denken in Systemen erzeugt. Ein Geräusch, eine Geste, ein Bild zerstörte die Denkgewohnheit. Plötzlich erkenne ich das ich obwohl ich einen Kopf habe kopflos bin. Ich weiss viel zu irre als das man das ernst nehmen kann.


    Kasyapa hat genau in dem Augenblick genau das erkannt: Meine Grenze ist meine Haut. Er nahm Zuflucht zu sich selber. Von der Zuflucht zu den drei Juwelen zu der Zuflucht zu sich selber und mit dem Zuhause wissen Zuflucht zu den drei Juwelen, was jetzt eine ganz und gar andere Zuflucht ist. Es ist die Zuflucht aus der Hauslosigkeit(Zuflucht zu sich selber) zur Zuflucht zu den drei Juwelen. Das Selbst erkennen trennt von jeder Dogmatik. Die drei Juwelen sind nur noch System, das Floß bleibt am Ufer zurück. Die Lehre ist eine Hand Sand geworden die ich in einer Tasche nehmen kann nie wider wird sie zu einem Stein die die Lehre vorher war. Alles freie Teile.

  • Aiko:

    Zitat

    Zum einen muss ES vertieft werden und führt zu immer wieder induzierten Kenshos - was in der Psychologie als Form der Halluzination betrachtet wird (Bion, Aufmerksamkeit und Deutung). Zum anderen muss es realisiert werden und was das bedeuten kann liest sich z.B. bei Dietrich Roloff in seiner Widmung seines Buches Bi Yan Lu an Usami Sogen Roshi, dem er seinen "Ritterschlag" zum Buddha verdanke.
    Und das ist sehr wohl auch das Selbstverständnis wie G.K. - da gibt es offenbar eine Übereinstimmung.


    Was für ein haarsträubender Unsinn. Ich finde nirgendwo im Asso-Blog den Hinweis auf einen Ritterschlag des Autors (G.K.) "zum Buddha" - schon gar nicht von einem Zölibatären wie Usami Sogen :badgrin: - noch auf wiederholte Kensho.


    Was "Realisieren" bei Roloff bedeutet, kannst du ja gern mal ausführen, da ich sein Buch nicht kenne. Heißt das Verstehen, Erkennen, oder bedeutet das irgendein konkretes Tun?


    Danke dennoch für den Hinweis, denn über Usami Sogen kommt man auch auf den in der japanischen Zeitschrift genannten "Eckhart (Lehrer)", das ist nämlich Eckhart Gattermann: http://www.nwzonline.de/wilhel…eit_a_6,1,2070251676.html


    Und wie heißt es in diesem Artikel von 2006 (!):

    Zitat

    Eckhart Gattermann, der vor vielen Jahren zum Buddhismus übergetreten ist, kennt Sogen Usami Roshi seit zwei Jahrzehnten. Wie sein japanischer Freund war er von 1984 bis 1988 Schüler des Abtes und Repräsentanten mehrerer Zen-Linien, Oi Saidan Roshi. Gatterman, der hauptberuflich an der IGS Kunst und Deutsch unterrichtet, ist in seinem Glauben ordiniert, was dem Status eines Pastors in christlichen Gemeinden gleichkommt. Er war oft in Japan und er hat zudem die Lehrbefugnis.


    Da Eckhart in dem Artikel, den Hatlapa schickte, von Oi Saidan der gleiche Rang zugemessen wurde wie ihm und Nolting, sind sie demnach, wie ich schon sagte, lediglich Dharma-Lehrer (hôshi).