GAU-LEM (Niklas): Wenn du zum "Selbst" im Buddhismus schreiben willst, kommst du an den Sutren nicht vorbei, die Tathagatagarbha (Buddha-Natur) verhandeln, allen voran das (Mahayana) Mahaparinirvana-Sutra. Mit diesen Stichworten wirst du auf einschlägige akademische Literatur stoßen (z. B. http://www.nanzan-u.ac.jp/SHUB…hi%20tree/Pruning%209.pdf).
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Falls Du was mit dem Shobogenzo machen solltest, vergiß die deutsche Übersetzung, die auf Nishijima zurückgeht
Das Lebenswerk Nishijimas würde ich nicht vergessen. Aber es ist wichtig, über den Tellerrand Dôgens hinauszuschauen, der nach einschlägiger akademischer Meinung (etwa Steven Heine) im Übrigen nicht immer mit Hui-neng, dem 6. Patriarchen, konform geht. Was die beiden eher eint ist ihre Ansicht zur inhärenten Buddha-Natur (s.o., jap. hongaku).
Diese wurde wiederum vom "Kritischen Buddhismus" heftig attackiert, der darin vor allem einen Widerspruch zur Lehre des bedingten Entstehens sieht und damit eine Abkehr vom eigentlichen Buddhismus, wie er sich etwa im Palikanon darstelle (siehe etwa die beiden Sôtô-Zen Adepten Hakamaya Noriaki, Matsumoto Shiro, z.B. in "Zen is not Buddhism": http://www.academia.edu/231541…ritiques_of_Buddha-Nature).
Was will ich damit sagen, ohne dich zu verwirren? Halte dich unbedingt an wissenschaftliche Schriften, um Dein Bild zu vervollständigen.
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stellt die spätere Entstehung des Chan- und Zen-Buddhismus eher so etwas wie einen Bruch in der Entwicklung des Buddhismus dar
Eindeutig ja, auch wenn die Selbstdarstellung, etwa mit der Rückführung der Patriarchen auf einen historisch gedachten Shakyamuni, dort nicht unwichtig ist. Ich würde eher von einer Weiterentwicklung als einem Bruch sprechen. Aber auch für mich kann Zen so verstanden werden, dass es kein Buddhismus ist, wobei ich die Idee der eingeborenen Buddha-Natur (als etwas, das uns alle erst mal gleich macht) nicht als Widerspruch zu einer Übung sehe, in der diese erst erkannt, offenbart und verwirklicht werden soll, und auch nicht als Widerspruch zur Tradition, in der Zen steht, und den dieszgl. Sutren, also z.B. dem Mahaparinirvana-Sutra. Die Abwehrhaltung der o.g. "kritischen Buddhisten" beruht wohl darauf, dass sie selbst vor allem im Dôgenschen Sinn (Sôtô-Schule) gelehrt wurden und von daher übersahen, dass hongaku (Buddha-Natur) tatsächlich etwas mit (nicht-personalem, ewigem) Selbst zu tun haben kann. Mit anderen Worten, sie lehnen die Korrektur der nach dem Palikanon entstandenen Tathagatagarbha-Sutren an einer dortigen einseitigen anatta (Nicht-Selbst)-Lehre gleich mit ab.