Beiträge von diamant im Thema „zen + vier edle Wahrheiten/8fache Pfad“

    Das war aber nicht der Punkt - wie es da läuft. Das kann man sich ja leicht ausmalen, wenn einer wie du da rein und rausspaziert und das hier oft genug erwähnt hat. Oder wenn man sieht, dass eine Schauspielerin und ein Filmteam sich wohl auch nur zeitweise da aufhalten. Insofern wird auch kaum einer, der wirklich hin will, sich abhalten lassen, da einfach mal aufzuschlagen.


    blues Ansatz war die Außendarstellung - also das, was beim Leser der "Anforderungen" rüber- oder ankommt.
    Und ich habe gesagt, dass ich das nicht nur ausnahmsweise auch mal ähnlich sehe wie sie, sondern dass es sogar von Muho so gewollt ist. Er hat ausdrücklich den "Erfolg" dieser Maßnahmen benannt.


    Über die Anforderungen selbst hab ich mich kaum kritisch geäußert (das liegt einfach daran, dass ich nicht weiß, wie der prozentuale Anteil von Japanern zu Nicht-Japanern durchschnittlich ist), allerdings über die zunehmende Anzahl von Youtube-Clips, die den Eindruck des "Geschlossenen" schon dadurch erhöhen, weil sie überwiegend nur noch auf Japanisch sind. Denn die richten sich ja an die Allgemeinheit, die anderen "wissen ja, wie es läuft". An der Antaiji-Tradition (Sawaki und Co.) dürften aber inzwischen mehr Nicht-Japaner als Japaner Interesse haben. Und dem Reis ist es auch egal, welche Sprache man spricht.


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    (Da das nun zum "Innenleben" übergeht, trenne ich den Gedanken mal ab ...)


    Mir ist auch gerade folgende Idee gekommen: Ich stelle mir vor, dass gesprochene Sprache a) in einem Zentempel nicht so wichtig sein könnte, b) so gewählt werden könnte, dass sie von der Mehrheit der interessierten Gemeinschaft gesprochen/verstanden wird.


    Wie viele seid ihr denn im Moment und wie viele davon haben das "Level 4" bei den jap. Sprachkenntnissen erreicht?

    Zitat

    Du bist wieder nicht in der Lage zu lesen


    Paradebeispiel für Eristische Dialektik, Trick 38: "ad personam".


    In der Sprachwissenschaft nennt man mein Beispiel jedoch eine "Analogie". Und die muss stimmen. Eine 19-jährige ist von einer 20-jährigen Frau wenig verschieden, aber ein zweiwöchiger Aufenthalt von einem dreijährigen erheblich. Darum ist bels Analogie unzutreffend.


    Es ist doch ganz einfach.
    Jemand fragt Muho per email: "Ich will mal ein, zwei Wochen nach Antaiji. Kann ich kommen." Wenn er es klar haben will, kann er es schreiben.


    Was immer wieder an bel auffällt ist, dass er seinen Lehrer nicht versteht. Und genau das ist Eristik und wohl auch der Grund, warum er sie immer wieder erwähnt. Ein Sport, mit dem er sich gern beschäftigt: Rechthaben um des Rechthabens willen. Er könnte einfach zu Muho gehen und ihn fragen: Willst du Leute für kurze Aufenthalte, die noch nicht hier waren? (Wenn ja, warum steht es da nicht? - Ganz einfach, sagt diamant, weil er das eben nicht will ...)

    Du hast dir diese Mühe umsonst gemacht, Doris. Ich habe gar nichts dagegen, dass Muho solche Bedingungen festschreibt und was Verlässliches aufbaut. Ich kann seine Gründe zu einem großen Teil nachvollziehen. (Die Außendarstellung auf der Antaiji-Webseite jedoch immer weniger - man richtet sich vorwiegend auf Japanisch an ein internationales Publikum.)


    Allerdings ändert das nichts daran, dass er es genau so meint: Er will nach Möglichkeit vermeiden, dass Leute nur kurz kommen.


    Zitat

    Das bezieht sich auf das Langzeitretreat, sonst stünde es in einem anderen Kapitel der Webseite.


    In welchem anderen Kapitel? Es gibt nur dieses zum Aufenthalt. Und ich meine, Muho hat das zuletzt auch selbst nochmal nach der Online-Session bei Jundo Cohen betont (oder in einem der anderen Clips). Er sagte auch, dass es - seit er es so macht - immer mehr beständige Teilnehmer an der Gemeinschaft gibt. Demnach funktioniert es in seinem Sinne.


    Wogegen ich was habe, und darum ging es hier - nach Themenwechsel auf Deshimaru (der erst allerdings dafür herhalten musste, dass auch er die Wahrheiten und den Pfad lehre) -: Dass man mit Argumenten des formalen Zen die Dinge wegbügeln will, die das Zen ausmachen ("außerhalb von Schriften") und damit den Auftrag, den Deshimaru in sich verspürte, schlecht redet. Und das ist bels Art, eben nicht am Text zu arbeiten und aufzuzeigen, wo Deshimaru das Zen schlechter gelehrt hätte als Sawaki. Ich bin wie gesagt bereit, falls sich noch herausstellt, dass auch Deshimaru an Kriegsverbrechen beteiligt war, das offen zu sagen. Aber das hat mit der anderen Sache nichts zu tun, jedenfalls nicht für mich. Ich kann die Leistung auf einem Gebiet würdigen, wenn sie auf einem anderen defizitär gewesen sein mag. Deshalb sollte auch jemand wie Edathy weiter gute Arbeit in Untersuchungsausschüssen machen können. Und darum sollte man durchaus auch Bücher wie "Stimme des Tales" lesen, wenn man karma begreifen will.

    Dass du nicht mit den Gepflogenheiten bei Bildunterschriften vertraut bist, sehe ich dir nach.


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    Anonymität nach Belieben, ist das nicht genau das, was Du für Dich beanspruchst?


    Wieso? Ich bin doch nach deiner Meinung gar nicht anonym. Dann ist doch alles geklärt. bel hingegen ist für dich anonym. Der Unterschied ist damit klar gemacht. Du kannst bels Namen und Wohnort hier nicht in einem Satz erwähnen. Damit ist auch deutlich, woran es bei dir hapert. DU misst mit unterschiedlichem Maß, je nach Belieben.


    Das Gleiche gilt für die "Gruppe" a.k.a. Moderatoren. Sprichst du fotost und mukti hier mit Namen und Wohnort an?


    Bei der Ajahn Brahm-Kritik steht im Assoblog der gleiche Name wie unter jeder anderen. Es kommt also immer auf den Ort an.
    Wenn Antaiji ein Ort für Anonymität sein will, dann kritisiere ich das. Ich kritisiere das auch am Buddhaland, aber man hat sich hier offenbar auch in den letzten Monaten nicht anders entscheiden können. Und damit lebe ich. Du kannst das offenbar nicht so gut.

    Das ist Sprachlogik. Die Logik, mit der man Sprache benutzt. Deine Logik kommt nicht von der Sprache her, darum verdrehst du auch den Sinn von Worten und Sätzen ständig nach Belieben.


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    Es beginnt schon damit, daß "gesucht" nicht bedeutet: "lässt ausschließlich nur zu".


    Klar, deshalb kannst du einem, der eine Frau sucht, auch einen Mann andrehen, und wer seine Katze sucht, der nimmt gern auch einen Hund. Ich sagte ja schon, dir ist da einfach nicht mehr zu helfen.


    Es bedeutet dies:


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    Wer bereits in Antaiji war und sich hier auskennt, kann allerdings nach Absprache auch für kürzere Zeiträume kommen.


    Wer für kurze Zeiträume kommen will, muss demnach - sprachlogisch - schon mal da gewesen sein. So steht es da. Ergo: Wer noch nicht da war, kann nicht für kürzere Zeiträume kommen - außer, er geht nach der "Probezeit" (80 Tage). Dann ist er (nachträglich) für kurze Zeit gekommen. Aber eben nicht von vornherein.


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    Manche Leute verstehen hier auch die Funktion von "Kritik" nicht. Ich frage mich, ob die auch keine Buchrezensionen oder Filmbesprechungen lesen, weil sie nicht von Autoren oder Filmemachern selbst stammen.

    Ja, Doris, von mir sind auch Fotos im Netz. Sogar mit Namen.


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    Meinst Du nicht, dass die Welt ein Anrecht darauf hat zu wissen, wer die Person ist, die hier immer so wagemutig seine Meinungen in den Raum stellt?


    Das hatten wir schon zig mal. Offenbar mangelt es dir an der einfachsten Logik: Natürlich, wenn ALLE im Forum diesbezüglich gleich behandelt werden.
    Hier geht es aber gerade nicht ums Forum - weil wir's damit schon oft hatten - sondern um die von blue kritisierte "Insiderveranstaltung", zu der sich Antaiji selbst in der Außendarstellung entwickelt, wenn z.B. das Meiste nun nur noch auf Japanisch kommt oder die Handelnden dort nach Belieben in Anonymität verschwinden können. In einer Philosophie der "offenen Weite" (Zen). Die hier, das sei nochmal gesagt, aufgrund der Regeln und der unterschiedlichen Traditionen nicht herrscht.


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    Ich habe übrigens schon einige Male bel auf Fotos in Antaji sehen können.


    Schön, dass du wie ich sehen kannst. Aber: Wo hat er sich über die Bildunterschrift identifizieren lassen?
    Deshalb hab ich Muho auch damals um die Namen der Leute bei der Gedenkfeier gebeten. Es ist allgemein üblich, dass man bei solchen Veranstaltungen in Bildunterschriften usw. erklärt, wer anwesend war.



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    Dann gibt es den Begriff "Anwärter"


    Da fehlt natürlich der Link.


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    Verstehe nicht, was man da missverstehen könnte


    Nichts, du hast es ja selbst zitiert. Antaiji sucht Leute für Langzeitaufenthalt - mit Ausnahme derer, die schon mal da waren. Daraus folgt für den, der lesen kann, der Schluss: Wenn ich noch nicht da war, kann ich also nur für einen Langzeitaufenthalt kommen. Dazu sollte ich von vornherein bereit sein.


    Der nächste Passus wird durch den ersten (außer, wer schon mal da war) konterkariert. Denn wenn dazu, schon mal da gewesen zu sein, eben nur das gehört, dann kann man ja auch ohne die Absicht kommen, 3 Jahre zu bleiben, also bloß mit der Absicht, schon mal da gewesen zu sein. Demzufolge kann das nicht Muhos Absicht hinter der Suche nach Langzeitaufenhaltlern sein. Und demzufolge kann man die Probezeit nicht so missverstehen wie offensichtlich du - als Hintertür für Kurzaufenthalte. Verlangt ist eine Absicht - und "Probezeit" (ein Begriff aus dem Arbeitsrecht) wird in aller Regel so verstanden, dass die andere Seite darüber entscheidet, ob man dann tatsächlich seine Absicht wahrmachen darf oder nicht. Und dahingehend scheint mir blues Kritik u.a. zu gehen.

    Moment, Elke, hier geht es m.E. a) um die Außendarstellung von Antaiji (nicht ums Innenleben), und die darf man auch mal - von außen - der Kritik unterziehen, und b) kannten die hier Beteiligten wohl weder Sawaki noch Deshimaru persönlich, da sind sie sich also gleich.

    Ich habe das alles gelesen. Und es stellt sich dem Leser eben so dar, wie blue es beschrieben hat. Ob das gewollt ist oder nicht. Muho gibt sich wirklich viel Mühe, sogar zu begründen, warum man Japanisch können müsse, u. a. wegen des Kontakts zu Ärzten, dem Dorf usw. Da ist ein ganz klarer Anspruch und Schwerpunkt. Das zeigt sich auch darin, dass er selbst meistens japanische Beiträge einspricht. Obwohl klar ist, dass die meisten Interessenten an Antaiji kein Japanisch können dürften. Ich habe ihn mal gebeten, die bei der Gedenkzeremonie Gefilmten wenigstens namentlich vorzustellen. Das wäre mal interessant gewesen. Man kann natürlich sagen: "Warum Geschwätz nähren?" Aber dann kann man auch sagen: "Warum das Tantam filmen?" Insofern ist blues Anfrage berechtigt - was soll die Darstellung nach außen, wenn sie sich so "abschließt"? Ich hab das Muho auch geschrieben.


    Wenn du das Gegenteil behauptest, belege es (ich weiß, eine vergebliche Hoffnung bei dir).


    Ob du Selfies machst oder nicht - du bist ja nicht der einzige, der filmt. Aber ich hab gehört, du wirst nicht gern gefilmt.


    Es geht hier nicht um mich. Du postest in einem öffentlichen Forum, in dem du zum Beispiel Teetrinken und Ansprechen des Themas Rei-Bande beim Besuch in einem Rinzai-Tempel angekündigt hast. Dann kommt nix. Das hast du aber nicht mir gesagt, sondern den Lesern des Forums. Es sei denn, du machst doch Selfies, nämlich verbale.

    Nein, bels Haltung ist allein seine und hat nichts mit Antaiji zu tun - schon deshalb nicht, weil bel auch in Antaiji anonym sein will - aber die anderen gern ablichtet. Insofern hat bel selbst nichts mit Kodos oder Deshimarus Zen zu tun. Das ist nämlich "offene Weite". Außer eben in den Punkten, die sie gern in besserem Licht erscheinen lassen wollten - und da kann bel sich dann doch wieder mit ihnen im Einklang sehen ...


    Und bel drückt sich selbst im Falle Antaiji um die Erklärung, sondern verneint im Nebulösen ("ich bin über 40"). Die Bedingungen für einen Aufenthalt in Antaiji sind auf der Website klar formuliert und dürften einige abschrecken, darauf will wohl blue hinaus. Und das da ständig Ausnahmen gemacht werden, kann man ja an den Teilnehmern in den Clips sehen. Das gilt natürlich auch für die Japanischkenntnisse.


    Sawakis Biografie hat ebensolche Punkte wie die Deshimarus, an denen man Kritik ansetzen kann.


    Und um aufs eigentliche Thema kurz zurückzuschwenken: Auch Deshimaru ist ein Beispiel für das Zen, auf das ich hier immer wieder hinweise. Das Zen, dass über Dogmen hinausgeht und auf den Buchstaben von edlen Wahrheiten und achtfachem Pfad keinen Wert mehr legt. Deshimaru nämlich lehrte mushotoku - nichts erlangen zu wollen (also auch keine Reinheit der Rede und des Tuns etc.) und hishiryo - "Denken aus dem Grunde des Nicht-Denkens" -, also einen Geisteszustand, der sich frei von Konzepten gemacht hat. Und wer mushotoku und hishiryo nicht begriffen hat, der fällt immer wieder darauf herein, dass das Leben mit vier Wahrheiten am besten erklärt sei, oder indem man ein achtfaches Regelwerk befolgt am besten gelebt.

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    Und das kann man sehr wohl wissen.


    Nein. Du kannst bestimmte Dinge nicht wissen, weil sie sich zwischen zwei Personen - oder eben kritischer: nur in einer Person - abspielen. So z.B. auch mein Traum von der Wiedergeburt Joshu Sasakis als Tier, der - wie ich erst später recherchieren konnte - nach Umrechnung der Zeitzonen genau stattfand, als er starb.


    Es ist nicht wichtig, was du als Außenstehender davon hältst, sondern nur, ob Deshimaru in sich einen Ruf verspürte. Der kann als illusionär betrachtet werden, aber wir sehen uns heute mit den Folgen der Energie konfrontiert, die er da hineinsteckte. Ich selbst kam unmittelbar nach einer Einsicht kurz nach Deshimarus Tod zum Zen - und zunächst u.a. auch auf ihn. Spirituelle Kontinuität hat nichts mit deinem hossenshiki oder anderen Ritualen zu tun. Das ist die Show für andere. Ob einer im Geiste eines anderen wirkte, das erschließt sich mir auf andere Weise, und das steht bei Deshimaru mit Bezug auf Sawaki für mich außer Zweifel. Aus diesem Grund "fressen" die Zenadepten im Gefolge Deshimarus auch Sawakitexte wie Schokolade. Weil sie darauf vorbereitet sind, ihn einigermaßen zu begreifen. Warum das umgekehrt nicht funktionieren soll, scheint mir eher ein Antaiji-Problem zu sein.


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    Huineng hatte jedenfalls sowas wie ein hossenshiki


    Hahaha, das ist ja köstlich! Als Gegenargument für eine Legende wird einfach eine andere Legende eingebracht! Herrlich!
    So kommt's, wenn man sich in formalem Zen verstrickt.


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    Auch eine "Mission" im Westen lag außerhalb seiner Agenda, da gab es für ihn Dringenderes.


    Es ist ja auch wichtig, dass Schüler sich bemühen, ihre Lehrer zu übertreffen und deren Fehler auszugleichen. Zum Beispiel den, zu übersehen, dass die Zeit für diese "Mission" reif war.

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    Deshimaru beginnt seine Zeit in Europa mit einer faustdicken Lüge, der er sich sehr bewusst war.


    1) Das kann man nicht wissen. Nach meiner Kenntnis soll ihm Sawaki im direkten Gespräch einen Auftrag gegeben haben.


    2) Ein anderer Aspekt, der manchen gar nicht bewusst ist: Es gibt Arten der Übertragung, die bewusst nicht offiziell geschehen (siehe die Legende vom 6. Patriarchen) und Selbsteinordnungen (wie bei Chinul), die im Nachhinein durch das Wirken von Lehrern gerechtfertigt werden.


    Die Frage ist, was dabei rauskam. Wenn Kesa nähende Frauen shiho bekommen, sollte man eigentlich annehmen, dass Sawaki das Potential von Deshimaru erkannt hat. Aber so einfach ist das nicht. Sawaki hat ja auch einen als Nachfolger ernannt, der offenbar eher etwas gierig war. Mit anderen Worten: Auch Sawaki konnte sich täuschen, wie sollte es auch anders sein. Für mich sieht es also so aus, dass Deshimaru mehr für Sawaki getan hat als manch einer seiner offiziell mit shiho versehenen Schüler/innen. Das heißt, wenn man nicht der bürokratisch-korrekten Verzeichnismeierei usf. anhängt, dann ist hier das Ergebnis entscheidend. Und das kann sich sehen lassen. Um das Gegenteil zu beweisen, müssten statt plumper Thesen Auszüge aus Sawakis Textauslegungen gegen die von Deshimaru gehalten werden. Mit den Sprüchen und Anekdoten aus An Dich oder der Zenlüge kann man kaum einen Vergleich anstellen, da von Deshimaru ja konkrete Kernlehren überliefert sind.

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    Konkret ist, dass die ganzen übriggebliebenen Hippies, 68er, und sonstwie Suchenden, die zu ihm kamen, damals Null Ahnung von Zen oder Sawaki hatten. Und offenbar auch so naiv, nicht auf die Idee zu kommen, mal in Antaiji oder Ehiji nachzufragen.


    1) Nach was sollten sie denn fragen? Ob er ein ordentlich verzeichneter Nachfolger von Sawaki ist? Glaubst du wirklich, dass hätte den großen Unterschied gemacht? Die meisten, die das nicht verstanden haben und später woanders meinten ihre ordentliche Registrierung in einer bestehenden Linie nachholen zu müssen, lassen trotzdem nichts auf ihn kommen.


    Der Punkt ist ja konkret - was haben denn die fünf ordentlich verzeichneten Nachfolger Sawakis im Vergleich zu Deshimaru so auf die Reihe bekommen? Inwiefern unterscheidet sich das, was sie tun und lehren, signifikant von Deshimarus Werk? Man hat ja die Möglichkeit, sich nicht nur Sachen von Uchiyama anzuschauen, sondern auch bei Braverman über den im Park Lebenden (Sodo Yokoyama) zu lesen und über die Sangha von Coupey was über den im Wald Lebenden (Kojun Kishigami) zu erfahren. Über einen weiteren, der Roben von Sawaki verhökerte, kann man ggf. im Antaji was hören. Ich kann nur empfehlen, sich das alles anzuschauen und dann mal zu versuchen zu erkennen, was Deshimaru anders oder "schlechter" als die anderen gemacht haben soll. Erst recht, wenn man dann noch hört, dass unter den drei Nonnen, die von ihm shiho bekommen haben sollen, eine war, die gar kein Zazen machte, sondern lieber Kesa nähte. Man stelle sich mal vor, diese Nonne wäre statt Deshimaru in Frankreich aufgeschlagen ...


    Mit anderen Worten: Deshimaru ist für die Wertschätzung Sawakis in Deutschland (und Europa) wesentlich verantwortlich.


    2) Wie sollen sie "Ahnung von Sawaki" haben, wenn der tot ist? Denen bleibt die gleiche Ahnung wie allen anderen, die ihn nicht selbst kannten.

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    Genau in seinen Fehlern


    Diese Ansicht ist der eigentliche "Fehler". Auch Ikkyu war ein Trinker, auch Gempo Yamamoto. Natürlich haben wir und haben diese alle irgendwelche "Fehler". Von einer gewissen Warte aus betrachtet. Aber mit dem "eigentlichen Fehler" meine ich, Fehler zu definieren über Dogmen, egal woher, also auch aus dem Palikanon. Jeder Mensch sollte ein Recht auf seine eigene Form von Glück haben, und wenn er/sie dazu z.B. Alkohol benötigt, ist das in Ordnung. Die Grenzen zeigen sich im Umgang mit anderen. Was aber hat Deshimaru im Umgang mit anderen geleistet?


    Und da haben wir den Punkt. So "ahnungslos" dürften Deshimaru-Schüler nicht gewesen sein, etliche sind ganz regulär in der Sotoshu ordiniert und tragen in diversen Ländern seine Lampe weiter. Man müsste schon am Detail argumentieren, statt mit solchen Plattheiten zu kommen. Da wäre dann z.B. mal zu schauen, was Deshimaru für das Verständnis diverser Texte getan hat, wie sie etwa im Kristkeitz Verlag erschienen sind. Gerade wenn man in dieser (Soto)Richtung praktiziert, sollte man also relativ leicht erkennen und konkretisieren können, was die Leute, die z.B. im Umfeld Sawaki üben, weniger "ahnungslos" machen soll als die Deshimaru-Anhänger. Mal sehen, ob da konkrete Beispiele kommen.

    Zitat

    [Deshimaru] der war ausgemustert worden.


    Ja, behauptet er, wegen "Kurzsichtigkeit". Und danach ging er ausgerechnet nach Bangka, wo 1942 ein berühmtes Massaker durch die Japaner begangen wurde. "Nicht an der Front" sieht für mich anders aus, als in besetzte Kriegsgebiete zu gehen.


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    Weiß jemand wo man diese Geschichte [Bodhisattva killt Piraten] findet ?


    Paññāsa Jātaka
    http://www.cambosastra.org/bud…cs-in-the-pannasa-jataka/
    http://store.pariyatti.org/Apo…Stories-Vol-1_p_1901.html


    Siehe auch einen Hinweis hier: https://books.google.co.th/boo…ling%20a%20Pirate&f=false (S. 252)

    Zitat

    Diese Feststellung kann wohl nicht mehr sein als eine plumpe Provokation.


    Nein, mukti, das ist rein deskriptiv (beschreibend) und soll den Unterschied zwischen einem Leben, das die Dogmen wörtlich umzusetzen sucht und einem, das sich davon freigemacht hat, verdeutlichen. Das "Freimachen" setzt die Einsicht voraus, dass die Dogmen per se eben nicht der Weisheit letzter Schluss sind. Genauso wenig wäre es jedoch Alkoholismus.


    Ich selbst glaube, dass Deshimaru seine Tätigkeiten in Indonesien während des Krieges beschönigt. Ich beschäftige mich gerade mit der japanischen Besetzung und ihrer Behandlung holländischer Kriegsgefangener. Es wurden auch nicht alle japanischen Geschäftsleute in amerikanische Kriegsgefangenschaft genommen (wie Deshimaru), da scheint mir also mehr dahinter zu stecken. Die von ihm genannten Aufenthaltsorte waren entweder für Massaker der Japaner bekannt [Bangka] oder für andere Arten von Minen (z.B. Zink und nicht Kupfer - worin Deshimaru gemacht haben will) [Belitung]. Auch das ist keine Provokation. Ich schätze Deshimaru für seine Arbeit zum Zen. Seine Geschichten aus Indonesien nehme ich ihm nicht ab.


    Jedenfalls erläutern seine Texte zu Kampfkünsten, dass er sich da klassisch einordnet und demzufolge auch in der Lage gewesen sein muss (ein solches Selbstbild gehabt haben muss) zu töten.

    Zunächst der Hinweis, das man Sutren, die darauf hindeuten, dass es sich beim Zen und Mahayana sogar um andere "Religionen" handeln könnte als beim Theravada (und die Unterschiede entscheidender sind als die Gemeinsamkeiten, was Vertreter der DBU gern anders sehen), auch online kostenlos einsehen kann. Das Shrimala-Sutra z.B. hier: https://drive.google.com/file/…Gh3MlYxMDRXLWs/edit?pli=1


    Man kann hier in diesem Forum, wenn man Beiträge der Buchstabengläubigen des Palikanon mal gegen andere etwa aus dem Zen hält - auch wenn wir uns hier nicht als allzu repräsentativ ansehen müssen - bereits eine Andeutung der großen Unterschiede bestätigt finden.


    Es kam ein Hinweis, es handele sich bei einigen Zengestalten um "Ausnahmen". Von dieser Betrachtung rate ich ab. Nicht ihr äußerlicher "Job" (Regierungsberatung, Bordellbesuche usw.) ist da wesentlich, sondern was sie lehrten. Bei Muso Soseki ("Gespräche im Traum") findet sich - wie bei sehr vielen anderen bedeutenden Zenmeistern der Geschichte - nur relativ wenig zu den vier edlen Wahrheiten und anderem Konsens (wie ihn etwa die DBU einen soll), hingegen sehr viel zu den Kernthemen des Zen, wozu das von Aiko angesprochene "außerhalb der Schriften" und eine gelebte Unabhängigkeit gehört. Selbst die Zen- oder Mahayana-Kernthemen selbst, denen Theravadin noch zustimmen können, werden von Muso z.B. als "Missverständnisse im Buddhismus" angesehen. Beispiele: "Alle Dinge sind unbeständig" und "Alle Dinge sind leer".


    Häh, denkt da jetzt mancher Leser, das sind doch wohl Grundthesen des Dharma. Für Muso jedoch sind es "Ansichten, die zwar eine vorübergehende Funktion im Buddhismus erfüllen können. Wenn sie aber zu festen Meinungen werden, führen sie zu Missverständnissen."


    Zen versteht Buddhismus in erster Linie als Geistesschulung, und das heißt vor allem ein Verständnis in die Funktionsweise des EIGENEN Geistes. Von daher ist unerheblich, ob jemand den Palikanon kennt. Beschäftigt sich jemand aber mit Zen-Schriften, wird er von sich aus in der Regel die früheren Quellen heranziehen wollen. Dieser Weg ist m.E. der Empfehlenswertere, nach einem tieferen Einblick in den eigenen Geist bewertet man die Erkenntnisse anderer Geister nämlich anders.


    Was Deshimaru angeht, so hat seine Beschäftigung mit den vier edlen Wahrheiten nicht verhindert, dass er als Soldat in den Krieg zog. Was eigentlich, leicht durchschaubar, nicht möglich ist - es sei denn eben, man versteht, dass Zenlehrer wie er diese Dogmen von vornherein eben nicht so verstehen wie Theravadin bzw. wie die o.g. Buchstabengläubigen. Wenn Deshimaru "nicht töten" sagt oder rechter Weg, dann bedeutet dies eben nicht, dass er keinesfalls tötet. Und schon gar nicht, dass er sich nicht am Alkohol berauscht. Und das ist, wenn man seine Darlegungen liest, nicht bloß Heuchelei oder Versagen. Auch für ihn sind, wie für alle bedeutenden Zenmeister, Gebote und "Wahrheiten" nur geschickte Mittel. Auch hierzu nochmal Muso Soseki, mit einem Seitenhieb auf die jhana:


    "Der Glaube an die Erleuchtung genügt freilich nicht. Vielmehr muss sie gelebt werden, indem man durchs Leben geht, ohne an den Geschehnissen zu haften, und durch die Phasen der spirituellen Entwicklung, ohne irgendeine für die letztgültige zu halten."

    Bei den Ausführungen von Sudhana ist das Wort "formal" zu beachten. Es handelt sich um ein "formales" Verständnis von Zen.


    Die Ausgangsfrage von mindfullness enthielt bereits einen Zirkelschluss, auf den Sudhana dann dankbar einging:

    Zitat

    die Nennung der vier edlen Wahrheiten. Zweifelsfrei ist dies absolut grundlegend fuer Buddhas Lehre.


    Nein, es ist grundlegend für ein vorherrschendes Verständnis von Buddhas Lehre.


    Es gibt im Mahayana durchaus Sutren, die einem eine andere Auffassung nahelegen. Ich zitiere hier gern als Beispiel das Shrimala-Sutra, in dem deutlich gesagt wird, dass nur die EINE Wahrheit (nämlich des Aufhebens von Leiden) von Bedeutung sei und die anderen drei minderwertig. Ganz abgesehen davon, dass sich auch in anderen Mahayanasutren deutliche Ansichtsverschiebungen finden (in den Tathagatagarbhasutren im Allgemeinen hin zu einer Vorstellung des atman statt einer schlichten Negierung desselbigen) - denken wir hier einmal ein bisschen weiter.


    Der Fragesteller deutete an, dass Zen ja über Konzepte hinausgehen wolle. Tatsächlich wird im Zen das Leiden nicht aufgehoben, indem man den 8fachen Pfad geht oder weil man an vier edle Wahrheiten glaubt, sondern weil man "erwacht". Dieses Erwachen folgt nicht zwangsläufig aus dem "Einhalten" des Pfades, sondern unter ganz unterschiedlichen Umständen. Dieses Erwachen haben zahlreiche Zenmeister beschrieben, und aus diesen Beschreibungen wird immer wieder klar, dass dafür keinerlei Dogmen entscheidend waren. Sehr oft aber eine Trainingsmethode, zu der - etwa in der Koanschulung - auch schlechtes Benehmen (Schlagen, Anschreien etc.) gehörte. Späterhin zeigt sich in den Lehren der Erwachten, dass diese Dogmen oft eine untergeordnete Rolle spielten und - wie im Falle Dôgens - sogar seinen tieferen Einsichten widersprechen, also offenbar eher "fürs gemeine Volk", wozu auch der durchschnittliche Mönch gehören kann, gelehrt wurden. Ich würde also davon ausgehen, dass es eine flache und eine tiefe Lehre im Buddhadharma gibt. Vom Standpunkt der tiefen Lehre ist der Inhalt der flachen verwerfbar. Ein gutes Beispiel kann man heute an den Zenlehrern erkennen, die sich nicht zustimmend zu einem Glauben an Reinkarnation äußern oder diese (wie andere Inhalte des Palikanon) umdeuten, obwohl die Kausalkette hier recht eindeutig ist.


    Fazit: Mit dem Erwachen erübrigt sich in der Regel das Festhalten am Dogma. Wer nicht erwacht ist, kann das nicht sehen und legt sich damit selbst Steine in den Weg. Und um dem gleich vorzubeugen: Nein, es bedeutet nicht, dass ein Erwachter sich unmoralischer benehmen müsste als einer, der ganz genau dem 8fachen Pfad folgt (jedenfalls so, wie er/sie ihn versteht).


    Natürlich kann man sich die Grundlagen des Buddhismus ganz ordentlich aneignen und auch behaupten, sie seien die Voraussetzung dafür, zu verstehen, was dann im Zen gemeint sei. Das wird aber nichts daran ändern, dass man diese Grundlagen als Erwachter als geschickte Hilfsmittel durchschaut und sich ggf. ganz anderer geschickter Hilfsmittel selbst bedient. Darum war es im Zen auch immer möglich, dass einer zum Regierungsberater wurde, zum Militär ging oder ins Freudenhaus. Keiner dieser Meister musste deshalb ausgeschlossen werden.